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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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bürgenden Elemente des Staatslebens in erster, Linie in Betracht ziehen. Es ent¬
stünde dann die rationelle Frage, wie dieser Machtlosigkeit, die sicher nicht im deut¬
schen Interesse liegt, abzuhelfen ist. Auf diese Frage giebt es nach allen Regeln
der Logik nur die einzig mögliche Antwort! durch Verstärkung der Elemente, die im
Sinne des Fortschritts wirken. Ist die Staatslage gegenwärtig so geartet, daß die
dem Feudalstaat dienstbaren Factoren die Wagschale einer volksthümlichen Entwick¬
lung hoch in die Luft schnellen, so wird dies Verhältniß umgekehrt sein, je mehr
Gewichte wir in diese letztere werfen können. Jedes Anwachsen des Staates, jede
Hinzufügung neuer Volkstheile, jeder wahrhafte Machtzuwachs, durch erweiterten
Handel und Verkehr, die stets aus innerer Nothwendigkeit dem demokratischen Ge¬
danken verbündet sind, verstärkt jene Gewichte, die den Absolutismus zu Boden zu
drücken bestimmt sind.

Doch wir wenden uns von allgemeinen Betrachtungen zu dem concreten Fall.
Wir geben zu, die Annexionsacticn stehen gegenwärtig nicht gut. Mit Hilfe der
Politischen Weisheit der in den Herzogthümern dominirenden Partei sind wir zu
einem aussichtslosen Stillstand gelangt, mit Hilfe einer Einmischung des Auslandes,
welche die Schleswig-Holstcinschc Zeitung schon im Voraus mit Glückwünschen über¬
schüttet und gegen welche mittelstaatliche Organe ausdrücklich nichts zu erinnern
finden, kommen wir vielleicht noch glücklich dahin, daß der Wolf, um den beliebten
Ausdruck östreichischer Blätter zu gebrauchen, die Beute wieder fahren läßt. Was
ist in diesem Fall der Gewinn für den "demokratischen Fortschritt" und die Freiheit,
der zu Ehren alles geschehen sein soll? Um darauf die correcte Antwort zu geben,
sehen wir uns einen Augenblick die Kehrseite der Medaille an.

Nehmen wir an, das Volk der Herzogthümer hätte die Selbstbezwingung und
den politischen Verstand gezeigt, eine engste Verbindung, eine totale Verschmelzung
mit Preußen unverhohlen zu fordern. Die Negierung wäre alsdann genöthigt ge¬
wesen, um Oestreich zu beseitigen, sich auf den ausgesprochenen Volkswillcn zu
stützen. Von einem Verhältniß, wie es jetzt mit Lauenburg zur abermaligen Schä¬
digung der preußischen Volksrechte und Verfassung eingetreten ist, konnte nie die
Rede sein. Ganz außer Frage stand bei der Ohnmacht des Bundes und der mi߬
günstigen Mittelstaatcn die jetzt wieder nahe gerückte Einmischung des Auslandes.
Das Schicksal der Mittelstaaten war -- nach ihrem eigne" unzähligemal wieder¬
holten Geständniß -- mit einer Preußen günstigen Lösung der Hcrzogthümcrstage
im Sinne der Mediatisirung entschieden. Ihre innere Kraft zu selbständiger staat¬
licher Existenz sowie der Einfluß Oestreichs auf die deutsche Entwicklung war ge¬
brochen. In Preußen aber wäre unter günstiger gestalteten und erweiterten Be¬
dingungen der Kampf um den Constitutionalismus weiter fortgeführt worden, dessen
Ausgang die Verheißung hat, auch für Deutschland unentscheidend zu sein.

Dies waren die Aussichten einer Lösung der Hcrzogthümcrfragc im Sinne der
großpreußisch-demokratischen Partei. Ihre Vortheile liegen auf der Hand, sie sind
bestimmter, klar faßlicher Natur, Größen, mit denen der praktische Politiker rechnen
kann. Was wir, da die Entwicklung der Dinge nicht diesen Weg genommen, jetzt
besitzen, liegt ebenfalls klar vor. Die Verwirrung der Situation bis zur Rath-
losigkeit gesteigert, das Oestreich, das sein eignes deutsches Element den Czechen und
Magyaren überantwortet, gefestigter -wie vorher in seinem Einfluß auf die deutsche
Entwicklung, der verheißnngsvolle Bund, die verheißungsvoller kleinen Staaten
Deutschlands mit neuen Kräften ausgerüstet ihre Splitterexistenzen weiter fortzu¬
setzen, Preußens staatliches Vermögen geschwächt, nirgends eine Anbahnung zukünf¬
tiger Lösungen. -- Das sind die Folgen einer unvernünftigen Selbstbestimmung,
das die Triumphe jener deutsch-föderalistischen Parteirichtung, die mit dem "dcmo-
kratiscken Fortschritt" und der "Selbstbestimmung" prunkt und die überall nichts
vermocht hat als ihrer mißbräuchlichsten Anwendung das Wort zu reden.


bürgenden Elemente des Staatslebens in erster, Linie in Betracht ziehen. Es ent¬
stünde dann die rationelle Frage, wie dieser Machtlosigkeit, die sicher nicht im deut¬
schen Interesse liegt, abzuhelfen ist. Auf diese Frage giebt es nach allen Regeln
der Logik nur die einzig mögliche Antwort! durch Verstärkung der Elemente, die im
Sinne des Fortschritts wirken. Ist die Staatslage gegenwärtig so geartet, daß die
dem Feudalstaat dienstbaren Factoren die Wagschale einer volksthümlichen Entwick¬
lung hoch in die Luft schnellen, so wird dies Verhältniß umgekehrt sein, je mehr
Gewichte wir in diese letztere werfen können. Jedes Anwachsen des Staates, jede
Hinzufügung neuer Volkstheile, jeder wahrhafte Machtzuwachs, durch erweiterten
Handel und Verkehr, die stets aus innerer Nothwendigkeit dem demokratischen Ge¬
danken verbündet sind, verstärkt jene Gewichte, die den Absolutismus zu Boden zu
drücken bestimmt sind.

Doch wir wenden uns von allgemeinen Betrachtungen zu dem concreten Fall.
Wir geben zu, die Annexionsacticn stehen gegenwärtig nicht gut. Mit Hilfe der
Politischen Weisheit der in den Herzogthümern dominirenden Partei sind wir zu
einem aussichtslosen Stillstand gelangt, mit Hilfe einer Einmischung des Auslandes,
welche die Schleswig-Holstcinschc Zeitung schon im Voraus mit Glückwünschen über¬
schüttet und gegen welche mittelstaatliche Organe ausdrücklich nichts zu erinnern
finden, kommen wir vielleicht noch glücklich dahin, daß der Wolf, um den beliebten
Ausdruck östreichischer Blätter zu gebrauchen, die Beute wieder fahren läßt. Was
ist in diesem Fall der Gewinn für den „demokratischen Fortschritt" und die Freiheit,
der zu Ehren alles geschehen sein soll? Um darauf die correcte Antwort zu geben,
sehen wir uns einen Augenblick die Kehrseite der Medaille an.

Nehmen wir an, das Volk der Herzogthümer hätte die Selbstbezwingung und
den politischen Verstand gezeigt, eine engste Verbindung, eine totale Verschmelzung
mit Preußen unverhohlen zu fordern. Die Negierung wäre alsdann genöthigt ge¬
wesen, um Oestreich zu beseitigen, sich auf den ausgesprochenen Volkswillcn zu
stützen. Von einem Verhältniß, wie es jetzt mit Lauenburg zur abermaligen Schä¬
digung der preußischen Volksrechte und Verfassung eingetreten ist, konnte nie die
Rede sein. Ganz außer Frage stand bei der Ohnmacht des Bundes und der mi߬
günstigen Mittelstaatcn die jetzt wieder nahe gerückte Einmischung des Auslandes.
Das Schicksal der Mittelstaaten war — nach ihrem eigne» unzähligemal wieder¬
holten Geständniß — mit einer Preußen günstigen Lösung der Hcrzogthümcrstage
im Sinne der Mediatisirung entschieden. Ihre innere Kraft zu selbständiger staat¬
licher Existenz sowie der Einfluß Oestreichs auf die deutsche Entwicklung war ge¬
brochen. In Preußen aber wäre unter günstiger gestalteten und erweiterten Be¬
dingungen der Kampf um den Constitutionalismus weiter fortgeführt worden, dessen
Ausgang die Verheißung hat, auch für Deutschland unentscheidend zu sein.

Dies waren die Aussichten einer Lösung der Hcrzogthümcrfragc im Sinne der
großpreußisch-demokratischen Partei. Ihre Vortheile liegen auf der Hand, sie sind
bestimmter, klar faßlicher Natur, Größen, mit denen der praktische Politiker rechnen
kann. Was wir, da die Entwicklung der Dinge nicht diesen Weg genommen, jetzt
besitzen, liegt ebenfalls klar vor. Die Verwirrung der Situation bis zur Rath-
losigkeit gesteigert, das Oestreich, das sein eignes deutsches Element den Czechen und
Magyaren überantwortet, gefestigter -wie vorher in seinem Einfluß auf die deutsche
Entwicklung, der verheißnngsvolle Bund, die verheißungsvoller kleinen Staaten
Deutschlands mit neuen Kräften ausgerüstet ihre Splitterexistenzen weiter fortzu¬
setzen, Preußens staatliches Vermögen geschwächt, nirgends eine Anbahnung zukünf¬
tiger Lösungen. — Das sind die Folgen einer unvernünftigen Selbstbestimmung,
das die Triumphe jener deutsch-föderalistischen Parteirichtung, die mit dem „dcmo-
kratiscken Fortschritt" und der „Selbstbestimmung" prunkt und die überall nichts
vermocht hat als ihrer mißbräuchlichsten Anwendung das Wort zu reden.


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[0213] bürgenden Elemente des Staatslebens in erster, Linie in Betracht ziehen. Es ent¬ stünde dann die rationelle Frage, wie dieser Machtlosigkeit, die sicher nicht im deut¬ schen Interesse liegt, abzuhelfen ist. Auf diese Frage giebt es nach allen Regeln der Logik nur die einzig mögliche Antwort! durch Verstärkung der Elemente, die im Sinne des Fortschritts wirken. Ist die Staatslage gegenwärtig so geartet, daß die dem Feudalstaat dienstbaren Factoren die Wagschale einer volksthümlichen Entwick¬ lung hoch in die Luft schnellen, so wird dies Verhältniß umgekehrt sein, je mehr Gewichte wir in diese letztere werfen können. Jedes Anwachsen des Staates, jede Hinzufügung neuer Volkstheile, jeder wahrhafte Machtzuwachs, durch erweiterten Handel und Verkehr, die stets aus innerer Nothwendigkeit dem demokratischen Ge¬ danken verbündet sind, verstärkt jene Gewichte, die den Absolutismus zu Boden zu drücken bestimmt sind. Doch wir wenden uns von allgemeinen Betrachtungen zu dem concreten Fall. Wir geben zu, die Annexionsacticn stehen gegenwärtig nicht gut. Mit Hilfe der Politischen Weisheit der in den Herzogthümern dominirenden Partei sind wir zu einem aussichtslosen Stillstand gelangt, mit Hilfe einer Einmischung des Auslandes, welche die Schleswig-Holstcinschc Zeitung schon im Voraus mit Glückwünschen über¬ schüttet und gegen welche mittelstaatliche Organe ausdrücklich nichts zu erinnern finden, kommen wir vielleicht noch glücklich dahin, daß der Wolf, um den beliebten Ausdruck östreichischer Blätter zu gebrauchen, die Beute wieder fahren läßt. Was ist in diesem Fall der Gewinn für den „demokratischen Fortschritt" und die Freiheit, der zu Ehren alles geschehen sein soll? Um darauf die correcte Antwort zu geben, sehen wir uns einen Augenblick die Kehrseite der Medaille an. Nehmen wir an, das Volk der Herzogthümer hätte die Selbstbezwingung und den politischen Verstand gezeigt, eine engste Verbindung, eine totale Verschmelzung mit Preußen unverhohlen zu fordern. Die Negierung wäre alsdann genöthigt ge¬ wesen, um Oestreich zu beseitigen, sich auf den ausgesprochenen Volkswillcn zu stützen. Von einem Verhältniß, wie es jetzt mit Lauenburg zur abermaligen Schä¬ digung der preußischen Volksrechte und Verfassung eingetreten ist, konnte nie die Rede sein. Ganz außer Frage stand bei der Ohnmacht des Bundes und der mi߬ günstigen Mittelstaatcn die jetzt wieder nahe gerückte Einmischung des Auslandes. Das Schicksal der Mittelstaaten war — nach ihrem eigne» unzähligemal wieder¬ holten Geständniß — mit einer Preußen günstigen Lösung der Hcrzogthümcrstage im Sinne der Mediatisirung entschieden. Ihre innere Kraft zu selbständiger staat¬ licher Existenz sowie der Einfluß Oestreichs auf die deutsche Entwicklung war ge¬ brochen. In Preußen aber wäre unter günstiger gestalteten und erweiterten Be¬ dingungen der Kampf um den Constitutionalismus weiter fortgeführt worden, dessen Ausgang die Verheißung hat, auch für Deutschland unentscheidend zu sein. Dies waren die Aussichten einer Lösung der Hcrzogthümcrfragc im Sinne der großpreußisch-demokratischen Partei. Ihre Vortheile liegen auf der Hand, sie sind bestimmter, klar faßlicher Natur, Größen, mit denen der praktische Politiker rechnen kann. Was wir, da die Entwicklung der Dinge nicht diesen Weg genommen, jetzt besitzen, liegt ebenfalls klar vor. Die Verwirrung der Situation bis zur Rath- losigkeit gesteigert, das Oestreich, das sein eignes deutsches Element den Czechen und Magyaren überantwortet, gefestigter -wie vorher in seinem Einfluß auf die deutsche Entwicklung, der verheißnngsvolle Bund, die verheißungsvoller kleinen Staaten Deutschlands mit neuen Kräften ausgerüstet ihre Splitterexistenzen weiter fortzu¬ setzen, Preußens staatliches Vermögen geschwächt, nirgends eine Anbahnung zukünf¬ tiger Lösungen. — Das sind die Folgen einer unvernünftigen Selbstbestimmung, das die Triumphe jener deutsch-föderalistischen Parteirichtung, die mit dem „dcmo- kratiscken Fortschritt" und der „Selbstbestimmung" prunkt und die überall nichts vermocht hat als ihrer mißbräuchlichsten Anwendung das Wort zu reden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/213>, abgerufen am 26.06.2024.