Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.9. Januar 1820, sei das Zustandekommen eines Vertrags mit den früher ge¬ Gleichzeitig setzte Berstett Metternich und Bernstorff von diesen seinen 9. Januar 1820, sei das Zustandekommen eines Vertrags mit den früher ge¬ Gleichzeitig setzte Berstett Metternich und Bernstorff von diesen seinen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0570" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283923"/> <p xml:id="ID_1633" prev="#ID_1632"> 9. Januar 1820, sei das Zustandekommen eines Vertrags mit den früher ge¬<lb/> nannten Staaten sicher zu erwarten. Selbst Sachsen und Luxemburg würden<lb/> sich vielleicht diesem Verein anschließen. Als er in der ersten Sitzung des<lb/> zehnten Ausschusses (12. Januar) die Ueberzeugung gewonnen, daß Preußen<lb/> nicht zu beugen sein werde, ging er sofort allen Ernstes ans Werk. Er setzte<lb/> sich mit dem nassauischen Minister v. Marschall in Verbindung, arbeitete mit<lb/> demselben eine Note und Punctativnen aus und verschickte diese am 15. Januar<lb/> an die Minister Bayerns, Würtembergs, der beiden Hessen und der großherzog-<lb/> lich und herzoglich sächsischen Häuser. Besondere Rücksprache nahm er mit dem<lb/> bayerischen Minister v. Zentner, der ihm sagte, er habe Befehl, Berstetts Pro-<lb/> Positionen zu vernehmen und nach München zu schicken, und der ihn überhaupt<lb/> in Betreff Bayerns Gutes hoffen ließ. Auch der würtenbergische Minister<lb/> v. Mandelsloh erklärte sich angewiesen, Berstetts Anträge sogleich an seine Re-<lb/> gierung einzusenden und weitere Weisungen einzuholen. Der Vertreter Hessen-<lb/> Darmstadts, du Thil. erwartete, daß sein Hof auf Berstetts Vorschläge, die er<lb/> persönlich billigte, eingehen werde, v. Fritsch ferner bezeichnete die Zustimmung<lb/> seiner Höfe als wahrscheinlich, vorausgesetzt, daß das benachbarte Kurhessen<lb/> seinen Beitritt nicht verweigerte — eine Voraussetzung, an deren Erfüllung<lb/> Berstett nicht zweifelte. Auch der königlich sächsische Minister v. Globig war<lb/> mit den Ansichten des badischen Collegen für seine Person völlig einverstanden,<lb/> doch konnte er demselben nicht verhehlen, daß sein Souverän in derartigen An¬<lb/> gelegenheiten nicht gern der Erste sei, indem er Collisionen jeder Art zu ver¬<lb/> meiden suche. Dagegen sicherte der Prinz Philipp von Hessen-Homburg den<lb/> Beitritt des Regierenden seines Hauses im Voraus zu. Berstett begnügte sich<lb/> zunächst mit diesen Erklärungen und mit der sichern Hoffnung, „irgendeinen<lb/> Erfolg, sei er auch noch so gering, zu erreichen." Mit Bestimmtheit glaubte<lb/> er wenigstens auf Hessen-Darmstadt und Nassau rechnen zu können, und diese<lb/> Staaten waren ihm mit Baden zusammen „eine hinlängliche Ländermasse, um<lb/> die Freiheit des Handels und Verkehrs einstweilen unter sich zur Ausführung<lb/> zu bringen und sodann ruhig von dem mächtig wirkenden Gang der Zeit ab¬<lb/> zuwarten, bis daß die übrigen Nachbarstaaten sich nach und nach an sie an¬<lb/> schließen werden."</p><lb/> <p xml:id="ID_1634" next="#ID_1635"> Gleichzeitig setzte Berstett Metternich und Bernstorff von diesen seinen<lb/> Plänen und Schritten in Kenntniß. Jener erklärte, daß Oestreich durchaus<lb/> nichts dagegen haben könne; „überhaupt betrachte er die östreichische Monarchie<lb/> als gar nicht in die Handelsfrage besangen, indem sie ein in sich abgeschlossenes<lb/> Handelssystem besitze und von demselben nicht abgehen könne, dies auch nicht<lb/> zum Vortheil der übrigen Bundesstaaten nothwendig sei." Bernstorff billigte<lb/> Berstetts Unternehmen „aufs vollkommenste und fügte sogar hinzu, wie er<lb/> nicht zweifle, daß bei den dermaligen Umständen dies der einzige Weg sei, aus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0570]
9. Januar 1820, sei das Zustandekommen eines Vertrags mit den früher ge¬
nannten Staaten sicher zu erwarten. Selbst Sachsen und Luxemburg würden
sich vielleicht diesem Verein anschließen. Als er in der ersten Sitzung des
zehnten Ausschusses (12. Januar) die Ueberzeugung gewonnen, daß Preußen
nicht zu beugen sein werde, ging er sofort allen Ernstes ans Werk. Er setzte
sich mit dem nassauischen Minister v. Marschall in Verbindung, arbeitete mit
demselben eine Note und Punctativnen aus und verschickte diese am 15. Januar
an die Minister Bayerns, Würtembergs, der beiden Hessen und der großherzog-
lich und herzoglich sächsischen Häuser. Besondere Rücksprache nahm er mit dem
bayerischen Minister v. Zentner, der ihm sagte, er habe Befehl, Berstetts Pro-
Positionen zu vernehmen und nach München zu schicken, und der ihn überhaupt
in Betreff Bayerns Gutes hoffen ließ. Auch der würtenbergische Minister
v. Mandelsloh erklärte sich angewiesen, Berstetts Anträge sogleich an seine Re-
gierung einzusenden und weitere Weisungen einzuholen. Der Vertreter Hessen-
Darmstadts, du Thil. erwartete, daß sein Hof auf Berstetts Vorschläge, die er
persönlich billigte, eingehen werde, v. Fritsch ferner bezeichnete die Zustimmung
seiner Höfe als wahrscheinlich, vorausgesetzt, daß das benachbarte Kurhessen
seinen Beitritt nicht verweigerte — eine Voraussetzung, an deren Erfüllung
Berstett nicht zweifelte. Auch der königlich sächsische Minister v. Globig war
mit den Ansichten des badischen Collegen für seine Person völlig einverstanden,
doch konnte er demselben nicht verhehlen, daß sein Souverän in derartigen An¬
gelegenheiten nicht gern der Erste sei, indem er Collisionen jeder Art zu ver¬
meiden suche. Dagegen sicherte der Prinz Philipp von Hessen-Homburg den
Beitritt des Regierenden seines Hauses im Voraus zu. Berstett begnügte sich
zunächst mit diesen Erklärungen und mit der sichern Hoffnung, „irgendeinen
Erfolg, sei er auch noch so gering, zu erreichen." Mit Bestimmtheit glaubte
er wenigstens auf Hessen-Darmstadt und Nassau rechnen zu können, und diese
Staaten waren ihm mit Baden zusammen „eine hinlängliche Ländermasse, um
die Freiheit des Handels und Verkehrs einstweilen unter sich zur Ausführung
zu bringen und sodann ruhig von dem mächtig wirkenden Gang der Zeit ab¬
zuwarten, bis daß die übrigen Nachbarstaaten sich nach und nach an sie an¬
schließen werden."
Gleichzeitig setzte Berstett Metternich und Bernstorff von diesen seinen
Plänen und Schritten in Kenntniß. Jener erklärte, daß Oestreich durchaus
nichts dagegen haben könne; „überhaupt betrachte er die östreichische Monarchie
als gar nicht in die Handelsfrage besangen, indem sie ein in sich abgeschlossenes
Handelssystem besitze und von demselben nicht abgehen könne, dies auch nicht
zum Vortheil der übrigen Bundesstaaten nothwendig sei." Bernstorff billigte
Berstetts Unternehmen „aufs vollkommenste und fügte sogar hinzu, wie er
nicht zweifle, daß bei den dermaligen Umständen dies der einzige Weg sei, aus
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