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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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sie machen es gar nicht. Die königliche Hauptbank vollzog es 1867 mit 138
Millionen, sank 1888--60 von 84 Millionen auf 62 Millionen, und stieg
schwankend 1861 auf 89 Millionen, 1862 auf nur 88 Millionen. 1863 endlich
wieder auf 94 Millionen, steht also immer noch 30°/o unter der Höhe von
1867. Vor der königlichen Hauptbank und den Privatbanken aber zeichnet sich
hier in der Stärke der Summen (nicht aber in der Steigerung) Berlin bedeu¬
tend aus; es zählt 1857! 497 Millionen, sinkt dann freilich 1858--1860 (wie
die königliche Hauptbank) bis auf 392 Millionen, erhebt sich aber schon 1861
auf 466 Millionen, 1862 gar aus 603 Millionen, und notirt 1863 noch 666
Millionen. Ihm zunächst steht unter den Privatbanken Breslau, das zwar von
21 Vs Millionen (1857) in den nächsten zwei Jahren auf 18 Millionen sinkt, dann
jedoch allmälig wieder sich bis 1863 auf 38 Millionen erhebt. Stettin notirt
1867 bereits 30 Millionen, fällt aber 1868 jäh auf 2-3 Millionen hinunter.
1859 auf 7--8 Millionen und hebt sich erst seit 1860 mit 21 Millionen auf
34 Millionen 1862. 1863 führt es 30^o Millionen. Danzig dagegen, wel¬
ches im Herbste 1857 mit 1,443.684 Thlrn. beginnt, steigt bis 1862 stetig und
unter den preußischen Banken weitaus am schnellsten auf 34,141.786 Thlr.,
1863 führt es 32,221,178 Thlr. Von Köln zeigen selbst die drei Jahre
1861--63, welche allein berichtet sind, ein höchst unbedeutendes Girogeschäft von
1,362,264 bis 7,930,350 Thlr. (1863). Aber völlig verschwindend sind die
Beträge in Magdeburg, das von 1868--60 von 6,400 Thlrn. auf 53.079 Thlr.
kommt, aber bis 1863 wieder auf 18,489 Thlr. niederfällt. Bei allen neun
Banken zusammen stieg 1867--63 das Girogeschäft um 13"/y und zwar bei
Danzig um 2166"/g, Köln 500"/", Breslau 80"/", Berlin 13^.

Hieraus schon erweist sich, in wie weit eine nicht kleine Zahl der Privat¬
banken und wie selbst die königliche Hauptbank längere Zeit bedenklich von dem
oben aufgeführten Hauptgrundsatz der Bankthätigkeit abwichen und heute noch
abweichen. Die Schuld tragen bei einzelnen Banken während der vollen sieben
Jahre, bei andern innerhalb einer kürzeren Zeit nur die Bantdirectionen. Ge¬
wiß verkennt auch das Publikum die Folge, daß es unmittelbar und mehr noch
mittelbar sein eigenes Geld- und Creditinteresse gebietet, bei den Banken Kasse
zu machen, den Banken darzuleihen, durch sie Schuldposten einziehen zu lassen
(Zahlungen durch Checks, Anweisungen, auf die Guthaben bei den Banken
auszugleichen); aber die Bankdirectionen müssen als theoretische und praktische
Kenner jenes wirthschaftlichen Satzes die Geschäftstreibenden mit ihren Capi¬
talien durch möglichste Vortheile und Erleichterungen an sich ziehen und bei sich
erhalten, bis die Geschäftstreibenden einsehen, daß sie selbst erst den Banken Geld
und wieder Geld zuführen müssen, ehe die Bankmaschine mit ganzer Kraft arbeiten
und ihnen dauernd und in vollem Maße die erwünschten Erfolge bieten kann.

Im Lombardgeschäft lieh die königliche Hauptbank 1857--63 aus


sie machen es gar nicht. Die königliche Hauptbank vollzog es 1867 mit 138
Millionen, sank 1888—60 von 84 Millionen auf 62 Millionen, und stieg
schwankend 1861 auf 89 Millionen, 1862 auf nur 88 Millionen. 1863 endlich
wieder auf 94 Millionen, steht also immer noch 30°/o unter der Höhe von
1867. Vor der königlichen Hauptbank und den Privatbanken aber zeichnet sich
hier in der Stärke der Summen (nicht aber in der Steigerung) Berlin bedeu¬
tend aus; es zählt 1857! 497 Millionen, sinkt dann freilich 1858—1860 (wie
die königliche Hauptbank) bis auf 392 Millionen, erhebt sich aber schon 1861
auf 466 Millionen, 1862 gar aus 603 Millionen, und notirt 1863 noch 666
Millionen. Ihm zunächst steht unter den Privatbanken Breslau, das zwar von
21 Vs Millionen (1857) in den nächsten zwei Jahren auf 18 Millionen sinkt, dann
jedoch allmälig wieder sich bis 1863 auf 38 Millionen erhebt. Stettin notirt
1867 bereits 30 Millionen, fällt aber 1868 jäh auf 2-3 Millionen hinunter.
1859 auf 7—8 Millionen und hebt sich erst seit 1860 mit 21 Millionen auf
34 Millionen 1862. 1863 führt es 30^o Millionen. Danzig dagegen, wel¬
ches im Herbste 1857 mit 1,443.684 Thlrn. beginnt, steigt bis 1862 stetig und
unter den preußischen Banken weitaus am schnellsten auf 34,141.786 Thlr.,
1863 führt es 32,221,178 Thlr. Von Köln zeigen selbst die drei Jahre
1861—63, welche allein berichtet sind, ein höchst unbedeutendes Girogeschäft von
1,362,264 bis 7,930,350 Thlr. (1863). Aber völlig verschwindend sind die
Beträge in Magdeburg, das von 1868—60 von 6,400 Thlrn. auf 53.079 Thlr.
kommt, aber bis 1863 wieder auf 18,489 Thlr. niederfällt. Bei allen neun
Banken zusammen stieg 1867—63 das Girogeschäft um 13"/y und zwar bei
Danzig um 2166"/g, Köln 500"/«, Breslau 80"/«, Berlin 13^.

Hieraus schon erweist sich, in wie weit eine nicht kleine Zahl der Privat¬
banken und wie selbst die königliche Hauptbank längere Zeit bedenklich von dem
oben aufgeführten Hauptgrundsatz der Bankthätigkeit abwichen und heute noch
abweichen. Die Schuld tragen bei einzelnen Banken während der vollen sieben
Jahre, bei andern innerhalb einer kürzeren Zeit nur die Bantdirectionen. Ge¬
wiß verkennt auch das Publikum die Folge, daß es unmittelbar und mehr noch
mittelbar sein eigenes Geld- und Creditinteresse gebietet, bei den Banken Kasse
zu machen, den Banken darzuleihen, durch sie Schuldposten einziehen zu lassen
(Zahlungen durch Checks, Anweisungen, auf die Guthaben bei den Banken
auszugleichen); aber die Bankdirectionen müssen als theoretische und praktische
Kenner jenes wirthschaftlichen Satzes die Geschäftstreibenden mit ihren Capi¬
talien durch möglichste Vortheile und Erleichterungen an sich ziehen und bei sich
erhalten, bis die Geschäftstreibenden einsehen, daß sie selbst erst den Banken Geld
und wieder Geld zuführen müssen, ehe die Bankmaschine mit ganzer Kraft arbeiten
und ihnen dauernd und in vollem Maße die erwünschten Erfolge bieten kann.

Im Lombardgeschäft lieh die königliche Hauptbank 1857—63 aus


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[0326] sie machen es gar nicht. Die königliche Hauptbank vollzog es 1867 mit 138 Millionen, sank 1888—60 von 84 Millionen auf 62 Millionen, und stieg schwankend 1861 auf 89 Millionen, 1862 auf nur 88 Millionen. 1863 endlich wieder auf 94 Millionen, steht also immer noch 30°/o unter der Höhe von 1867. Vor der königlichen Hauptbank und den Privatbanken aber zeichnet sich hier in der Stärke der Summen (nicht aber in der Steigerung) Berlin bedeu¬ tend aus; es zählt 1857! 497 Millionen, sinkt dann freilich 1858—1860 (wie die königliche Hauptbank) bis auf 392 Millionen, erhebt sich aber schon 1861 auf 466 Millionen, 1862 gar aus 603 Millionen, und notirt 1863 noch 666 Millionen. Ihm zunächst steht unter den Privatbanken Breslau, das zwar von 21 Vs Millionen (1857) in den nächsten zwei Jahren auf 18 Millionen sinkt, dann jedoch allmälig wieder sich bis 1863 auf 38 Millionen erhebt. Stettin notirt 1867 bereits 30 Millionen, fällt aber 1868 jäh auf 2-3 Millionen hinunter. 1859 auf 7—8 Millionen und hebt sich erst seit 1860 mit 21 Millionen auf 34 Millionen 1862. 1863 führt es 30^o Millionen. Danzig dagegen, wel¬ ches im Herbste 1857 mit 1,443.684 Thlrn. beginnt, steigt bis 1862 stetig und unter den preußischen Banken weitaus am schnellsten auf 34,141.786 Thlr., 1863 führt es 32,221,178 Thlr. Von Köln zeigen selbst die drei Jahre 1861—63, welche allein berichtet sind, ein höchst unbedeutendes Girogeschäft von 1,362,264 bis 7,930,350 Thlr. (1863). Aber völlig verschwindend sind die Beträge in Magdeburg, das von 1868—60 von 6,400 Thlrn. auf 53.079 Thlr. kommt, aber bis 1863 wieder auf 18,489 Thlr. niederfällt. Bei allen neun Banken zusammen stieg 1867—63 das Girogeschäft um 13"/y und zwar bei Danzig um 2166"/g, Köln 500"/«, Breslau 80"/«, Berlin 13^. Hieraus schon erweist sich, in wie weit eine nicht kleine Zahl der Privat¬ banken und wie selbst die königliche Hauptbank längere Zeit bedenklich von dem oben aufgeführten Hauptgrundsatz der Bankthätigkeit abwichen und heute noch abweichen. Die Schuld tragen bei einzelnen Banken während der vollen sieben Jahre, bei andern innerhalb einer kürzeren Zeit nur die Bantdirectionen. Ge¬ wiß verkennt auch das Publikum die Folge, daß es unmittelbar und mehr noch mittelbar sein eigenes Geld- und Creditinteresse gebietet, bei den Banken Kasse zu machen, den Banken darzuleihen, durch sie Schuldposten einziehen zu lassen (Zahlungen durch Checks, Anweisungen, auf die Guthaben bei den Banken auszugleichen); aber die Bankdirectionen müssen als theoretische und praktische Kenner jenes wirthschaftlichen Satzes die Geschäftstreibenden mit ihren Capi¬ talien durch möglichste Vortheile und Erleichterungen an sich ziehen und bei sich erhalten, bis die Geschäftstreibenden einsehen, daß sie selbst erst den Banken Geld und wieder Geld zuführen müssen, ehe die Bankmaschine mit ganzer Kraft arbeiten und ihnen dauernd und in vollem Maße die erwünschten Erfolge bieten kann. Im Lombardgeschäft lieh die königliche Hauptbank 1857—63 aus

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/326>, abgerufen am 23.07.2024.