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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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zuschcinken. Nur in einigen Dingen bestand Ferdinand auf Beibehaltung des
alten Brauches, wie z. B, rücksichtlich des Sammelns der Bettelorden, das er
ihnen auch für die Zukunft erlaubte, da durch dessen Verbot jeder geistliche
Orden von selbst abgethan wäre.

Kaum war der Landtag mit dieser letzten Entscheidung geschlossen, so eilte
der Erzherzog noch im Juli aus den Bergen, ritt nach Augsburg, um dort den
schwäbischen Bund gegen die rebellischen Salzburger anzuspornen, und später
nach Tübingen, wo er durch seinen Statthalter den Markgrafen Philipp Ver¬
handlungen mit den Bauern in Vorderöstrcich einleitete. In Tirol hatte er
noch während des Landtags seine Commissäre ins Fürstenthum Brixen gesandt
und sich als dessen Schirmvogt im EinVerständniß mit dem Bischof am 26. Juni
in Bruneck huldigen lassen. Ebenso nahm er die Deutschordenshäuser zu Bozen,
Lengmoos und Schlanders "bis auf gemeine Reformation" zu Handen. Brixen
und viele Schlösser des Stiftes waren aber von den Aufständischen besetzt, die
nicht weichen wollten. In der bischöflichen Burg lag Gaißmayr, der oberste
Hauptmann des Bundes an der Eisack, der sich einen "Mehrer des fürstlichen
Kammcrguts" nannte und nur zu Gunsten des Erzherzogs zu handeln vorgab,
mit 200 Knechten und hatte sich des aufgefundenen Silbers bemächtigt, zu dessen
Rückstellung er vergeblich aufgefordert wurde. Nicht minder widerspenstig ließen
sich die Brixener selbst an; denn als sie ihr Bischof von dem mit den Städten
und Gerichten zur Aufhebung der geistlichen Herrschaft geschlossenen Bündniß
abmahnte, ertheilten sie ihm am ö. Juli eine sehr frostige Antwort. Erst auf
den Erlaß des Erzherzogs vom 21. Juli, womit er die förmliche Besitzergrei¬
fung des Stiftes verkündete, den Georg von Firmian zum Verwalter, den
Hauptmann Anton v. Brandeis zu dessen Stellvertreter ernannte und nur noch
die geistliche Gerichtsbarkeit dem Bischof vorbehielt, gab man sich aus Furcht
vor strengeren Maßregeln in Brixen wieder zur Ruhe und nahm daselbst wie
auch in Neustift und Klausen den von den landesfürstlichen Kommissären ver¬
kündeten Landtagsabschied an. Nur die Gerichte um Brixen verweigerten noch
die Herausgabe der eingenommenen Häuser und Schlösser, und einige Gemeinden
an der Eisack wollten die Annahme der Landtagsbeschlüsse verzögern; als aber
mit der am 15. Juli erfolgten Auflösung des 20,000 Mann starken Heeres der
Allgauer alle Hoffnung auf die Hilfe der dortigen Bundesgenossen verschwunden
war, sank auch Gaißmayr und seinen Hauptleuten der Muth. Er selbst legte
den Befehl nieder, fügte sich der Vorladung nach Innsbruck, und die meisten
Gemeinden Deutschlands unterwarfen sich auf die Bekanntmachung Ferdinands,
daß diejenigen Gerichte, welche mit der Anerkennung der Beschlüsse säumten,
die Begnadigung verwirkten.

Die in Innsbruck zurückgelassenen Statthalter traten nun alsbald ent¬
schiedener aus. Unter den deutschen Gemeinden wagten es nur wenige, wie


zuschcinken. Nur in einigen Dingen bestand Ferdinand auf Beibehaltung des
alten Brauches, wie z. B, rücksichtlich des Sammelns der Bettelorden, das er
ihnen auch für die Zukunft erlaubte, da durch dessen Verbot jeder geistliche
Orden von selbst abgethan wäre.

Kaum war der Landtag mit dieser letzten Entscheidung geschlossen, so eilte
der Erzherzog noch im Juli aus den Bergen, ritt nach Augsburg, um dort den
schwäbischen Bund gegen die rebellischen Salzburger anzuspornen, und später
nach Tübingen, wo er durch seinen Statthalter den Markgrafen Philipp Ver¬
handlungen mit den Bauern in Vorderöstrcich einleitete. In Tirol hatte er
noch während des Landtags seine Commissäre ins Fürstenthum Brixen gesandt
und sich als dessen Schirmvogt im EinVerständniß mit dem Bischof am 26. Juni
in Bruneck huldigen lassen. Ebenso nahm er die Deutschordenshäuser zu Bozen,
Lengmoos und Schlanders „bis auf gemeine Reformation" zu Handen. Brixen
und viele Schlösser des Stiftes waren aber von den Aufständischen besetzt, die
nicht weichen wollten. In der bischöflichen Burg lag Gaißmayr, der oberste
Hauptmann des Bundes an der Eisack, der sich einen „Mehrer des fürstlichen
Kammcrguts" nannte und nur zu Gunsten des Erzherzogs zu handeln vorgab,
mit 200 Knechten und hatte sich des aufgefundenen Silbers bemächtigt, zu dessen
Rückstellung er vergeblich aufgefordert wurde. Nicht minder widerspenstig ließen
sich die Brixener selbst an; denn als sie ihr Bischof von dem mit den Städten
und Gerichten zur Aufhebung der geistlichen Herrschaft geschlossenen Bündniß
abmahnte, ertheilten sie ihm am ö. Juli eine sehr frostige Antwort. Erst auf
den Erlaß des Erzherzogs vom 21. Juli, womit er die förmliche Besitzergrei¬
fung des Stiftes verkündete, den Georg von Firmian zum Verwalter, den
Hauptmann Anton v. Brandeis zu dessen Stellvertreter ernannte und nur noch
die geistliche Gerichtsbarkeit dem Bischof vorbehielt, gab man sich aus Furcht
vor strengeren Maßregeln in Brixen wieder zur Ruhe und nahm daselbst wie
auch in Neustift und Klausen den von den landesfürstlichen Kommissären ver¬
kündeten Landtagsabschied an. Nur die Gerichte um Brixen verweigerten noch
die Herausgabe der eingenommenen Häuser und Schlösser, und einige Gemeinden
an der Eisack wollten die Annahme der Landtagsbeschlüsse verzögern; als aber
mit der am 15. Juli erfolgten Auflösung des 20,000 Mann starken Heeres der
Allgauer alle Hoffnung auf die Hilfe der dortigen Bundesgenossen verschwunden
war, sank auch Gaißmayr und seinen Hauptleuten der Muth. Er selbst legte
den Befehl nieder, fügte sich der Vorladung nach Innsbruck, und die meisten
Gemeinden Deutschlands unterwarfen sich auf die Bekanntmachung Ferdinands,
daß diejenigen Gerichte, welche mit der Anerkennung der Beschlüsse säumten,
die Begnadigung verwirkten.

Die in Innsbruck zurückgelassenen Statthalter traten nun alsbald ent¬
schiedener aus. Unter den deutschen Gemeinden wagten es nur wenige, wie


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[0198] zuschcinken. Nur in einigen Dingen bestand Ferdinand auf Beibehaltung des alten Brauches, wie z. B, rücksichtlich des Sammelns der Bettelorden, das er ihnen auch für die Zukunft erlaubte, da durch dessen Verbot jeder geistliche Orden von selbst abgethan wäre. Kaum war der Landtag mit dieser letzten Entscheidung geschlossen, so eilte der Erzherzog noch im Juli aus den Bergen, ritt nach Augsburg, um dort den schwäbischen Bund gegen die rebellischen Salzburger anzuspornen, und später nach Tübingen, wo er durch seinen Statthalter den Markgrafen Philipp Ver¬ handlungen mit den Bauern in Vorderöstrcich einleitete. In Tirol hatte er noch während des Landtags seine Commissäre ins Fürstenthum Brixen gesandt und sich als dessen Schirmvogt im EinVerständniß mit dem Bischof am 26. Juni in Bruneck huldigen lassen. Ebenso nahm er die Deutschordenshäuser zu Bozen, Lengmoos und Schlanders „bis auf gemeine Reformation" zu Handen. Brixen und viele Schlösser des Stiftes waren aber von den Aufständischen besetzt, die nicht weichen wollten. In der bischöflichen Burg lag Gaißmayr, der oberste Hauptmann des Bundes an der Eisack, der sich einen „Mehrer des fürstlichen Kammcrguts" nannte und nur zu Gunsten des Erzherzogs zu handeln vorgab, mit 200 Knechten und hatte sich des aufgefundenen Silbers bemächtigt, zu dessen Rückstellung er vergeblich aufgefordert wurde. Nicht minder widerspenstig ließen sich die Brixener selbst an; denn als sie ihr Bischof von dem mit den Städten und Gerichten zur Aufhebung der geistlichen Herrschaft geschlossenen Bündniß abmahnte, ertheilten sie ihm am ö. Juli eine sehr frostige Antwort. Erst auf den Erlaß des Erzherzogs vom 21. Juli, womit er die förmliche Besitzergrei¬ fung des Stiftes verkündete, den Georg von Firmian zum Verwalter, den Hauptmann Anton v. Brandeis zu dessen Stellvertreter ernannte und nur noch die geistliche Gerichtsbarkeit dem Bischof vorbehielt, gab man sich aus Furcht vor strengeren Maßregeln in Brixen wieder zur Ruhe und nahm daselbst wie auch in Neustift und Klausen den von den landesfürstlichen Kommissären ver¬ kündeten Landtagsabschied an. Nur die Gerichte um Brixen verweigerten noch die Herausgabe der eingenommenen Häuser und Schlösser, und einige Gemeinden an der Eisack wollten die Annahme der Landtagsbeschlüsse verzögern; als aber mit der am 15. Juli erfolgten Auflösung des 20,000 Mann starken Heeres der Allgauer alle Hoffnung auf die Hilfe der dortigen Bundesgenossen verschwunden war, sank auch Gaißmayr und seinen Hauptleuten der Muth. Er selbst legte den Befehl nieder, fügte sich der Vorladung nach Innsbruck, und die meisten Gemeinden Deutschlands unterwarfen sich auf die Bekanntmachung Ferdinands, daß diejenigen Gerichte, welche mit der Anerkennung der Beschlüsse säumten, die Begnadigung verwirkten. Die in Innsbruck zurückgelassenen Statthalter traten nun alsbald ent¬ schiedener aus. Unter den deutschen Gemeinden wagten es nur wenige, wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/198>, abgerufen am 15.01.2025.