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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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staatssekretärs führten, die freilich von letzterer Seite rasch abgebrochen wurden,
und ein sonderbarer Zufall ist es doch, daß wiederholt bei "piemontesischen" Ver¬
schwörungen in Rom Antonelli das Unglück hatte, daß Privatsckrctnre als Agenten
von ihm unter den Mitschuldigen ertappt worden find. Unverkennbar sind in
Frankreich zugleich mit der Scptcmbcrconventio" die gallikanischen Tendenzen leb¬
haft wieder aufgetaucht. Werden die italienischen Mitglieder des Car? inalcollcgiums
nicht eine ähnliche Nutzanwendung aus der neuen Situation ziehen? werden sie
sich für einen Widerstand erhitzen, welcher eventuell das Papstthum außer Landes
treiben müßte? Wird der Cardinal d'Andrea, der jetzt i" freiwilliger Verbannung
mit den liberalen Priestern Neapels gemeinsame Sache macht, der einzige sein, der
im künftigen Conclave für die Aussöhnung mit Italien die Stimme erhebt! Dies
sind Fragen, vie heute nicht zu beantworten sind, die aber auch von dieser Seite
wenigstens die Möglichkeit für das Gelingen jenes Versöhnungsplancs eröffnen.

Man muß indeß gestehen, eine Entscheidung ist für die römische Kurie um so
schwieriger, als sie sich nicht verbergen kann, daß die Ausführung dieses Programms
im günstigsten Fall doch nur ein Aufschub, eine Zwischenstation, aber nicht eine
definitive Lösung ist. Die Frage ist im Grund nur die, ob die weltliche Herrschaft
des Papstthums mit einem Mal oder in zwei Absätzen beseitigt werden soll. Aller¬
dings ist dem Papst in dem einen Fall ein ehrenvoller Ausweg geboten, sich in das
Unvermeidliche zu fügen. Er hat die Gelegenheit, das als freiwillige Gabe erschei¬
nen zu lassen, was nun einmal unabänderlich ist. Es wäre die glänzendste That
des Papstthums seit Jahrhunccrten, wie von einem Abendroth würden die letzten
Tage seiner weltlichen Herrschaft übergössen, und leicht könnte sich der begeisterte
Jubel der Tage von 1847 wiederholen. Es wäre ein Ziel, würdig, den Ehrgeiz
eines die Weltgeschichte verstehenden Papstes zu reizen. Aber er müßte sich auch
darauf gefaßt machen, den letzten Flitter weltlicher Herrschaft preiszugeben und sich
stolz auf die Mittel seiner geistlichen' Macht zurückzuziehen. Denn über den wirk¬
lichen Werth seines Souveränctütsrechts über die Stadt Rom könnte er sich nicht
täuschen. Das Ende wäre doch die Annexion. Nicht daß Italien nöthig hätte,
Rom sich zu nnnectircn; Rom selbst würde, sich überlassen, den Anschluß voll¬
ziehen. Vielleicht daß es einem aufgeklärten humanen Papst gelänge, diesen Zeit¬
punkt hinnuszuschicbcn und die Nönnr, froh ihrer ungewohnten Municipalrechte,
eine Zeit lang an seine milde Suzercmclät zu fesseln. Auf die Dauer schwerlich.
Der erleichterte Verkehr, der geistige Austausch mit Italien müßte über kurz oder
lang die Einheitspartei ans Nuder bringen, die letzte Scheidewand würde fallen und
Rom seine Abgeordneten ins Parlament nach Florenz senden.

Mit dein Septcmbervertrag ist das Schicksal der weltlichen Herrschaft des Papst¬
thums besiegelt. Indem er das Nichtinterventionsprincip auf Rom anwendet und
den Papst allein seinen Unterthanen gegenüberstellt, ist ihr Ende unvermeidlich.
Aber es ist nicht gleichgiltig, in welcher Weise dieses Ende herbeigeführt wird, ob
durch den Bruch oder durch die Aussöhnung zwischen Italien und dem Papst.
Ebendeshalb hat jenes Programm, zu dessen Organ Massimo d'Azcglio und andere
im Senate sich gemacht haben, hohe staatsmännische Bedeutung. Es bedeutet
Italien gegenüber den Protest gegen Rom, Frankreich gegenüber die loyale Ausfüh¬
rung der Convention, und gegenüber von Rom den aufrichtigen Wunsch, die
unvermeidlich gewordene Transformation des Papstthums zugleich als einen Act der
Versöhnung zwischen Rom und Italien zu feiern. Weist das Papstthum dieses
äußerste Angebot Italiens zurück, so ist die Freude an denen, welche schon lange
kürzeren Proceß mit ihm gewünscht hatten, und deren Zahl gerade in Italien täg¬
lich wächst. _ _ ^_________




Vcnnitwvrtlichcr Neocicteur Or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herdig. - Druck von C. E. Elven in Leipzig.

staatssekretärs führten, die freilich von letzterer Seite rasch abgebrochen wurden,
und ein sonderbarer Zufall ist es doch, daß wiederholt bei „piemontesischen" Ver¬
schwörungen in Rom Antonelli das Unglück hatte, daß Privatsckrctnre als Agenten
von ihm unter den Mitschuldigen ertappt worden find. Unverkennbar sind in
Frankreich zugleich mit der Scptcmbcrconventio» die gallikanischen Tendenzen leb¬
haft wieder aufgetaucht. Werden die italienischen Mitglieder des Car? inalcollcgiums
nicht eine ähnliche Nutzanwendung aus der neuen Situation ziehen? werden sie
sich für einen Widerstand erhitzen, welcher eventuell das Papstthum außer Landes
treiben müßte? Wird der Cardinal d'Andrea, der jetzt i» freiwilliger Verbannung
mit den liberalen Priestern Neapels gemeinsame Sache macht, der einzige sein, der
im künftigen Conclave für die Aussöhnung mit Italien die Stimme erhebt! Dies
sind Fragen, vie heute nicht zu beantworten sind, die aber auch von dieser Seite
wenigstens die Möglichkeit für das Gelingen jenes Versöhnungsplancs eröffnen.

Man muß indeß gestehen, eine Entscheidung ist für die römische Kurie um so
schwieriger, als sie sich nicht verbergen kann, daß die Ausführung dieses Programms
im günstigsten Fall doch nur ein Aufschub, eine Zwischenstation, aber nicht eine
definitive Lösung ist. Die Frage ist im Grund nur die, ob die weltliche Herrschaft
des Papstthums mit einem Mal oder in zwei Absätzen beseitigt werden soll. Aller¬
dings ist dem Papst in dem einen Fall ein ehrenvoller Ausweg geboten, sich in das
Unvermeidliche zu fügen. Er hat die Gelegenheit, das als freiwillige Gabe erschei¬
nen zu lassen, was nun einmal unabänderlich ist. Es wäre die glänzendste That
des Papstthums seit Jahrhunccrten, wie von einem Abendroth würden die letzten
Tage seiner weltlichen Herrschaft übergössen, und leicht könnte sich der begeisterte
Jubel der Tage von 1847 wiederholen. Es wäre ein Ziel, würdig, den Ehrgeiz
eines die Weltgeschichte verstehenden Papstes zu reizen. Aber er müßte sich auch
darauf gefaßt machen, den letzten Flitter weltlicher Herrschaft preiszugeben und sich
stolz auf die Mittel seiner geistlichen' Macht zurückzuziehen. Denn über den wirk¬
lichen Werth seines Souveränctütsrechts über die Stadt Rom könnte er sich nicht
täuschen. Das Ende wäre doch die Annexion. Nicht daß Italien nöthig hätte,
Rom sich zu nnnectircn; Rom selbst würde, sich überlassen, den Anschluß voll¬
ziehen. Vielleicht daß es einem aufgeklärten humanen Papst gelänge, diesen Zeit¬
punkt hinnuszuschicbcn und die Nönnr, froh ihrer ungewohnten Municipalrechte,
eine Zeit lang an seine milde Suzercmclät zu fesseln. Auf die Dauer schwerlich.
Der erleichterte Verkehr, der geistige Austausch mit Italien müßte über kurz oder
lang die Einheitspartei ans Nuder bringen, die letzte Scheidewand würde fallen und
Rom seine Abgeordneten ins Parlament nach Florenz senden.

Mit dein Septcmbervertrag ist das Schicksal der weltlichen Herrschaft des Papst¬
thums besiegelt. Indem er das Nichtinterventionsprincip auf Rom anwendet und
den Papst allein seinen Unterthanen gegenüberstellt, ist ihr Ende unvermeidlich.
Aber es ist nicht gleichgiltig, in welcher Weise dieses Ende herbeigeführt wird, ob
durch den Bruch oder durch die Aussöhnung zwischen Italien und dem Papst.
Ebendeshalb hat jenes Programm, zu dessen Organ Massimo d'Azcglio und andere
im Senate sich gemacht haben, hohe staatsmännische Bedeutung. Es bedeutet
Italien gegenüber den Protest gegen Rom, Frankreich gegenüber die loyale Ausfüh¬
rung der Convention, und gegenüber von Rom den aufrichtigen Wunsch, die
unvermeidlich gewordene Transformation des Papstthums zugleich als einen Act der
Versöhnung zwischen Rom und Italien zu feiern. Weist das Papstthum dieses
äußerste Angebot Italiens zurück, so ist die Freude an denen, welche schon lange
kürzeren Proceß mit ihm gewünscht hatten, und deren Zahl gerade in Italien täg¬
lich wächst. _ _ ^_________




Vcnnitwvrtlichcr Neocicteur Or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herdig. - Druck von C. E. Elven in Leipzig.
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[0046] staatssekretärs führten, die freilich von letzterer Seite rasch abgebrochen wurden, und ein sonderbarer Zufall ist es doch, daß wiederholt bei „piemontesischen" Ver¬ schwörungen in Rom Antonelli das Unglück hatte, daß Privatsckrctnre als Agenten von ihm unter den Mitschuldigen ertappt worden find. Unverkennbar sind in Frankreich zugleich mit der Scptcmbcrconventio» die gallikanischen Tendenzen leb¬ haft wieder aufgetaucht. Werden die italienischen Mitglieder des Car? inalcollcgiums nicht eine ähnliche Nutzanwendung aus der neuen Situation ziehen? werden sie sich für einen Widerstand erhitzen, welcher eventuell das Papstthum außer Landes treiben müßte? Wird der Cardinal d'Andrea, der jetzt i» freiwilliger Verbannung mit den liberalen Priestern Neapels gemeinsame Sache macht, der einzige sein, der im künftigen Conclave für die Aussöhnung mit Italien die Stimme erhebt! Dies sind Fragen, vie heute nicht zu beantworten sind, die aber auch von dieser Seite wenigstens die Möglichkeit für das Gelingen jenes Versöhnungsplancs eröffnen. Man muß indeß gestehen, eine Entscheidung ist für die römische Kurie um so schwieriger, als sie sich nicht verbergen kann, daß die Ausführung dieses Programms im günstigsten Fall doch nur ein Aufschub, eine Zwischenstation, aber nicht eine definitive Lösung ist. Die Frage ist im Grund nur die, ob die weltliche Herrschaft des Papstthums mit einem Mal oder in zwei Absätzen beseitigt werden soll. Aller¬ dings ist dem Papst in dem einen Fall ein ehrenvoller Ausweg geboten, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Er hat die Gelegenheit, das als freiwillige Gabe erschei¬ nen zu lassen, was nun einmal unabänderlich ist. Es wäre die glänzendste That des Papstthums seit Jahrhunccrten, wie von einem Abendroth würden die letzten Tage seiner weltlichen Herrschaft übergössen, und leicht könnte sich der begeisterte Jubel der Tage von 1847 wiederholen. Es wäre ein Ziel, würdig, den Ehrgeiz eines die Weltgeschichte verstehenden Papstes zu reizen. Aber er müßte sich auch darauf gefaßt machen, den letzten Flitter weltlicher Herrschaft preiszugeben und sich stolz auf die Mittel seiner geistlichen' Macht zurückzuziehen. Denn über den wirk¬ lichen Werth seines Souveränctütsrechts über die Stadt Rom könnte er sich nicht täuschen. Das Ende wäre doch die Annexion. Nicht daß Italien nöthig hätte, Rom sich zu nnnectircn; Rom selbst würde, sich überlassen, den Anschluß voll¬ ziehen. Vielleicht daß es einem aufgeklärten humanen Papst gelänge, diesen Zeit¬ punkt hinnuszuschicbcn und die Nönnr, froh ihrer ungewohnten Municipalrechte, eine Zeit lang an seine milde Suzercmclät zu fesseln. Auf die Dauer schwerlich. Der erleichterte Verkehr, der geistige Austausch mit Italien müßte über kurz oder lang die Einheitspartei ans Nuder bringen, die letzte Scheidewand würde fallen und Rom seine Abgeordneten ins Parlament nach Florenz senden. Mit dein Septcmbervertrag ist das Schicksal der weltlichen Herrschaft des Papst¬ thums besiegelt. Indem er das Nichtinterventionsprincip auf Rom anwendet und den Papst allein seinen Unterthanen gegenüberstellt, ist ihr Ende unvermeidlich. Aber es ist nicht gleichgiltig, in welcher Weise dieses Ende herbeigeführt wird, ob durch den Bruch oder durch die Aussöhnung zwischen Italien und dem Papst. Ebendeshalb hat jenes Programm, zu dessen Organ Massimo d'Azcglio und andere im Senate sich gemacht haben, hohe staatsmännische Bedeutung. Es bedeutet Italien gegenüber den Protest gegen Rom, Frankreich gegenüber die loyale Ausfüh¬ rung der Convention, und gegenüber von Rom den aufrichtigen Wunsch, die unvermeidlich gewordene Transformation des Papstthums zugleich als einen Act der Versöhnung zwischen Rom und Italien zu feiern. Weist das Papstthum dieses äußerste Angebot Italiens zurück, so ist die Freude an denen, welche schon lange kürzeren Proceß mit ihm gewünscht hatten, und deren Zahl gerade in Italien täg¬ lich wächst. _ _ ^_________ Vcnnitwvrtlichcr Neocicteur Or. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herdig. - Druck von C. E. Elven in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/46>, abgerufen am 23.07.2024.