Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.fange des 16. Jahrhunderts jemand seinem Freunde in den exiswla-e odscu- Sehenswürdigkeiten der Messe tauchen erst im Is. Jahrhundert aus. Zuerst Uebrigens verloren die frankfurter Messen bereits am Ende des Mittel¬ Grenzboten III. 18S6.28
fange des 16. Jahrhunderts jemand seinem Freunde in den exiswla-e odscu- Sehenswürdigkeiten der Messe tauchen erst im Is. Jahrhundert aus. Zuerst Uebrigens verloren die frankfurter Messen bereits am Ende des Mittel¬ Grenzboten III. 18S6.28
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fange des 16. Jahrhunderts jemand seinem Freunde in den exiswla-e odscu-
rorum virorum mehr Glück, als öffentliche Dirnen in Frankfurt seien (selbst¬
verständlich zur Meßzcit). Außer der Messe wohnten 1479 in der Stadt 39.
Seit 1545 untersagte man den fremden Frauenzimmern dieses Gewerbes den
Meßbesuch, 1660 hob man alle Frauenhäuser der Stadt auf. Das wirkte
unter anderm die Reformation.
Sehenswürdigkeiten der Messe tauchen erst im Is. Jahrhundert aus. Zuerst
kamen ein Strauß und ein Elephant (1450. 1480). Wer den Strauß sehen
wollte, zahlte 1 Albus. Der Elephant begeisterte die Gemüther seiner Zeit¬
genossen so, daß man ihn an der Wand des Hauses, in dessen Garten er sich
sehen ließ, in Lebensgröße abconterfeite und das Haus nach ihm sogleich den
Ehrentitel „Zum Elephanten" erhielt. 1532 sah man dann einen Pelikan,
1545 und 1588 producirten sich Seiltänzer, 1556 bewunderte und bemitleidete
man eine händelose Frau in ihrer trotzdem erlangten Kunstfertigkeit. Ein Seil¬
tänzer ging in beiden genannten Jahren auf einem Seile vom Nicolaithurm
herab, das letzte Mal schoß er einen Pfeil hernieder, brannte ein Feuerwerk
auf dem Seile ab und fuhr einen Knaben in einem Schiebkarren vor sich her.
Der Rath fertigte ihm hierüber eine Urkunde aus und zahlte ihm 12 Reichs-
thaler. Zu Ende des 16. Jahrhunderts begann dann die Spielbank vom Heißen¬
stein wieder in anderer Form zu locken. Die Deutschherren (Geistliche) suchten
nämlich 1694 im deutschen Hause durch Aufstellung eines „Glückshafens", d. h.
eines Lotteriespiels, ihre Einnahmen zu bessern. Der Rath verbot den Me߬
besuchern das Spiel und verhaftete den von den Deutschherren angenommenen
Spielhaller, doch nicht aus sittlichen Gründen, sondern aus polizeilichen, da
die Deutschherren ihm nicht zuvor Anzeige von ihrem Plane gemacht hatten.
Die Deutschherren wiederholten die Sache noch oft, da sie in ihrem Territorium,
d. h. im Deutschen Hause, Souveränetät beanspruchten, z. B. 1756. Damals drohte
ihnen der Rath mit Verlust des Bürgerrechts. Später, 1799, vermietheten die
Deutschherren ihren Sandhof, und als der Rath hier hindernd eingriff, ein ihnen
gehöriges Haus in Niederrad zur Waarenlotterie. Hier kam sie denn auch zu
Stande. Endlich 1802 gaben sie ihren großen Saal im Sandhose zu Etabli-
rung des Hazardspieles Rouge se Mir und Liribi. Durch schnelles Einschreiten
des Rathes und Verhaftungen wurde die Ausführung der Sache verhindert.
Uebrigens verloren die frankfurter Messen bereits am Ende des Mittel¬
alters wesentlich an Bedeutung, als die Messen zu Leipzig. Braunschweig und
Frankfurt a. O. gegründet wurden. Denn die Polen, Böhmen und Preußen
sandten nun nicht mehr ihre zahlreichen Meßgäste, wie der frankfurter Rath
selbst 1577 an das Reich schreibt, bis Westdeutschland, sondern trafen sich aus
jenen nähergelegenen Meßorten.
Grenzboten III. 18S6.28
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