Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.fassen wir unser Urtheil im Allgemeinen dahin zusammen, daß sie bezüglich Ein. Gehen wir nach diesen allgemeinen Andeutungen zu einer Beurtheilung Der erste Act beginnt gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts im Rathssaal Grenzboten III. 186S. 34
fassen wir unser Urtheil im Allgemeinen dahin zusammen, daß sie bezüglich Ein. Gehen wir nach diesen allgemeinen Andeutungen zu einer Beurtheilung Der erste Act beginnt gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts im Rathssaal Grenzboten III. 186S. 34
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fassen wir unser Urtheil im Allgemeinen dahin zusammen, daß sie bezüglich Ein.
heit der Stimmung und formaler Abrundung den Propheten übertrifft, in dieser
Beziehung also mehr den Hugenotten wie jenem gleicht. Wir würden hiernach
hinsichtlich ihrer Entstehungszeit darauf schließen, daß dieselbe vor dem Pro¬
pheten anzunehmen sei, wenn nicht dieser wiederum einen größeren Reichthum
in der Erfindung neuer und origineller Motive erkennen ließe, den wir doch
eher von dem jüngeren als von dem älteren Manne erwarten. Demunge-
achtet möchten wir im Ganzen genommen der Afrikanerin einen höheren Platz
unter den Arbeiten Mevcrbeers anweisen, als dem Propheten. Es waltet
darin ein größerer künstlerischer Ernst, der sich auch in dem fließenderen und
einfacheren Fortgange der Composition zeigt, und vor allem werden wir nicht,
wie im Propheten so vielfach, von zehn zu zehn Takten aus einem Stil und einer
Manier in die andere gequält oder durch den Wechsel emvryonenhaft bleiben¬
der Motive um alle künstlerische Entwickelung gebracht. Und wenn wir auch
in Beziehung auf Erfindung neuer Motive nicht einem solchen Reichthum
begegnen wir in den Hugenotten oder dem Robert, so haben dafür in der
Afrikanern einzelne dieser Motive einen, wir möchten sagen concentrirten
Werth, der ihnen, da sie gerade die dramatischen Höhenpunkte musikalisch be¬
zeichnen, eine um so größere Wirkung verleiht.
Gehen wir nach diesen allgemeinen Andeutungen zu einer Beurtheilung
des Werkes im Einzelnen und, ehe dies geschieht, zu einer kurzen Besprechung
seines Stoffes und der Behandlung desselben durch Scribe über, ohne dessen
Namen Meyerbeer sich nun einmal auf keinen Operntext einließ.
Der erste Act beginnt gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts im Rathssaal
der Admiralität zu Lissabon. Ines, die Tochter des Admirals, wundert sich
gegen ihre Begleiterin darüber, daß ihr Vater sie in dies Staatsgemach beor-
dert habe; es müsse sich um Wichtiges handeln. Vielleicht sei Nachricht von
der Flotte des Bartholomäus Diaz eingelaufen, welcher sich Vasco de Gama.
ihr Geliebter, zur Aufsindung eines Seeweges nach dem geahnten Indien an¬
geschlossen. Immer noch schweben ihr die Töne des Liedes vor, mit welchem
ihr der Tranke den letzten Abend vor seiner Abreise unter ihren Fenstern ein
Lebewohl zugesungen. In solchen Träumereien wird sie von ihrem Vater, dem
Admiral, unterbrochen, der ihre Liebe zu Vasco als zu einem Abenteurer ver¬
dammt und ihr eröffnet, daß er sie behufs Verwirklichung seiner hochfliegenden
Pläne mit Don Pedro, dem Präsidenten des Staatsrathes, zu vermählen beab¬
sichtige. — Ihr Widerspruch verstummt, da Don Pedro mit der Mittheilung
eintritt, daß des Bartholomäus Diaz Expedition mit dem Untergange seiner
Schiffe und Mannschaft geendigt. Ines nennt verzweiflungsvoll den Namen
Vasco de Gamas und verräth dadurch der Eifersucht des Don Pedro ihre
Liebe zu dem Vermißten. Der portugiesische Staatsrath, an seiner Spitze Don
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