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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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sie sich namentlich zuglose, mit verwesenden Pflanzenstoffen angefüllte Gegenden
wählen, Die Zanendos beherrschen ein ausgedehnteres Gebiet, die meisten
Flüsse der heißen Zone, und wenn auch mehr oder weniger mächtig nach ver¬
schiedenen Jahreszeiten, doch nicht absolut abhängig von denselben; ihre
meisten Arten sind in der Nacht, von Sonnenuntergang bis Aufgang in Be¬
wegung. Die Ablösung der verschiedenen Arten auf Stunde und Minute, die
zu der Vorstellung einer Zanendo-Uhr Veranlassung gegeben, beruht wohl
auf phantasiereicher Ausschmückung der Thatsachen.

Einen schneidenden Kontrast zu der herrlichen Natur, die das Thal der
Ticadera schmückte, bietet der Mensch, der dieses Thal bewohnt; seine Häßlichkeit
ist fast abschreckend. Die Haut ist infolge der sogenannten uraiieka") tiger¬
artig gefleckt, so daß ihre ursprüngliche Farbe zuweilen schwer erkennbar ist; selbst
blaue Stellen, ähnlich den Gesichtsbacken eines Pavian mischen sich unter die
übrigen braunen, gelben, rothen, schwarzen und weißen Striche und Flecke.
Außerdem ist die Haut noch mit schwarzen Pünktchen, bis zur Größe einer
Erbse, übersäet. Diese Pünktchen entstehen aus kleinen Geschwüren, sogenannten
g'riwos, die bei schlechten Körpersäfien oft bösartig ausarten, und haben ihren
Ursprung in den Jnsectenstichen, namentlich wenn diese fleißig mit den Nägeln
bearbeitet werden; nach ihrer Verschorfung bleiben jene kleinen punktförmigen
Narben zurück. Zeigt sich aber keine entzündliche Disposition im Körper, und
vermeidet man einigermaßen das Scheuern, so vergehen die kleinen Aderlässe
ohne alle granos und Narbenflecke.





Vermischte Literatur.
Geschichte der Oper am Hofe zu München. Nach archivalischen Quellen
bearbeitet von F. M, Rudhard. Erster Theil. Die italienische Oper von 1654--1787-
Freising, l865. Verlag von Fr. Datterer. 193 S. Oct.

") NsuvKo. -- (Mantscha) eine Hautkrankheit, welche durch farbige Flecke den Menschen
sehr entstellt; ist nur den Indianern und deren Abkömmlingen (Mestize, Zambo) eigen und
wird für ansteckend gehalten; Ursachen sind: locale klimatische Verhältnisse, Jnsectensiiche,
Syphilis. - Der Aberglaube hält die Manch" für ein Product der Hexenkunst und Zauberei.

sie sich namentlich zuglose, mit verwesenden Pflanzenstoffen angefüllte Gegenden
wählen, Die Zanendos beherrschen ein ausgedehnteres Gebiet, die meisten
Flüsse der heißen Zone, und wenn auch mehr oder weniger mächtig nach ver¬
schiedenen Jahreszeiten, doch nicht absolut abhängig von denselben; ihre
meisten Arten sind in der Nacht, von Sonnenuntergang bis Aufgang in Be¬
wegung. Die Ablösung der verschiedenen Arten auf Stunde und Minute, die
zu der Vorstellung einer Zanendo-Uhr Veranlassung gegeben, beruht wohl
auf phantasiereicher Ausschmückung der Thatsachen.

Einen schneidenden Kontrast zu der herrlichen Natur, die das Thal der
Ticadera schmückte, bietet der Mensch, der dieses Thal bewohnt; seine Häßlichkeit
ist fast abschreckend. Die Haut ist infolge der sogenannten uraiieka") tiger¬
artig gefleckt, so daß ihre ursprüngliche Farbe zuweilen schwer erkennbar ist; selbst
blaue Stellen, ähnlich den Gesichtsbacken eines Pavian mischen sich unter die
übrigen braunen, gelben, rothen, schwarzen und weißen Striche und Flecke.
Außerdem ist die Haut noch mit schwarzen Pünktchen, bis zur Größe einer
Erbse, übersäet. Diese Pünktchen entstehen aus kleinen Geschwüren, sogenannten
g'riwos, die bei schlechten Körpersäfien oft bösartig ausarten, und haben ihren
Ursprung in den Jnsectenstichen, namentlich wenn diese fleißig mit den Nägeln
bearbeitet werden; nach ihrer Verschorfung bleiben jene kleinen punktförmigen
Narben zurück. Zeigt sich aber keine entzündliche Disposition im Körper, und
vermeidet man einigermaßen das Scheuern, so vergehen die kleinen Aderlässe
ohne alle granos und Narbenflecke.





Vermischte Literatur.
Geschichte der Oper am Hofe zu München. Nach archivalischen Quellen
bearbeitet von F. M, Rudhard. Erster Theil. Die italienische Oper von 1654—1787-
Freising, l865. Verlag von Fr. Datterer. 193 S. Oct.

") NsuvKo. — (Mantscha) eine Hautkrankheit, welche durch farbige Flecke den Menschen
sehr entstellt; ist nur den Indianern und deren Abkömmlingen (Mestize, Zambo) eigen und
wird für ansteckend gehalten; Ursachen sind: locale klimatische Verhältnisse, Jnsectensiiche,
Syphilis. - Der Aberglaube hält die Manch« für ein Product der Hexenkunst und Zauberei.
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[0338] sie sich namentlich zuglose, mit verwesenden Pflanzenstoffen angefüllte Gegenden wählen, Die Zanendos beherrschen ein ausgedehnteres Gebiet, die meisten Flüsse der heißen Zone, und wenn auch mehr oder weniger mächtig nach ver¬ schiedenen Jahreszeiten, doch nicht absolut abhängig von denselben; ihre meisten Arten sind in der Nacht, von Sonnenuntergang bis Aufgang in Be¬ wegung. Die Ablösung der verschiedenen Arten auf Stunde und Minute, die zu der Vorstellung einer Zanendo-Uhr Veranlassung gegeben, beruht wohl auf phantasiereicher Ausschmückung der Thatsachen. Einen schneidenden Kontrast zu der herrlichen Natur, die das Thal der Ticadera schmückte, bietet der Mensch, der dieses Thal bewohnt; seine Häßlichkeit ist fast abschreckend. Die Haut ist infolge der sogenannten uraiieka") tiger¬ artig gefleckt, so daß ihre ursprüngliche Farbe zuweilen schwer erkennbar ist; selbst blaue Stellen, ähnlich den Gesichtsbacken eines Pavian mischen sich unter die übrigen braunen, gelben, rothen, schwarzen und weißen Striche und Flecke. Außerdem ist die Haut noch mit schwarzen Pünktchen, bis zur Größe einer Erbse, übersäet. Diese Pünktchen entstehen aus kleinen Geschwüren, sogenannten g'riwos, die bei schlechten Körpersäfien oft bösartig ausarten, und haben ihren Ursprung in den Jnsectenstichen, namentlich wenn diese fleißig mit den Nägeln bearbeitet werden; nach ihrer Verschorfung bleiben jene kleinen punktförmigen Narben zurück. Zeigt sich aber keine entzündliche Disposition im Körper, und vermeidet man einigermaßen das Scheuern, so vergehen die kleinen Aderlässe ohne alle granos und Narbenflecke. Vermischte Literatur. Geschichte der Oper am Hofe zu München. Nach archivalischen Quellen bearbeitet von F. M, Rudhard. Erster Theil. Die italienische Oper von 1654—1787- Freising, l865. Verlag von Fr. Datterer. 193 S. Oct. ") NsuvKo. — (Mantscha) eine Hautkrankheit, welche durch farbige Flecke den Menschen sehr entstellt; ist nur den Indianern und deren Abkömmlingen (Mestize, Zambo) eigen und wird für ansteckend gehalten; Ursachen sind: locale klimatische Verhältnisse, Jnsectensiiche, Syphilis. - Der Aberglaube hält die Manch« für ein Product der Hexenkunst und Zauberei.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/338>, abgerufen am 28.09.2024.