Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.deutschen Königreichen verschwendet in dieser Richtung Würtemberg am meisten Aehnlich wie mit den Ausgaben für das Auswärtige geht es mit den Auch die Ausgaben für die Volksvertretung, welche die elfte Tabelle unsrer deutschen Königreichen verschwendet in dieser Richtung Würtemberg am meisten Aehnlich wie mit den Ausgaben für das Auswärtige geht es mit den Auch die Ausgaben für die Volksvertretung, welche die elfte Tabelle unsrer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0318" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283671"/> <p xml:id="ID_901" prev="#ID_900"> deutschen Königreichen verschwendet in dieser Richtung Würtemberg am meisten<lb/> welches sich seine Gesandten und sonstigen Diplomaten beinahe so viel wie Eng¬<lb/> land kosten läßt; wohlfeiler, aber immer noch so theuer wie Frankreich, wirth¬<lb/> schaftet in dieser Beziehung Hannover, noch etwas wohlfeiler, aber immer noch<lb/> sechsmal so theuer wie die Schweiz Sachsen, am wohlfeilsten, wenn auch genau<lb/> so theuer als Preußen, Bayern. „Sollte", so fragen wir mit dem Verfasser,<lb/> „das Beispiel der Eidgenossenschaft uns Deutsche nickt wenigstens in dem einen<lb/> Punkte zum Muster dienen und uns anspornen, ähnlich wie dort die Vertretung<lb/> der deutschen Interessen im Auslande durch ein einziges und nicht wie bisher<lb/> durch zweiunddreißig verschiedene Organe besorgen zu lassen?"</p><lb/> <p xml:id="ID_902"> Aehnlich wie mit den Ausgaben für das Auswärtige geht es mit den<lb/> Civilpensioncn, die auch in den einzelnen Ländern fast im gleichen Verhältniß<lb/> mehr erfordern wie die Größe des Staates abnimmt — beiläufig ganz natur¬<lb/> gemäß, denn je kleiner das Land, desto größer wird in der Regel verhältni߬<lb/> mäßig die Zahl der Staatsbeamten, und je mehr im Verhältniß Aemter da<lb/> sind, desto größer wird auch die Menge der Pensionsberechtigten sein. Betrachten<lb/> wir die betreffende Tabelle, so sehen wir, daß England auf diesem Gebiet am<lb/> wenigsten ausgiebt, was sich aus dem dort vorherrschenden Selfgovernment<lb/> erklärt, bei dem es wenig Staatsbeamte giebt, daß Preußen schon dreimal<lb/> viel für Civilpensionen verausgabt, und daß die deutschen Mittelstaaten<lb/> so für die Pensionirung ihrer Beamten vier- bis sechsmal so viel ausgeben<lb/> müssen als England. Scheinen Sachsen, Würtemberg und Hessen-Darmstadt,<lb/> wo sich die Sache ungefähr wie bei Preußen stellt, eine günstige Ausnahme<lb/> zu machen, so ist der Grund hiervon nicht in einer größeren Vereinfachung<lb/> des Verwaltungsorganismus oder in einer verhältnißmäßig geringeren Beamten¬<lb/> zahl in diesen Staaten zu suchen, sondern einfach darin, daß hier die Pensionen<lb/> ganz außerordentlich niedrig angesetzt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_903" next="#ID_904"> Auch die Ausgaben für die Volksvertretung, welche die elfte Tabelle unsrer<lb/> Schrift bringt, müssen natürlich verhältnißmäßig um so größer sein, je unbe¬<lb/> deutender der Staat ist, schon deshalb, weil in den kleinen Ländern im Ver¬<lb/> hältniß zur Bevölkerungszahl viel mehr Volksvertreter ernannt oder gewählt<lb/> werden müssen. Denn fänden die Wahlen überall im gleichen Verhältniß wie<lb/> etwa für den gesetzgebenden Körper Frankreichs statt, so müßte die Volksreprä¬<lb/> sentation in vielen unsrer deutschen Staaten aus einem oder zwei, in einigen<lb/> sogar nur aus einem halben Abgeordneten bestehen. Natürlich kommen also in<lb/> den kleineren Staaten auf dieselbe Zahl Einwohner weit mehr Repräsentanten<lb/> als in den Großstaaten, und damit wachsen selbstverständlich auch verhältni߬<lb/> mäßig die Kosten der Volksvertretung. Sachsen giebt dafür doppelt, Hannover<lb/> dreimal, Würtemberg gar viermal so viel aus als Preußen, und der Kosten¬<lb/> unterschied zwischen den Mittelstaaten und dem Großstaat Preußen würde hier</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0318]
deutschen Königreichen verschwendet in dieser Richtung Würtemberg am meisten
welches sich seine Gesandten und sonstigen Diplomaten beinahe so viel wie Eng¬
land kosten läßt; wohlfeiler, aber immer noch so theuer wie Frankreich, wirth¬
schaftet in dieser Beziehung Hannover, noch etwas wohlfeiler, aber immer noch
sechsmal so theuer wie die Schweiz Sachsen, am wohlfeilsten, wenn auch genau
so theuer als Preußen, Bayern. „Sollte", so fragen wir mit dem Verfasser,
„das Beispiel der Eidgenossenschaft uns Deutsche nickt wenigstens in dem einen
Punkte zum Muster dienen und uns anspornen, ähnlich wie dort die Vertretung
der deutschen Interessen im Auslande durch ein einziges und nicht wie bisher
durch zweiunddreißig verschiedene Organe besorgen zu lassen?"
Aehnlich wie mit den Ausgaben für das Auswärtige geht es mit den
Civilpensioncn, die auch in den einzelnen Ländern fast im gleichen Verhältniß
mehr erfordern wie die Größe des Staates abnimmt — beiläufig ganz natur¬
gemäß, denn je kleiner das Land, desto größer wird in der Regel verhältni߬
mäßig die Zahl der Staatsbeamten, und je mehr im Verhältniß Aemter da
sind, desto größer wird auch die Menge der Pensionsberechtigten sein. Betrachten
wir die betreffende Tabelle, so sehen wir, daß England auf diesem Gebiet am
wenigsten ausgiebt, was sich aus dem dort vorherrschenden Selfgovernment
erklärt, bei dem es wenig Staatsbeamte giebt, daß Preußen schon dreimal
viel für Civilpensionen verausgabt, und daß die deutschen Mittelstaaten
so für die Pensionirung ihrer Beamten vier- bis sechsmal so viel ausgeben
müssen als England. Scheinen Sachsen, Würtemberg und Hessen-Darmstadt,
wo sich die Sache ungefähr wie bei Preußen stellt, eine günstige Ausnahme
zu machen, so ist der Grund hiervon nicht in einer größeren Vereinfachung
des Verwaltungsorganismus oder in einer verhältnißmäßig geringeren Beamten¬
zahl in diesen Staaten zu suchen, sondern einfach darin, daß hier die Pensionen
ganz außerordentlich niedrig angesetzt sind.
Auch die Ausgaben für die Volksvertretung, welche die elfte Tabelle unsrer
Schrift bringt, müssen natürlich verhältnißmäßig um so größer sein, je unbe¬
deutender der Staat ist, schon deshalb, weil in den kleinen Ländern im Ver¬
hältniß zur Bevölkerungszahl viel mehr Volksvertreter ernannt oder gewählt
werden müssen. Denn fänden die Wahlen überall im gleichen Verhältniß wie
etwa für den gesetzgebenden Körper Frankreichs statt, so müßte die Volksreprä¬
sentation in vielen unsrer deutschen Staaten aus einem oder zwei, in einigen
sogar nur aus einem halben Abgeordneten bestehen. Natürlich kommen also in
den kleineren Staaten auf dieselbe Zahl Einwohner weit mehr Repräsentanten
als in den Großstaaten, und damit wachsen selbstverständlich auch verhältni߬
mäßig die Kosten der Volksvertretung. Sachsen giebt dafür doppelt, Hannover
dreimal, Würtemberg gar viermal so viel aus als Preußen, und der Kosten¬
unterschied zwischen den Mittelstaaten und dem Großstaat Preußen würde hier
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