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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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mir quer über den Weg lief oder über den Kochtopf hinwegflog, oder ich einige
müßige Augenblicke fand, um seitwärts ein paar Schritte in den Wald hinein¬
zuthun. Die Arbeiterzahl durfte nicht vermindert werden, und wer Lust am
Jagen und am Wildpret fand, mußte am Feierabend oder in der frühesten
Morgenstunde seinen Liebhabereien nachgehen. Man möge sich nicht vorstellen,
daß 'die Wälder und Urwälder reiche Jagdbeute bieten.' Das gefiederte Wild
lebt größtentheils in den höchsten, dem Auge unzugänglichen Baumwipfeln, und
die Vierfüßler halten sich versteckt in ihren Höhlen und Schlupfwinkeln, aus
denen sie nur zu bestimmten Tageszeiten und auf bestimmten Schleichwegen,
die sie sich treten, hervorschlüpfen und ihrer Nahrung und Beute nachgehen. Scheu
und flüchtig achtet ein jedes auf das andre, der Schwächere stets auf der Hut
vor dem Stärkeren, der Stärkere lautlos auf seine behutsame Beute lauernd.
Ihre scharfen Sinne wittern den Menschen aus weiter Ferne, und selbst die
an Kraft und Gewandtheit ihm überlegenen Katzcngeschlechter vermeiden
sorgfältig ihm zu begegnen. Ueberall in den Wäldern eine fast lautlose,
melancholische, dunkle Einsamkeit. Selbst der Duft und Farbenschmelz der
Blumen zieht sich aus dem untern Walde zurück und hinauf in die obere
Region, wo er sich, dem Menschenauge verborgen, auf den sonnigen und licht-
umflossenen Laubwellen in seiner ganzen Herrlichkeit entfaltet. Die funkelnden
Käfer, die schillernden Schmetterlinge, das niedere Jnsektenheer steigt nur bis¬
weilen wie Verlorne Lichtstrahlen in die tiefe Einsamkeit hinunter und verflattert
ebenfalls dort oben seine wenigen Lebensstunden, wo sich im Sonnenlichte der
Blumenkelch mit dem süßen Honig füllt. Selten einmal ruft hier und da ein
Vogel, dem Gesichtskreise entrückt, sein kurzes Lied in den Unterwald hinein,
und der langsam verhallende, fernher tönende, einsilbige, klagende Flöten¬
ion, der sich periodisch wiederholt, trägt eher dazu bei, die Einsamkeit
ergreifender und fühlbarer zu machen, als ihre Wirkung auf das Gemüth
zu mildern. Dumpf hämmert der wilde, unbändige Specht, der carpintero,
w der morschen Rinde der tausendjährigen Riesenbäume. Nur der Pfau,
der Hokko, der Paujuil, das Waldhuhn und andre hühnerartige Vögel, welche
die mittlere Waldregion. das untere Gezweig bewohnen, fallen' hier und
da durch unbehutsames Flügelschlagen und Flattern dem Rohr des Jägers als
Beute zu; im Uebrigen hat dieser alle seine Gewandtheit und List zusammenzu¬
nehmen, um das scheue Wild aufzuspüren, und selbst der mähnenlose Löwe,
der Jaguar, die Unze und Tigerkatze stellen sich ihm nur selten einmal unauf-
ttesucht gegenüber.

Dennoch aber, trotz der tiefen, schwermüthigen Einsamkeit, welche sich in
dem Waldinnersten um die Brust des Menschen legt, ist der Wald stark be¬
völkert von lebendigen Geschöpfen, drängt und wälzt sich ein Leben um das
andere. Vernichtung um Neubildung, Gestalt über Gestalt. Von seinen Spitzen
herab modert der Niesenbaum unter der Wucht seiner Jahrhunderte oder erdrückt
Von dem aufwachsenden Saamen seiner eigenen Früchte. Noch fließt in seinem
'"nersten Matte der Lebenssaft, und schon zehren von dem Moder seiner Rinde
"cuc Geschlechter, die sich um seinen Leib gewunden und sein Aeste niederge¬
bogen haben, und selbst wieder hinwelken und gebären, wie ein Wald auf dem
Walde. Ge'radsäulig auf zum Lichte schießt der junge Stamm, der sich aus
den alten, ausgezehrten Wurzeln emporgehoben. erobert mit kräftigen Wurzeln
den Boden, mit wuchtigen Zweigen das Licht und die Luft, unter sich
und neben'sich Leben erstickend, und wiederum überholt von mächtigeren
Leben. Von den umfangreichen^ in- und durcheinanderverschlungenen Wlpfcl-
iuppeln, die von 60 bis 200 Fuß hohen und 2 bis 12 Fuß dicken Ätamm-
säulen getragen sind, fallen, hängenden Schiffstauen gleich, schnurgerade Wurzeln


Grcnzbote" II. 1866. 3S

mir quer über den Weg lief oder über den Kochtopf hinwegflog, oder ich einige
müßige Augenblicke fand, um seitwärts ein paar Schritte in den Wald hinein¬
zuthun. Die Arbeiterzahl durfte nicht vermindert werden, und wer Lust am
Jagen und am Wildpret fand, mußte am Feierabend oder in der frühesten
Morgenstunde seinen Liebhabereien nachgehen. Man möge sich nicht vorstellen,
daß 'die Wälder und Urwälder reiche Jagdbeute bieten.' Das gefiederte Wild
lebt größtentheils in den höchsten, dem Auge unzugänglichen Baumwipfeln, und
die Vierfüßler halten sich versteckt in ihren Höhlen und Schlupfwinkeln, aus
denen sie nur zu bestimmten Tageszeiten und auf bestimmten Schleichwegen,
die sie sich treten, hervorschlüpfen und ihrer Nahrung und Beute nachgehen. Scheu
und flüchtig achtet ein jedes auf das andre, der Schwächere stets auf der Hut
vor dem Stärkeren, der Stärkere lautlos auf seine behutsame Beute lauernd.
Ihre scharfen Sinne wittern den Menschen aus weiter Ferne, und selbst die
an Kraft und Gewandtheit ihm überlegenen Katzcngeschlechter vermeiden
sorgfältig ihm zu begegnen. Ueberall in den Wäldern eine fast lautlose,
melancholische, dunkle Einsamkeit. Selbst der Duft und Farbenschmelz der
Blumen zieht sich aus dem untern Walde zurück und hinauf in die obere
Region, wo er sich, dem Menschenauge verborgen, auf den sonnigen und licht-
umflossenen Laubwellen in seiner ganzen Herrlichkeit entfaltet. Die funkelnden
Käfer, die schillernden Schmetterlinge, das niedere Jnsektenheer steigt nur bis¬
weilen wie Verlorne Lichtstrahlen in die tiefe Einsamkeit hinunter und verflattert
ebenfalls dort oben seine wenigen Lebensstunden, wo sich im Sonnenlichte der
Blumenkelch mit dem süßen Honig füllt. Selten einmal ruft hier und da ein
Vogel, dem Gesichtskreise entrückt, sein kurzes Lied in den Unterwald hinein,
und der langsam verhallende, fernher tönende, einsilbige, klagende Flöten¬
ion, der sich periodisch wiederholt, trägt eher dazu bei, die Einsamkeit
ergreifender und fühlbarer zu machen, als ihre Wirkung auf das Gemüth
zu mildern. Dumpf hämmert der wilde, unbändige Specht, der carpintero,
w der morschen Rinde der tausendjährigen Riesenbäume. Nur der Pfau,
der Hokko, der Paujuil, das Waldhuhn und andre hühnerartige Vögel, welche
die mittlere Waldregion. das untere Gezweig bewohnen, fallen' hier und
da durch unbehutsames Flügelschlagen und Flattern dem Rohr des Jägers als
Beute zu; im Uebrigen hat dieser alle seine Gewandtheit und List zusammenzu¬
nehmen, um das scheue Wild aufzuspüren, und selbst der mähnenlose Löwe,
der Jaguar, die Unze und Tigerkatze stellen sich ihm nur selten einmal unauf-
ttesucht gegenüber.

Dennoch aber, trotz der tiefen, schwermüthigen Einsamkeit, welche sich in
dem Waldinnersten um die Brust des Menschen legt, ist der Wald stark be¬
völkert von lebendigen Geschöpfen, drängt und wälzt sich ein Leben um das
andere. Vernichtung um Neubildung, Gestalt über Gestalt. Von seinen Spitzen
herab modert der Niesenbaum unter der Wucht seiner Jahrhunderte oder erdrückt
Von dem aufwachsenden Saamen seiner eigenen Früchte. Noch fließt in seinem
'"nersten Matte der Lebenssaft, und schon zehren von dem Moder seiner Rinde
"cuc Geschlechter, die sich um seinen Leib gewunden und sein Aeste niederge¬
bogen haben, und selbst wieder hinwelken und gebären, wie ein Wald auf dem
Walde. Ge'radsäulig auf zum Lichte schießt der junge Stamm, der sich aus
den alten, ausgezehrten Wurzeln emporgehoben. erobert mit kräftigen Wurzeln
den Boden, mit wuchtigen Zweigen das Licht und die Luft, unter sich
und neben'sich Leben erstickend, und wiederum überholt von mächtigeren
Leben. Von den umfangreichen^ in- und durcheinanderverschlungenen Wlpfcl-
iuppeln, die von 60 bis 200 Fuß hohen und 2 bis 12 Fuß dicken Ätamm-
säulen getragen sind, fallen, hängenden Schiffstauen gleich, schnurgerade Wurzeln


Grcnzbote» II. 1866. 3S
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[0291] mir quer über den Weg lief oder über den Kochtopf hinwegflog, oder ich einige müßige Augenblicke fand, um seitwärts ein paar Schritte in den Wald hinein¬ zuthun. Die Arbeiterzahl durfte nicht vermindert werden, und wer Lust am Jagen und am Wildpret fand, mußte am Feierabend oder in der frühesten Morgenstunde seinen Liebhabereien nachgehen. Man möge sich nicht vorstellen, daß 'die Wälder und Urwälder reiche Jagdbeute bieten.' Das gefiederte Wild lebt größtentheils in den höchsten, dem Auge unzugänglichen Baumwipfeln, und die Vierfüßler halten sich versteckt in ihren Höhlen und Schlupfwinkeln, aus denen sie nur zu bestimmten Tageszeiten und auf bestimmten Schleichwegen, die sie sich treten, hervorschlüpfen und ihrer Nahrung und Beute nachgehen. Scheu und flüchtig achtet ein jedes auf das andre, der Schwächere stets auf der Hut vor dem Stärkeren, der Stärkere lautlos auf seine behutsame Beute lauernd. Ihre scharfen Sinne wittern den Menschen aus weiter Ferne, und selbst die an Kraft und Gewandtheit ihm überlegenen Katzcngeschlechter vermeiden sorgfältig ihm zu begegnen. Ueberall in den Wäldern eine fast lautlose, melancholische, dunkle Einsamkeit. Selbst der Duft und Farbenschmelz der Blumen zieht sich aus dem untern Walde zurück und hinauf in die obere Region, wo er sich, dem Menschenauge verborgen, auf den sonnigen und licht- umflossenen Laubwellen in seiner ganzen Herrlichkeit entfaltet. Die funkelnden Käfer, die schillernden Schmetterlinge, das niedere Jnsektenheer steigt nur bis¬ weilen wie Verlorne Lichtstrahlen in die tiefe Einsamkeit hinunter und verflattert ebenfalls dort oben seine wenigen Lebensstunden, wo sich im Sonnenlichte der Blumenkelch mit dem süßen Honig füllt. Selten einmal ruft hier und da ein Vogel, dem Gesichtskreise entrückt, sein kurzes Lied in den Unterwald hinein, und der langsam verhallende, fernher tönende, einsilbige, klagende Flöten¬ ion, der sich periodisch wiederholt, trägt eher dazu bei, die Einsamkeit ergreifender und fühlbarer zu machen, als ihre Wirkung auf das Gemüth zu mildern. Dumpf hämmert der wilde, unbändige Specht, der carpintero, w der morschen Rinde der tausendjährigen Riesenbäume. Nur der Pfau, der Hokko, der Paujuil, das Waldhuhn und andre hühnerartige Vögel, welche die mittlere Waldregion. das untere Gezweig bewohnen, fallen' hier und da durch unbehutsames Flügelschlagen und Flattern dem Rohr des Jägers als Beute zu; im Uebrigen hat dieser alle seine Gewandtheit und List zusammenzu¬ nehmen, um das scheue Wild aufzuspüren, und selbst der mähnenlose Löwe, der Jaguar, die Unze und Tigerkatze stellen sich ihm nur selten einmal unauf- ttesucht gegenüber. Dennoch aber, trotz der tiefen, schwermüthigen Einsamkeit, welche sich in dem Waldinnersten um die Brust des Menschen legt, ist der Wald stark be¬ völkert von lebendigen Geschöpfen, drängt und wälzt sich ein Leben um das andere. Vernichtung um Neubildung, Gestalt über Gestalt. Von seinen Spitzen herab modert der Niesenbaum unter der Wucht seiner Jahrhunderte oder erdrückt Von dem aufwachsenden Saamen seiner eigenen Früchte. Noch fließt in seinem '"nersten Matte der Lebenssaft, und schon zehren von dem Moder seiner Rinde "cuc Geschlechter, die sich um seinen Leib gewunden und sein Aeste niederge¬ bogen haben, und selbst wieder hinwelken und gebären, wie ein Wald auf dem Walde. Ge'radsäulig auf zum Lichte schießt der junge Stamm, der sich aus den alten, ausgezehrten Wurzeln emporgehoben. erobert mit kräftigen Wurzeln den Boden, mit wuchtigen Zweigen das Licht und die Luft, unter sich und neben'sich Leben erstickend, und wiederum überholt von mächtigeren Leben. Von den umfangreichen^ in- und durcheinanderverschlungenen Wlpfcl- iuppeln, die von 60 bis 200 Fuß hohen und 2 bis 12 Fuß dicken Ätamm- säulen getragen sind, fallen, hängenden Schiffstauen gleich, schnurgerade Wurzeln Grcnzbote» II. 1866. 3S

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/291>, abgerufen am 26.06.2024.