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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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die am Fluß Rachad in fester von zwei Geschützen vertheidigter Stellung stehende
ägyptische Infanterie angriff, erlitt er trotz der ungestümen Tapferkeit seiner
Leute eine vollständige Niederlage. Seine Schaaren verliefen sich zum großen
Theil, er selbst war verwundet, und mit seinem Vermögen stand es so übel,
daß er nicht einmal die Kuh, welche der Arzt für Heilung seiner Wunde forderte,
aufzutreiben vermochte und Memme darum ersuchen mußte. Erfreut über das
Unglück ihres Schwiegersohns, sandte sie ihm nur ein Viertel und ließ ihm
sagen, eine ganze Kuh sei zu viel für einen solchen Burschen.

Kaffa verlor den Muth nicht, und nachdem seine Wunde geheilt, machte
er sich auf den Weg nach Gondar. der Hauptstadt, um Menenes Hochmuth zu
züchtigen. Sie sandte ihm ein Heer unter Dedschas Underad. einem ungeschickten
Prahler, entgegen, und als dieses von Kaffa bei Tschako geschlagen worden,
stellte sie sich ihm mit einem zweiten gegenüber, aber nur, um wieder eine
Niederlage zu erleiden, wobei sie überdies verwundet wurde. Durch Vermitte-
lung des Sohnes derselben. Ras Ali, kam ein Friede zu Stande, in welchem
Kaffa Gondar behielt.

Der glückliche Emporkömmling gedachte nun wohl schon an Unterwerfung
aller der großen und kleinen Fürsten, welche sich unter der Schattenherrschaft
des Negus in die eigentliche Herrschaft über Abyssinien theilten. Zunächst forderte
er den beliebten und mächtigen Dedschas Goedo auf, ihm als Vasall zu huldigen
und Tribut zu zahlen. Dieser aber sammelte eine starke Armee, lieferte Kaffa
am Dembeasee eine Schlacht und jagte ihn in die Wälder zurück, in denen er
früher als Räuberhauptmann gehaust. Noch einmal versuchte Kaffa mit diesem
Gegner sein Glück am Tanjasce, und schon war er wieder geschlagen, als den
hoch zu Rosse dahersprengenden Goedo eine Kugel traf und die Niederlage der
Feinde desselben sich durch einen neuen Ansturm des in ein Maisfeld geflüchteten
Kaffa in einen Sieg verwandelte, der ihn nach Gondar zurückführte.

Beunruhigt durch die stets zunehmende Macht seines unternehmungslustigen
Vasallen, bereitete jetzt Ras Ali, der nunmehr die Würde des Negus bekleidete,
einen großen Schlag gegen Kaffa vor. Aber das erste Heer, welches er gegen
denselben aussandte, wurde geschlagen und theils niedergehauen, theils zersprengt,
und als Ras Ali sich mit einem zweiten und größeren in eigner Person gegen
den Sieger ausmachte, erging es demselben nicht besser. Bei Alabat kam es
zum Zusammenstoß. Kaffa gebot seinen Leuten, ihr Feuer zunächst aus die
Offiziere seines Gegners zu richten, welche, um ihren Oberfeldherrn und Gebieter
geschaart, vor der Front ihrer Schlachtordnung hielten, eine wohlgezielte Salve
streckte die meisten nieder, und als Kaffa jetzt mit seinen Lanzenträgern heran¬
stürmte, stob Ras Alis Armee auseinander. Was zusammenhielt, zog sich nach
dem blauen Nil zurück, wo der Negus eine zweite Niederlage erlitt, die seiner
Macht ein Ende machte.*


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die am Fluß Rachad in fester von zwei Geschützen vertheidigter Stellung stehende
ägyptische Infanterie angriff, erlitt er trotz der ungestümen Tapferkeit seiner
Leute eine vollständige Niederlage. Seine Schaaren verliefen sich zum großen
Theil, er selbst war verwundet, und mit seinem Vermögen stand es so übel,
daß er nicht einmal die Kuh, welche der Arzt für Heilung seiner Wunde forderte,
aufzutreiben vermochte und Memme darum ersuchen mußte. Erfreut über das
Unglück ihres Schwiegersohns, sandte sie ihm nur ein Viertel und ließ ihm
sagen, eine ganze Kuh sei zu viel für einen solchen Burschen.

Kaffa verlor den Muth nicht, und nachdem seine Wunde geheilt, machte
er sich auf den Weg nach Gondar. der Hauptstadt, um Menenes Hochmuth zu
züchtigen. Sie sandte ihm ein Heer unter Dedschas Underad. einem ungeschickten
Prahler, entgegen, und als dieses von Kaffa bei Tschako geschlagen worden,
stellte sie sich ihm mit einem zweiten gegenüber, aber nur, um wieder eine
Niederlage zu erleiden, wobei sie überdies verwundet wurde. Durch Vermitte-
lung des Sohnes derselben. Ras Ali, kam ein Friede zu Stande, in welchem
Kaffa Gondar behielt.

Der glückliche Emporkömmling gedachte nun wohl schon an Unterwerfung
aller der großen und kleinen Fürsten, welche sich unter der Schattenherrschaft
des Negus in die eigentliche Herrschaft über Abyssinien theilten. Zunächst forderte
er den beliebten und mächtigen Dedschas Goedo auf, ihm als Vasall zu huldigen
und Tribut zu zahlen. Dieser aber sammelte eine starke Armee, lieferte Kaffa
am Dembeasee eine Schlacht und jagte ihn in die Wälder zurück, in denen er
früher als Räuberhauptmann gehaust. Noch einmal versuchte Kaffa mit diesem
Gegner sein Glück am Tanjasce, und schon war er wieder geschlagen, als den
hoch zu Rosse dahersprengenden Goedo eine Kugel traf und die Niederlage der
Feinde desselben sich durch einen neuen Ansturm des in ein Maisfeld geflüchteten
Kaffa in einen Sieg verwandelte, der ihn nach Gondar zurückführte.

Beunruhigt durch die stets zunehmende Macht seines unternehmungslustigen
Vasallen, bereitete jetzt Ras Ali, der nunmehr die Würde des Negus bekleidete,
einen großen Schlag gegen Kaffa vor. Aber das erste Heer, welches er gegen
denselben aussandte, wurde geschlagen und theils niedergehauen, theils zersprengt,
und als Ras Ali sich mit einem zweiten und größeren in eigner Person gegen
den Sieger ausmachte, erging es demselben nicht besser. Bei Alabat kam es
zum Zusammenstoß. Kaffa gebot seinen Leuten, ihr Feuer zunächst aus die
Offiziere seines Gegners zu richten, welche, um ihren Oberfeldherrn und Gebieter
geschaart, vor der Front ihrer Schlachtordnung hielten, eine wohlgezielte Salve
streckte die meisten nieder, und als Kaffa jetzt mit seinen Lanzenträgern heran¬
stürmte, stob Ras Alis Armee auseinander. Was zusammenhielt, zog sich nach
dem blauen Nil zurück, wo der Negus eine zweite Niederlage erlitt, die seiner
Macht ein Ende machte.*


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/147>, abgerufen am 22.07.2024.