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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Vorstudien ihrer jetzigen Stellung gemacht hatten, übernahmen es selbst. Hatten
sich ihre Kräfte und diejenigen ihrer schlecht orgamsirten und schlecht basirten
Verwaltungsmaschine schon bei Bildung, Bekleidung, Ausrüstung und Er¬
haltung der Armee nicht als hinreichend bewährt, so mußten sie jetzt voll¬
ständig Fiasko machen, natürlich nicht ohne erheblichen Nachtheil für das Land.
Das blieb denn auch nicht aus; aber erst im Herbst trat Halleck wieder an die
Spitze der Armeeleitung.

Mac Ciellan behielt nur das Kommando in Ostvirginia mit dem bestimm¬
ten Befehl, sofort gegen Rickmond vorzugehen, während Fremont. der sich be¬
reits in Missouri als unthätig erprobt hatte, das Departement in den vir-
ginischen Gebirgen (dem Shenandoahthal) und Banks, der bis dahin nur in
der Niederhaltung von Maryland seine militärischen Fähigkeiten geübt hatte,
die obere Leitung in Westvirginien erhielt. Zu diesen drei unabhängigen
Befehlshabern auf demselben Kriegstheater trat nach der Ankunft Mac Clellans
vor Richmond noch ein vierter. Mac Dowell. der mit der besondern Deckung
Washingtons beauftragt war. Mac Clellan behielt nur 11 Divisionen, während
4 Divisionen seiner Truppen und noch 2 neuformirte Divisionen den drei an¬
dern genannten Generalen zugetheilt wurden.

Am Mississippi und Ohio wurde die zweite größere Armee unter Hallcck
formirt und zwar in Missouri General Pope mit 2 Divisionen, bei Cairo
General Grant mit 5 Divisionen und in Mitteltennessee Gen. Buell mit 5 Divi¬
sionen. Der Westarmee zur Seite stand eine Flottille, aus Kanonen- und
Mörserbooten, sowie einer Anzahl Tranöpvrtdampfern bestehend und von sehr
tüchtigen, im Kampf mit den Elementen entwickelten Seeoffizieren geführt, an
deren Spitze Kommodore Foote stand. Hier im Westen begann die kriegerische
Thätigkeit frühe im Jahre, indem Foote die Frühjahrswasser benutzte und gefolgt
von Grant am 6. Februar den Cumberland hinauf ging und das Fort Henry
an der Grenze von Kentucky und Tennessee nahm; dasselbe hatte nur 120 Mann
Besatzung. Grant ging von hier quer durch das Land nach dem auf derselben
Grenze gelegenen Fort Dowelson am Tennessee. während Foote erst wieder
durch den Ohio dorthin fuhr. Hier standen die Conföderirten in einer Stärke
von 13.000 Mann verschanzt. Vom 14. bis 16. Februar ein heftiger Kampf,
der mit der Uebergavc des Forts und der Besatzung schloß, nachdem die Haupt¬
masse des Gegners in der Nacht abgezogen war. Im Laufe des ganzen Feid-
ZUgs ist es auffallend, wie kurz in der Regel der Widerstand der Bertheidiger
in verschlossenen Orten ist. Das tritt der Natur der Sache nach am meisten
bei den fast stets als Vertheidiger kämpfenden Conföderirten hervor und be¬
weist die geringe Ausdauer und mangelhafte Disciplin der Heere. Nur momen¬
tane Leistungen bemerken wir, keine Reihe von Thaten, welche den Krieg för¬
dern. Erst in der neuesten Zeit scheinen die Führer in höherem Grade Herren


Vorstudien ihrer jetzigen Stellung gemacht hatten, übernahmen es selbst. Hatten
sich ihre Kräfte und diejenigen ihrer schlecht orgamsirten und schlecht basirten
Verwaltungsmaschine schon bei Bildung, Bekleidung, Ausrüstung und Er¬
haltung der Armee nicht als hinreichend bewährt, so mußten sie jetzt voll¬
ständig Fiasko machen, natürlich nicht ohne erheblichen Nachtheil für das Land.
Das blieb denn auch nicht aus; aber erst im Herbst trat Halleck wieder an die
Spitze der Armeeleitung.

Mac Ciellan behielt nur das Kommando in Ostvirginia mit dem bestimm¬
ten Befehl, sofort gegen Rickmond vorzugehen, während Fremont. der sich be¬
reits in Missouri als unthätig erprobt hatte, das Departement in den vir-
ginischen Gebirgen (dem Shenandoahthal) und Banks, der bis dahin nur in
der Niederhaltung von Maryland seine militärischen Fähigkeiten geübt hatte,
die obere Leitung in Westvirginien erhielt. Zu diesen drei unabhängigen
Befehlshabern auf demselben Kriegstheater trat nach der Ankunft Mac Clellans
vor Richmond noch ein vierter. Mac Dowell. der mit der besondern Deckung
Washingtons beauftragt war. Mac Clellan behielt nur 11 Divisionen, während
4 Divisionen seiner Truppen und noch 2 neuformirte Divisionen den drei an¬
dern genannten Generalen zugetheilt wurden.

Am Mississippi und Ohio wurde die zweite größere Armee unter Hallcck
formirt und zwar in Missouri General Pope mit 2 Divisionen, bei Cairo
General Grant mit 5 Divisionen und in Mitteltennessee Gen. Buell mit 5 Divi¬
sionen. Der Westarmee zur Seite stand eine Flottille, aus Kanonen- und
Mörserbooten, sowie einer Anzahl Tranöpvrtdampfern bestehend und von sehr
tüchtigen, im Kampf mit den Elementen entwickelten Seeoffizieren geführt, an
deren Spitze Kommodore Foote stand. Hier im Westen begann die kriegerische
Thätigkeit frühe im Jahre, indem Foote die Frühjahrswasser benutzte und gefolgt
von Grant am 6. Februar den Cumberland hinauf ging und das Fort Henry
an der Grenze von Kentucky und Tennessee nahm; dasselbe hatte nur 120 Mann
Besatzung. Grant ging von hier quer durch das Land nach dem auf derselben
Grenze gelegenen Fort Dowelson am Tennessee. während Foote erst wieder
durch den Ohio dorthin fuhr. Hier standen die Conföderirten in einer Stärke
von 13.000 Mann verschanzt. Vom 14. bis 16. Februar ein heftiger Kampf,
der mit der Uebergavc des Forts und der Besatzung schloß, nachdem die Haupt¬
masse des Gegners in der Nacht abgezogen war. Im Laufe des ganzen Feid-
ZUgs ist es auffallend, wie kurz in der Regel der Widerstand der Bertheidiger
in verschlossenen Orten ist. Das tritt der Natur der Sache nach am meisten
bei den fast stets als Vertheidiger kämpfenden Conföderirten hervor und be¬
weist die geringe Ausdauer und mangelhafte Disciplin der Heere. Nur momen¬
tane Leistungen bemerken wir, keine Reihe von Thaten, welche den Krieg för¬
dern. Erst in der neuesten Zeit scheinen die Führer in höherem Grade Herren


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/69>, abgerufen am 23.07.2024.