Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.von ihm schon im Jahre 1819 über die Bedingungen eines deutschen Zoll¬ Nebenius schreibt: "Alles, was später nach dem Zustandekommen des Die Pr. Jahrb. sind ähnlicher Ansicht, sie meinen, die Preußische Politik Aegidi und Weech sind dieser Ansicht nicht, und jener unterstützt seine "Am 29. December 1830 wurde der Minister v. Lindenau beauftragt, die Aegidi aber sagt: "Die Vortheile der subsequenten Vergrößerung des Zoll¬ von ihm schon im Jahre 1819 über die Bedingungen eines deutschen Zoll¬ Nebenius schreibt: „Alles, was später nach dem Zustandekommen des Die Pr. Jahrb. sind ähnlicher Ansicht, sie meinen, die Preußische Politik Aegidi und Weech sind dieser Ansicht nicht, und jener unterstützt seine „Am 29. December 1830 wurde der Minister v. Lindenau beauftragt, die Aegidi aber sagt: „Die Vortheile der subsequenten Vergrößerung des Zoll¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0580" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283933"/> <p xml:id="ID_1667" prev="#ID_1666"> von ihm schon im Jahre 1819 über die Bedingungen eines deutschen Zoll¬<lb/> vereins gesagt und bekannt gemacht worden sind." Folgt daraus, daß der<lb/> preußischen Politik im Jahre 1819 diese Ideen fremd waren?</p><lb/> <p xml:id="ID_1668"> Nebenius schreibt: „Alles, was später nach dem Zustandekommen des<lb/> Zollvereins von früheren Absichten und Einleitungen des preußischen Cavinets<lb/> in Bezug auf eine deutsche Handelseinigung behauptet wurde, ist reine Er¬<lb/> dichtung."</p><lb/> <p xml:id="ID_1669"> Die Pr. Jahrb. sind ähnlicher Ansicht, sie meinen, die Preußische Politik<lb/> in der nächsten Zeit nach den Freiheitskriegen sei nicht so weitblickend, so großer<lb/> Gedanken nicht fähig gewesen, und in der That ist die Meinung begreiflich,<lb/> daß man erst später aus der Erfahrung die Vortheile allmäliger Vergrößerung<lb/> des Zollgebietes über den Umfang der preußischen Monarchie hinaus erkennen<lb/> lernte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1670"> Aegidi und Weech sind dieser Ansicht nicht, und jener unterstützt seine<lb/> gegcnttmlige Meinung mit Gründen, die uns genügen, und die wir auch durch<lb/> eine Stelle in Viebahns „Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutsch¬<lb/> lands" bestärkt sehen. Hier heißt es S. 163, wo Von dem Zollanschluß des<lb/> Königreichs Sachsen die Rede ist:</p><lb/> <p xml:id="ID_1671"> „Am 29. December 1830 wurde der Minister v. Lindenau beauftragt, die<lb/> Unterhandlung wegen näherer commcrzieller Verbindung mit Preußen vorzu¬<lb/> bereiten. Auf das ihm überbrachte königliche Schreiben antwortete der König<lb/> von Preußen: Schon seit Einführung des neuen Zollsystems in meinen Staaten,<lb/> welches im Gegensatz zu dem früheren hauptsächlich zu dem Ende aufgestellt<lb/> wurde, um nächst Beseitigung aller Hemmungen des innern Verkehrs auch com-<lb/> merzielle Verbindungen mit dem Auslande möglichst zu erleichtern, habe ich<lb/> meine Sorge darauf gerichtet, diesen Zweck besonders im Verhältniß zu den<lb/> deutschen Staaten zu erreichen. Die diesfälligen Bemühungen sind auch nicht<lb/> ohne Erfolg geblieben. Mit mehren deutschen Staaten sind bereits Zoll- und<lb/> Handelsverträge abgeschlossen worden, deren wohlthätige Wirkungen bald erkannt<lb/> wurden. Wiewohl der Abschluß dieser Verträge stets nur mit einzelnen Staaten<lb/> erfolgte, so hatte man dennoch dabei nicht ein ausschließliches Interesse der<lb/> unmittelbar hieran Betheiligten im Auge, sondern man verfolgte dabei zugleich<lb/> den Gesichtspunkt, daß die einzelnen Verträge als Mittel dienen möchten, der<lb/> Freiheit des Verkehrs in Deutschland überhaupt eine größere Ausdehnung<lb/> zu geben."</p><lb/> <p xml:id="ID_1672" next="#ID_1673"> Aegidi aber sagt: „Die Vortheile der subsequenten Vergrößerung des Zoll¬<lb/> gebiets über Preußen hinaus lernte man (in Berlin) nicht erst später aus der<lb/> Erfahrung kennen. Die preußischen Staatsmänner, die Gründer der Zollreform<lb/> von 1818 (der Handelsminister Graf Bülow, die Staatsräthe Beuth und Kunth,<lb/> vor allen aber der Ministerialdirector Karl Georg Maaßen), der königliche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0580]
von ihm schon im Jahre 1819 über die Bedingungen eines deutschen Zoll¬
vereins gesagt und bekannt gemacht worden sind." Folgt daraus, daß der
preußischen Politik im Jahre 1819 diese Ideen fremd waren?
Nebenius schreibt: „Alles, was später nach dem Zustandekommen des
Zollvereins von früheren Absichten und Einleitungen des preußischen Cavinets
in Bezug auf eine deutsche Handelseinigung behauptet wurde, ist reine Er¬
dichtung."
Die Pr. Jahrb. sind ähnlicher Ansicht, sie meinen, die Preußische Politik
in der nächsten Zeit nach den Freiheitskriegen sei nicht so weitblickend, so großer
Gedanken nicht fähig gewesen, und in der That ist die Meinung begreiflich,
daß man erst später aus der Erfahrung die Vortheile allmäliger Vergrößerung
des Zollgebietes über den Umfang der preußischen Monarchie hinaus erkennen
lernte.
Aegidi und Weech sind dieser Ansicht nicht, und jener unterstützt seine
gegcnttmlige Meinung mit Gründen, die uns genügen, und die wir auch durch
eine Stelle in Viebahns „Statistik des zollvereinten und nördlichen Deutsch¬
lands" bestärkt sehen. Hier heißt es S. 163, wo Von dem Zollanschluß des
Königreichs Sachsen die Rede ist:
„Am 29. December 1830 wurde der Minister v. Lindenau beauftragt, die
Unterhandlung wegen näherer commcrzieller Verbindung mit Preußen vorzu¬
bereiten. Auf das ihm überbrachte königliche Schreiben antwortete der König
von Preußen: Schon seit Einführung des neuen Zollsystems in meinen Staaten,
welches im Gegensatz zu dem früheren hauptsächlich zu dem Ende aufgestellt
wurde, um nächst Beseitigung aller Hemmungen des innern Verkehrs auch com-
merzielle Verbindungen mit dem Auslande möglichst zu erleichtern, habe ich
meine Sorge darauf gerichtet, diesen Zweck besonders im Verhältniß zu den
deutschen Staaten zu erreichen. Die diesfälligen Bemühungen sind auch nicht
ohne Erfolg geblieben. Mit mehren deutschen Staaten sind bereits Zoll- und
Handelsverträge abgeschlossen worden, deren wohlthätige Wirkungen bald erkannt
wurden. Wiewohl der Abschluß dieser Verträge stets nur mit einzelnen Staaten
erfolgte, so hatte man dennoch dabei nicht ein ausschließliches Interesse der
unmittelbar hieran Betheiligten im Auge, sondern man verfolgte dabei zugleich
den Gesichtspunkt, daß die einzelnen Verträge als Mittel dienen möchten, der
Freiheit des Verkehrs in Deutschland überhaupt eine größere Ausdehnung
zu geben."
Aegidi aber sagt: „Die Vortheile der subsequenten Vergrößerung des Zoll¬
gebiets über Preußen hinaus lernte man (in Berlin) nicht erst später aus der
Erfahrung kennen. Die preußischen Staatsmänner, die Gründer der Zollreform
von 1818 (der Handelsminister Graf Bülow, die Staatsräthe Beuth und Kunth,
vor allen aber der Ministerialdirector Karl Georg Maaßen), der königliche
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