Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Ladin in Verbindung, 1861 veröffentlichte das Journal dieses Kreises "I." .leunsssö" Trotzdem wäre Rogcard ohne Zweifel früher oder später ebenso klanglos zum Ladin in Verbindung, 1861 veröffentlichte das Journal dieses Kreises „I.» .leunsssö" Trotzdem wäre Rogcard ohne Zweifel früher oder später ebenso klanglos zum <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0127" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283480"/> <p xml:id="ID_376" prev="#ID_375"> Ladin in Verbindung, 1861 veröffentlichte das Journal dieses Kreises „I.» .leunsssö"<lb/> einen Artikel über die beiden Ausgaben des Wörterbuchs von Bouillet, von denen<lb/> die zweite vom römischen Index gesäubert worden. Im Jahre darauf brachte die<lb/> in demselben Kreise wurzelnde Zeitung „1.6 Ir^van" Nogeards Satiren „I,g, vermesse<lb/> 6'Lsxrit" (gegen die erst revolutionäre, dann im Alter reactionäre Jugend) und<lb/> „I'Lsxrit n^stiyue" (gegen die Frömmler, welche die Wissenschaft anfeinden). Be¬<lb/> deutender waren die ebenfalls 1862 erschienenen Broschüren „ksuvre I^r-ruck", ein<lb/> Heft Poesien, welches nach dem Titel in der „Druckerei der Freiheit in den Katakomben",<lb/> in Wahrheit aber in Paris gedruckt war, und die Schrift „l'^bstsution", welche<lb/> von der Betheiligung an den Wahlen für 1863 abrieth. 1863 arbeitete Nogeard<lb/> viel für die „Rolarwö MtErairo", in Welche er einen Artikel über AboutS „Gaötana",<lb/> eine Geißelung von Samt Beuvcs Recension der von Herzen herausgegebnen Memoiren<lb/> Katharinas der Zweiten und die Abhandlung „?roM 6'un oonZrös universsl clef<lb/> 8oiönees moiales" lieferte, die auf Schaffung einer unabhängigen Wissenschaft<lb/> gegenüber der officiellen ausging. 1864 veröffentlichte Hachette das erste größere<lb/> fachwissenschaftliche Werk Nogeards, den „Vours <Ze8 persicus I^eines", den<lb/> Se. Marc Girardin im Journal des öffentlichen Unterrichts sehr günstig besprach.<lb/> Zugleich aber brachte der „?us,rö 6s la, I^oire" den Aufsah „I-a DümoerMs<lb/> maeulsö", eine geharnischte Antwort auf einen Vorschlag der „Oxinion nationale",<lb/> der den liberalen Journalisten angerathen, dem System der Regierung sich anzu¬<lb/> bequemen.</p><lb/> <p xml:id="ID_377"> Trotzdem wäre Rogcard ohne Zweifel früher oder später ebenso klanglos zum<lb/> Orkus hinabgestiegen wie die Mehrzahl der unzähligen kleinen pariser Tagcsschrift-<lb/> steller, wenn ihm nicht Gelegenheit gegeben worden wäre, sein Talent in anderer<lb/> Weise leuchten zu lasse». Das Quartier Ladin an sich konnte ihm diese Gelegenheit<lb/> nicht schaffen. Es ist von uralter Zeit her ein Wespennest sehr witziger, bisweilen<lb/> fataler, aber nicht besonders gefährlicher, weil mehr zum Vergnügen als aus Ge¬<lb/> sinnung opponirendcr Opposition. Bei dem steten Abfluß und Zufluß der Studenten-<lb/> welt wechseln überdies stets die Gruppen der hier politisirenden Gesellschaft, fast alle<lb/> Vierteljahre entsteht ein neues Journal, und keines lebt länger als etwa ein Semester.<lb/> Zuweilen wird ein giftiges Spottgedicht ohne Druckort ausgeworfen oder eine Pro¬<lb/> klamation der Zukunft, worüber sich dann die auswärtige Presse feierlich wie über<lb/> ein Zeichen der Zeit berichten läßt, wovon man aber auf der rechten Seite von<lb/> Paris kaum Notiz nimmt. 1865 gründete das Quartier Ladin wieder einmal ein<lb/> neues Wochenblättchen „La Rios ganons". In aller Welt Munde war damals das<lb/> demnächstige Erscheinen der Cäsarbiographie aus der Feder des Kaisers. Bevor man<lb/> das Werk noch kannte, mußte natürlich von der radicalen Studentenschaft dagegen<lb/> losgezogen werden; denn einmal ist der Name Cäsar sür die moderne französische<lb/> Demokratie, was rothes Tuch für den Truthahn ist, und dann ließ sich doch schon<lb/> aus der Wahl dieses Stoffes errathen, was der Biograph in den Tuilerien beab¬<lb/> sichtigte. Da letzterer noch nicht gesprochen, so griff man zunächst seinen Helden<lb/> als historische Persönlichkeit an, und so schrieb denn Nogeard für jenes Blättchen die<lb/> Untersuchung „I^Sö mors as (üesar". Dieselbe blieb im Eckzimmer des Pavillons<lb/> an der Seine unbemerkt, sonst wäre, wie unser Biograph Nogeards meint, vielleicht<lb/> rasch ein neuer Senator entstanden.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0127]
Ladin in Verbindung, 1861 veröffentlichte das Journal dieses Kreises „I.» .leunsssö"
einen Artikel über die beiden Ausgaben des Wörterbuchs von Bouillet, von denen
die zweite vom römischen Index gesäubert worden. Im Jahre darauf brachte die
in demselben Kreise wurzelnde Zeitung „1.6 Ir^van" Nogeards Satiren „I,g, vermesse
6'Lsxrit" (gegen die erst revolutionäre, dann im Alter reactionäre Jugend) und
„I'Lsxrit n^stiyue" (gegen die Frömmler, welche die Wissenschaft anfeinden). Be¬
deutender waren die ebenfalls 1862 erschienenen Broschüren „ksuvre I^r-ruck", ein
Heft Poesien, welches nach dem Titel in der „Druckerei der Freiheit in den Katakomben",
in Wahrheit aber in Paris gedruckt war, und die Schrift „l'^bstsution", welche
von der Betheiligung an den Wahlen für 1863 abrieth. 1863 arbeitete Nogeard
viel für die „Rolarwö MtErairo", in Welche er einen Artikel über AboutS „Gaötana",
eine Geißelung von Samt Beuvcs Recension der von Herzen herausgegebnen Memoiren
Katharinas der Zweiten und die Abhandlung „?roM 6'un oonZrös universsl clef
8oiönees moiales" lieferte, die auf Schaffung einer unabhängigen Wissenschaft
gegenüber der officiellen ausging. 1864 veröffentlichte Hachette das erste größere
fachwissenschaftliche Werk Nogeards, den „Vours <Ze8 persicus I^eines", den
Se. Marc Girardin im Journal des öffentlichen Unterrichts sehr günstig besprach.
Zugleich aber brachte der „?us,rö 6s la, I^oire" den Aufsah „I-a DümoerMs
maeulsö", eine geharnischte Antwort auf einen Vorschlag der „Oxinion nationale",
der den liberalen Journalisten angerathen, dem System der Regierung sich anzu¬
bequemen.
Trotzdem wäre Rogcard ohne Zweifel früher oder später ebenso klanglos zum
Orkus hinabgestiegen wie die Mehrzahl der unzähligen kleinen pariser Tagcsschrift-
steller, wenn ihm nicht Gelegenheit gegeben worden wäre, sein Talent in anderer
Weise leuchten zu lasse». Das Quartier Ladin an sich konnte ihm diese Gelegenheit
nicht schaffen. Es ist von uralter Zeit her ein Wespennest sehr witziger, bisweilen
fataler, aber nicht besonders gefährlicher, weil mehr zum Vergnügen als aus Ge¬
sinnung opponirendcr Opposition. Bei dem steten Abfluß und Zufluß der Studenten-
welt wechseln überdies stets die Gruppen der hier politisirenden Gesellschaft, fast alle
Vierteljahre entsteht ein neues Journal, und keines lebt länger als etwa ein Semester.
Zuweilen wird ein giftiges Spottgedicht ohne Druckort ausgeworfen oder eine Pro¬
klamation der Zukunft, worüber sich dann die auswärtige Presse feierlich wie über
ein Zeichen der Zeit berichten läßt, wovon man aber auf der rechten Seite von
Paris kaum Notiz nimmt. 1865 gründete das Quartier Ladin wieder einmal ein
neues Wochenblättchen „La Rios ganons". In aller Welt Munde war damals das
demnächstige Erscheinen der Cäsarbiographie aus der Feder des Kaisers. Bevor man
das Werk noch kannte, mußte natürlich von der radicalen Studentenschaft dagegen
losgezogen werden; denn einmal ist der Name Cäsar sür die moderne französische
Demokratie, was rothes Tuch für den Truthahn ist, und dann ließ sich doch schon
aus der Wahl dieses Stoffes errathen, was der Biograph in den Tuilerien beab¬
sichtigte. Da letzterer noch nicht gesprochen, so griff man zunächst seinen Helden
als historische Persönlichkeit an, und so schrieb denn Nogeard für jenes Blättchen die
Untersuchung „I^Sö mors as (üesar". Dieselbe blieb im Eckzimmer des Pavillons
an der Seine unbemerkt, sonst wäre, wie unser Biograph Nogeards meint, vielleicht
rasch ein neuer Senator entstanden.
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