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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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Gewinn. In der That, die Uebermacht desselben schien doch noch eine sehr
bedeutende zu bleiben: die Combination der niederländisch-englischen Kräfte mit
denen des romanischen Südens mußte, wenn es gelang sie zu befestigen, un¬
fehlbar dem Erdtheil seine Gesetze vorschreiben.

Auf die deutsche Krone wurde es da leichter zu verzichten: die Heimath
der lutherischen Reformation, diesen Heerd aller neuen Ketzereien, konnte und
durfte der Herrscher der katholischen Welt vorläufig ohne Bedenken fahren lassen.
Wenn Kaiser Karl bald mit diplomatischer Kunst, bald mit Heeresmacht die
deutsche Nation in die Einheit der Kirche zurückzuführen versucht hatte, so sah
Philipp in der ersten Zeit seiner Negierung von solcher directen Action ab.
Aber die Politik der spanischen Staatsmänner wußte eine Menge andrer Mittel
in Bewegung zu setzen, um den Katholicismus in Deutschland zu stärken und
"uff neue auszubreiten, und wenn die spanische Politik Karls des Fünften die
nationale Entwickelung Deutschlands gehindert und unterbrochen hatte, so war
auch jene Abwendung seines Sohnes von Deutschland durchaus nicht der Art,
daß jetzt die Nation, von dem spanischen Drucke befreit, sich kräftig hätte in
sich sammeln können. "Auch Philipps von Spanien Politik." so schließt der
Verfasser sein Buch, "hat aus Deutschland gewirkt -- mehr als wir anzunehmen
gewohnt sind."




Neue historische Literatur.
Geschichte Schleswig-Holsteins. Von d-r ältesten Zeit bis auf die
Gegenwart. Dem deutschen Volk- erzählt von Casus Möller. 2 Bde. Hannover.
KM Nümpler. 1865.

Unter den drei populär geschriebenen Werken über die Geschichte der Herzog.
Miner. welche die letzten beiden Jahre gebracht haben ist ^'^ b°. wett-in °
b°ste. Der Verfasser, unsres Wissens Schleswig-Holstemer. versteht das Wesentliche
herauszufinden, er weiß gut zu erzählen, und er °und zu den nem-sten Er-
Wissen in allen Beziehungen die rechte Stellung ein. Darut se. tres Buch den
^Wu d. Bl. warm empfohlen.


Gewinn. In der That, die Uebermacht desselben schien doch noch eine sehr
bedeutende zu bleiben: die Combination der niederländisch-englischen Kräfte mit
denen des romanischen Südens mußte, wenn es gelang sie zu befestigen, un¬
fehlbar dem Erdtheil seine Gesetze vorschreiben.

Auf die deutsche Krone wurde es da leichter zu verzichten: die Heimath
der lutherischen Reformation, diesen Heerd aller neuen Ketzereien, konnte und
durfte der Herrscher der katholischen Welt vorläufig ohne Bedenken fahren lassen.
Wenn Kaiser Karl bald mit diplomatischer Kunst, bald mit Heeresmacht die
deutsche Nation in die Einheit der Kirche zurückzuführen versucht hatte, so sah
Philipp in der ersten Zeit seiner Negierung von solcher directen Action ab.
Aber die Politik der spanischen Staatsmänner wußte eine Menge andrer Mittel
in Bewegung zu setzen, um den Katholicismus in Deutschland zu stärken und
«uff neue auszubreiten, und wenn die spanische Politik Karls des Fünften die
nationale Entwickelung Deutschlands gehindert und unterbrochen hatte, so war
auch jene Abwendung seines Sohnes von Deutschland durchaus nicht der Art,
daß jetzt die Nation, von dem spanischen Drucke befreit, sich kräftig hätte in
sich sammeln können. „Auch Philipps von Spanien Politik." so schließt der
Verfasser sein Buch, „hat aus Deutschland gewirkt — mehr als wir anzunehmen
gewohnt sind."




Neue historische Literatur.
Geschichte Schleswig-Holsteins. Von d-r ältesten Zeit bis auf die
Gegenwart. Dem deutschen Volk- erzählt von Casus Möller. 2 Bde. Hannover.
KM Nümpler. 1865.

Unter den drei populär geschriebenen Werken über die Geschichte der Herzog.
Miner. welche die letzten beiden Jahre gebracht haben ist ^'^ b°. wett-in °
b°ste. Der Verfasser, unsres Wissens Schleswig-Holstemer. versteht das Wesentliche
herauszufinden, er weiß gut zu erzählen, und er °und zu den nem-sten Er-
Wissen in allen Beziehungen die rechte Stellung ein. Darut se. tres Buch den
^Wu d. Bl. warm empfohlen.


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[0463] Gewinn. In der That, die Uebermacht desselben schien doch noch eine sehr bedeutende zu bleiben: die Combination der niederländisch-englischen Kräfte mit denen des romanischen Südens mußte, wenn es gelang sie zu befestigen, un¬ fehlbar dem Erdtheil seine Gesetze vorschreiben. Auf die deutsche Krone wurde es da leichter zu verzichten: die Heimath der lutherischen Reformation, diesen Heerd aller neuen Ketzereien, konnte und durfte der Herrscher der katholischen Welt vorläufig ohne Bedenken fahren lassen. Wenn Kaiser Karl bald mit diplomatischer Kunst, bald mit Heeresmacht die deutsche Nation in die Einheit der Kirche zurückzuführen versucht hatte, so sah Philipp in der ersten Zeit seiner Negierung von solcher directen Action ab. Aber die Politik der spanischen Staatsmänner wußte eine Menge andrer Mittel in Bewegung zu setzen, um den Katholicismus in Deutschland zu stärken und «uff neue auszubreiten, und wenn die spanische Politik Karls des Fünften die nationale Entwickelung Deutschlands gehindert und unterbrochen hatte, so war auch jene Abwendung seines Sohnes von Deutschland durchaus nicht der Art, daß jetzt die Nation, von dem spanischen Drucke befreit, sich kräftig hätte in sich sammeln können. „Auch Philipps von Spanien Politik." so schließt der Verfasser sein Buch, „hat aus Deutschland gewirkt — mehr als wir anzunehmen gewohnt sind." Neue historische Literatur. Geschichte Schleswig-Holsteins. Von d-r ältesten Zeit bis auf die Gegenwart. Dem deutschen Volk- erzählt von Casus Möller. 2 Bde. Hannover. KM Nümpler. 1865. Unter den drei populär geschriebenen Werken über die Geschichte der Herzog. Miner. welche die letzten beiden Jahre gebracht haben ist ^'^ b°. wett-in ° b°ste. Der Verfasser, unsres Wissens Schleswig-Holstemer. versteht das Wesentliche herauszufinden, er weiß gut zu erzählen, und er °und zu den nem-sten Er- Wissen in allen Beziehungen die rechte Stellung ein. Darut se. tres Buch den ^Wu d. Bl. warm empfohlen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/463>, abgerufen am 15.01.2025.