Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.bäischen Glaubenskämpfer hervorgingen.' ist unser Buch von sehr hohem Werth. Wie die Thatsache, daß manche Schriften des Alten Testaments aus mehren Trotzdem daß die glänzenden Aussichten des Buches sich nicht so vollständig bäischen Glaubenskämpfer hervorgingen.' ist unser Buch von sehr hohem Werth. Wie die Thatsache, daß manche Schriften des Alten Testaments aus mehren Trotzdem daß die glänzenden Aussichten des Buches sich nicht so vollständig <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283713"/> <p xml:id="ID_1026" prev="#ID_1025"> bäischen Glaubenskämpfer hervorgingen.' ist unser Buch von sehr hohem Werth.<lb/> Wenn der Verfasser auch ein sehr origineller Geist war, so ist doch gewiß,<lb/> daß er viele fand, welche seine Gesinnungen theilten. Der Märtyrergeist, die<lb/> unerschütterliche Gesetzestreue selbst im Kleinsten, die feste Hoffnung auf das<lb/> Bevorstehen der Erlösung und der Haß gegen alles Heidnische, die wir im Buch<lb/> Daniel finden, erfüllte sie alle und trieb sie zu dem ewig denkwürdigen Kampf<lb/> für ihren Glauben. Dogmatisch wichtig ist die hier zum ersten Mal deutlich<lb/> austretende Anschauung von der Auferstehung vieler (nicht aller) Todten und die<lb/> eigenthümliche Gestaltung der messianischen Hoffnungen, welche von einem per.<lb/> fortleben Messias nichts sagt und alle Herrlichkeit der Zukunft auf das ganze<lb/> heilige Volk vertheilt. — Selbst für die äußere Geschichte des syrischen und<lb/> ägyptischen Reichs haben einige Abschnitte unseres Buches einen bedeutenden<lb/> Werth.</p><lb/> <p xml:id="ID_1027"> Wie die Thatsache, daß manche Schriften des Alten Testaments aus mehren<lb/> Stücken nach und nach zusammengesetzt sind, früher überhaupt zu manchen<lb/> Uebertreibungen geführt hat, so hat man auch bei unserem Buche wegen der<lb/> Selbständigkeit der einzelnen Theile eine solche Entstehung aus Stücken ver¬<lb/> schiedenen Ursprungs angenommen. Aber da die Selbständigkeit der Theile sonst<lb/> motivirt ist, da in allen dieselben Grundanschauungen und Tendenzen erscheinen,<lb/> da Sprache und Stil in den verschiedenartigen Theilen dieselben sind, da endlich<lb/> auch nicht einmal der Umstand ins Gewicht fällt, daß der erste Theil des Buches<lb/> erzählend, der zweite apokalyptisch ist, indem auch im ersten Theil das zweite<lb/> Capitel eine apokalyptische Schilderung ganz nach Art derer im zweiten Theil<lb/> enthält — aus allen diesen Gründen ist jene Hypothese zu verwerfen und jetzt<lb/> auch allgemein verworfen. Da der Uebergang vom Hebräischen zum Aramäischen<lb/> mitten in einer Erzählung vor sich geht und da das Aramäische bis zum 7.<lb/> Capitel geht, mithin in den zweiten Theil übergreift, so ist natürlich an eine<lb/> Zerlegung des Buches in heterogene Bestandtheile nach den Sprachen nicht zu<lb/> denken. Uebrigens ist die Ähnlichkeit des Stils und der Darstellung zwischen<lb/> den aramäischen und hebräischen Abschnitten so groß, wie sie nur zwischen<lb/> Stücken sein kann, die in zwei verschiedenen, aber nah mit einander verwandten<lb/> Sprachen geschrieben sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1028" next="#ID_1029"> Trotzdem daß die glänzenden Aussichten des Buches sich nicht so vollständig<lb/> erfüllten, scheint dasselbe frühzeitig zu hohem Ansehen gelangt zu sein. Die<lb/> angebliche Abkunft von einem heiligen Seher und die Uebereinstimmung mit<lb/> den besten Gedanken und Gefühlen der Zeit verschafften ihm eine große Autorität.<lb/> Mit den unerfüllten Weissagungen fand man sich ab, indem man sie durch kühne<lb/> Deutungen wieder in die Zukunft schob. Das Buch Daniel hat sehr viel<lb/> Einfluß auf die dogmatischen Ansichten der Späteren gehabt; freilich wurde ihm<lb/> dabei oft ein andrer als der ursprüngliche Sinn beigelegt. Dies gilt besonders</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
bäischen Glaubenskämpfer hervorgingen.' ist unser Buch von sehr hohem Werth.
Wenn der Verfasser auch ein sehr origineller Geist war, so ist doch gewiß,
daß er viele fand, welche seine Gesinnungen theilten. Der Märtyrergeist, die
unerschütterliche Gesetzestreue selbst im Kleinsten, die feste Hoffnung auf das
Bevorstehen der Erlösung und der Haß gegen alles Heidnische, die wir im Buch
Daniel finden, erfüllte sie alle und trieb sie zu dem ewig denkwürdigen Kampf
für ihren Glauben. Dogmatisch wichtig ist die hier zum ersten Mal deutlich
austretende Anschauung von der Auferstehung vieler (nicht aller) Todten und die
eigenthümliche Gestaltung der messianischen Hoffnungen, welche von einem per.
fortleben Messias nichts sagt und alle Herrlichkeit der Zukunft auf das ganze
heilige Volk vertheilt. — Selbst für die äußere Geschichte des syrischen und
ägyptischen Reichs haben einige Abschnitte unseres Buches einen bedeutenden
Werth.
Wie die Thatsache, daß manche Schriften des Alten Testaments aus mehren
Stücken nach und nach zusammengesetzt sind, früher überhaupt zu manchen
Uebertreibungen geführt hat, so hat man auch bei unserem Buche wegen der
Selbständigkeit der einzelnen Theile eine solche Entstehung aus Stücken ver¬
schiedenen Ursprungs angenommen. Aber da die Selbständigkeit der Theile sonst
motivirt ist, da in allen dieselben Grundanschauungen und Tendenzen erscheinen,
da Sprache und Stil in den verschiedenartigen Theilen dieselben sind, da endlich
auch nicht einmal der Umstand ins Gewicht fällt, daß der erste Theil des Buches
erzählend, der zweite apokalyptisch ist, indem auch im ersten Theil das zweite
Capitel eine apokalyptische Schilderung ganz nach Art derer im zweiten Theil
enthält — aus allen diesen Gründen ist jene Hypothese zu verwerfen und jetzt
auch allgemein verworfen. Da der Uebergang vom Hebräischen zum Aramäischen
mitten in einer Erzählung vor sich geht und da das Aramäische bis zum 7.
Capitel geht, mithin in den zweiten Theil übergreift, so ist natürlich an eine
Zerlegung des Buches in heterogene Bestandtheile nach den Sprachen nicht zu
denken. Uebrigens ist die Ähnlichkeit des Stils und der Darstellung zwischen
den aramäischen und hebräischen Abschnitten so groß, wie sie nur zwischen
Stücken sein kann, die in zwei verschiedenen, aber nah mit einander verwandten
Sprachen geschrieben sind.
Trotzdem daß die glänzenden Aussichten des Buches sich nicht so vollständig
erfüllten, scheint dasselbe frühzeitig zu hohem Ansehen gelangt zu sein. Die
angebliche Abkunft von einem heiligen Seher und die Uebereinstimmung mit
den besten Gedanken und Gefühlen der Zeit verschafften ihm eine große Autorität.
Mit den unerfüllten Weissagungen fand man sich ab, indem man sie durch kühne
Deutungen wieder in die Zukunft schob. Das Buch Daniel hat sehr viel
Einfluß auf die dogmatischen Ansichten der Späteren gehabt; freilich wurde ihm
dabei oft ein andrer als der ursprüngliche Sinn beigelegt. Dies gilt besonders
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