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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Landes. Anfang März traf Sherman wieder in Vicksburg. Smith in Mem-
phis ein. Nunmehr eilte Sherman nach Tennessee, um seine große Armee zu
formiren und seine ferneren Unternehmungen vorzubereiten. Diese Vorberei¬
tungen bestanden neben der Heranziehung und Ausbildung der Truppen in der
Anhäufung der Munition und des Proviants und endlich in der Herstellung
der Wege und Brücken über den Tennessee.

Anfang Mai begann Sherman seine Operationen. Ihm gegenüber stand
der C. G. Johnston mit ungefähr 45,000 Mann in den festen Stellungen,
welche der gebirgige Nordwesten Georgias in reicher Zahl bot. Sherman folgte
der Nashvllle-Dalton-Atlanta-Eisenbahn, zog auf dieser seinen Proviant heran,
und benutzte seine dreifache Uebermacht, um durch stete, weite Umgehungen den
Gegner zum Verlassen seiner starken Positionen zu zwingen; nur in einzelnen
Fällen gelang es Johnston. durch Angriff des getheilten Gegners einen Aufent¬
halt in das stete Vordringen desselben zu bringen; am erfolgreichsten war in
dieser Beziehung das Gefecht bei Resaca am 14. und 16. Mai. in welchem die
Union 4800 Mann verlor, dem Gegner aber 8 Geschütze und 1000 Gefangene
nahm. Die Consödcrirten wichen nach Calhoun zurück und zerstörten die dor¬
tige große Eisenbahn; Sherman bedürfte acht Tage, um zu folgen, dann aber
drang er, durch Nachschub verstärkt, dem sich unausgesetzt wehrenden Johnston
nach, der endlich bei Atlanta, dem Centralpunkt der in das fruchtbare Cenlral-
georgia rückwärts führenden drei Haupteisenbahncn. Halt machte, hier Verstär¬
kungen unter Pott und Pembenon an sich zog, 8000 Mann Milizen um sich
sammelte und sich zu einem entschiedenen Widerstände rüstete. Sherman con-
centrirte alle seine Kräfte und begann am 14. Juni den Angriff der feindlichen
Position; er hatte aber dadurch seine Verbindungen entblößt und diesen Um¬
stand benutzten die conföderirten Reitergenerale Morgan und Forrest, um ihm
seine Nachschübe abzuschneiden und plündernd und zerstörend in Tennessee und
Kentucky, ja bis in den Staat Illinois einzufallen. Sherman ließ sich hier¬
durch nicht stören, seine Aufgabe war, in Atlanta die Wegnahme von Rich-
mond abzuwarten, die Grant infolge seiner Passage des Jamesflusses und Er¬
stürmung von Petersburg in diesen Tage" erwartete. -- Dann sollten beide
Armeen, in das Innere der Südstaaten vordringend, sich in Südcarolina ver¬
einigen und dem Gegner den Nest geben. Sherman also schritt zum Angriff
der Position vor Atlanta; es kam zunächst auf Erzwingung des Uebergangs
des Chatahochee an, welchen Johnston in der Stellung von Kencsan verthei¬
digte. Am 22., 23. und 27. Juni kam es zu blutigen Gefechten, welche nicht
siegreich waren und in denen die Union allein am letzten Tage über 3000 Mann
verlor, welche aber doch den Gegner nöthigten, den Fluß in den nächsten Tagen
zu räumen und sich nach Atlanta zurückzuziehen. Mitte Juli erst entwickelte
Sherman seine Kräfte vor diesem Ort; am 2. September besetzte er ihn. nach-


Landes. Anfang März traf Sherman wieder in Vicksburg. Smith in Mem-
phis ein. Nunmehr eilte Sherman nach Tennessee, um seine große Armee zu
formiren und seine ferneren Unternehmungen vorzubereiten. Diese Vorberei¬
tungen bestanden neben der Heranziehung und Ausbildung der Truppen in der
Anhäufung der Munition und des Proviants und endlich in der Herstellung
der Wege und Brücken über den Tennessee.

Anfang Mai begann Sherman seine Operationen. Ihm gegenüber stand
der C. G. Johnston mit ungefähr 45,000 Mann in den festen Stellungen,
welche der gebirgige Nordwesten Georgias in reicher Zahl bot. Sherman folgte
der Nashvllle-Dalton-Atlanta-Eisenbahn, zog auf dieser seinen Proviant heran,
und benutzte seine dreifache Uebermacht, um durch stete, weite Umgehungen den
Gegner zum Verlassen seiner starken Positionen zu zwingen; nur in einzelnen
Fällen gelang es Johnston. durch Angriff des getheilten Gegners einen Aufent¬
halt in das stete Vordringen desselben zu bringen; am erfolgreichsten war in
dieser Beziehung das Gefecht bei Resaca am 14. und 16. Mai. in welchem die
Union 4800 Mann verlor, dem Gegner aber 8 Geschütze und 1000 Gefangene
nahm. Die Consödcrirten wichen nach Calhoun zurück und zerstörten die dor¬
tige große Eisenbahn; Sherman bedürfte acht Tage, um zu folgen, dann aber
drang er, durch Nachschub verstärkt, dem sich unausgesetzt wehrenden Johnston
nach, der endlich bei Atlanta, dem Centralpunkt der in das fruchtbare Cenlral-
georgia rückwärts führenden drei Haupteisenbahncn. Halt machte, hier Verstär¬
kungen unter Pott und Pembenon an sich zog, 8000 Mann Milizen um sich
sammelte und sich zu einem entschiedenen Widerstände rüstete. Sherman con-
centrirte alle seine Kräfte und begann am 14. Juni den Angriff der feindlichen
Position; er hatte aber dadurch seine Verbindungen entblößt und diesen Um¬
stand benutzten die conföderirten Reitergenerale Morgan und Forrest, um ihm
seine Nachschübe abzuschneiden und plündernd und zerstörend in Tennessee und
Kentucky, ja bis in den Staat Illinois einzufallen. Sherman ließ sich hier¬
durch nicht stören, seine Aufgabe war, in Atlanta die Wegnahme von Rich-
mond abzuwarten, die Grant infolge seiner Passage des Jamesflusses und Er¬
stürmung von Petersburg in diesen Tage» erwartete. — Dann sollten beide
Armeen, in das Innere der Südstaaten vordringend, sich in Südcarolina ver¬
einigen und dem Gegner den Nest geben. Sherman also schritt zum Angriff
der Position vor Atlanta; es kam zunächst auf Erzwingung des Uebergangs
des Chatahochee an, welchen Johnston in der Stellung von Kencsan verthei¬
digte. Am 22., 23. und 27. Juni kam es zu blutigen Gefechten, welche nicht
siegreich waren und in denen die Union allein am letzten Tage über 3000 Mann
verlor, welche aber doch den Gegner nöthigten, den Fluß in den nächsten Tagen
zu räumen und sich nach Atlanta zurückzuziehen. Mitte Juli erst entwickelte
Sherman seine Kräfte vor diesem Ort; am 2. September besetzte er ihn. nach-


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[0276] Landes. Anfang März traf Sherman wieder in Vicksburg. Smith in Mem- phis ein. Nunmehr eilte Sherman nach Tennessee, um seine große Armee zu formiren und seine ferneren Unternehmungen vorzubereiten. Diese Vorberei¬ tungen bestanden neben der Heranziehung und Ausbildung der Truppen in der Anhäufung der Munition und des Proviants und endlich in der Herstellung der Wege und Brücken über den Tennessee. Anfang Mai begann Sherman seine Operationen. Ihm gegenüber stand der C. G. Johnston mit ungefähr 45,000 Mann in den festen Stellungen, welche der gebirgige Nordwesten Georgias in reicher Zahl bot. Sherman folgte der Nashvllle-Dalton-Atlanta-Eisenbahn, zog auf dieser seinen Proviant heran, und benutzte seine dreifache Uebermacht, um durch stete, weite Umgehungen den Gegner zum Verlassen seiner starken Positionen zu zwingen; nur in einzelnen Fällen gelang es Johnston. durch Angriff des getheilten Gegners einen Aufent¬ halt in das stete Vordringen desselben zu bringen; am erfolgreichsten war in dieser Beziehung das Gefecht bei Resaca am 14. und 16. Mai. in welchem die Union 4800 Mann verlor, dem Gegner aber 8 Geschütze und 1000 Gefangene nahm. Die Consödcrirten wichen nach Calhoun zurück und zerstörten die dor¬ tige große Eisenbahn; Sherman bedürfte acht Tage, um zu folgen, dann aber drang er, durch Nachschub verstärkt, dem sich unausgesetzt wehrenden Johnston nach, der endlich bei Atlanta, dem Centralpunkt der in das fruchtbare Cenlral- georgia rückwärts führenden drei Haupteisenbahncn. Halt machte, hier Verstär¬ kungen unter Pott und Pembenon an sich zog, 8000 Mann Milizen um sich sammelte und sich zu einem entschiedenen Widerstände rüstete. Sherman con- centrirte alle seine Kräfte und begann am 14. Juni den Angriff der feindlichen Position; er hatte aber dadurch seine Verbindungen entblößt und diesen Um¬ stand benutzten die conföderirten Reitergenerale Morgan und Forrest, um ihm seine Nachschübe abzuschneiden und plündernd und zerstörend in Tennessee und Kentucky, ja bis in den Staat Illinois einzufallen. Sherman ließ sich hier¬ durch nicht stören, seine Aufgabe war, in Atlanta die Wegnahme von Rich- mond abzuwarten, die Grant infolge seiner Passage des Jamesflusses und Er¬ stürmung von Petersburg in diesen Tage» erwartete. — Dann sollten beide Armeen, in das Innere der Südstaaten vordringend, sich in Südcarolina ver¬ einigen und dem Gegner den Nest geben. Sherman also schritt zum Angriff der Position vor Atlanta; es kam zunächst auf Erzwingung des Uebergangs des Chatahochee an, welchen Johnston in der Stellung von Kencsan verthei¬ digte. Am 22., 23. und 27. Juni kam es zu blutigen Gefechten, welche nicht siegreich waren und in denen die Union allein am letzten Tage über 3000 Mann verlor, welche aber doch den Gegner nöthigten, den Fluß in den nächsten Tagen zu räumen und sich nach Atlanta zurückzuziehen. Mitte Juli erst entwickelte Sherman seine Kräfte vor diesem Ort; am 2. September besetzte er ihn. nach-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/276>, abgerufen am 23.07.2024.