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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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theurer werden lassen, als wenn man ihn, wie auch vorgeschlagen worden
vom hansdorser See über den Russee und Hassee nach dem sogenannten kleinen
Kiel oder nach dem am innern Ende des kieler Hafens gelegenen Dorfgarten
führen wolle. Indeß hat jene Richtung Vorzüge, die sehr stark für ihre Wahl
sprechen. Zunächst läßt sie den Kanal an derjenigen Stelle des kieler Busens
münden, wo derselbe, von innen gerechnet, seine größte Breite erlangt hat.
Der bei Wieck 150 Ruthen in die Bucht hineinlaufende flachere Vorstrand
wird verwendet, um auf ihm die ausgegrabene Erde des letzten Kanalabschnitts
abzulagern, wozu Schienenbahnen und Locomotiven dienen. Hiermit ist Gelegen¬
heit gegeben zur Bildung eines Binnenhafens mit Dockanlagen Zugleich aber
entsteht durch die Aufschüttung ein mindestens 5000 Fuß langes Bollwerk, an
welchem die natürliche Wassertiefe 20 bis 30 Fuß beträgt und wo folglich die
größten Fahrzeuge unmittebar am Lande liegen, laden und löschen können.
Nach Herstellung dieser Zuschüttung beträgt die Breite des Hafens hier immer
noch 6000 Fuß, während sie bei den Ausmündungen der beiden andern Linien nur
etwa 1800 Fuß betragen würde. Ein Blick auf die Karte ferner zeigt, daß
das Aus- und Einsegeln bei dieser Mündung des Kanals vorzugsweise be¬
günstigt ist; denn die Linie von ihr aus nach dem Eingang des kieler Busens giebt
den Schiffen zu beiden Seiten eine Achtelmeile freies Fahrwasser, so daß sie
unter allen Umständen aus- und einkreuzen kommend Die Buchten zwischen Bellevue
und der Kanalmündung, sowie zwischen letzterer und Holtenau bieten weiteren
Raum für Schiffe, welche dort seitwärts von der Aufschüttung Winterstation
nehmen oder auf Rhede gehen wollen. Die Marine würde endlich in der
Bucht zwischen Holtenau und Friedrichsort -- also auf schleswigschen Gebiet
-- mehr als genügenden Platz für ihre Anlagen finden. Zugleich aber ist das
ganze Ufer von dem erwähnten kleinen Fort bis Bellevue gewissermaßen schon
eine natürliche Festung, die mit viel geringern Kosten als ein anderer Punkt an
der kieler Bucht die Deckung der gesammten Anlagen der Kriegs- und Handels¬
marine, sowie der. Kanalmündung zu bewirken erlaubt.

Unsre Denkschrift führt noch einen Umstand für die Wahl dieses Ausgangs
des Kanals an, von dem sie glaubt, daß er "vielleicht von vornherein die
weitere Erörterung über die Vortheile der einen oder andern Linie beseitigt".
Sie sagt: "Es ist schon öffentlich darauf hingedeutet worden, daß für den
Kriegshafen und die Kanalmündungcn in ähnlicher Weise, wie dies beim Jahde-
busen geschehen ist, die Abtretung der Souveränetätsrechte werden erfolgen
müssen. Natürlich würde sich das auf den Rayon der Befestigungen mitbe¬
ziehen. Wenn dieses Verhältniß vereinbart wird, so wird man selbstverständlich,
wenn möglich, zu vermeiden suchen, die Stadt Kiel in das Gebiet hinein¬
zuziehen, für welches die Landeshoheit abzutreten.ist. Dies ist nun bei Annahme der
bei Wieck endigenden Linie sehr wohl thunlich. Die wiecker und friedrichsorter


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theurer werden lassen, als wenn man ihn, wie auch vorgeschlagen worden
vom hansdorser See über den Russee und Hassee nach dem sogenannten kleinen
Kiel oder nach dem am innern Ende des kieler Hafens gelegenen Dorfgarten
führen wolle. Indeß hat jene Richtung Vorzüge, die sehr stark für ihre Wahl
sprechen. Zunächst läßt sie den Kanal an derjenigen Stelle des kieler Busens
münden, wo derselbe, von innen gerechnet, seine größte Breite erlangt hat.
Der bei Wieck 150 Ruthen in die Bucht hineinlaufende flachere Vorstrand
wird verwendet, um auf ihm die ausgegrabene Erde des letzten Kanalabschnitts
abzulagern, wozu Schienenbahnen und Locomotiven dienen. Hiermit ist Gelegen¬
heit gegeben zur Bildung eines Binnenhafens mit Dockanlagen Zugleich aber
entsteht durch die Aufschüttung ein mindestens 5000 Fuß langes Bollwerk, an
welchem die natürliche Wassertiefe 20 bis 30 Fuß beträgt und wo folglich die
größten Fahrzeuge unmittebar am Lande liegen, laden und löschen können.
Nach Herstellung dieser Zuschüttung beträgt die Breite des Hafens hier immer
noch 6000 Fuß, während sie bei den Ausmündungen der beiden andern Linien nur
etwa 1800 Fuß betragen würde. Ein Blick auf die Karte ferner zeigt, daß
das Aus- und Einsegeln bei dieser Mündung des Kanals vorzugsweise be¬
günstigt ist; denn die Linie von ihr aus nach dem Eingang des kieler Busens giebt
den Schiffen zu beiden Seiten eine Achtelmeile freies Fahrwasser, so daß sie
unter allen Umständen aus- und einkreuzen kommend Die Buchten zwischen Bellevue
und der Kanalmündung, sowie zwischen letzterer und Holtenau bieten weiteren
Raum für Schiffe, welche dort seitwärts von der Aufschüttung Winterstation
nehmen oder auf Rhede gehen wollen. Die Marine würde endlich in der
Bucht zwischen Holtenau und Friedrichsort — also auf schleswigschen Gebiet
— mehr als genügenden Platz für ihre Anlagen finden. Zugleich aber ist das
ganze Ufer von dem erwähnten kleinen Fort bis Bellevue gewissermaßen schon
eine natürliche Festung, die mit viel geringern Kosten als ein anderer Punkt an
der kieler Bucht die Deckung der gesammten Anlagen der Kriegs- und Handels¬
marine, sowie der. Kanalmündung zu bewirken erlaubt.

Unsre Denkschrift führt noch einen Umstand für die Wahl dieses Ausgangs
des Kanals an, von dem sie glaubt, daß er „vielleicht von vornherein die
weitere Erörterung über die Vortheile der einen oder andern Linie beseitigt".
Sie sagt: „Es ist schon öffentlich darauf hingedeutet worden, daß für den
Kriegshafen und die Kanalmündungcn in ähnlicher Weise, wie dies beim Jahde-
busen geschehen ist, die Abtretung der Souveränetätsrechte werden erfolgen
müssen. Natürlich würde sich das auf den Rayon der Befestigungen mitbe¬
ziehen. Wenn dieses Verhältniß vereinbart wird, so wird man selbstverständlich,
wenn möglich, zu vermeiden suchen, die Stadt Kiel in das Gebiet hinein¬
zuziehen, für welches die Landeshoheit abzutreten.ist. Dies ist nun bei Annahme der
bei Wieck endigenden Linie sehr wohl thunlich. Die wiecker und friedrichsorter


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/151>, abgerufen am 26.06.2024.