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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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Kölnischen und der Elberfelder Zeitung andererseits. Wenn das große, durch
Alter, Lage und Mittel einzig begünstigte kölner Blatt nur nicht so durchaus
zu den Altliberalen gehörte! sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, ein unpar¬
teiisches Weltblatt zu sein, anstatt es mit seiner örtlichen und provinziellen
Aufgabe ernst zu nehmen! Es könnte der Bildung einer neuen liberalen und
nationalen Partei in beiden westlichen Provinzen den mächtigsten Vorschub thun.
Eine Verjüngung dieses nicht zu entbehrenden noch zu umgehenden Organs,
ein Entschluß in dem zum Führer berufenen ausgezeichneten Mann, und die
Reorganisation des activen Liberalismus, diese dringendste aller Forderungen
der Zeit, könnte in Nheinpreußen mit den besten Aussichten auf Erfolg vor¬
genommen werden.




Das Buch Daniel.

Nach der altkirchlichen Ansicht ist das Alte Testament ebenso heilig und
ebenso sehr Grundlage der christlichen Religion, wie das Neue; und diese
Ansicht hat eben im letzteren, welches sich überall auf jenes beruft, ihre gute
Begründung. Da aber das Alte Testament dem praktischen religiösen Bedürfniß
des Volkes ferner liegt und da die Schwierigkeit seiner Sprache und seines
Inhalts eine rein wissenschaftliche Behandlung desselben nöthiger macht, so hat
Man sich früher an den Gedanken gewöhnt, das Alte Testament und seinen
Inhalt einer freien kritischen Untersuchung zu überlassen, so wenig förderlich
eine solche Toleranz der Kirchenlehre sein konnte. So ist es denn gekommen,
daß gewisse Anschauungsweisen, welche von denen der Kirche stark abweichen,
"uf dem Gebiete des Alten Testaments schon längst zu ganz allgemeiner Herr¬
schaft gelangt sind, so daß sich selbst die Vertreter der Rechtgläubigkeit, wie
Delitzsch und Hengstenberg, ihnen nicht ganz mehr entziehen können, während
sich daraus ergebenden Folgerungen für das Neue Testament erst seit wenigen
Jahrzehnten gezogen sind und noch allgemein als frevelhaft gelten. Im Fol¬
genden gedenke ich den Lesern eins von den Resultaten der neueren alttesta.
merklichen Kritik vorzulegen, welches in allen wesentlichen Punkten als gesichert
^"Zusehen ist. Mit Ausnahme einiger apologetischer Eiferer stimmen alle wissen¬
schaftlichen Forscher schon seit längerer Zeit in der Beurtheilung des Buches


Kölnischen und der Elberfelder Zeitung andererseits. Wenn das große, durch
Alter, Lage und Mittel einzig begünstigte kölner Blatt nur nicht so durchaus
zu den Altliberalen gehörte! sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, ein unpar¬
teiisches Weltblatt zu sein, anstatt es mit seiner örtlichen und provinziellen
Aufgabe ernst zu nehmen! Es könnte der Bildung einer neuen liberalen und
nationalen Partei in beiden westlichen Provinzen den mächtigsten Vorschub thun.
Eine Verjüngung dieses nicht zu entbehrenden noch zu umgehenden Organs,
ein Entschluß in dem zum Führer berufenen ausgezeichneten Mann, und die
Reorganisation des activen Liberalismus, diese dringendste aller Forderungen
der Zeit, könnte in Nheinpreußen mit den besten Aussichten auf Erfolg vor¬
genommen werden.




Das Buch Daniel.

Nach der altkirchlichen Ansicht ist das Alte Testament ebenso heilig und
ebenso sehr Grundlage der christlichen Religion, wie das Neue; und diese
Ansicht hat eben im letzteren, welches sich überall auf jenes beruft, ihre gute
Begründung. Da aber das Alte Testament dem praktischen religiösen Bedürfniß
des Volkes ferner liegt und da die Schwierigkeit seiner Sprache und seines
Inhalts eine rein wissenschaftliche Behandlung desselben nöthiger macht, so hat
Man sich früher an den Gedanken gewöhnt, das Alte Testament und seinen
Inhalt einer freien kritischen Untersuchung zu überlassen, so wenig förderlich
eine solche Toleranz der Kirchenlehre sein konnte. So ist es denn gekommen,
daß gewisse Anschauungsweisen, welche von denen der Kirche stark abweichen,
"uf dem Gebiete des Alten Testaments schon längst zu ganz allgemeiner Herr¬
schaft gelangt sind, so daß sich selbst die Vertreter der Rechtgläubigkeit, wie
Delitzsch und Hengstenberg, ihnen nicht ganz mehr entziehen können, während
sich daraus ergebenden Folgerungen für das Neue Testament erst seit wenigen
Jahrzehnten gezogen sind und noch allgemein als frevelhaft gelten. Im Fol¬
genden gedenke ich den Lesern eins von den Resultaten der neueren alttesta.
merklichen Kritik vorzulegen, welches in allen wesentlichen Punkten als gesichert
^"Zusehen ist. Mit Ausnahme einiger apologetischer Eiferer stimmen alle wissen¬
schaftlichen Forscher schon seit längerer Zeit in der Beurtheilung des Buches


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[0349] Kölnischen und der Elberfelder Zeitung andererseits. Wenn das große, durch Alter, Lage und Mittel einzig begünstigte kölner Blatt nur nicht so durchaus zu den Altliberalen gehörte! sich nicht in den Kopf gesetzt hätte, ein unpar¬ teiisches Weltblatt zu sein, anstatt es mit seiner örtlichen und provinziellen Aufgabe ernst zu nehmen! Es könnte der Bildung einer neuen liberalen und nationalen Partei in beiden westlichen Provinzen den mächtigsten Vorschub thun. Eine Verjüngung dieses nicht zu entbehrenden noch zu umgehenden Organs, ein Entschluß in dem zum Führer berufenen ausgezeichneten Mann, und die Reorganisation des activen Liberalismus, diese dringendste aller Forderungen der Zeit, könnte in Nheinpreußen mit den besten Aussichten auf Erfolg vor¬ genommen werden. Das Buch Daniel. Nach der altkirchlichen Ansicht ist das Alte Testament ebenso heilig und ebenso sehr Grundlage der christlichen Religion, wie das Neue; und diese Ansicht hat eben im letzteren, welches sich überall auf jenes beruft, ihre gute Begründung. Da aber das Alte Testament dem praktischen religiösen Bedürfniß des Volkes ferner liegt und da die Schwierigkeit seiner Sprache und seines Inhalts eine rein wissenschaftliche Behandlung desselben nöthiger macht, so hat Man sich früher an den Gedanken gewöhnt, das Alte Testament und seinen Inhalt einer freien kritischen Untersuchung zu überlassen, so wenig förderlich eine solche Toleranz der Kirchenlehre sein konnte. So ist es denn gekommen, daß gewisse Anschauungsweisen, welche von denen der Kirche stark abweichen, "uf dem Gebiete des Alten Testaments schon längst zu ganz allgemeiner Herr¬ schaft gelangt sind, so daß sich selbst die Vertreter der Rechtgläubigkeit, wie Delitzsch und Hengstenberg, ihnen nicht ganz mehr entziehen können, während sich daraus ergebenden Folgerungen für das Neue Testament erst seit wenigen Jahrzehnten gezogen sind und noch allgemein als frevelhaft gelten. Im Fol¬ genden gedenke ich den Lesern eins von den Resultaten der neueren alttesta. merklichen Kritik vorzulegen, welches in allen wesentlichen Punkten als gesichert ^"Zusehen ist. Mit Ausnahme einiger apologetischer Eiferer stimmen alle wissen¬ schaftlichen Forscher schon seit längerer Zeit in der Beurtheilung des Buches

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/349>, abgerufen am 15.01.2025.