Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.und trat ihnen näher. -- Das neue Jahr aber fand Gneisenau schon in Unterdeß ging der Krieg in Preußen immer abwärts, und trotz wiederholter Der bisherige Commandant dieser Festung war ein alter, schwacher Mann, Grenjboten II. 18SK. Is
und trat ihnen näher. — Das neue Jahr aber fand Gneisenau schon in Unterdeß ging der Krieg in Preußen immer abwärts, und trotz wiederholter Der bisherige Commandant dieser Festung war ein alter, schwacher Mann, Grenjboten II. 18SK. Is
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und trat ihnen näher. — Das neue Jahr aber fand Gneisenau schon in
Lithauen beschäftigt, mit geringen Mitteln und äußerst dürftiger Ausrüstung
aus rasch ausgehobenen Leuten Bataillone zu formiren. — Wie richtig und
eingreifend er hier seinen Pflichten nachkam, möge folgende Stelle eines Briefes
seines Vorgesetzten an Gneisenau beweisen: „Wenn die Armee einst reorgani-
sirt wird, so wünschte ich, daß man Ew. Hochwohlgeboren die Partie des leichten
Dienstes übertragen wollte. Wir würden dann gewiß die Wucht des Ceremo-
niels und der überflüssigen Paraden, welche bisher so empfehlend waren,
verbannen und uns für unsre wahre Bestimmung bilden."
Unterdeß ging der Krieg in Preußen immer abwärts, und trotz wiederholter
Bitten, mit seinen Bataillonen zum Kampfe herangezogen zu werden, gelang
dies Gneisenau nicht. Endlich am 13. März erreichte ihn der Befehl, mit
2 Bataillonen zur Verstärkung der Besatzung von Danzig abzugehen. — Nach¬
dem Gneisenau die Truppen in Marsch gesetzt, eilte er voraus, um alles
zur Fahrt von Meine! über die See vorzubereiten. Bei seiner Ankunft meldete
er sich sogleich beim Könige, der eben von dem braven Bürgermeister von Kol¬
berg, Nettelbeck, einen Brief mit der Bitte erhalten hatte, einen neuen Com¬
mandanten als wesentlichste Verstärkung der Festung Kolberg zu senden. —
Der Cabinetsrath Beyme, welcher vom Inhalt jenes Briefes durch den Ueber-
bringer Kenntniß erhalten hatte, begegnete Gneisenau, und als Beyme zum
Könige kam und jene Bitte besprochen wurde, sagte Beyme: „Ich habe beim
Herausgehen den Offizier gesehen, der diese Aufgabe übernehmen kann, die
schwierigste in dieser Zeit." So empfehlend wirkte zunächst sein Aeußeres.
Ein ausgezeichneter General, der alle Befehlshaber jener Zeit gekannt, hat dem
Herausgeber erklärt, daß keiner von allen die schlanke, edle Gestalt, die her-
vorragende Muskel- und Geistes-Spannkraft Gneisenaus gezeigt, so sehr den
Eindruck des kühnen, kräftigen, unternehmenden Soldaten hinterlassen habe. —
Zunächst aber ging Gneisenau nach Danzig, langte am 4. April an, betheiligte
sich mit seinen Truppen an der Vertheidigung der hartbedrohten Festung und
erhielt erst am 19. April die Ernennung zum Commandanten von Kolberg mit
dem Befehl, sofort abzugehen. Am 29. April langte Gneisenau auf der Rhede
von Kolberg an.
Der bisherige Commandant dieser Festung war ein alter, schwacher Mann,
der weder seine Truppen anzuregen noch zu verwerthen wußte und die patrio¬
tischen Anerbietungen der Bürgerschaft als unmilitärisch zurückwies. Nichts
hatte er veranlaßt, um eine kräftige Vertheidigung zu ermöglichen, dem Feinde
setzte er die entsagende Ruhe des Alters entgegen. — Gneisenau übernahm
den Posten nicht nur mit der Absicht die Festung zu vertheidigen, sondern auch,
um aus ihr den Centralpunkt eines neuen Kriegstheaters zu machen. Hier
sollten neue Truppen formirt. mit diesen und Landungstruppen in dem Rücken
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