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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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folge deren der deutsche Bund, selbst wenn er trotz seiner NichtVerpflichtung
helfen wollte, dies nicht könnte. Für diesen Fall ist ein souveränes Schleswig-
Holstein zu besonderen Knegsanstrengungen zu Lande und zu Wasser genöthigt.
Nehmen wir nur die Erfahrungen der Jahre 1848 und folgende. Der Aufwand für
das Kriegswesen betrug 1848: 8.937,100 Mrk. Cre.; 1849: 18,180.780 Mrk. Cre.;
18S0: 14,920,431 Mrk. Cre. Rechnet man diese Summen zusammen und zieht
daraus das Mittel, so erhält man rund 14,000.000 Mrk. Cre. oder S.778,900 Thlr.
oder 10.413.07S si. pro Jahr. Das ist ein Kriegsbudget gerade 4mal so groß
als das IV2 großh. hessische, 2V-- mal so groß als das k. sächsische oder würten-
bergische. 2>mal so groß als das hannoversche. Die Schleswig-holsteinsche Armee
zahlte am 1. Jan. 1860 34.318 Mann Fußvolk. 2996 Mann Reiterei. 4054 Mann
Artillerie und 446 Mann Genie, zusammen 41,814 Mann mit im Ganzen
4984 Pferden, eine Stärke, welche der Sollstärke des ganzen 9. Armeecorps
des deutschen Bundes (Königr. Sachsen, Kurhessen, Nassau und Luxemburg-
Limburg) -- 42,110 M. entspricht. Daß ein souveränes Schleswig-Holstein,
wie schon erwähnt wurde, auf bedeutende Anstrengungen auch zur See ange.
wiesen ist, da es ohne Seemacht sich gegen das seemächtige Dänemark nicht
zu schützen vermag, geht ebenfalls aus den Erfahrungen der Jahre 1848--50
hervor, während welcher Schleswig-Holstein durchschnittlich eine Summe von
c. 500,000 Mrk. Cre. jährlich auf die Marine verwandte. Nach diesem gehen
wir auf keinen Fall fehl, wenn wir ein Mittel zwischen unserm ersten Satze
(IV" großh. Hess. Kriegsbudget) und dem Durchschnittssatz aus den Jahren
1848--50 für das Schleswig-holsteinische Kriegsbudget nehmen mit, rund ange¬
geben. 7 Mill. Gulden oder 4 Mill. Thaler.

Hiermit sind aber die Ausgabesummen nicht vollständig erschöpft, es kommt
noch hinzu die Verzinsung der Schuld der Herzogthümer. Die Schuld
beträgt:

1) Zwangsanlehen von 1848 u. ff.
a) 20 Mill. Mark") ^ . . . 8.000.000 Thlr. oder 14.000,000 si.
b) Seit 17 Jahren nicht gezahlte
Zinsen ....... 6.000,000 ,. .. 10.800,000 ,.
2) Die von Dänemark laut wiener
Frieden übernommene Schuld 21.750,000 " .. 38.062,500 ..
3) Die Kriegskosten:
a) für Preußen 22,481.777 Thlr.
d) ., Oestreich 18,000,000 si. ö. W.
zusammen..... 34,481,777 " ,. 60,343.008 ..
Summa 70.231,777 Thlr. oder 122,905,508 si. rh.


") Kolb giebt in seiner vergleichenden Statistik von 186S 21'/, Mrk, Cre. an.

folge deren der deutsche Bund, selbst wenn er trotz seiner NichtVerpflichtung
helfen wollte, dies nicht könnte. Für diesen Fall ist ein souveränes Schleswig-
Holstein zu besonderen Knegsanstrengungen zu Lande und zu Wasser genöthigt.
Nehmen wir nur die Erfahrungen der Jahre 1848 und folgende. Der Aufwand für
das Kriegswesen betrug 1848: 8.937,100 Mrk. Cre.; 1849: 18,180.780 Mrk. Cre.;
18S0: 14,920,431 Mrk. Cre. Rechnet man diese Summen zusammen und zieht
daraus das Mittel, so erhält man rund 14,000.000 Mrk. Cre. oder S.778,900 Thlr.
oder 10.413.07S si. pro Jahr. Das ist ein Kriegsbudget gerade 4mal so groß
als das IV2 großh. hessische, 2V-- mal so groß als das k. sächsische oder würten-
bergische. 2>mal so groß als das hannoversche. Die Schleswig-holsteinsche Armee
zahlte am 1. Jan. 1860 34.318 Mann Fußvolk. 2996 Mann Reiterei. 4054 Mann
Artillerie und 446 Mann Genie, zusammen 41,814 Mann mit im Ganzen
4984 Pferden, eine Stärke, welche der Sollstärke des ganzen 9. Armeecorps
des deutschen Bundes (Königr. Sachsen, Kurhessen, Nassau und Luxemburg-
Limburg) — 42,110 M. entspricht. Daß ein souveränes Schleswig-Holstein,
wie schon erwähnt wurde, auf bedeutende Anstrengungen auch zur See ange.
wiesen ist, da es ohne Seemacht sich gegen das seemächtige Dänemark nicht
zu schützen vermag, geht ebenfalls aus den Erfahrungen der Jahre 1848—50
hervor, während welcher Schleswig-Holstein durchschnittlich eine Summe von
c. 500,000 Mrk. Cre. jährlich auf die Marine verwandte. Nach diesem gehen
wir auf keinen Fall fehl, wenn wir ein Mittel zwischen unserm ersten Satze
(IV» großh. Hess. Kriegsbudget) und dem Durchschnittssatz aus den Jahren
1848—50 für das Schleswig-holsteinische Kriegsbudget nehmen mit, rund ange¬
geben. 7 Mill. Gulden oder 4 Mill. Thaler.

Hiermit sind aber die Ausgabesummen nicht vollständig erschöpft, es kommt
noch hinzu die Verzinsung der Schuld der Herzogthümer. Die Schuld
beträgt:

1) Zwangsanlehen von 1848 u. ff.
a) 20 Mill. Mark") ^ . . . 8.000.000 Thlr. oder 14.000,000 si.
b) Seit 17 Jahren nicht gezahlte
Zinsen ....... 6.000,000 ,. .. 10.800,000 ,.
2) Die von Dänemark laut wiener
Frieden übernommene Schuld 21.750,000 „ .. 38.062,500 ..
3) Die Kriegskosten:
a) für Preußen 22,481.777 Thlr.
d) ., Oestreich 18,000,000 si. ö. W.
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Summa 70.231,777 Thlr. oder 122,905,508 si. rh.


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[0264] folge deren der deutsche Bund, selbst wenn er trotz seiner NichtVerpflichtung helfen wollte, dies nicht könnte. Für diesen Fall ist ein souveränes Schleswig- Holstein zu besonderen Knegsanstrengungen zu Lande und zu Wasser genöthigt. Nehmen wir nur die Erfahrungen der Jahre 1848 und folgende. Der Aufwand für das Kriegswesen betrug 1848: 8.937,100 Mrk. Cre.; 1849: 18,180.780 Mrk. Cre.; 18S0: 14,920,431 Mrk. Cre. Rechnet man diese Summen zusammen und zieht daraus das Mittel, so erhält man rund 14,000.000 Mrk. Cre. oder S.778,900 Thlr. oder 10.413.07S si. pro Jahr. Das ist ein Kriegsbudget gerade 4mal so groß als das IV2 großh. hessische, 2V-- mal so groß als das k. sächsische oder würten- bergische. 2>mal so groß als das hannoversche. Die Schleswig-holsteinsche Armee zahlte am 1. Jan. 1860 34.318 Mann Fußvolk. 2996 Mann Reiterei. 4054 Mann Artillerie und 446 Mann Genie, zusammen 41,814 Mann mit im Ganzen 4984 Pferden, eine Stärke, welche der Sollstärke des ganzen 9. Armeecorps des deutschen Bundes (Königr. Sachsen, Kurhessen, Nassau und Luxemburg- Limburg) — 42,110 M. entspricht. Daß ein souveränes Schleswig-Holstein, wie schon erwähnt wurde, auf bedeutende Anstrengungen auch zur See ange. wiesen ist, da es ohne Seemacht sich gegen das seemächtige Dänemark nicht zu schützen vermag, geht ebenfalls aus den Erfahrungen der Jahre 1848—50 hervor, während welcher Schleswig-Holstein durchschnittlich eine Summe von c. 500,000 Mrk. Cre. jährlich auf die Marine verwandte. Nach diesem gehen wir auf keinen Fall fehl, wenn wir ein Mittel zwischen unserm ersten Satze (IV» großh. Hess. Kriegsbudget) und dem Durchschnittssatz aus den Jahren 1848—50 für das Schleswig-holsteinische Kriegsbudget nehmen mit, rund ange¬ geben. 7 Mill. Gulden oder 4 Mill. Thaler. Hiermit sind aber die Ausgabesummen nicht vollständig erschöpft, es kommt noch hinzu die Verzinsung der Schuld der Herzogthümer. Die Schuld beträgt: 1) Zwangsanlehen von 1848 u. ff. a) 20 Mill. Mark") ^ . . . 8.000.000 Thlr. oder 14.000,000 si. b) Seit 17 Jahren nicht gezahlte Zinsen ....... 6.000,000 ,. .. 10.800,000 ,. 2) Die von Dänemark laut wiener Frieden übernommene Schuld 21.750,000 „ .. 38.062,500 .. 3) Die Kriegskosten: a) für Preußen 22,481.777 Thlr. d) ., Oestreich 18,000,000 si. ö. W. zusammen..... 34,481,777 „ ,. 60,343.008 .. Summa 70.231,777 Thlr. oder 122,905,508 si. rh. ") Kolb giebt in seiner vergleichenden Statistik von 186S 21'/, Mrk, Cre. an.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/264>, abgerufen am 15.01.2025.