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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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leiten gegen Preußen theilzunehmen. Der Herzog von Gotha übernahm als
Landesherr die Vermittlung, seitdem gingen die Parlamentäre hin und her;
von Berlin wurde am 24. Mittags mit Extrazug der Generaladjutant des Kö¬
nigs, v. Alvensleben gesandt. Aber der Abschluß des Vertrags stieß auf
Schwierigkeiten, wie man sich erzählte, weil im Rathe des Königs von Han¬
nover eine kriegslustige Partei die Oberhand gewonnen hatte, ja die Hanno¬
veraner erklärten einmal plötzlich die Unterhandlungen für abgebrochen,

Sie hallen sich am 24. bis an die Bahn zwischen Gotha und Eisenach
bei Mechlerstedk vorgezogen, die Zerstörung vorbereitet, Telegraphenstangen zer¬
hackt, endlrch bei einbrechender Dunkelheit Schienen ausgenssen, die Bahn un"
fahrbar gemacht. . >,

Mit General v. Alvensleben wurde endlich bis zur Entscheidung des Kö-
nigs von Preußen über die Vorschlage der Hannoveraner vereinbart, daß die
Feindseligkeiten von beiden Seiten eingestellt werden sollten. Unterdeß war
am 25. preußische Verstärkung eingetroffen, eine Escadron und zwei Bataillone
Landwehr (oerliuer Kindel), welche unter General Seckendorff von Nordhausen
über Tanna heranmarschirl waren; während der Waffenruhe langte auch das
bereits länger erwartete 11. Regiment (Schlesiei), welches in Schleswig ge¬
standen hatte, an, dazu eine gezogene Batterie. Schon am 25. war die Nach¬
richt gekommen, daß General Beyer in den ersten Morgenstunden mit der Vor¬
hut seines Corps von 15,000 Mann in Eisenach angelangt sei, etwas später
traf auch die (dreizehnte) Division Goben daselbst ein.

Seit dem 25. war die Uebermacht so entschieden auf Seite der Preußen,
daß ein Durchbruch der Hannoveraner auf der Linie von Eisenach nach Gotha
unmöglich schien. Um so befremdlicher war offenbar das Zögern der Hanno¬
veraner und das Hinausschieben der Entscheidung. Wie schwer dem König auch
der Entschluß werden mochte, er mußte sich doch sagen, daß das Hinhalten nur
seine Stellung und die Bedingungen verschlimmern könne. Endlich kam die
Erklärung; bayerische Truppen waren in das Werrathal bis gegen Meiningen
gedrungen. Jene Besprechung vom 19. in Eisenach hatte wahrscheinlich den
Zweck gehabt, die Aufnahme des hannöverischen Heeres durch die Bayern bei
Eisenach zu vermitteln. Der Paß war aber bereits geschlossen.

Es scheint, daß die Hannoveraner am 26. das erkannten, sie zogen ihre
Truppen nach Langensalza zurück. Die combinirte preußische Heeresabtheilung
in Gotha, welche jetzt unier General Fließ stand, rückie von Gotha auf Lan¬
gensalza den Hannoveranern entgegen, Oberst v. Döring, der von Berlin ge¬
sandt war, trug die letzten Vorschläge des Königs von Preußen in das han-
növerische Hauptquartier.

Ueber das Detail der Verhandlungen und den Ausgang in der nächsten Ur.




leiten gegen Preußen theilzunehmen. Der Herzog von Gotha übernahm als
Landesherr die Vermittlung, seitdem gingen die Parlamentäre hin und her;
von Berlin wurde am 24. Mittags mit Extrazug der Generaladjutant des Kö¬
nigs, v. Alvensleben gesandt. Aber der Abschluß des Vertrags stieß auf
Schwierigkeiten, wie man sich erzählte, weil im Rathe des Königs von Han¬
nover eine kriegslustige Partei die Oberhand gewonnen hatte, ja die Hanno¬
veraner erklärten einmal plötzlich die Unterhandlungen für abgebrochen,

Sie hallen sich am 24. bis an die Bahn zwischen Gotha und Eisenach
bei Mechlerstedk vorgezogen, die Zerstörung vorbereitet, Telegraphenstangen zer¬
hackt, endlrch bei einbrechender Dunkelheit Schienen ausgenssen, die Bahn un«
fahrbar gemacht. . >,

Mit General v. Alvensleben wurde endlich bis zur Entscheidung des Kö-
nigs von Preußen über die Vorschlage der Hannoveraner vereinbart, daß die
Feindseligkeiten von beiden Seiten eingestellt werden sollten. Unterdeß war
am 25. preußische Verstärkung eingetroffen, eine Escadron und zwei Bataillone
Landwehr (oerliuer Kindel), welche unter General Seckendorff von Nordhausen
über Tanna heranmarschirl waren; während der Waffenruhe langte auch das
bereits länger erwartete 11. Regiment (Schlesiei), welches in Schleswig ge¬
standen hatte, an, dazu eine gezogene Batterie. Schon am 25. war die Nach¬
richt gekommen, daß General Beyer in den ersten Morgenstunden mit der Vor¬
hut seines Corps von 15,000 Mann in Eisenach angelangt sei, etwas später
traf auch die (dreizehnte) Division Goben daselbst ein.

Seit dem 25. war die Uebermacht so entschieden auf Seite der Preußen,
daß ein Durchbruch der Hannoveraner auf der Linie von Eisenach nach Gotha
unmöglich schien. Um so befremdlicher war offenbar das Zögern der Hanno¬
veraner und das Hinausschieben der Entscheidung. Wie schwer dem König auch
der Entschluß werden mochte, er mußte sich doch sagen, daß das Hinhalten nur
seine Stellung und die Bedingungen verschlimmern könne. Endlich kam die
Erklärung; bayerische Truppen waren in das Werrathal bis gegen Meiningen
gedrungen. Jene Besprechung vom 19. in Eisenach hatte wahrscheinlich den
Zweck gehabt, die Aufnahme des hannöverischen Heeres durch die Bayern bei
Eisenach zu vermitteln. Der Paß war aber bereits geschlossen.

Es scheint, daß die Hannoveraner am 26. das erkannten, sie zogen ihre
Truppen nach Langensalza zurück. Die combinirte preußische Heeresabtheilung
in Gotha, welche jetzt unier General Fließ stand, rückie von Gotha auf Lan¬
gensalza den Hannoveranern entgegen, Oberst v. Döring, der von Berlin ge¬
sandt war, trug die letzten Vorschläge des Königs von Preußen in das han-
növerische Hauptquartier.

Ueber das Detail der Verhandlungen und den Ausgang in der nächsten Ur.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/18>, abgerufen am 22.07.2024.