Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Fest vom 18. Juli durch Subvention von Nienstetten, die man nicht Wohl zu¬ Dies zeigt sich noch bedenklicher in den Folgen der Wahlen, welche man Den meisten Einfluß in der Regierung soll Lesser der Zweite haben, und Will Preußen vorwärts, so muß es vor allem, sei es auf die oder jene Grenjbotm III. 18os. 16
Fest vom 18. Juli durch Subvention von Nienstetten, die man nicht Wohl zu¬ Dies zeigt sich noch bedenklicher in den Folgen der Wahlen, welche man Den meisten Einfluß in der Regierung soll Lesser der Zweite haben, und Will Preußen vorwärts, so muß es vor allem, sei es auf die oder jene Grenjbotm III. 18os. 16
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Fest vom 18. Juli durch Subvention von Nienstetten, die man nicht Wohl zu¬
rückweisen könnte, einen augustenburgischen Charakter annimmt. Das ist die
Folge davon, daß man prcußischerseits nicht genug Personen- und Sachkunde
hat, und daß man es bisher verschmähte, sich von Freunden Preußens, welche
diese Kunde besitzen, rathen zu lassen.
Dies zeigt sich noch bedenklicher in den Folgen der Wahlen, welche man
bei Besetzung der höhern Beamtenstellen getroffen hat. Von diesen gilt in
noch stärkerem Maß, was zur Charakteristik der meisten niedern Beamten und
Geistlichen zu sagen ist. Sämmtliche Negierungsräihe in Schleswig sind zuver¬
lässige und eifrige Anhänger des kieler Hofes und des hier florirenden Parti-
cularismus, und wenn Zedlitz anfangs seinen Willen durchsetzen konnte, so
war es einerseits, weil die Gegensätze noch nicht so schroff hervortraten, dann
weil der östreichische Commissär sich nachgiebig zeigte. Mit Halbhubers Ankunft
wurde dies anders, und jetzt herrscht nahezu Anarchie in Schloß Gottorf.
Zedlitz kann sich auf keinen seiner nächsten Untergebnen recht verlassen, selbst
auf Seemann, den Vorstand des Pvlizeidcpartcments, nicht, dessen man sicher
zu sein glaubte, da er eine Reihe von Jahren Staatsanwalt in Preußen ge¬
wesen war, ja man darf behaupten, daß dieser Herr gerade ganz besonders
herzoglich gesinnt ist, und daß die preußische Politik, indem sie ihn anstellte,
den größten unter den Mißgriffen begangen hat, deren sie sich zu ihrem eignen
Schaden hier zu Lande schuldig gemacht hat. Die Sache liegt jetzt so, daß die
Augustenburgischen oder, was ungefähr dasselbe, die Antipreußischen in der
Regierung, sich soweit möglich in directe Verbindung mit dem kieler Sophicn-
blatt gesetzt haben, und daß man tuer einen ganz bestimmten Einfluß auf die
Entscheidung der in Schloß Gottorf vorliegenden Fragen, namentlich auch auf
die Anstellung der Beamten ausübt. Daß man den Räthen des Erbprinzen
Acten mittheilt, wird bestimmt behauptet, und neulich hörten wir von zuver-
lässiger Seite, daß ein Fascikel betreffend die Vergütung der Einquartierungs-
lasten in der Brunswik auf dem Umschlag ungefähr folgende von der Hand
eines Mitglieds der Regierung in Schleswig herrührende Bemerkung getragen
habe: „Geehrter Herr G. Se.. da ich Sie nicht zu Hause traf, so lasse ich Ihnen
die Acten zurück." Ein weiteres Wort über diese Gefälligkeit ist wohl über¬
flüssig.
Den meisten Einfluß in der Regierung soll Lesser der Zweite haben, und
leider setzt man hinzu, daß derselbe auch von allen Herren des Collegiums die
größte Bereitwilligkeit an den Tag lege, in der Richtung zu wirken, in welcher
man in Kiel das Wohl des Landes liegen sieht.
Will Preußen vorwärts, so muß es vor allem, sei es auf die oder jene
Weise, in Bezug auf die Zusammensetzung der Regierung Wandel schaffen, und
zwar so bald als möglich. Mit der bisherigen Geduld wird nichts erreicht, als
Grenjbotm III. 18os. 16
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