Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.gethan haben würden, und was Pelissier, Se, Arnaud, Cialdini, Bazaine. gethan haben würden, und was Pelissier, Se, Arnaud, Cialdini, Bazaine. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0032" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283385"/> <p xml:id="ID_76" prev="#ID_75" next="#ID_77"> gethan haben würden, und was Pelissier, Se, Arnaud, Cialdini, Bazaine.<lb/> und so viele andere französische, englische und italienische Generale der neusten<lb/> Zeit in ähnlichen Fällen wirtlich gethan haben. Er vollführte den ihm gewor¬<lb/> denen Auftrag und kümmerte sich wenig darum, ob von den ihm fremden<lb/> Italienern einige Hundert mehr oder weniger auf dem Platze blieben. Der<lb/> einzige Unterschied war der, daß er Thaten dieser Art nicht zu lciugnen oder<lb/> zu beschönigen suchte, wie es seinerzeit mit den von den Polacken des Grafen<lb/> Auersberg und den Kroaten des Barus Jellachich verübten Grausamkeiten<lb/> geschah. Wenn er sich damit zum „Wauwau" der Völker machen wollte, so<lb/> gelang ihm dieses vollkommen. Nach der Wiederbesetzung Ofens erließ er<lb/> bekanntlich an die Bewohner der Schwesterstädte eine in dem drohendsten<lb/> Tone abgefaßte Proclamation mit dem Schlußsatz: „Denkt an Brescia!"<lb/> Und später, als er sich schon im Ruhestand befand, zeigte er den ihn Be¬<lb/> suchenden einige mit silbernen und goldenen Armbändern, Ohrringen, Uhr¬<lb/> gehäusen, Tafelgeschirr und ähnlichen Dingen gefüllte Koffer als „aus Brescia<lb/> herrührend". Der Verfasser unsrer Schrift glaubt. Haynau sei nur gegen die<lb/> Italiener und Ungarn so hart gewesen, und würde gegen Deutsche und ins¬<lb/> besondere gegen Oestreicher sich nicht haben gebrauchen lassen! Wir bezweifeln<lb/> die Richtigkeit dieser Meinung. Gerade weil er ein Lohnsvldat war, kannte er<lb/> keine Vorliebe für eine bestimmte Nationalität, einen Staat oder eine besondere<lb/> Provinz. Seine Grausamkeit war kosmopolitischer Natur und in der Regel<lb/> ohne Leidenschaft. Nur Trotz oder Feigheit des Gegners und Energielosigkeit<lb/> seiner Untergebenen konnten ihn zu wirklicher Erbitterung bringen, und dann<lb/> war ihm keine Strafe zu grausam, während er sonst vielleicht kaum ahnte, daß<lb/> seine Strenge das Maß überschritt. Wenn die Brescianer in dem Momente,<lb/> wo sie die Nutzlosigkeit weiteren Kampfes erkennen mußten, sich ihm ergeben<lb/> und zugleich seiner Eitelkeit ein wenig geschmeichelt hätten, sie wären jedenfalls<lb/> besser davon gekommen. Der Besatzung von Komorn. die bei aller Tapferkeit<lb/> und trotz der Stärke der Festung endlich doch hätte capitulircn müssen, bewilligte<lb/> er weit günstigere Bedingungen, als der Feldmarschall Nugent hatte zugestehen<lb/> wollen, blos weil er es war, dem sich die bisher jungfräuliche Festung ergab.<lb/> Einen Spion-, welcher sich durch die Angabe seiner Mitgenossen zu retten suchte,<lb/> ließ er aufhängen, die Andern aber, als sie sich schon auf das Aergste gefaßt<lb/> gemacht hatten, ohne weitere Strafe laufen. Einst bezeichnete er einem<lb/> Offizier mehre Personen, welche im Fall einer Annäherung des Feindes so¬<lb/> fort erschossen werden sollten, um die Bewohner eines gewissen Ortes von<lb/> einer etwaigen Erhebung abzuhalten. Der Offizier ließ diesen schrecklichen Auf¬<lb/> trag unausgeführt, wußte aber durch sein ebenso entschlossenes als cinsichsvolles<lb/> Verfahren jedem Aufstand vorzubeugen und erklärte dem ihn später zur Rede<lb/> stellenden General, daß er die Vollziehung eines solchen Befehles für eine zweck-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0032]
gethan haben würden, und was Pelissier, Se, Arnaud, Cialdini, Bazaine.
und so viele andere französische, englische und italienische Generale der neusten
Zeit in ähnlichen Fällen wirtlich gethan haben. Er vollführte den ihm gewor¬
denen Auftrag und kümmerte sich wenig darum, ob von den ihm fremden
Italienern einige Hundert mehr oder weniger auf dem Platze blieben. Der
einzige Unterschied war der, daß er Thaten dieser Art nicht zu lciugnen oder
zu beschönigen suchte, wie es seinerzeit mit den von den Polacken des Grafen
Auersberg und den Kroaten des Barus Jellachich verübten Grausamkeiten
geschah. Wenn er sich damit zum „Wauwau" der Völker machen wollte, so
gelang ihm dieses vollkommen. Nach der Wiederbesetzung Ofens erließ er
bekanntlich an die Bewohner der Schwesterstädte eine in dem drohendsten
Tone abgefaßte Proclamation mit dem Schlußsatz: „Denkt an Brescia!"
Und später, als er sich schon im Ruhestand befand, zeigte er den ihn Be¬
suchenden einige mit silbernen und goldenen Armbändern, Ohrringen, Uhr¬
gehäusen, Tafelgeschirr und ähnlichen Dingen gefüllte Koffer als „aus Brescia
herrührend". Der Verfasser unsrer Schrift glaubt. Haynau sei nur gegen die
Italiener und Ungarn so hart gewesen, und würde gegen Deutsche und ins¬
besondere gegen Oestreicher sich nicht haben gebrauchen lassen! Wir bezweifeln
die Richtigkeit dieser Meinung. Gerade weil er ein Lohnsvldat war, kannte er
keine Vorliebe für eine bestimmte Nationalität, einen Staat oder eine besondere
Provinz. Seine Grausamkeit war kosmopolitischer Natur und in der Regel
ohne Leidenschaft. Nur Trotz oder Feigheit des Gegners und Energielosigkeit
seiner Untergebenen konnten ihn zu wirklicher Erbitterung bringen, und dann
war ihm keine Strafe zu grausam, während er sonst vielleicht kaum ahnte, daß
seine Strenge das Maß überschritt. Wenn die Brescianer in dem Momente,
wo sie die Nutzlosigkeit weiteren Kampfes erkennen mußten, sich ihm ergeben
und zugleich seiner Eitelkeit ein wenig geschmeichelt hätten, sie wären jedenfalls
besser davon gekommen. Der Besatzung von Komorn. die bei aller Tapferkeit
und trotz der Stärke der Festung endlich doch hätte capitulircn müssen, bewilligte
er weit günstigere Bedingungen, als der Feldmarschall Nugent hatte zugestehen
wollen, blos weil er es war, dem sich die bisher jungfräuliche Festung ergab.
Einen Spion-, welcher sich durch die Angabe seiner Mitgenossen zu retten suchte,
ließ er aufhängen, die Andern aber, als sie sich schon auf das Aergste gefaßt
gemacht hatten, ohne weitere Strafe laufen. Einst bezeichnete er einem
Offizier mehre Personen, welche im Fall einer Annäherung des Feindes so¬
fort erschossen werden sollten, um die Bewohner eines gewissen Ortes von
einer etwaigen Erhebung abzuhalten. Der Offizier ließ diesen schrecklichen Auf¬
trag unausgeführt, wußte aber durch sein ebenso entschlossenes als cinsichsvolles
Verfahren jedem Aufstand vorzubeugen und erklärte dem ihn später zur Rede
stellenden General, daß er die Vollziehung eines solchen Befehles für eine zweck-
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