Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.gen zu lassen, wo viel weniger die Demokiatisirung als die Entnationalisirung Das dritte Element, welches die Institutionen dieser Provinzen anfeindet, Besonders beunruhigt fühlte sich die frcmdenfeindliche Partei der Moskaner Der Eifer, mit welchem damals die Deutschen in den baltischen Provinzen Nicht weniger grundlos waren die Klagen der Moskaner Zeitung, daß in Grenzboten, I. 1866.
gen zu lassen, wo viel weniger die Demokiatisirung als die Entnationalisirung Das dritte Element, welches die Institutionen dieser Provinzen anfeindet, Besonders beunruhigt fühlte sich die frcmdenfeindliche Partei der Moskaner Der Eifer, mit welchem damals die Deutschen in den baltischen Provinzen Nicht weniger grundlos waren die Klagen der Moskaner Zeitung, daß in Grenzboten, I. 1866.
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gen zu lassen, wo viel weniger die Demokiatisirung als die Entnationalisirung
des baltischen Lebens erstrebt wird.
Das dritte Element, welches die Institutionen dieser Provinzen anfeindet,
ist das büreaukratische. Es ist vielleicht das mächtigste, aber gewiß nickt das
uneigennützigste. Die Stellung, welche das Beamtenthum noch immer in Nu߬
land einnimmt, giebt diesen Gegnern der alten Einrichtungen in den Ostsee-
Provinzen großen Einfluß auf die Entwicklung der Dinge, und wenn der Bureau¬
kratie im eigentlichen Nußland der Boden immermehr unter den Füßen schwindet,
wie gewinnverheißend, wenn sie ihre Thätigkeit in die'noch nicht ausgesognen
baltischen Länder verlegen könnte, wo die russischen Gegner ihres Systems sie
gewiß ungestört lassen würden, da alles im Namen des einheitlichen Rußland
geschehen würde.
Besonders beunruhigt fühlte sich die frcmdenfeindliche Partei der Moskaner
Zeitung, als sich im vorigen Sommer das Gerücht verbreitete, die Regierung
beabsichtige den westlichen Theil des Gouvernements Kowno zu Kurland zu
schlagen. Man sprach offen seine Befürchtung aus. daß die Vereinigung dieses
lithauischen Landstrichs mit Kurland die rasche Germanisirung desselben zur
Folge haben würde, was nach der Meinung der Jungrussen ein größeres Un¬
glück wäre als die völlige.Polonisirung dieser Gegend, weil durch die fort¬
schreitende Verdeutschung der Westprovinzen Rußlands der Einfluß Preußens in
denselben wachsen müßte.
Der Eifer, mit welchem damals die Deutschen in den baltischen Provinzen
Von den Unitariern angegriffen wurden, überstieg alle Grenzen und bediente
sich der absurdesten Mittel, um die Gegner zu verdächtigen und bei dem großen
russischen Publikum verhaßt zu machen. Die Moskaner Zeitung, auf die Un¬
wissenheit dieses Publikums rechnend, scheute sich nicht, unter anderm die Be¬
hauptung aufzustellen. Riga sei gar keine Handelsstadt, es treibe nur Transit-
Handel, und seine Bewohner seien nur Steuereinnehmer, nicht für die Regierung,
sondern für sich, indem ihnen die Bevölkung des Dünabassins für die günstige
Lage der Stadt tributpflichtig sei. Abgesehen davon, daß die rigaer Kaufmann¬
schaft sich in den letzten Jahren auch dem Sveculativnshandel mehr und mehr
Zugewendet hat. wird kein verständiger Mensch den Zwischenhändler für einen
Unbefugter Preisvertheurer halten, und Herr Katkvff weiß als tüchtiger National¬
ökonom recht wohl, daß Riga, wenn es nicht existirte. sofort geschaffen werden
wüßte. Aber es ist eine deutsche Handelsstadt, und da die russischen Kaufleute
sür den russischen Nationalitätsschwindel nicht empfänglich genug sind und gute '
und wohlfeile Waare mit Vergnügen auch aus der Hand deutscher Vermittler
nehmen, so muß Riga ihnen als ein überflüssiges und kostspieliges Anhängsel
dargestellt werden.
Nicht weniger grundlos waren die Klagen der Moskaner Zeitung, daß in
Grenzboten, I. 1866.
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