Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.durch Feuer und Schwert zu strafen befahl. Kirchmayr berichtet, daß in Tirol Deutscher Festjuvel. In der That, eine eigne Zeit, dieser Sommer, und ein eignes Volk, diese Es ist wahr, wir hatten in der letzten Zeit einige Ursache uns zu durch Feuer und Schwert zu strafen befahl. Kirchmayr berichtet, daß in Tirol Deutscher Festjuvel. In der That, eine eigne Zeit, dieser Sommer, und ein eignes Volk, diese Es ist wahr, wir hatten in der letzten Zeit einige Ursache uns zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0203" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283556"/> <p xml:id="ID_567" prev="#ID_566"> durch Feuer und Schwert zu strafen befahl. Kirchmayr berichtet, daß in Tirol<lb/> und Görz bis zum Jahre 1532 bei tausend Menschen ihres Glaubens halber<lb/> verbrannt, geköpft und ertränkt wurden. Den kräftigsten Schutz gegen die<lb/> Neuerer suchte er zuletzt in den Jesuiten, die auf dem trienter Concil mit<lb/> ihrem Talent und Wissen den Irrthum so glänzend bekämpft hatten. Ihnen<lb/> hauptsächlich verdankt es Tirol, daß es bis tief ins neunzehnte Jahrhundert<lb/> befreit blieb vom Pesthauch der Aufklärung und selbst jetzt noch in kindlicher<lb/> Unschuld schwärmt für seine Glaubenseinheit. Auf die Länge wird sie gegen<lb/> den Strom der Zeit und die Macht der Cultur freilich nicht vorhalten; denn<lb/> auf eine Rückkehr zum Fanatismus des Mittelalters können nur jene hoffen,<lb/> die sich die Augen selbst verbinden.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Deutscher Festjuvel.</head><lb/> <p xml:id="ID_568"> In der That, eine eigne Zeit, dieser Sommer, und ein eignes Volk, diese<lb/> Deutschen von 1866. Als ob der Himmel unsres politischen Lebens so voll<lb/> Geigen hinge wie er voll Wolken hängt, feiert man Fest auf Fest und kann<lb/> sich kaum genug thun mit Schwärmen und Jubeln.</p><lb/> <p xml:id="ID_569" next="#ID_570"> Es ist wahr, wir hatten in der letzten Zeit einige Ursache uns zu<lb/> freuen, die jedermann in die Augen siel: das vorige Jahr hat Schleswig«<lb/> Holstein befreit und für Deutschland gewonnen, und es hat den Zollverein<lb/> unter Umständen erneut, die dessen Unzerstörbarkeit verbürgen. Aber im<lb/> Uebrigen haben wir wenig Grund, uns besonders wohl zu suhlen. Die Bezie¬<lb/> hungen zwischen unsern beiden Großmächten ernstlich getrübt, wenn auch wohl<lb/> noch nicht, wie manche Zeichendeuter meinen, einem Conflict sich nähernd. Ueber<lb/> Preußen, über mehr als die Hälfte von Deutschland also, bedenklichste politische<lb/> Erkrankung gekommen, von der noch nicht abzusehen, wie und wann sie zu<lb/> heilen sein wird, dauernde Verletzung verfassungsmäßiger ssiechte auf der einen,<lb/> Unterordnung des Interesses des Staats unter die Ziele der Parteitaktik und<lb/> die Wünsche des Parteihasses auf der andern Seite, äußerste Erbitterung hüben<lb/> und drüben. Dann die nationale Partei gelähmt durch Mißgriffe und unglück¬<lb/> liche Beschlüsse ihrer Führer, die, um süddeutsche Idealisten sich nicht zu ent-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0203]
durch Feuer und Schwert zu strafen befahl. Kirchmayr berichtet, daß in Tirol
und Görz bis zum Jahre 1532 bei tausend Menschen ihres Glaubens halber
verbrannt, geköpft und ertränkt wurden. Den kräftigsten Schutz gegen die
Neuerer suchte er zuletzt in den Jesuiten, die auf dem trienter Concil mit
ihrem Talent und Wissen den Irrthum so glänzend bekämpft hatten. Ihnen
hauptsächlich verdankt es Tirol, daß es bis tief ins neunzehnte Jahrhundert
befreit blieb vom Pesthauch der Aufklärung und selbst jetzt noch in kindlicher
Unschuld schwärmt für seine Glaubenseinheit. Auf die Länge wird sie gegen
den Strom der Zeit und die Macht der Cultur freilich nicht vorhalten; denn
auf eine Rückkehr zum Fanatismus des Mittelalters können nur jene hoffen,
die sich die Augen selbst verbinden.
Deutscher Festjuvel.
In der That, eine eigne Zeit, dieser Sommer, und ein eignes Volk, diese
Deutschen von 1866. Als ob der Himmel unsres politischen Lebens so voll
Geigen hinge wie er voll Wolken hängt, feiert man Fest auf Fest und kann
sich kaum genug thun mit Schwärmen und Jubeln.
Es ist wahr, wir hatten in der letzten Zeit einige Ursache uns zu
freuen, die jedermann in die Augen siel: das vorige Jahr hat Schleswig«
Holstein befreit und für Deutschland gewonnen, und es hat den Zollverein
unter Umständen erneut, die dessen Unzerstörbarkeit verbürgen. Aber im
Uebrigen haben wir wenig Grund, uns besonders wohl zu suhlen. Die Bezie¬
hungen zwischen unsern beiden Großmächten ernstlich getrübt, wenn auch wohl
noch nicht, wie manche Zeichendeuter meinen, einem Conflict sich nähernd. Ueber
Preußen, über mehr als die Hälfte von Deutschland also, bedenklichste politische
Erkrankung gekommen, von der noch nicht abzusehen, wie und wann sie zu
heilen sein wird, dauernde Verletzung verfassungsmäßiger ssiechte auf der einen,
Unterordnung des Interesses des Staats unter die Ziele der Parteitaktik und
die Wünsche des Parteihasses auf der andern Seite, äußerste Erbitterung hüben
und drüben. Dann die nationale Partei gelähmt durch Mißgriffe und unglück¬
liche Beschlüsse ihrer Führer, die, um süddeutsche Idealisten sich nicht zu ent-
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