Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Wesen wohl gefallen lassen, sie war die Bedingung, unter welcher seine Schön¬ Die Sprache, welche der Uebersetzer in diese Verse fügt, ist, wie die Verse In den Stücken seiner letzten Zeit dialogisirt Moliere zuweilen so fein, Der erste Band der Übertragung enthält noch eine einleitende Vor¬ Sollen wir dem Uebersetzer hier eine Bitte aussprechen, so wäre es die, 16*
Wesen wohl gefallen lassen, sie war die Bedingung, unter welcher seine Schön¬ Die Sprache, welche der Uebersetzer in diese Verse fügt, ist, wie die Verse In den Stücken seiner letzten Zeit dialogisirt Moliere zuweilen so fein, Der erste Band der Übertragung enthält noch eine einleitende Vor¬ Sollen wir dem Uebersetzer hier eine Bitte aussprechen, so wäre es die, 16*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0135" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283488"/> <p xml:id="ID_396" prev="#ID_395"> Wesen wohl gefallen lassen, sie war die Bedingung, unter welcher seine Schön¬<lb/> heit.allein zur Geltung gebracht werden konnte.</p><lb/> <p xml:id="ID_397"> Die Sprache, welche der Uebersetzer in diese Verse fügt, ist, wie die Verse<lb/> selbst, rein, behaglich und wohltönend. Gerade die heitligsten Aufgaben sind<lb/> mit Virtuosität gelöst. Dahin gehört z. B. der erste Act des Misanthrop,<lb/> der'.dritte Act der gelehrten Frauen. In beiden Acten läßt Moliere ein Ge¬<lb/> dicht vorlesen und darauf Sprache und Gedanken desselben recensiren, beide<lb/> Scenen sind auch in dramatischer Beziehung Meisterstücke schöner Arbeit und<lb/> haben von je auf der französischen Bühne dafür gegolten. Man lese selbst<lb/> nach, wie geistvoll der Uebersetzer die Schwierigkeit überwunden hat, ein<lb/> schlechtes Gedicht so wiederzugeben, daß, was in französischer Sprache als<lb/> ungeschickte Wendung auffällt, in deutscher genau denselben Eindruck macht,<lb/> und ohne plump zu werden, noch so wirkt, daß es urtheilslose Leser bestechen<lb/> kann, und daß es doch den besser Beurtheilenden lächerlich erscheint. Ebenso<lb/> hat die Sprechweise der gelehrten Frauen den Jargon wiederzugeben, der<lb/> zur Zeit von Descartes in einigen eleganten Cirkeln Frankreichs gehört wurde,<lb/> und sie soll zugleich dem deutschen Leser die komische Wirkung machen, welche<lb/> gelehrtes Geschwätz unserer Modedamen erregen würde, welche Lichtstrahlen<lb/> aus Schoppenhauers Werken, oder die tapfern Angriffe unseres Professor Bock<lb/> auf die Homöopathen ungeschickt in sich aufgenommen haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_398"> In den Stücken seiner letzten Zeit dialogisirt Moliere zuweilen so fein,<lb/> daß sogar seine Charaktere nur verständlich werden, wenn der Uebersetzer den<lb/> Dialog des Originals mit ähnlichem Geist wiederzugeben vermag. Man beachte<lb/> unter andern die kleine Rolle der Belise, Momente in der Rolle des Tartüffe.<lb/> Ja in der ganzen Methode Moliöres zu charakterisiren liegt etwas, was discrete<lb/> und säuberliche Behandlung seiner Sprache nöthig macht, wenn ihm nicht bitteres<lb/> Unrecht geschehen soll. Eine Übertragung desselben ist deshalb schwerer<lb/> als bei den meisten seiner Zeitgenossen. Darüber, daß der Uebersetzer einige<lb/> Derbheiten des Textes nicht durch den entsprechenden Ausdruck wiedergegeben<lb/> hat, vertheidigt er sich selbst mit der Bemerkung, daß die Sprache wie ein<lb/> Gemälde nachdunkelt, und daß der Uebersetzer in einzelnen Fällen das Original<lb/> am treuesten copirt, wenn er nicht wörtlich abschreibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_399"> Der erste Band der Übertragung enthält noch eine einleitende Vor¬<lb/> rede, welche unter andern über frühere Uebersetzungen und Einzelnheiten der<lb/> mitgetheilten Stücke Auskunft giebt. Darauf folgt eine übersichtliche Lebensskizze<lb/> Moliöres, in welcher seine sämmtlichen Stücke, was sie etwa veranlaßte und<lb/> interessante Anekdoten, welche von ihrer Aufführung und dem Dichter über¬<lb/> liefert sind, dem deutschen Leser berichtet werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_400" next="#ID_401"> Sollen wir dem Uebersetzer hier eine Bitte aussprechen, so wäre es die,<lb/> daß er in dem zweiten Bande zu den Stücken, welche er dafür in Aussicht</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 16*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0135]
Wesen wohl gefallen lassen, sie war die Bedingung, unter welcher seine Schön¬
heit.allein zur Geltung gebracht werden konnte.
Die Sprache, welche der Uebersetzer in diese Verse fügt, ist, wie die Verse
selbst, rein, behaglich und wohltönend. Gerade die heitligsten Aufgaben sind
mit Virtuosität gelöst. Dahin gehört z. B. der erste Act des Misanthrop,
der'.dritte Act der gelehrten Frauen. In beiden Acten läßt Moliere ein Ge¬
dicht vorlesen und darauf Sprache und Gedanken desselben recensiren, beide
Scenen sind auch in dramatischer Beziehung Meisterstücke schöner Arbeit und
haben von je auf der französischen Bühne dafür gegolten. Man lese selbst
nach, wie geistvoll der Uebersetzer die Schwierigkeit überwunden hat, ein
schlechtes Gedicht so wiederzugeben, daß, was in französischer Sprache als
ungeschickte Wendung auffällt, in deutscher genau denselben Eindruck macht,
und ohne plump zu werden, noch so wirkt, daß es urtheilslose Leser bestechen
kann, und daß es doch den besser Beurtheilenden lächerlich erscheint. Ebenso
hat die Sprechweise der gelehrten Frauen den Jargon wiederzugeben, der
zur Zeit von Descartes in einigen eleganten Cirkeln Frankreichs gehört wurde,
und sie soll zugleich dem deutschen Leser die komische Wirkung machen, welche
gelehrtes Geschwätz unserer Modedamen erregen würde, welche Lichtstrahlen
aus Schoppenhauers Werken, oder die tapfern Angriffe unseres Professor Bock
auf die Homöopathen ungeschickt in sich aufgenommen haben.
In den Stücken seiner letzten Zeit dialogisirt Moliere zuweilen so fein,
daß sogar seine Charaktere nur verständlich werden, wenn der Uebersetzer den
Dialog des Originals mit ähnlichem Geist wiederzugeben vermag. Man beachte
unter andern die kleine Rolle der Belise, Momente in der Rolle des Tartüffe.
Ja in der ganzen Methode Moliöres zu charakterisiren liegt etwas, was discrete
und säuberliche Behandlung seiner Sprache nöthig macht, wenn ihm nicht bitteres
Unrecht geschehen soll. Eine Übertragung desselben ist deshalb schwerer
als bei den meisten seiner Zeitgenossen. Darüber, daß der Uebersetzer einige
Derbheiten des Textes nicht durch den entsprechenden Ausdruck wiedergegeben
hat, vertheidigt er sich selbst mit der Bemerkung, daß die Sprache wie ein
Gemälde nachdunkelt, und daß der Uebersetzer in einzelnen Fällen das Original
am treuesten copirt, wenn er nicht wörtlich abschreibt.
Der erste Band der Übertragung enthält noch eine einleitende Vor¬
rede, welche unter andern über frühere Uebersetzungen und Einzelnheiten der
mitgetheilten Stücke Auskunft giebt. Darauf folgt eine übersichtliche Lebensskizze
Moliöres, in welcher seine sämmtlichen Stücke, was sie etwa veranlaßte und
interessante Anekdoten, welche von ihrer Aufführung und dem Dichter über¬
liefert sind, dem deutschen Leser berichtet werden.
Sollen wir dem Uebersetzer hier eine Bitte aussprechen, so wäre es die,
daß er in dem zweiten Bande zu den Stücken, welche er dafür in Aussicht
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