Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.nicht entziehen konnte, nur die Knappen von schwatz verhielten sich diesmal Wer sich in Tirol am wenigsten sicher wußte, war Salamanca. Bereits nicht entziehen konnte, nur die Knappen von schwatz verhielten sich diesmal Wer sich in Tirol am wenigsten sicher wußte, war Salamanca. Bereits <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0169" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283522"/> <p xml:id="ID_505" prev="#ID_504"> nicht entziehen konnte, nur die Knappen von schwatz verhielten sich diesmal<lb/> ruhig.</p><lb/> <p xml:id="ID_506"> Wer sich in Tirol am wenigsten sicher wußte, war Salamanca. Bereits<lb/> am 14. Mai entfloh er aus Innsbruck, „wäre er daselbst noch wenige Stund<lb/> geblieben," sagt ein Bericht, „so wäre er gewiß erschlagen worden." Bald<lb/> darauf entwichen auch Sebastian Sperantius nach Salzburg und Dr. Fabri, der<lb/> spätere Bischof von Wien, nach Oestreich; der Bischof von Treue, den die<lb/> Bauern daselbst belagern wollten, entrann nach Riva. Der tirolische Kammer-<lb/> fiscal Dr. Frankfurter meinte: „wo ein Aufruhr und Empörung beschehe, seien<lb/> die vier Mann deß allein eine Ursache." Dies spricht auch ein Schreiben ,>der<lb/> ganzen Geinaine der Grafschaft Tirol an die gemainen östreichischen Lande"<lb/> aus, das von einem der Leiter des Aufstandes, vielleicht von Gaißmayr selbst,<lb/> verfaßt scheint. Der Eingang knüpft an die Empörung der Bauerschaft im<lb/> deutschen Reiche, so wie den Abfall vieler Flecken der österreichischen Lande<lb/> und des Herzogthums Würtemberg an, die durch die Regierung der Fremden,<lb/> namentlich der Spanier und Pfaffen veranlaßt worden. Wenn die Tiroler daS<lb/> böse, eigennützige und verderbliche Regiment, das alle erschöpfen und von dem<lb/> Ihrigen bringen würde, noch nicht abgeschafft, hätten sie dies nur aus Mitleid<lb/> mit der Jugend des edlen Fürsten Ferdinand und seiner Gemahlin unterlassen,<lb/> jedoch an ihn geschrieben und ihm auch mündlich anzeigen lassen, wie das Land<lb/> von vier Männern nur diesen zum Nutzen, ihm selbst und dem Fürsten aber<lb/> zum Nachtheil regiert werde; diese seien die zwei Bischöfe, der „stinkende, ketzerisch,<lb/> asariamsch Jud und Pöswicht Gabriel v. Salamanca und der Cultrunen<lb/> Schmied, den man nennt Fabri." Salamanca habe sich in drei Jahren aus<lb/> ihrem Schweiß ein Fürstenthum errichtet, eine Herrschaft in Burgund um 10.000 si.<lb/> gekauft, eine merkliche Anzahl Gold und Silber von Innsbruck weggeschickt,<lb/> ihre edle Fürstin jetzt ihre königlichen Kleinode mit großer Beschwer zum Ein¬<lb/> schmelzen nach Hall gegeben, „der Prunnen aller von Oestreich ist gar ver«<lb/> schmelzt". Die Sonne, heißt es, soll uns nicht anscheinen und der Erdboden<lb/> nicht tragen, wenn wir solches von diesem asarianischen Böswicht leiden. Das<lb/> Schriftstück endet mit einem Aufruf an die Gerichte im Jnnthal, sich beim<lb/> Glockenstreich zu versammeln und den Fabri und Salamanca nicht entwischen<lb/> zu lassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0169]
nicht entziehen konnte, nur die Knappen von schwatz verhielten sich diesmal
ruhig.
Wer sich in Tirol am wenigsten sicher wußte, war Salamanca. Bereits
am 14. Mai entfloh er aus Innsbruck, „wäre er daselbst noch wenige Stund
geblieben," sagt ein Bericht, „so wäre er gewiß erschlagen worden." Bald
darauf entwichen auch Sebastian Sperantius nach Salzburg und Dr. Fabri, der
spätere Bischof von Wien, nach Oestreich; der Bischof von Treue, den die
Bauern daselbst belagern wollten, entrann nach Riva. Der tirolische Kammer-
fiscal Dr. Frankfurter meinte: „wo ein Aufruhr und Empörung beschehe, seien
die vier Mann deß allein eine Ursache." Dies spricht auch ein Schreiben ,>der
ganzen Geinaine der Grafschaft Tirol an die gemainen östreichischen Lande"
aus, das von einem der Leiter des Aufstandes, vielleicht von Gaißmayr selbst,
verfaßt scheint. Der Eingang knüpft an die Empörung der Bauerschaft im
deutschen Reiche, so wie den Abfall vieler Flecken der österreichischen Lande
und des Herzogthums Würtemberg an, die durch die Regierung der Fremden,
namentlich der Spanier und Pfaffen veranlaßt worden. Wenn die Tiroler daS
böse, eigennützige und verderbliche Regiment, das alle erschöpfen und von dem
Ihrigen bringen würde, noch nicht abgeschafft, hätten sie dies nur aus Mitleid
mit der Jugend des edlen Fürsten Ferdinand und seiner Gemahlin unterlassen,
jedoch an ihn geschrieben und ihm auch mündlich anzeigen lassen, wie das Land
von vier Männern nur diesen zum Nutzen, ihm selbst und dem Fürsten aber
zum Nachtheil regiert werde; diese seien die zwei Bischöfe, der „stinkende, ketzerisch,
asariamsch Jud und Pöswicht Gabriel v. Salamanca und der Cultrunen
Schmied, den man nennt Fabri." Salamanca habe sich in drei Jahren aus
ihrem Schweiß ein Fürstenthum errichtet, eine Herrschaft in Burgund um 10.000 si.
gekauft, eine merkliche Anzahl Gold und Silber von Innsbruck weggeschickt,
ihre edle Fürstin jetzt ihre königlichen Kleinode mit großer Beschwer zum Ein¬
schmelzen nach Hall gegeben, „der Prunnen aller von Oestreich ist gar ver«
schmelzt". Die Sonne, heißt es, soll uns nicht anscheinen und der Erdboden
nicht tragen, wenn wir solches von diesem asarianischen Böswicht leiden. Das
Schriftstück endet mit einem Aufruf an die Gerichte im Jnnthal, sich beim
Glockenstreich zu versammeln und den Fabri und Salamanca nicht entwischen
zu lassen.
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