Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Binnenlandes auf eine solche Höhe zu bringen, daß sie sich in beträchtlichen
und regelmäßigen Geldbeiträgen ausgedrückt hätte. Alle Aussicht insbesondere
wäre zerronnen auf die 7,000 Thlr., welche noch in Elberfeld. und die
2,000 Thlr., welche in Magdeburg von einstigen Flottensammlungen her liegen,
und deren Verwendung zum Zwecke der Rettung der Schiffbrüchigen, sobald es
sich um ein allgemein deutsches Unternehmen handelt, die Inhaber dieser Summen
glauben verantworten zu können. Dazu die sonstigen Segnungen der Centra¬
lisation wie Ersparnis; bei Anschaffungen, Ausgleichung zwischen wohlhabenden
und armen, regsamen und starren Küstengegenden, Uebertragung alles Erprobten
u. tgi. in. genommen, so ergiebt sich leicht, daß die Versammlung, nachdem
die Sache erst einmal (Dank dem ursprünglichen Nein des ostfriesischen und
des Hamburger Vereins) über die Kreise der alten Vereine hinausgetragen
worden war,.auf keine Weise umhin konnte, den brcmer Gedanken zu adoptiren.
Und dieses um so mehr, als man berechtigt war zu hoffen, daß auch die Be¬
denken der abweichenden Stimmen mehr vorläufiger und zeitweiliger als defini¬
tiver Natur sein würden. Der danzigcr Verein wird das von ihm gesammelte
Geld bald ausgegeben und seine Aufgabe dro-tzdem nicht vollständig gelöst haben,
so daß es dann sein eigenes particuläres Interesse wird, in der deutschen Ge¬
sellschaft aufzugehen. Der ostfriesische Verein hat sein Werk in der Hauptsache
vollbracht; er ist bald nicht mehr nothwendig angewiesen auf die Beiträge,
welche ihm nur in seiner provinziellen Selbständigkeit und Abschließung zugehen.
In Hamburg endlich muß das Mißtrauen gegen Bremen an der Erfahrung
schwinden, und die Eifersucht mag, wenn es Zeit ist, durch irgendeine an¬
gemessene Gewährung abgefunden werden.

Die kieler Versammlung hat demnach ausgesprochen, daß eine deutsche
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu gründen sei auf Grundlage des
brcmer Statutcnentwurfs. Die mehrgenanntcn drei Vereine möchten einstweilen
für sich bestehen bleiben; doch gab man von allen Seiten, auch der dissentiren-
den, der Erwartung Worte, sie würden sich alle drei bald als Bezirksvereine
dem neuen Gesammtverein einfügen. Auch bis dahin schon sollen sie sich an
den Ausschußsitzungen desselben durch Vertreter beteiligen, ihre Erfolge und
Erfahrungen der Centralstelle mittheilen und geschehen lassen, daß von dorther
ihren Rettern Prämien zugesprochen werden. Alle neu sich bildenden Vereine,
wurde vorausgesetzt, würden sogleich als Bezirksvereine der Gesellschaft ent-
stehen.

Der bereits gebildete Verein zu Rostock und die in der Bildung begriffenen
zu Kiel und Lübeck hatten sich bereits in solchem Sinne angemeldet.

Die Constituirung der Gesellschaft ging hiernach sehr glatt von Statten.
Hamburgs halbes Fernhalten, so wenig übrigens gerechtfertigt und begreiflich,
hatte doch den Nutzen, daß es die Frage des ersten Vororts für den Gcsammt-


Grcnzbote" II. 186S. 57

Binnenlandes auf eine solche Höhe zu bringen, daß sie sich in beträchtlichen
und regelmäßigen Geldbeiträgen ausgedrückt hätte. Alle Aussicht insbesondere
wäre zerronnen auf die 7,000 Thlr., welche noch in Elberfeld. und die
2,000 Thlr., welche in Magdeburg von einstigen Flottensammlungen her liegen,
und deren Verwendung zum Zwecke der Rettung der Schiffbrüchigen, sobald es
sich um ein allgemein deutsches Unternehmen handelt, die Inhaber dieser Summen
glauben verantworten zu können. Dazu die sonstigen Segnungen der Centra¬
lisation wie Ersparnis; bei Anschaffungen, Ausgleichung zwischen wohlhabenden
und armen, regsamen und starren Küstengegenden, Uebertragung alles Erprobten
u. tgi. in. genommen, so ergiebt sich leicht, daß die Versammlung, nachdem
die Sache erst einmal (Dank dem ursprünglichen Nein des ostfriesischen und
des Hamburger Vereins) über die Kreise der alten Vereine hinausgetragen
worden war,.auf keine Weise umhin konnte, den brcmer Gedanken zu adoptiren.
Und dieses um so mehr, als man berechtigt war zu hoffen, daß auch die Be¬
denken der abweichenden Stimmen mehr vorläufiger und zeitweiliger als defini¬
tiver Natur sein würden. Der danzigcr Verein wird das von ihm gesammelte
Geld bald ausgegeben und seine Aufgabe dro-tzdem nicht vollständig gelöst haben,
so daß es dann sein eigenes particuläres Interesse wird, in der deutschen Ge¬
sellschaft aufzugehen. Der ostfriesische Verein hat sein Werk in der Hauptsache
vollbracht; er ist bald nicht mehr nothwendig angewiesen auf die Beiträge,
welche ihm nur in seiner provinziellen Selbständigkeit und Abschließung zugehen.
In Hamburg endlich muß das Mißtrauen gegen Bremen an der Erfahrung
schwinden, und die Eifersucht mag, wenn es Zeit ist, durch irgendeine an¬
gemessene Gewährung abgefunden werden.

Die kieler Versammlung hat demnach ausgesprochen, daß eine deutsche
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu gründen sei auf Grundlage des
brcmer Statutcnentwurfs. Die mehrgenanntcn drei Vereine möchten einstweilen
für sich bestehen bleiben; doch gab man von allen Seiten, auch der dissentiren-
den, der Erwartung Worte, sie würden sich alle drei bald als Bezirksvereine
dem neuen Gesammtverein einfügen. Auch bis dahin schon sollen sie sich an
den Ausschußsitzungen desselben durch Vertreter beteiligen, ihre Erfolge und
Erfahrungen der Centralstelle mittheilen und geschehen lassen, daß von dorther
ihren Rettern Prämien zugesprochen werden. Alle neu sich bildenden Vereine,
wurde vorausgesetzt, würden sogleich als Bezirksvereine der Gesellschaft ent-
stehen.

Der bereits gebildete Verein zu Rostock und die in der Bildung begriffenen
zu Kiel und Lübeck hatten sich bereits in solchem Sinne angemeldet.

Die Constituirung der Gesellschaft ging hiernach sehr glatt von Statten.
Hamburgs halbes Fernhalten, so wenig übrigens gerechtfertigt und begreiflich,
hatte doch den Nutzen, daß es die Frage des ersten Vororts für den Gcsammt-


Grcnzbote» II. 186S. 57
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0477" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283274"/>
          <p xml:id="ID_1515" prev="#ID_1514"> Binnenlandes auf eine solche Höhe zu bringen, daß sie sich in beträchtlichen<lb/>
und regelmäßigen Geldbeiträgen ausgedrückt hätte. Alle Aussicht insbesondere<lb/>
wäre zerronnen auf die 7,000 Thlr., welche noch in Elberfeld. und die<lb/>
2,000 Thlr., welche in Magdeburg von einstigen Flottensammlungen her liegen,<lb/>
und deren Verwendung zum Zwecke der Rettung der Schiffbrüchigen, sobald es<lb/>
sich um ein allgemein deutsches Unternehmen handelt, die Inhaber dieser Summen<lb/>
glauben verantworten zu können. Dazu die sonstigen Segnungen der Centra¬<lb/>
lisation wie Ersparnis; bei Anschaffungen, Ausgleichung zwischen wohlhabenden<lb/>
und armen, regsamen und starren Küstengegenden, Uebertragung alles Erprobten<lb/>
u. tgi. in. genommen, so ergiebt sich leicht, daß die Versammlung, nachdem<lb/>
die Sache erst einmal (Dank dem ursprünglichen Nein des ostfriesischen und<lb/>
des Hamburger Vereins) über die Kreise der alten Vereine hinausgetragen<lb/>
worden war,.auf keine Weise umhin konnte, den brcmer Gedanken zu adoptiren.<lb/>
Und dieses um so mehr, als man berechtigt war zu hoffen, daß auch die Be¬<lb/>
denken der abweichenden Stimmen mehr vorläufiger und zeitweiliger als defini¬<lb/>
tiver Natur sein würden. Der danzigcr Verein wird das von ihm gesammelte<lb/>
Geld bald ausgegeben und seine Aufgabe dro-tzdem nicht vollständig gelöst haben,<lb/>
so daß es dann sein eigenes particuläres Interesse wird, in der deutschen Ge¬<lb/>
sellschaft aufzugehen. Der ostfriesische Verein hat sein Werk in der Hauptsache<lb/>
vollbracht; er ist bald nicht mehr nothwendig angewiesen auf die Beiträge,<lb/>
welche ihm nur in seiner provinziellen Selbständigkeit und Abschließung zugehen.<lb/>
In Hamburg endlich muß das Mißtrauen gegen Bremen an der Erfahrung<lb/>
schwinden, und die Eifersucht mag, wenn es Zeit ist, durch irgendeine an¬<lb/>
gemessene Gewährung abgefunden werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1516"> Die kieler Versammlung hat demnach ausgesprochen, daß eine deutsche<lb/>
Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu gründen sei auf Grundlage des<lb/>
brcmer Statutcnentwurfs. Die mehrgenanntcn drei Vereine möchten einstweilen<lb/>
für sich bestehen bleiben; doch gab man von allen Seiten, auch der dissentiren-<lb/>
den, der Erwartung Worte, sie würden sich alle drei bald als Bezirksvereine<lb/>
dem neuen Gesammtverein einfügen. Auch bis dahin schon sollen sie sich an<lb/>
den Ausschußsitzungen desselben durch Vertreter beteiligen, ihre Erfolge und<lb/>
Erfahrungen der Centralstelle mittheilen und geschehen lassen, daß von dorther<lb/>
ihren Rettern Prämien zugesprochen werden. Alle neu sich bildenden Vereine,<lb/>
wurde vorausgesetzt, würden sogleich als Bezirksvereine der Gesellschaft ent-<lb/>
stehen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1517"> Der bereits gebildete Verein zu Rostock und die in der Bildung begriffenen<lb/>
zu Kiel und Lübeck hatten sich bereits in solchem Sinne angemeldet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1518" next="#ID_1519"> Die Constituirung der Gesellschaft ging hiernach sehr glatt von Statten.<lb/>
Hamburgs halbes Fernhalten, so wenig übrigens gerechtfertigt und begreiflich,<lb/>
hatte doch den Nutzen, daß es die Frage des ersten Vororts für den Gcsammt-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzbote» II. 186S. 57</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0477] Binnenlandes auf eine solche Höhe zu bringen, daß sie sich in beträchtlichen und regelmäßigen Geldbeiträgen ausgedrückt hätte. Alle Aussicht insbesondere wäre zerronnen auf die 7,000 Thlr., welche noch in Elberfeld. und die 2,000 Thlr., welche in Magdeburg von einstigen Flottensammlungen her liegen, und deren Verwendung zum Zwecke der Rettung der Schiffbrüchigen, sobald es sich um ein allgemein deutsches Unternehmen handelt, die Inhaber dieser Summen glauben verantworten zu können. Dazu die sonstigen Segnungen der Centra¬ lisation wie Ersparnis; bei Anschaffungen, Ausgleichung zwischen wohlhabenden und armen, regsamen und starren Küstengegenden, Uebertragung alles Erprobten u. tgi. in. genommen, so ergiebt sich leicht, daß die Versammlung, nachdem die Sache erst einmal (Dank dem ursprünglichen Nein des ostfriesischen und des Hamburger Vereins) über die Kreise der alten Vereine hinausgetragen worden war,.auf keine Weise umhin konnte, den brcmer Gedanken zu adoptiren. Und dieses um so mehr, als man berechtigt war zu hoffen, daß auch die Be¬ denken der abweichenden Stimmen mehr vorläufiger und zeitweiliger als defini¬ tiver Natur sein würden. Der danzigcr Verein wird das von ihm gesammelte Geld bald ausgegeben und seine Aufgabe dro-tzdem nicht vollständig gelöst haben, so daß es dann sein eigenes particuläres Interesse wird, in der deutschen Ge¬ sellschaft aufzugehen. Der ostfriesische Verein hat sein Werk in der Hauptsache vollbracht; er ist bald nicht mehr nothwendig angewiesen auf die Beiträge, welche ihm nur in seiner provinziellen Selbständigkeit und Abschließung zugehen. In Hamburg endlich muß das Mißtrauen gegen Bremen an der Erfahrung schwinden, und die Eifersucht mag, wenn es Zeit ist, durch irgendeine an¬ gemessene Gewährung abgefunden werden. Die kieler Versammlung hat demnach ausgesprochen, daß eine deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zu gründen sei auf Grundlage des brcmer Statutcnentwurfs. Die mehrgenanntcn drei Vereine möchten einstweilen für sich bestehen bleiben; doch gab man von allen Seiten, auch der dissentiren- den, der Erwartung Worte, sie würden sich alle drei bald als Bezirksvereine dem neuen Gesammtverein einfügen. Auch bis dahin schon sollen sie sich an den Ausschußsitzungen desselben durch Vertreter beteiligen, ihre Erfolge und Erfahrungen der Centralstelle mittheilen und geschehen lassen, daß von dorther ihren Rettern Prämien zugesprochen werden. Alle neu sich bildenden Vereine, wurde vorausgesetzt, würden sogleich als Bezirksvereine der Gesellschaft ent- stehen. Der bereits gebildete Verein zu Rostock und die in der Bildung begriffenen zu Kiel und Lübeck hatten sich bereits in solchem Sinne angemeldet. Die Constituirung der Gesellschaft ging hiernach sehr glatt von Statten. Hamburgs halbes Fernhalten, so wenig übrigens gerechtfertigt und begreiflich, hatte doch den Nutzen, daß es die Frage des ersten Vororts für den Gcsammt- Grcnzbote» II. 186S. 57

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/477
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/477>, abgerufen am 29.06.2024.