Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Mittelalters verschlossn- Bücher. Grund davon ist nicht so sehr Gleichgiltigkeit des Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und Occident. Von den ersten Anfängen bis zur jüngsten Gegenwart. Von Dr. A. Pichler. München. Verlag der Matth. Riegerschen Univcrsirätsbuchhandlung. I. Band, 36 Bogen gr. 8. Der Verfasser, der früher schon in den Monographien "Der Patriarch Lukarius Mittelalters verschlossn- Bücher. Grund davon ist nicht so sehr Gleichgiltigkeit des Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und Occident. Von den ersten Anfängen bis zur jüngsten Gegenwart. Von Dr. A. Pichler. München. Verlag der Matth. Riegerschen Univcrsirätsbuchhandlung. I. Band, 36 Bogen gr. 8. Der Verfasser, der früher schon in den Monographien „Der Patriarch Lukarius <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0504" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283857"/> <p xml:id="ID_1456" prev="#ID_1455"> Mittelalters verschlossn- Bücher. Grund davon ist nicht so sehr Gleichgiltigkeit des<lb/> Publikums gegen diesen Theil unsrer Literatur; denn man kauft und liest Ueber«<lb/> Seezungen dieser Dichtungen, die doch niemals das Original ersetzen, als vielmehr,<lb/> daß die Fachgelehrten nichts oder wenig gethan haben, dieselben dem Publikum durch<lb/> die zum Verständniß der Originale nothwendigen Mittel zugänglich zu machen. Im<lb/> Hinblick hierauf heißen wir dieses Unternehmen aufrichtig willkommen. Zwar glauben<lb/> wir, daß der Mehrzahl der Deutschen die Dichtungen der antiken Welt immer näher<lb/> liegen werden, als die des Mittelalters, aber eines Versuchs, die letzteren in der Ge¬<lb/> genwart wieder mehr einzubürgern, sind wenigstens einige der großen und viele der<lb/> kleinen Poesien mittelhochdeutscher Zeit unzweifelhaft werth, und Professor Pfeiffer,<lb/> hat hier jedenfalls den rechten Weg eingeschlagen, auf dem Erfolg zu hoffen ist.<lb/> Die Charakteristik Walthers und seiner Zeit und die Bemerkungen über Aussprache<lb/> des Mittelhochdeutschen, über die Regeln der alten Verskunst, Betonung, Hebung<lb/> und Senkung, Anstand und Reim, die er in der Einleitung giebt, sind durchaus zweckent»<lb/> sprechend, und die Anmerkungen zu den einzelnen Gedichten räumen alle Schwierig¬<lb/> keiten hinweg, die sich dem Laien bei der Lectüre entgegenstellen. Die Ausstattung<lb/> dieses Probebandes ist elegant, der Preis verhältnismäßig wohlfeil. Die Sammlung,<lb/> soll zunächst 12 Bände von ungefähr gleicher Stärke umfassen und nächst Walthers<lb/> Gedichten: Das Nibelungenlied von K. Bartsch, Kndrnn von demselben, die Werke<lb/> Hartmanns von der Ane (in zwei Bänden) von F. Beas, Wolframs von Eschenbach<lb/> Parzival und Gottfrieds von Straßburg Tristan (je zwei Bände) von R. Bechstein,<lb/> Geistliche Dichtungen des zwölften Jahrhunderts von I. Diemer, Rudolfs von Ems<lb/> Wilhelm von Orleans von dem Herausgeber der Sammlung und ein „Buch der<lb/> Schwänke und Erzählungen" von demselben bringen.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und<lb/> Occident. Von den ersten Anfängen bis zur jüngsten Gegenwart. Von Dr.<lb/> A. Pichler. München. Verlag der Matth. Riegerschen Univcrsirätsbuchhandlung.<lb/> I. Band, 36 Bogen gr. 8.</head><lb/> <p xml:id="ID_1457" next="#ID_1458"> Der Verfasser, der früher schon in den Monographien „Der Patriarch Lukarius<lb/> und seine Zeit" und „Die orientalische Kirchenfrage nach ihrem gegenwärtigen<lb/> Stande" Hierhergehöriges in interessanter Weise behandelt hat, besitzt eine reiche<lb/> Gelehrsamkeit und schreibt über seinen Gegenstand als katholischer Theolog (er ist<lb/> Privatdocent der Theologie in München) mit merkwürdiger und sehr anerkennens-<lb/> werther Unbefangenheit. Er hat sich fleißig in die kirchliche Literatur der orientalischen<lb/> Kirche, für die meisten römisch-katholischen und sehr viele protestantische Theologen<lb/> bisher ein fast ganz unbeachtetes Gebiet, hineingearbeitet, sich auch über die Dinge,<lb/> welche mehr in die profane Geschichte gehören, z. B. über das Verhältniß des Papste<lb/> thums zum Kaiserthum, gut orientirt und sich so eine selbständige Meinung gebildet,<lb/> mit der man vielfach übereinstimmen kann, und die mau, da sie sich in gebildeter<lb/> und rücksichtsvoller Sprache äußert, auch da bereitwillig anhört, wo man ihr nicht<lb/> beizupflichten vermag. Auch die Darstellung ist als gewandt und lichtvoll zu loben-<lb/> Die Frage uach der Veranlassung des Schismas beantwortet die Schrift freimüthig<lb/> dahin, daß die Schuld bei beiden Theilen zu suchen sei; die Frage, ob eine Wieder-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0504]
Mittelalters verschlossn- Bücher. Grund davon ist nicht so sehr Gleichgiltigkeit des
Publikums gegen diesen Theil unsrer Literatur; denn man kauft und liest Ueber«
Seezungen dieser Dichtungen, die doch niemals das Original ersetzen, als vielmehr,
daß die Fachgelehrten nichts oder wenig gethan haben, dieselben dem Publikum durch
die zum Verständniß der Originale nothwendigen Mittel zugänglich zu machen. Im
Hinblick hierauf heißen wir dieses Unternehmen aufrichtig willkommen. Zwar glauben
wir, daß der Mehrzahl der Deutschen die Dichtungen der antiken Welt immer näher
liegen werden, als die des Mittelalters, aber eines Versuchs, die letzteren in der Ge¬
genwart wieder mehr einzubürgern, sind wenigstens einige der großen und viele der
kleinen Poesien mittelhochdeutscher Zeit unzweifelhaft werth, und Professor Pfeiffer,
hat hier jedenfalls den rechten Weg eingeschlagen, auf dem Erfolg zu hoffen ist.
Die Charakteristik Walthers und seiner Zeit und die Bemerkungen über Aussprache
des Mittelhochdeutschen, über die Regeln der alten Verskunst, Betonung, Hebung
und Senkung, Anstand und Reim, die er in der Einleitung giebt, sind durchaus zweckent»
sprechend, und die Anmerkungen zu den einzelnen Gedichten räumen alle Schwierig¬
keiten hinweg, die sich dem Laien bei der Lectüre entgegenstellen. Die Ausstattung
dieses Probebandes ist elegant, der Preis verhältnismäßig wohlfeil. Die Sammlung,
soll zunächst 12 Bände von ungefähr gleicher Stärke umfassen und nächst Walthers
Gedichten: Das Nibelungenlied von K. Bartsch, Kndrnn von demselben, die Werke
Hartmanns von der Ane (in zwei Bänden) von F. Beas, Wolframs von Eschenbach
Parzival und Gottfrieds von Straßburg Tristan (je zwei Bände) von R. Bechstein,
Geistliche Dichtungen des zwölften Jahrhunderts von I. Diemer, Rudolfs von Ems
Wilhelm von Orleans von dem Herausgeber der Sammlung und ein „Buch der
Schwänke und Erzählungen" von demselben bringen.
Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und
Occident. Von den ersten Anfängen bis zur jüngsten Gegenwart. Von Dr.
A. Pichler. München. Verlag der Matth. Riegerschen Univcrsirätsbuchhandlung.
I. Band, 36 Bogen gr. 8.
Der Verfasser, der früher schon in den Monographien „Der Patriarch Lukarius
und seine Zeit" und „Die orientalische Kirchenfrage nach ihrem gegenwärtigen
Stande" Hierhergehöriges in interessanter Weise behandelt hat, besitzt eine reiche
Gelehrsamkeit und schreibt über seinen Gegenstand als katholischer Theolog (er ist
Privatdocent der Theologie in München) mit merkwürdiger und sehr anerkennens-
werther Unbefangenheit. Er hat sich fleißig in die kirchliche Literatur der orientalischen
Kirche, für die meisten römisch-katholischen und sehr viele protestantische Theologen
bisher ein fast ganz unbeachtetes Gebiet, hineingearbeitet, sich auch über die Dinge,
welche mehr in die profane Geschichte gehören, z. B. über das Verhältniß des Papste
thums zum Kaiserthum, gut orientirt und sich so eine selbständige Meinung gebildet,
mit der man vielfach übereinstimmen kann, und die mau, da sie sich in gebildeter
und rücksichtsvoller Sprache äußert, auch da bereitwillig anhört, wo man ihr nicht
beizupflichten vermag. Auch die Darstellung ist als gewandt und lichtvoll zu loben-
Die Frage uach der Veranlassung des Schismas beantwortet die Schrift freimüthig
dahin, daß die Schuld bei beiden Theilen zu suchen sei; die Frage, ob eine Wieder-
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