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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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vierziger Jahre; ihr zunächst folgten die Stettiner Privatbank seit 18. Au¬
gust 1824, dann die breslauer städtische Bank seit 10. Juni 1848, dann
der berliner Kassenverein seit Is. April 1850, dann die Privatbanken zu
Köln am Rhein am 10. October 1855, Magdeburg am 30. Juni 1866,
Königsberg in Preußen am 13. October 18S6, endlich am 16. März 1857
die zu Posen und Danzig, welche letzteren indeß erst im Herbst, resp. Ende
Sommers 1857 ihre Thätigkeit begannen. In den nächsten Jahren endet die
vorläufige zehnjährige Concesfivnszeit der genannten Privatbanken; da taucht
um so lebhafter die Erinnerung an die Mühsalen und Plackereien auf, welche
die preußische Regierung gerade in der für jene schwerste Zeit der Gründung
und ersten Sicherung zu Gunsten ihrer obervvrmundschaftlich zu hütenden Un¬
terthanen und der möglichst zu privilegirenden und monopolisirenden königlichen
Hauptbank den Privatbanken bereitete. Aber nicht minder gefährdeten ängst¬
liche, wo nicht gar von Regierungs- oder politischen Rücksichten geleitete Acti¬
onäre der Banken selbst ihre Existenz durch wiederholte Auflösungsabsichten und
Anträge. Es fragt sich, waren jene Schwierigkeiten und diese Absichten irgend
gerechtfertigt? oder sind sie widerlegt und künftig zu beseitigen? Wie wider¬
legen sie die Thätigkeit der Privatbanken ? Wie hätte diese Widerlegung etwa
nachdrücklicher sein können? Welche Lehren resultiren aus der bisherigen Be¬
wegung dieser wichtigen Geldverkehrs- und Crebitinstitute für die Privat¬
banken selbst, für die königliche Bank, für das Publikum?

Durch detaillirte Vergleichung der ganzen mannigfachen Geschäftsthätigkeit
der acht Privatbanken unter sich und mit derjenigen der königlichen Bank in
den letzten sieben Jahren muß sich, trotzdem die posener und danziger Pri¬
vatbanken nur das letzte Drittel und Viertel des Jahres 1857 arbeiteten, und
trotzdem die Preußischen Bankberichte den Bergleichstabellen leider in vielen
Wichtigen Punkten nur Fragezeichen statt der genauen Beträge anheimgeben"),
eine Zahl obiger Fragen mit genügender Genauigkeit und möglichst erschöpfen¬
den Beweiskraft beantworten lassen; aus den Zahlenreihen werden die wirth¬
schaftlichen Naturgesetze resultiren, welche für die noch stark in der Entwicklung
siebenden Banken, die gegenwärtigen Brennpunkte der Geld- und Creditwirth¬
schaft, von viel mehr durchschlagender Bedeutung sind, als ,sür andere, nicht
mehr den Zweifeln und Hypothesen der Theorie und Praxis gleich ausgesetzte
ökonomische Institute.



") Mit dem im Texte sogleich zu neimcndcn Schriftchen sprechen wir den Wunsch aus,
baß die Bankvorstände in Preußen und Deutschland sich über die Gleichartigkeit ihrer Jahres¬
berichte verständigen. Das brcmcr Handelsblatt Ur. 666 S. 25L (l8i>4) weist bereits auf den
gliche der Bank in Weimar, welcher sich besonders auszeichnet durch seine Auskunft über
^wöchentliche Notenemission und Circulation, über den Vctricbsfond des Jahres, über
Stückzahl und Disconto der Wechsel. Stückzahl und Zinsfuß der Lvmbardscheine, über die
^"waltungsunkosten.

vierziger Jahre; ihr zunächst folgten die Stettiner Privatbank seit 18. Au¬
gust 1824, dann die breslauer städtische Bank seit 10. Juni 1848, dann
der berliner Kassenverein seit Is. April 1850, dann die Privatbanken zu
Köln am Rhein am 10. October 1855, Magdeburg am 30. Juni 1866,
Königsberg in Preußen am 13. October 18S6, endlich am 16. März 1857
die zu Posen und Danzig, welche letzteren indeß erst im Herbst, resp. Ende
Sommers 1857 ihre Thätigkeit begannen. In den nächsten Jahren endet die
vorläufige zehnjährige Concesfivnszeit der genannten Privatbanken; da taucht
um so lebhafter die Erinnerung an die Mühsalen und Plackereien auf, welche
die preußische Regierung gerade in der für jene schwerste Zeit der Gründung
und ersten Sicherung zu Gunsten ihrer obervvrmundschaftlich zu hütenden Un¬
terthanen und der möglichst zu privilegirenden und monopolisirenden königlichen
Hauptbank den Privatbanken bereitete. Aber nicht minder gefährdeten ängst¬
liche, wo nicht gar von Regierungs- oder politischen Rücksichten geleitete Acti¬
onäre der Banken selbst ihre Existenz durch wiederholte Auflösungsabsichten und
Anträge. Es fragt sich, waren jene Schwierigkeiten und diese Absichten irgend
gerechtfertigt? oder sind sie widerlegt und künftig zu beseitigen? Wie wider¬
legen sie die Thätigkeit der Privatbanken ? Wie hätte diese Widerlegung etwa
nachdrücklicher sein können? Welche Lehren resultiren aus der bisherigen Be¬
wegung dieser wichtigen Geldverkehrs- und Crebitinstitute für die Privat¬
banken selbst, für die königliche Bank, für das Publikum?

Durch detaillirte Vergleichung der ganzen mannigfachen Geschäftsthätigkeit
der acht Privatbanken unter sich und mit derjenigen der königlichen Bank in
den letzten sieben Jahren muß sich, trotzdem die posener und danziger Pri¬
vatbanken nur das letzte Drittel und Viertel des Jahres 1857 arbeiteten, und
trotzdem die Preußischen Bankberichte den Bergleichstabellen leider in vielen
Wichtigen Punkten nur Fragezeichen statt der genauen Beträge anheimgeben"),
eine Zahl obiger Fragen mit genügender Genauigkeit und möglichst erschöpfen¬
den Beweiskraft beantworten lassen; aus den Zahlenreihen werden die wirth¬
schaftlichen Naturgesetze resultiren, welche für die noch stark in der Entwicklung
siebenden Banken, die gegenwärtigen Brennpunkte der Geld- und Creditwirth¬
schaft, von viel mehr durchschlagender Bedeutung sind, als ,sür andere, nicht
mehr den Zweifeln und Hypothesen der Theorie und Praxis gleich ausgesetzte
ökonomische Institute.



") Mit dem im Texte sogleich zu neimcndcn Schriftchen sprechen wir den Wunsch aus,
baß die Bankvorstände in Preußen und Deutschland sich über die Gleichartigkeit ihrer Jahres¬
berichte verständigen. Das brcmcr Handelsblatt Ur. 666 S. 25L (l8i>4) weist bereits auf den
gliche der Bank in Weimar, welcher sich besonders auszeichnet durch seine Auskunft über
^wöchentliche Notenemission und Circulation, über den Vctricbsfond des Jahres, über
Stückzahl und Disconto der Wechsel. Stückzahl und Zinsfuß der Lvmbardscheine, über die
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/323>, abgerufen am 23.07.2024.