Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nutzen lassen u. s. w. Die Prediger müssen in diesem Sinn von der Kanzel
wirken.

Bemerkung des Königs: "Wenn ein Prediger erschossen sein wird, hat die
Sache ein Ende.^

Gneisenau: "Man müßte sie dann alle erschießen. Indeß das so ver¬
gossene Blut würde nicht unnütz fließen und statt Schrecken zu verbreiten, die
Erbitterung nur mehren."

Einzelne Posten u. s. w. des Gegners greifen die Milizen an. Vor starkem
Gegner ziehen sie sich in Wälder zurück. Werden sie umzingelt, so verstecken
sie die Waffen und Abzeichen und zerstreuen sich. -- In der Nähe der Festungen
schließen sich die Legionen den Truppen an.

Bemerkung des Königs: "Ein paar Executionen, und die ganze Sache
hat ein Ende."

Gneisenau: "Ein paar Executionen werden zur Rache reizen" u. s. w.

Wenn der Feind sich der Provinz nähert, so versammeln sich die Legionen,
schicken Kundschafter, überfallen die Marschcolonnen.-- Die Fechtart ist einfach
in Haufen und Schützen vor u. s. w.

Bemerkung des Königs: "Bei einer Nation, die gewitzt ist und Intelligenz
hat, geht so etwas zur Noth, wie aber bei uns?"

Gneisenau: "Diese Kriegssuperiorität der Franzosen kann ich nicht durchaus
anerkennen, sie haben ihre Vorzüge, wjr die unsrigen. Weder konnten die
Schweizer mit den Rittern des Hauses Oestreich, noch die Niederländer mit den
damals kriegsgeübten Truppen, den Spaniern, verglichen werden und dennoch
wagten sie den Kampf."

Agiren die Milizen mit den regelmäßigen Truppen in Gemeinschaft, so
werden die Milizen vorzüglich zu Vorposten verwandt.

Bemerkung des Königs: "Dies möchten wohl schlechte Vorposten sein, ohne
Intelligenz und Gewitztheit."

Gneisenau: "Der Vorpostendienst ist nicht so schwer, daß ihn der gemeine
Mann nicht bald lernen sollte."

Dann folgt ein Abschnitt über die Uebungen der Milizen, dann über
Strafen und Vorrechte der Milizsoldaten. Hier schlägt Gneisenau vor, jedem
Milizen, welcher gegen den Feind gefochten, das Recht zu geben, eine schwarz¬
weiße Schärpe zu tragen. Der König aber erachtet ein Kreuz von schwarz-
weißen Bande als Ordensabzeichen für geeigneter und giebt damit den ersten
Gedanken zum eisernen Kreuze.

Außer den Milizen will Gneisenau jedem Jnfanteriebataillon und jedem
Kavallerieregiment eine Abtheilung Volontärjäger attachiren, welche sich selbst
kleiden, bewaffnen u. s. w. ganz in der Art, wie sie 1813 aufgerufen wurden.
In einer zur Organisation der Jnsurrection entworfenen Instruktion bestimmt


nutzen lassen u. s. w. Die Prediger müssen in diesem Sinn von der Kanzel
wirken.

Bemerkung des Königs: »Wenn ein Prediger erschossen sein wird, hat die
Sache ein Ende.^

Gneisenau: „Man müßte sie dann alle erschießen. Indeß das so ver¬
gossene Blut würde nicht unnütz fließen und statt Schrecken zu verbreiten, die
Erbitterung nur mehren."

Einzelne Posten u. s. w. des Gegners greifen die Milizen an. Vor starkem
Gegner ziehen sie sich in Wälder zurück. Werden sie umzingelt, so verstecken
sie die Waffen und Abzeichen und zerstreuen sich. — In der Nähe der Festungen
schließen sich die Legionen den Truppen an.

Bemerkung des Königs: „Ein paar Executionen, und die ganze Sache
hat ein Ende."

Gneisenau: „Ein paar Executionen werden zur Rache reizen" u. s. w.

Wenn der Feind sich der Provinz nähert, so versammeln sich die Legionen,
schicken Kundschafter, überfallen die Marschcolonnen.— Die Fechtart ist einfach
in Haufen und Schützen vor u. s. w.

Bemerkung des Königs: „Bei einer Nation, die gewitzt ist und Intelligenz
hat, geht so etwas zur Noth, wie aber bei uns?"

Gneisenau: „Diese Kriegssuperiorität der Franzosen kann ich nicht durchaus
anerkennen, sie haben ihre Vorzüge, wjr die unsrigen. Weder konnten die
Schweizer mit den Rittern des Hauses Oestreich, noch die Niederländer mit den
damals kriegsgeübten Truppen, den Spaniern, verglichen werden und dennoch
wagten sie den Kampf."

Agiren die Milizen mit den regelmäßigen Truppen in Gemeinschaft, so
werden die Milizen vorzüglich zu Vorposten verwandt.

Bemerkung des Königs: „Dies möchten wohl schlechte Vorposten sein, ohne
Intelligenz und Gewitztheit."

Gneisenau: „Der Vorpostendienst ist nicht so schwer, daß ihn der gemeine
Mann nicht bald lernen sollte."

Dann folgt ein Abschnitt über die Uebungen der Milizen, dann über
Strafen und Vorrechte der Milizsoldaten. Hier schlägt Gneisenau vor, jedem
Milizen, welcher gegen den Feind gefochten, das Recht zu geben, eine schwarz¬
weiße Schärpe zu tragen. Der König aber erachtet ein Kreuz von schwarz-
weißen Bande als Ordensabzeichen für geeigneter und giebt damit den ersten
Gedanken zum eisernen Kreuze.

Außer den Milizen will Gneisenau jedem Jnfanteriebataillon und jedem
Kavallerieregiment eine Abtheilung Volontärjäger attachiren, welche sich selbst
kleiden, bewaffnen u. s. w. ganz in der Art, wie sie 1813 aufgerufen wurden.
In einer zur Organisation der Jnsurrection entworfenen Instruktion bestimmt


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0256" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285284"/>
          <p xml:id="ID_726" prev="#ID_725"> nutzen lassen u. s. w. Die Prediger müssen in diesem Sinn von der Kanzel<lb/>
wirken.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_727"> Bemerkung des Königs: »Wenn ein Prediger erschossen sein wird, hat die<lb/>
Sache ein Ende.^</p><lb/>
          <p xml:id="ID_728"> Gneisenau: &#x201E;Man müßte sie dann alle erschießen. Indeß das so ver¬<lb/>
gossene Blut würde nicht unnütz fließen und statt Schrecken zu verbreiten, die<lb/>
Erbitterung nur mehren."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_729"> Einzelne Posten u. s. w. des Gegners greifen die Milizen an. Vor starkem<lb/>
Gegner ziehen sie sich in Wälder zurück. Werden sie umzingelt, so verstecken<lb/>
sie die Waffen und Abzeichen und zerstreuen sich. &#x2014; In der Nähe der Festungen<lb/>
schließen sich die Legionen den Truppen an.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_730"> Bemerkung des Königs: &#x201E;Ein paar Executionen, und die ganze Sache<lb/>
hat ein Ende."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_731"> Gneisenau:  &#x201E;Ein paar Executionen werden zur Rache reizen" u. s. w.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_732"> Wenn der Feind sich der Provinz nähert, so versammeln sich die Legionen,<lb/>
schicken Kundschafter, überfallen die Marschcolonnen.&#x2014; Die Fechtart ist einfach<lb/>
in Haufen und Schützen vor u. s. w.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_733"> Bemerkung des Königs: &#x201E;Bei einer Nation, die gewitzt ist und Intelligenz<lb/>
hat, geht so etwas zur Noth, wie aber bei uns?"</p><lb/>
          <p xml:id="ID_734"> Gneisenau: &#x201E;Diese Kriegssuperiorität der Franzosen kann ich nicht durchaus<lb/>
anerkennen, sie haben ihre Vorzüge, wjr die unsrigen. Weder konnten die<lb/>
Schweizer mit den Rittern des Hauses Oestreich, noch die Niederländer mit den<lb/>
damals kriegsgeübten Truppen, den Spaniern, verglichen werden und dennoch<lb/>
wagten sie den Kampf."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_735"> Agiren die Milizen mit den regelmäßigen Truppen in Gemeinschaft, so<lb/>
werden die Milizen vorzüglich zu Vorposten verwandt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_736"> Bemerkung des Königs: &#x201E;Dies möchten wohl schlechte Vorposten sein, ohne<lb/>
Intelligenz und Gewitztheit."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_737"> Gneisenau: &#x201E;Der Vorpostendienst ist nicht so schwer, daß ihn der gemeine<lb/>
Mann nicht bald lernen sollte."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_738"> Dann folgt ein Abschnitt über die Uebungen der Milizen, dann über<lb/>
Strafen und Vorrechte der Milizsoldaten. Hier schlägt Gneisenau vor, jedem<lb/>
Milizen, welcher gegen den Feind gefochten, das Recht zu geben, eine schwarz¬<lb/>
weiße Schärpe zu tragen. Der König aber erachtet ein Kreuz von schwarz-<lb/>
weißen Bande als Ordensabzeichen für geeigneter und giebt damit den ersten<lb/>
Gedanken zum eisernen Kreuze.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_739" next="#ID_740"> Außer den Milizen will Gneisenau jedem Jnfanteriebataillon und jedem<lb/>
Kavallerieregiment eine Abtheilung Volontärjäger attachiren, welche sich selbst<lb/>
kleiden, bewaffnen u. s. w. ganz in der Art, wie sie 1813 aufgerufen wurden.<lb/>
In einer zur Organisation der Jnsurrection entworfenen Instruktion bestimmt</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0256] nutzen lassen u. s. w. Die Prediger müssen in diesem Sinn von der Kanzel wirken. Bemerkung des Königs: »Wenn ein Prediger erschossen sein wird, hat die Sache ein Ende.^ Gneisenau: „Man müßte sie dann alle erschießen. Indeß das so ver¬ gossene Blut würde nicht unnütz fließen und statt Schrecken zu verbreiten, die Erbitterung nur mehren." Einzelne Posten u. s. w. des Gegners greifen die Milizen an. Vor starkem Gegner ziehen sie sich in Wälder zurück. Werden sie umzingelt, so verstecken sie die Waffen und Abzeichen und zerstreuen sich. — In der Nähe der Festungen schließen sich die Legionen den Truppen an. Bemerkung des Königs: „Ein paar Executionen, und die ganze Sache hat ein Ende." Gneisenau: „Ein paar Executionen werden zur Rache reizen" u. s. w. Wenn der Feind sich der Provinz nähert, so versammeln sich die Legionen, schicken Kundschafter, überfallen die Marschcolonnen.— Die Fechtart ist einfach in Haufen und Schützen vor u. s. w. Bemerkung des Königs: „Bei einer Nation, die gewitzt ist und Intelligenz hat, geht so etwas zur Noth, wie aber bei uns?" Gneisenau: „Diese Kriegssuperiorität der Franzosen kann ich nicht durchaus anerkennen, sie haben ihre Vorzüge, wjr die unsrigen. Weder konnten die Schweizer mit den Rittern des Hauses Oestreich, noch die Niederländer mit den damals kriegsgeübten Truppen, den Spaniern, verglichen werden und dennoch wagten sie den Kampf." Agiren die Milizen mit den regelmäßigen Truppen in Gemeinschaft, so werden die Milizen vorzüglich zu Vorposten verwandt. Bemerkung des Königs: „Dies möchten wohl schlechte Vorposten sein, ohne Intelligenz und Gewitztheit." Gneisenau: „Der Vorpostendienst ist nicht so schwer, daß ihn der gemeine Mann nicht bald lernen sollte." Dann folgt ein Abschnitt über die Uebungen der Milizen, dann über Strafen und Vorrechte der Milizsoldaten. Hier schlägt Gneisenau vor, jedem Milizen, welcher gegen den Feind gefochten, das Recht zu geben, eine schwarz¬ weiße Schärpe zu tragen. Der König aber erachtet ein Kreuz von schwarz- weißen Bande als Ordensabzeichen für geeigneter und giebt damit den ersten Gedanken zum eisernen Kreuze. Außer den Milizen will Gneisenau jedem Jnfanteriebataillon und jedem Kavallerieregiment eine Abtheilung Volontärjäger attachiren, welche sich selbst kleiden, bewaffnen u. s. w. ganz in der Art, wie sie 1813 aufgerufen wurden. In einer zur Organisation der Jnsurrection entworfenen Instruktion bestimmt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/256
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285025/256>, abgerufen am 28.07.2024.