Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.tira von Arnim (66, 67, 91 bei Rost) als Beispiel, deren Echtheit in der Von andern Fehlern, die sich in nobis Erklärungen finden, merken wir tira von Arnim (66, 67, 91 bei Rost) als Beispiel, deren Echtheit in der Von andern Fehlern, die sich in nobis Erklärungen finden, merken wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0394" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284864"/> <p xml:id="ID_1292" prev="#ID_1291"> tira von Arnim (66, 67, 91 bei Rost) als Beispiel, deren Echtheit in der<lb/> Gestalt, in der wir sie lesen, bekanntlich allgemein angezweifelt wird. Herr<lb/> Rost kommt und eröffnet uns, er habe deren Echtheit nie bezweifelt, wer die<lb/> jetzt veröffentlichten Briefe lese, werde auch seine Zweifel fahren lassen, und<lb/> für den, welchem „innere Gründe" nichts gelten, genüge das Zeugniß des<lb/> „urtheilsfähigem Fachmannes" M. Carriere, welcher die Briefe gesehen habe.<lb/> Was Rost für innere Gründe meint, ist nicht zu ersehen; denn der affectirt-<lb/> scntimentale. und wiederum der selbstbewußte Ton in denselben findet sich, wir<lb/> tonnen sagen, in keinem einzigen andern Briefe wieder; man vergleiche nur<lb/> einmal den dritten, im August 1812 in Teplitz geschriebenen, mit den oben<lb/> erwähnten, zu gleicher Zeit und an gleichem Orte geschriebenen Billets an<lb/> Amalie Sebald, um den Abstand zu gewahren. Was er in diesem Briefe von<lb/> seinem Zusammentreffen mit. Goethe und seinem Verhalten gegen höchste Per¬<lb/> sonen, von seiner Verachtung von Ehren und Auszeichnungen spricht, ist mit<lb/> Rücksicht auf sein Wesen, wie wir es sonst kennen, eine absolute Unmöglichkeit.<lb/> Das Zeugniß der Bettina ist, wenn man an die Erweiterungen denkt, die sie<lb/> sich mit goetheschen Briefen erlaubt hat, von keiner Beweiskraft, und der Pro¬<lb/> fessor Carriere kann da, wo es sich nur um sicheres Gedächtniß handelt, nicht<lb/> mehr wie jeder andere als Fachmann gelten. Es treffen also innere wie äußere<lb/> Gründe zusammen, um uns zu der Ansicht zu nöthigen, daß die Briefe, so wie<lb/> wir sie lesen, von Beethoven nicht herrühren können; und bei dieser werden<lb/> wir so lange bleiben, bis jemand kommt und uns sagt, er habe die Briefe in<lb/> dieser Gestalt im Originale gelesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1293" next="#ID_1294"> Von andern Fehlern, die sich in nobis Erklärungen finden, merken wir<lb/> noch folgende an. Zum achtzigsten Briefe (an Varenna) setzt er, Schindlers<lb/> Angaben corrigirend, die Composition des König Stephan und die Eröffnung<lb/> des Pesther Theaters in den Winter 1811. Aus Thayer, sowie einem Aufsatze<lb/> in der A. M. Z. 1865, Ur. 7 fg., konnte er wissen, daß letztere am 12. Febr.<lb/> 1812 geschah. Die Briefe an Gmlietta Guisciardi setzt er 1800, da dieselbe<lb/> sich einem Zeugnisse Thayers zufolge 1801 verheirathet habe; und so muß auch<lb/> ein Brief an Wegeler von 1801 (18), der teuer Umsetzung widerspricht, auf<lb/> 1800 rücken. Wo Thayer dies sage, giebt er nicht an, und wenn er mündliche<lb/> Mittheilung meint, so irrt sein Gedächtniß sich sicherlich. Der letztere Brief<lb/> aber muß in 1801 stehen bleiben, da in diesem Jahre erst das erste Porträt<lb/> Beethovens gemacht wurde, wovon der Brief spricht. Wir verdanken diese<lb/> Angabe einer Quelle, die, wie wir glauben, auch Herrn Rost überzeugen würde.<lb/> Die Verheirathung geschah erst 1803, und somit sind die wohlbezeugten Daten<lb/> jener Briefe nicht zu ändern. Wenn der Brief Ur. 50 auf ein 1808 stattge-<lb/> sundenes, von Reichardt beschriebenes Concert bezogen wird, so wird das bei<lb/> einer Vergleichung der beiderseitigen Angaben zum wenigsten höchst willkürlich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0394]
tira von Arnim (66, 67, 91 bei Rost) als Beispiel, deren Echtheit in der
Gestalt, in der wir sie lesen, bekanntlich allgemein angezweifelt wird. Herr
Rost kommt und eröffnet uns, er habe deren Echtheit nie bezweifelt, wer die
jetzt veröffentlichten Briefe lese, werde auch seine Zweifel fahren lassen, und
für den, welchem „innere Gründe" nichts gelten, genüge das Zeugniß des
„urtheilsfähigem Fachmannes" M. Carriere, welcher die Briefe gesehen habe.
Was Rost für innere Gründe meint, ist nicht zu ersehen; denn der affectirt-
scntimentale. und wiederum der selbstbewußte Ton in denselben findet sich, wir
tonnen sagen, in keinem einzigen andern Briefe wieder; man vergleiche nur
einmal den dritten, im August 1812 in Teplitz geschriebenen, mit den oben
erwähnten, zu gleicher Zeit und an gleichem Orte geschriebenen Billets an
Amalie Sebald, um den Abstand zu gewahren. Was er in diesem Briefe von
seinem Zusammentreffen mit. Goethe und seinem Verhalten gegen höchste Per¬
sonen, von seiner Verachtung von Ehren und Auszeichnungen spricht, ist mit
Rücksicht auf sein Wesen, wie wir es sonst kennen, eine absolute Unmöglichkeit.
Das Zeugniß der Bettina ist, wenn man an die Erweiterungen denkt, die sie
sich mit goetheschen Briefen erlaubt hat, von keiner Beweiskraft, und der Pro¬
fessor Carriere kann da, wo es sich nur um sicheres Gedächtniß handelt, nicht
mehr wie jeder andere als Fachmann gelten. Es treffen also innere wie äußere
Gründe zusammen, um uns zu der Ansicht zu nöthigen, daß die Briefe, so wie
wir sie lesen, von Beethoven nicht herrühren können; und bei dieser werden
wir so lange bleiben, bis jemand kommt und uns sagt, er habe die Briefe in
dieser Gestalt im Originale gelesen.
Von andern Fehlern, die sich in nobis Erklärungen finden, merken wir
noch folgende an. Zum achtzigsten Briefe (an Varenna) setzt er, Schindlers
Angaben corrigirend, die Composition des König Stephan und die Eröffnung
des Pesther Theaters in den Winter 1811. Aus Thayer, sowie einem Aufsatze
in der A. M. Z. 1865, Ur. 7 fg., konnte er wissen, daß letztere am 12. Febr.
1812 geschah. Die Briefe an Gmlietta Guisciardi setzt er 1800, da dieselbe
sich einem Zeugnisse Thayers zufolge 1801 verheirathet habe; und so muß auch
ein Brief an Wegeler von 1801 (18), der teuer Umsetzung widerspricht, auf
1800 rücken. Wo Thayer dies sage, giebt er nicht an, und wenn er mündliche
Mittheilung meint, so irrt sein Gedächtniß sich sicherlich. Der letztere Brief
aber muß in 1801 stehen bleiben, da in diesem Jahre erst das erste Porträt
Beethovens gemacht wurde, wovon der Brief spricht. Wir verdanken diese
Angabe einer Quelle, die, wie wir glauben, auch Herrn Rost überzeugen würde.
Die Verheirathung geschah erst 1803, und somit sind die wohlbezeugten Daten
jener Briefe nicht zu ändern. Wenn der Brief Ur. 50 auf ein 1808 stattge-
sundenes, von Reichardt beschriebenes Concert bezogen wird, so wird das bei
einer Vergleichung der beiderseitigen Angaben zum wenigsten höchst willkürlich
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