Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. II. Band.der schwarzen Umsturzpartei mißbraucht und zum willenlosen Werkzeug derselben der schwarzen Umsturzpartei mißbraucht und zum willenlosen Werkzeug derselben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285140"/> <p xml:id="ID_227" prev="#ID_226" next="#ID_228"> der schwarzen Umsturzpartei mißbraucht und zum willenlosen Werkzeug derselben<lb/> gemacht worden sei. Die Katholiken könnten nach den bekannten Thatsachen<lb/> die geistliche Oberbehörde in Freiburg nur noch als eine revolutionäre Agentur<lb/> des Jesuitismus betrachten, mit der sie als Pflichtgetreue Staatsbürger<lb/> in keinen Verkehr mehr treten wollten. So wurde die Absendung des Protestes<lb/> an den Erzbischof abgelehnt. Den von den „Schwarzen" angestifteten Ver¬<lb/> sammlungen widerfuhr es sehr häusig, daß sie nicht unter sich bleiben konnten<lb/> und ihnen in ihren eigenen Versammlungen entschieden entgegentretende und<lb/> mit der .Kunst der Rede begabte einsichtsvolle Patrioten den ganzen Handel<lb/> verdarben. Es ist nach diesem erklärlich, wenn die Ultramontanen in der letzten<lb/> Zeit in Baden vollständig den Kürzeren gezogen haben, namentlich auch bei<lb/> der in Anlaß der Kreisversammlungswahl eröffneten Agitation. Ehe wir aber<lb/> zu dieser übergehen, wollen wir noch von dem letzten Wandercasino berichten,<lb/> welches in weiteren Kreisen Aufsehen erregt hat; es war das im Schloßhofe<lb/> des Freiherrn v. Doreh in Neckarsteinach abgehaltene. Von dieser Casinover-<lb/> sannnlung ward durch die gerichtliche Voruntersuchung so viel festgestellt, daß<lb/> die Handgreiflichkeiten, welche hier wie in Mannheim vorfielen, durch einen<lb/> ehemaligen Feldwebel von der Partei der Casinonier veranlaßt wurden, der<lb/> die ärgsten Beleidigungen gegen den Großherzog von Baden und die badische<lb/> Negierung ausstieß. Als ein paar badische Bürger von Schönau Widerspruch<lb/> mit dem Rufe „das ist nicht wahr!" dagegen erhoben, wurden sie hinausgeworfen,<lb/> worauf erst der Angriff auf die Versammlung durch die erbitterte Menge begann.<lb/> Wenn Herr v. Doreh seit der Feststellung solcher Thatsachen durch die Gerichte<lb/> sehr übel gelaunt ist, einen nicht ultramontanen Verwalter, der lange in seinen<lb/> Diensten gestanden, entlassen hat, um einen von seinen Nichtungsgenossen em¬<lb/> pfohlenen an dessen Stelle zu setze», wenn es wahr ist, daß er einem als nicht<lb/> ganz schwarz erkannten Flcischliefcranten die Hälfte der Fleischlieferung mit der<lb/> Drohung entzogen hat, daß, wenn er nicht ganz schwarz werde, auch die andere<lb/> Hälfte der ersten nachfolgen solle, so ist das nur ein Beweis für uns mehr,<lb/> daß es bei den Ultramontanen ebenso menschlich hergeht, wie bei andern Leuten,<lb/> und daß die Staatsgewalt recht daran thut, sie zu behandeln wie die andern<lb/> Menschenkinder, sobald sie im Stande sind, dem gemeinen Besten gefährlich zu<lb/> werden. In andern Fällen kann es nur unser Mitleid erregen, wenn sich z. B.<lb/> ein Bierbrauer in Mosbach von den Schwarzen dahin bringen ließ, seinen pro¬<lb/> testantischen Gästen den Besuch seiner Gastwirthschaft aufzukündigen und den<lb/> Protestanten die Abgabe von Malz zu verweigern. Diese werden anch ohne<lb/> „katholisches" Bier und ohne „katholisches" Malz gelebt haben. Oder wenn'<lb/> Apotheker Mangold in Markdorf, der vor einigen Jahren noch eifriger Ver¬<lb/> breiter der Mysterien des Vatican und des Lebens Jesu von Renan, heute<lb/> noch eifriger Anhänger von Eckardts Radicalismus, nachdem er katholischer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0114]
der schwarzen Umsturzpartei mißbraucht und zum willenlosen Werkzeug derselben
gemacht worden sei. Die Katholiken könnten nach den bekannten Thatsachen
die geistliche Oberbehörde in Freiburg nur noch als eine revolutionäre Agentur
des Jesuitismus betrachten, mit der sie als Pflichtgetreue Staatsbürger
in keinen Verkehr mehr treten wollten. So wurde die Absendung des Protestes
an den Erzbischof abgelehnt. Den von den „Schwarzen" angestifteten Ver¬
sammlungen widerfuhr es sehr häusig, daß sie nicht unter sich bleiben konnten
und ihnen in ihren eigenen Versammlungen entschieden entgegentretende und
mit der .Kunst der Rede begabte einsichtsvolle Patrioten den ganzen Handel
verdarben. Es ist nach diesem erklärlich, wenn die Ultramontanen in der letzten
Zeit in Baden vollständig den Kürzeren gezogen haben, namentlich auch bei
der in Anlaß der Kreisversammlungswahl eröffneten Agitation. Ehe wir aber
zu dieser übergehen, wollen wir noch von dem letzten Wandercasino berichten,
welches in weiteren Kreisen Aufsehen erregt hat; es war das im Schloßhofe
des Freiherrn v. Doreh in Neckarsteinach abgehaltene. Von dieser Casinover-
sannnlung ward durch die gerichtliche Voruntersuchung so viel festgestellt, daß
die Handgreiflichkeiten, welche hier wie in Mannheim vorfielen, durch einen
ehemaligen Feldwebel von der Partei der Casinonier veranlaßt wurden, der
die ärgsten Beleidigungen gegen den Großherzog von Baden und die badische
Negierung ausstieß. Als ein paar badische Bürger von Schönau Widerspruch
mit dem Rufe „das ist nicht wahr!" dagegen erhoben, wurden sie hinausgeworfen,
worauf erst der Angriff auf die Versammlung durch die erbitterte Menge begann.
Wenn Herr v. Doreh seit der Feststellung solcher Thatsachen durch die Gerichte
sehr übel gelaunt ist, einen nicht ultramontanen Verwalter, der lange in seinen
Diensten gestanden, entlassen hat, um einen von seinen Nichtungsgenossen em¬
pfohlenen an dessen Stelle zu setze», wenn es wahr ist, daß er einem als nicht
ganz schwarz erkannten Flcischliefcranten die Hälfte der Fleischlieferung mit der
Drohung entzogen hat, daß, wenn er nicht ganz schwarz werde, auch die andere
Hälfte der ersten nachfolgen solle, so ist das nur ein Beweis für uns mehr,
daß es bei den Ultramontanen ebenso menschlich hergeht, wie bei andern Leuten,
und daß die Staatsgewalt recht daran thut, sie zu behandeln wie die andern
Menschenkinder, sobald sie im Stande sind, dem gemeinen Besten gefährlich zu
werden. In andern Fällen kann es nur unser Mitleid erregen, wenn sich z. B.
ein Bierbrauer in Mosbach von den Schwarzen dahin bringen ließ, seinen pro¬
testantischen Gästen den Besuch seiner Gastwirthschaft aufzukündigen und den
Protestanten die Abgabe von Malz zu verweigern. Diese werden anch ohne
„katholisches" Bier und ohne „katholisches" Malz gelebt haben. Oder wenn'
Apotheker Mangold in Markdorf, der vor einigen Jahren noch eifriger Ver¬
breiter der Mysterien des Vatican und des Lebens Jesu von Renan, heute
noch eifriger Anhänger von Eckardts Radicalismus, nachdem er katholischer
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