Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.sondern es ist auch auf dem einen Thurme der Kaserne ein optischer Telegraph Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört sodann, daß zur selben Zeit, sondern es ist auch auf dem einen Thurme der Kaserne ein optischer Telegraph Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört sodann, daß zur selben Zeit, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0336" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283689"/> <p xml:id="ID_956" prev="#ID_955"> sondern es ist auch auf dem einen Thurme der Kaserne ein optischer Telegraph<lb/> angebracht, welcher mit einem gleichen Apparat auf der der Stadt zugekehrten<lb/> Ecke des Arsenals correspondiren soll, wenn etwa im Falle einer Erhebung die<lb/> elektrische Leitung zerstört werden sollte. Würde aber ein Angriff gegen die<lb/> Burg ausgeführt, so würde diese Vorsichtsmaßregel dennoch nutzlos sein, da die<lb/> in der Kaserne befindliche Garnison keine Nachricht von der Lage der Dinge<lb/> an jenem Punkte, der ihr doch der wichtigste sein sollte, erhalten würde. Ebenso<lb/> hat man zur weiteren Sicherheit der Kaserne und ihrer Bewohner den nach<lb/> Abtragung der umgebenden Festungsmauer sich ergebenden freien Raum mit<lb/> einem eisernen Gitter umschlossen und allen Civilpersonen die Passirung dieses<lb/> Gitters auf das strengste untersagt.</p><lb/> <p xml:id="ID_957" next="#ID_958"> Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört sodann, daß zur selben Zeit,<lb/> als das Abgeordnetenhaus gebaut wurde, der in das erste Programm der<lb/> Stadterweiterung aufgenommene Bau einer zweiten wiener Zwingburg, jenes<lb/> bereits erwähnten Gegenstückes der Franz-Joscphskaserne nicht nur in Erinnerung<lb/> gebracht, sondern dessen unverzügliche Ausführung anbefohlen wurde. Woher<lb/> schließlich das Geld dazu genommen werden soll, ist freilich noch unbestimmt,<lb/> aber schon die Existenz dieses kaum fünfhundert Schritte (also gerade im Bereich<lb/> des ausgiebigsten Kartätschenschusses) von dem Abgeordnetenhause entfernten<lb/> und dasselbe vollkommen beherrschenden Gebäudes scheint 'in den Augen der<lb/> Militärpartei die beste Garantie der steten Willfährigkeit der Volksvertreter zu<lb/> sein. Die Kosten dieses Baues belaufen sich schon nach dem wie gewöhnlich<lb/> äußerst niedrig gestellten Voranschlage auf vier Millionen, und man kann er¬<lb/> messen, wie hoch die Kaserne in Wirklichkeit zu stehen kommen wird, besonders<lb/> wenn man den Luxus und die Solidität betrachtet, womit auch die unbedeu¬<lb/> tendsten Nebentheile ausgeführt werden. Einen traurigen Gegensatz bildet da¬<lb/> gegen das Abgeordnetenhaus, welches nun seit vier vollen Jahren in seinem<lb/> Provisorium als ein armseliges, aus dünnem Fachwelt aufgeführtes und noth¬<lb/> dürftig übertünchtes, mit schlechten Bretern gedieltes und nur in einigen Räu¬<lb/> men heizbares Gebände dasteht und wahrscheinlich noch mehre Jahre in diesem<lb/> Zustand wird verbleiben müssen. Zum Bau eines neuen Parlamentsgebäudes<lb/> aber sind nicht nur noch keine Anstalten getroffen, sondern es ist sogar der<lb/> Plan, nach welchem gebaut werden soll, noch nicht vollendet und in allen<lb/> Einzelheiten genehmigt, ja selbst der Platz ist noch nicht mit Bestimmtheit aus¬<lb/> gewählt worden. Doch theilt das Parlamentshaus in diesem Punkte das<lb/> Schicksal mehrer andrer Gebäude. So erhielt die Gemeinde trotz wiederholter<lb/> Bitten nicht den für das künftige Stadthaus gewünschten Platz und mußte sich<lb/> mit einer ungünstig gelegenen und beschränkten Baustelle begnügen. Und für<lb/> die Universität ist auch noch kein Winkel aufgefunden worden. Ebenso ergeht<lb/> es dem Museum, über dessen eigentliche Wesenheit durch die bisher erflossencn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0336]
sondern es ist auch auf dem einen Thurme der Kaserne ein optischer Telegraph
angebracht, welcher mit einem gleichen Apparat auf der der Stadt zugekehrten
Ecke des Arsenals correspondiren soll, wenn etwa im Falle einer Erhebung die
elektrische Leitung zerstört werden sollte. Würde aber ein Angriff gegen die
Burg ausgeführt, so würde diese Vorsichtsmaßregel dennoch nutzlos sein, da die
in der Kaserne befindliche Garnison keine Nachricht von der Lage der Dinge
an jenem Punkte, der ihr doch der wichtigste sein sollte, erhalten würde. Ebenso
hat man zur weiteren Sicherheit der Kaserne und ihrer Bewohner den nach
Abtragung der umgebenden Festungsmauer sich ergebenden freien Raum mit
einem eisernen Gitter umschlossen und allen Civilpersonen die Passirung dieses
Gitters auf das strengste untersagt.
Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehört sodann, daß zur selben Zeit,
als das Abgeordnetenhaus gebaut wurde, der in das erste Programm der
Stadterweiterung aufgenommene Bau einer zweiten wiener Zwingburg, jenes
bereits erwähnten Gegenstückes der Franz-Joscphskaserne nicht nur in Erinnerung
gebracht, sondern dessen unverzügliche Ausführung anbefohlen wurde. Woher
schließlich das Geld dazu genommen werden soll, ist freilich noch unbestimmt,
aber schon die Existenz dieses kaum fünfhundert Schritte (also gerade im Bereich
des ausgiebigsten Kartätschenschusses) von dem Abgeordnetenhause entfernten
und dasselbe vollkommen beherrschenden Gebäudes scheint 'in den Augen der
Militärpartei die beste Garantie der steten Willfährigkeit der Volksvertreter zu
sein. Die Kosten dieses Baues belaufen sich schon nach dem wie gewöhnlich
äußerst niedrig gestellten Voranschlage auf vier Millionen, und man kann er¬
messen, wie hoch die Kaserne in Wirklichkeit zu stehen kommen wird, besonders
wenn man den Luxus und die Solidität betrachtet, womit auch die unbedeu¬
tendsten Nebentheile ausgeführt werden. Einen traurigen Gegensatz bildet da¬
gegen das Abgeordnetenhaus, welches nun seit vier vollen Jahren in seinem
Provisorium als ein armseliges, aus dünnem Fachwelt aufgeführtes und noth¬
dürftig übertünchtes, mit schlechten Bretern gedieltes und nur in einigen Räu¬
men heizbares Gebände dasteht und wahrscheinlich noch mehre Jahre in diesem
Zustand wird verbleiben müssen. Zum Bau eines neuen Parlamentsgebäudes
aber sind nicht nur noch keine Anstalten getroffen, sondern es ist sogar der
Plan, nach welchem gebaut werden soll, noch nicht vollendet und in allen
Einzelheiten genehmigt, ja selbst der Platz ist noch nicht mit Bestimmtheit aus¬
gewählt worden. Doch theilt das Parlamentshaus in diesem Punkte das
Schicksal mehrer andrer Gebäude. So erhielt die Gemeinde trotz wiederholter
Bitten nicht den für das künftige Stadthaus gewünschten Platz und mußte sich
mit einer ungünstig gelegenen und beschränkten Baustelle begnügen. Und für
die Universität ist auch noch kein Winkel aufgefunden worden. Ebenso ergeht
es dem Museum, über dessen eigentliche Wesenheit durch die bisher erflossencn
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