Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.die vierte Vorlesung aufzuschlagen, und die Lignen wo die Kreuzchen sich be¬ Wenn der M. Stein die Hefte gelesen hat, so bitt ich Sie. schicken Sie Habe ich recht verstanden, so lößte sich das Zeitalter der Germanen auf, Nun ist es wahrlich genung, und ich hab' Ihnen schön mit Fragen belästigt. den 20ten Juni 1808 affektionirte Luise. Hippels Garten. Können Sie morgen früh zu mir kommen, so wird es mich freuen, doch Scheffner antwortete hierauf am nächsten Tage, indem er zunächst der Dann kommt er wieder auf sein Thema von der Erziehung des Kron¬ die vierte Vorlesung aufzuschlagen, und die Lignen wo die Kreuzchen sich be¬ Wenn der M. Stein die Hefte gelesen hat, so bitt ich Sie. schicken Sie Habe ich recht verstanden, so lößte sich das Zeitalter der Germanen auf, Nun ist es wahrlich genung, und ich hab' Ihnen schön mit Fragen belästigt. den 20ten Juni 1808 affektionirte Luise. Hippels Garten. Können Sie morgen früh zu mir kommen, so wird es mich freuen, doch Scheffner antwortete hierauf am nächsten Tage, indem er zunächst der Dann kommt er wieder auf sein Thema von der Erziehung des Kron¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0152" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283505"/> <p xml:id="ID_454" prev="#ID_453"> die vierte Vorlesung aufzuschlagen, und die Lignen wo die Kreuzchen sich be¬<lb/> finden zu überlesen. Die Zeit, wovon er da spricht, ist sie nicht die. welche<lb/> Süwern das Zeitalter der Germanen nennt? und wo die schöne edle Ritterzeit<lb/> zu ihrer schönsten Blüthe gediehen war?</p><lb/> <p xml:id="ID_455"> Wenn der M. Stein die Hefte gelesen hat, so bitt ich Sie. schicken Sie<lb/> sie mir wieder. Ich blättre dann hin und wieder, zerstreue mich so herlich von<lb/> der drückenden Gegenwart hinweg, mache mir die angestrichnen Stellen immer<lb/> mehr zu eigen und vergesse es nicht mehr, hoffe ich. Ich habe noch eine<lb/> ganze Seite zu lesen, dann mach ich das Paket zu. Adieu bis — dahin.</p><lb/> <p xml:id="ID_456"> Habe ich recht verstanden, so lößte sich das Zeitalter der Germanen auf,<lb/> weil sie mehr ihren Gefühlen und ihrer Phantasie folgten, als dem Verstände,<lb/> der (wie man sagt) richtiger wägt, gehör gaben. Haben Sie die güte und<lb/> sagen mir waß Hierarchie eigentlich ist, ich habe keinen deutlichen Begris davon.</p><lb/> <p xml:id="ID_457"> Nun ist es wahrlich genung, und ich hab' Ihnen schön mit Fragen belästigt.<lb/> Frägt man aber nicht, und schämt sich seiner Einfälle gegen jeden, so bleibt<lb/> man immer dum. Und ich hasse entsetzlich die Dumheit. Ihre Nachsicht macht<lb/> alles wieder gut, und heilet die Wunden, die ich heute der Eitelkeit schlug,<lb/> die ich gerne dem besseren opfere. Sie wollten mir nun nicht das sechste<lb/> Hesse schicken, sondern die. Schlußreden. Warum? Ich bin mit Freundschafft<lb/> und Hochachtung Ihre</p><lb/> <note type="closer"> den 20ten Juni 1808 affektionirte<lb/><note type="bibl"> Luise.</note> Hippels Garten. </note><lb/> <p xml:id="ID_458"> Können Sie morgen früh zu mir kommen, so wird es mich freuen, doch<lb/> lieber übermorgen. Wollen Sie einen Wagen haben, so schicken Sie im<lb/> königl. Stall, ich werde dafür sorgen, daß Sie einen bekommen."</p><lb/> <p xml:id="ID_459"> Scheffner antwortete hierauf am nächsten Tage, indem er zunächst der<lb/> Königin in artiger Form Rath in Betreff ihrer eignen innern Förderung und<lb/> dann wieder in Bezug auf ihre Umgebung ertheilte. „Wie wenig Recht," sagt<lb/> er ihr nicht ohne einige höfliche Uebertreibung, „haben doch E. K. M. darüber<lb/> zu klagen, daß Sie nicht immer alles verstünden. In den Kunstwörtern und<lb/> Nahmen steckt ja nicht die hohe nüzliche Weisheit der Geschichte, aber wohl in<lb/> der Erkenntniß des Geistes der Personen und Handlungen, die Einfluß auf<lb/> die Veränderungen des Menschengeschlechts gehabt haben, und die Ihrem Sinn<lb/> und Gefühl so eigen ist, daß Sie vermittelst derselben Ihren herrlichen Hang<lb/> zur innern Harmonie mit Bewußtsein ausbilden würden, wenn Sie<lb/> nur anhaltend recht ernstlich es wollten, und fest darauf beständen, daß alles<lb/> was Sie umgiebt durchaus die Augen nach innen wenden müßte, bey Sirast<lb/> Ihr unaussprechlich einnehmendes Angesicht nicht mehr zu schauen."</p><lb/> <p xml:id="ID_460"> Dann kommt er wieder auf sein Thema von der Erziehung des Kron¬<lb/> prinzen zu sprechen, wobei er sagt:</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0152]
die vierte Vorlesung aufzuschlagen, und die Lignen wo die Kreuzchen sich be¬
finden zu überlesen. Die Zeit, wovon er da spricht, ist sie nicht die. welche
Süwern das Zeitalter der Germanen nennt? und wo die schöne edle Ritterzeit
zu ihrer schönsten Blüthe gediehen war?
Wenn der M. Stein die Hefte gelesen hat, so bitt ich Sie. schicken Sie
sie mir wieder. Ich blättre dann hin und wieder, zerstreue mich so herlich von
der drückenden Gegenwart hinweg, mache mir die angestrichnen Stellen immer
mehr zu eigen und vergesse es nicht mehr, hoffe ich. Ich habe noch eine
ganze Seite zu lesen, dann mach ich das Paket zu. Adieu bis — dahin.
Habe ich recht verstanden, so lößte sich das Zeitalter der Germanen auf,
weil sie mehr ihren Gefühlen und ihrer Phantasie folgten, als dem Verstände,
der (wie man sagt) richtiger wägt, gehör gaben. Haben Sie die güte und
sagen mir waß Hierarchie eigentlich ist, ich habe keinen deutlichen Begris davon.
Nun ist es wahrlich genung, und ich hab' Ihnen schön mit Fragen belästigt.
Frägt man aber nicht, und schämt sich seiner Einfälle gegen jeden, so bleibt
man immer dum. Und ich hasse entsetzlich die Dumheit. Ihre Nachsicht macht
alles wieder gut, und heilet die Wunden, die ich heute der Eitelkeit schlug,
die ich gerne dem besseren opfere. Sie wollten mir nun nicht das sechste
Hesse schicken, sondern die. Schlußreden. Warum? Ich bin mit Freundschafft
und Hochachtung Ihre
den 20ten Juni 1808 affektionirte
Luise. Hippels Garten.
Können Sie morgen früh zu mir kommen, so wird es mich freuen, doch
lieber übermorgen. Wollen Sie einen Wagen haben, so schicken Sie im
königl. Stall, ich werde dafür sorgen, daß Sie einen bekommen."
Scheffner antwortete hierauf am nächsten Tage, indem er zunächst der
Königin in artiger Form Rath in Betreff ihrer eignen innern Förderung und
dann wieder in Bezug auf ihre Umgebung ertheilte. „Wie wenig Recht," sagt
er ihr nicht ohne einige höfliche Uebertreibung, „haben doch E. K. M. darüber
zu klagen, daß Sie nicht immer alles verstünden. In den Kunstwörtern und
Nahmen steckt ja nicht die hohe nüzliche Weisheit der Geschichte, aber wohl in
der Erkenntniß des Geistes der Personen und Handlungen, die Einfluß auf
die Veränderungen des Menschengeschlechts gehabt haben, und die Ihrem Sinn
und Gefühl so eigen ist, daß Sie vermittelst derselben Ihren herrlichen Hang
zur innern Harmonie mit Bewußtsein ausbilden würden, wenn Sie
nur anhaltend recht ernstlich es wollten, und fest darauf beständen, daß alles
was Sie umgiebt durchaus die Augen nach innen wenden müßte, bey Sirast
Ihr unaussprechlich einnehmendes Angesicht nicht mehr zu schauen."
Dann kommt er wieder auf sein Thema von der Erziehung des Kron¬
prinzen zu sprechen, wobei er sagt:
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