Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.ragenden Werken der Bildhauerkunst arm sei, und daß es namentlich an Stand¬ Die ersten Männer, denen man Standbilder zu setzen beschloß, waren Als Verwandter des kaiserlichen Hauses kam Erzherzog Karl natürlich zu¬ So soll an der Wien eine Statue des Fürsten Schwarzenberg, an welchem ") Dieses war das einzige Mal, daß man bei der Wahl des Tages für derartige Fest,
lichkeiten einigen Sinn zeigte. Das Karlmonument wurde nicht, wie man es beantragt hatte, am SO, Jahrestage der Schlacht bei Aspern enthüllt und die Grundsteinlegung des Eugen¬ standbildes würde am passendsten an dem zweihundertsten Geburtstage des Prinzen stattge¬ funden haben. ragenden Werken der Bildhauerkunst arm sei, und daß es namentlich an Stand¬ Die ersten Männer, denen man Standbilder zu setzen beschloß, waren Als Verwandter des kaiserlichen Hauses kam Erzherzog Karl natürlich zu¬ So soll an der Wien eine Statue des Fürsten Schwarzenberg, an welchem ») Dieses war das einzige Mal, daß man bei der Wahl des Tages für derartige Fest,
lichkeiten einigen Sinn zeigte. Das Karlmonument wurde nicht, wie man es beantragt hatte, am SO, Jahrestage der Schlacht bei Aspern enthüllt und die Grundsteinlegung des Eugen¬ standbildes würde am passendsten an dem zweihundertsten Geburtstage des Prinzen stattge¬ funden haben. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0330" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283683"/> <p xml:id="ID_940" prev="#ID_939"> ragenden Werken der Bildhauerkunst arm sei, und daß es namentlich an Stand¬<lb/> bildern berühmter Männer fast gänzlich fehle, suchte man diesem Mangel mit<lb/> einem Schlage abzuhelfen und that auch diesmal des Guten zu viel. In der<lb/> That waren bis dahin die Reiterstatue Josephs des Zweiten und das ebenso<lb/> kolossale als unschöne Standbild des Kaisers Franz, das Grabdenkmal der<lb/> Herzogin Christine in der Burgkirche und die herrliche Gruppe „Theseus" von<lb/> Canova die einzigen größeren Leistungen der plastischen Kunst in Wien. Und<lb/> diese genannten vier Werke befanden sich sämmtlich innerhalb oder nahe bei<lb/> der Burg, waren also auf einen Fleck zusammengedrängt, so daß die übrige<lb/> Stadt und die Vorstädte jeder derartigen Zierde entbehrten.</p><lb/> <p xml:id="ID_941"> Die ersten Männer, denen man Standbilder zu setzen beschloß, waren<lb/> Männer des Schwertes. Und selbst unter diesen hätte eine bessere Auswahl<lb/> troffen wsro en können. Für das Arsenal wurden gleich bei fünf Dutzend<lb/> bestellt, gewiß eine vollkommen ausreichende Zahl, wenn man bedenkt, daß<lb/> wirklich große Feldherrn in der Geschichte Oestreichs ziemlich spärlich vorkommen.<lb/> Bei den in der Stadt aufzustellenden großen Standbildern aber mußte schon<lb/> ihrer geringeren Zahl wegen die Auswahl noch sorgfältiger getroffen werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_942"> Als Verwandter des kaiserlichen Hauses kam Erzherzog Karl natürlich zu¬<lb/> erst an die Reihe. Die Ausführung dieser schönen Reiterstatue macht dem<lb/> Meister Fernkorn alle Ehre. Aber leider wurde auch dieses Standbild un¬<lb/> mittelbar vor der Burg aufgestellt, und ihm gegenüber wird auch das gegen¬<lb/> wärtig noch unvollendete Standbild des Prinzen Eugen, dem diese Ehre un¬<lb/> zweifelhaft vor allen andern gebührt senkte, seinen Platz finden. Wie man<lb/> vernimmt, werden nach beendeten Umbaue des einen Burgflügels noch einige<lb/> andere Generale auf diese Weise verewigt werden, so daß dann ungefähr eben¬<lb/> so viele bronzene Schildwachen die Burg umgeben werden, als gegenwärtig<lb/> lebende Grenadiere und Gendarmen davor auf- und niederschreiten. Doch nicht<lb/> allein die Burg, auch die Stadt soll auf diese Weise beglückt werden, und wenn<lb/> es bei dem ursprünglichen Entwürfe bleibt, wird auf alle Stadttheile ein sanfter<lb/> Regen von bronzenen und steinernen militärischen Unsterblichkeiten niederfallen.</p><lb/> <p xml:id="ID_943" next="#ID_944"> So soll an der Wien eine Statue des Fürsten Schwarzenberg, an welchem<lb/> selbst die eifrigsten Lobredner stets nur seine diplomatische Gewandtheit und<lb/> seine besondere Verträglichkeit — eine bei einem Feldherrn etwas zweideutige<lb/> Tugend — zu rühmen wissen, errichtet werden. Der Grundstein wurde am<lb/> funfzigsten Jahrestag der leipziger Schlacht*) gelegt, bei welcher Gelegenheit</p><lb/> <note xml:id="FID_23" place="foot"> ») Dieses war das einzige Mal, daß man bei der Wahl des Tages für derartige Fest,<lb/> lichkeiten einigen Sinn zeigte. Das Karlmonument wurde nicht, wie man es beantragt hatte,<lb/> am SO, Jahrestage der Schlacht bei Aspern enthüllt und die Grundsteinlegung des Eugen¬<lb/> standbildes würde am passendsten an dem zweihundertsten Geburtstage des Prinzen stattge¬<lb/> funden haben.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0330]
ragenden Werken der Bildhauerkunst arm sei, und daß es namentlich an Stand¬
bildern berühmter Männer fast gänzlich fehle, suchte man diesem Mangel mit
einem Schlage abzuhelfen und that auch diesmal des Guten zu viel. In der
That waren bis dahin die Reiterstatue Josephs des Zweiten und das ebenso
kolossale als unschöne Standbild des Kaisers Franz, das Grabdenkmal der
Herzogin Christine in der Burgkirche und die herrliche Gruppe „Theseus" von
Canova die einzigen größeren Leistungen der plastischen Kunst in Wien. Und
diese genannten vier Werke befanden sich sämmtlich innerhalb oder nahe bei
der Burg, waren also auf einen Fleck zusammengedrängt, so daß die übrige
Stadt und die Vorstädte jeder derartigen Zierde entbehrten.
Die ersten Männer, denen man Standbilder zu setzen beschloß, waren
Männer des Schwertes. Und selbst unter diesen hätte eine bessere Auswahl
troffen wsro en können. Für das Arsenal wurden gleich bei fünf Dutzend
bestellt, gewiß eine vollkommen ausreichende Zahl, wenn man bedenkt, daß
wirklich große Feldherrn in der Geschichte Oestreichs ziemlich spärlich vorkommen.
Bei den in der Stadt aufzustellenden großen Standbildern aber mußte schon
ihrer geringeren Zahl wegen die Auswahl noch sorgfältiger getroffen werden.
Als Verwandter des kaiserlichen Hauses kam Erzherzog Karl natürlich zu¬
erst an die Reihe. Die Ausführung dieser schönen Reiterstatue macht dem
Meister Fernkorn alle Ehre. Aber leider wurde auch dieses Standbild un¬
mittelbar vor der Burg aufgestellt, und ihm gegenüber wird auch das gegen¬
wärtig noch unvollendete Standbild des Prinzen Eugen, dem diese Ehre un¬
zweifelhaft vor allen andern gebührt senkte, seinen Platz finden. Wie man
vernimmt, werden nach beendeten Umbaue des einen Burgflügels noch einige
andere Generale auf diese Weise verewigt werden, so daß dann ungefähr eben¬
so viele bronzene Schildwachen die Burg umgeben werden, als gegenwärtig
lebende Grenadiere und Gendarmen davor auf- und niederschreiten. Doch nicht
allein die Burg, auch die Stadt soll auf diese Weise beglückt werden, und wenn
es bei dem ursprünglichen Entwürfe bleibt, wird auf alle Stadttheile ein sanfter
Regen von bronzenen und steinernen militärischen Unsterblichkeiten niederfallen.
So soll an der Wien eine Statue des Fürsten Schwarzenberg, an welchem
selbst die eifrigsten Lobredner stets nur seine diplomatische Gewandtheit und
seine besondere Verträglichkeit — eine bei einem Feldherrn etwas zweideutige
Tugend — zu rühmen wissen, errichtet werden. Der Grundstein wurde am
funfzigsten Jahrestag der leipziger Schlacht*) gelegt, bei welcher Gelegenheit
») Dieses war das einzige Mal, daß man bei der Wahl des Tages für derartige Fest,
lichkeiten einigen Sinn zeigte. Das Karlmonument wurde nicht, wie man es beantragt hatte,
am SO, Jahrestage der Schlacht bei Aspern enthüllt und die Grundsteinlegung des Eugen¬
standbildes würde am passendsten an dem zweihundertsten Geburtstage des Prinzen stattge¬
funden haben.
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