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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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dieses Aufsatzes gestellten Hauptrücksichten für die Bildung der Schwurgerichte:
er vernachlässigt ihre geistige Qualifikation und Entwicklung, und er untergräbt
ihre Unabhängigkeit.




Aus dem Leben des Generals v. Haymn.

Selten wohl ist ein General Gegenstand eines so allgemeinen Hasses ge.
worden, als seinerzeit der östreichische Feldzeugmeister v. Haynau, "dieHyäne
Von Brescia". der Henker Bathyanys und der arader Generale. Selten aber
auch ist ein hervorragender Feldherr von den Geschichtschreibern der nächsten
Jahre nach seinen Leistungen so wenig mehr erwähnt worden. Eine eigene
Scheu vor dem Ruf, mit ihm in näherer Verbindung gestanden zu haben,
schien selbst unter seinen früheren Anhängern zu herrschen, und so erklärt sichs.
daß er lange Zeit keinen Biographen fand, während viele andere nach Rang.
Befähigung und Leistung weit unter ihm stehende östreichische Generale den
Federn unsrer Lobschreiber ausgiebige Beschäftigung gaben.-

Ein ziemlich renommirter Militärschriftsteller, der vor zwei Jahren ver
storbene General Heller, unterzog sich dieser Aufgabe endlich, kurz nach dem
Tode Hayncms. Das Werk, welches seinerzeit von der östreichischen Censur
unterdrückt wurde,>) nun aber im Ausland für den Druck vorbereitet wird, ist
Zwar keine eigentliche Biographie, sondern eine ziemlich lose aneinandergereihte
Sammlung von Anekdoten und Charakterzügen, verdient aber doch Beachtung,
weil der Verfasser den Charakter und die Handlungsweise des Generals von
einem ganz neuen und, wie uns scheint, ziemlich richtigen Standpunkte beurtheilt.



) Der Verfasser hat in dieser Beziehung das entgcgengescjzte Schicksal des Herrn v. Vcyenot.
^ q.?^^ bekanntlich vor etwa anderthalb Jahren den ersten Theil eines Werkes "Der
herzog Albrecht von Sachsen-Tischen als Reichsfeldmarschallworin Deutschland und de-
n s bittersten Vorwürfen überhäuft und nebenbei einige Versuche zur
^eiyerrlichnng tench durch seine totale Unfähigkeit berüchtigt gewordenen Heerführers gemacht
urbem. Herr V war hierzu von obenher aufgemuntert und wesentlich unterstützt worden,
wurde aber we>l man bei Erscheinen seines Buchs gerade nach einem Bündnis; mit Preu.
v°n strebte desavomrt und sofort "ach Schleswig geschlickt. In der neuesten Zeit aber wurde
v>e Ausgabe des zweiten Theiles gestattet, wobei das wiedcrerwach-nde Mißtrauen gegen Preußen
maßgebend gewesen sein wird.

dieses Aufsatzes gestellten Hauptrücksichten für die Bildung der Schwurgerichte:
er vernachlässigt ihre geistige Qualifikation und Entwicklung, und er untergräbt
ihre Unabhängigkeit.




Aus dem Leben des Generals v. Haymn.

Selten wohl ist ein General Gegenstand eines so allgemeinen Hasses ge.
worden, als seinerzeit der östreichische Feldzeugmeister v. Haynau, „dieHyäne
Von Brescia". der Henker Bathyanys und der arader Generale. Selten aber
auch ist ein hervorragender Feldherr von den Geschichtschreibern der nächsten
Jahre nach seinen Leistungen so wenig mehr erwähnt worden. Eine eigene
Scheu vor dem Ruf, mit ihm in näherer Verbindung gestanden zu haben,
schien selbst unter seinen früheren Anhängern zu herrschen, und so erklärt sichs.
daß er lange Zeit keinen Biographen fand, während viele andere nach Rang.
Befähigung und Leistung weit unter ihm stehende östreichische Generale den
Federn unsrer Lobschreiber ausgiebige Beschäftigung gaben.-

Ein ziemlich renommirter Militärschriftsteller, der vor zwei Jahren ver
storbene General Heller, unterzog sich dieser Aufgabe endlich, kurz nach dem
Tode Hayncms. Das Werk, welches seinerzeit von der östreichischen Censur
unterdrückt wurde,>) nun aber im Ausland für den Druck vorbereitet wird, ist
Zwar keine eigentliche Biographie, sondern eine ziemlich lose aneinandergereihte
Sammlung von Anekdoten und Charakterzügen, verdient aber doch Beachtung,
weil der Verfasser den Charakter und die Handlungsweise des Generals von
einem ganz neuen und, wie uns scheint, ziemlich richtigen Standpunkte beurtheilt.



) Der Verfasser hat in dieser Beziehung das entgcgengescjzte Schicksal des Herrn v. Vcyenot.
^ q.?^^ bekanntlich vor etwa anderthalb Jahren den ersten Theil eines Werkes „Der
herzog Albrecht von Sachsen-Tischen als Reichsfeldmarschallworin Deutschland und de-
n s bittersten Vorwürfen überhäuft und nebenbei einige Versuche zur
^eiyerrlichnng tench durch seine totale Unfähigkeit berüchtigt gewordenen Heerführers gemacht
urbem. Herr V war hierzu von obenher aufgemuntert und wesentlich unterstützt worden,
wurde aber we>l man bei Erscheinen seines Buchs gerade nach einem Bündnis; mit Preu.
v°n strebte desavomrt und sofort »ach Schleswig geschlickt. In der neuesten Zeit aber wurde
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/29>, abgerufen am 15.01.2025.