Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

nothwendig Stockungen der Verpflegung, der Ergänzung und der Sorge für
Kranke und Verwundete herbei, entfernt die Leichlkranken Plötzlich für lauge
Zeit von der Armee und ist ein Aufgeben des bisher mühselig Eroberten, --
Der von Grant unternommene Wechsel gab ganz Nordvirginia und damit die
nächste eigene Verbindungslinie Preis. Die Folgen dieses Fehlers zeigten die
Conföderirten schlagend, indem sie ihre disponibeln Kräfte dorthin warfen und
den erfolgreichsten Einfall in Maryland und Pennsylvanien machten, den sie im
bisherigen Krieg unternommen haben.

Grant hatte, um seinen Abmarsch über den Jcunesriver zu decken, Sheridan
mit einem großen Theil seiner Kavallerie, wieder um den feindlichen linken
Flügel herum, verwüstend in dessen Rücken gesandt und ihm den Auftrag ge¬
geben, in Verein mit Hunter gegen Lynchburg vorzugehen und dadurch Lee in
der Front zu schwächen. Letzterer Ort nämlich war das bedeutendste Depot und
Lazarett) der Conföderirten und Hunter commandirte Truppen des 8. und 23.
Corps am obern Potomac und im Shenaudoahthal. Am S. Juni nahm Hu"-
ter mit Ueberfall Staunton und zerstörte es größtentheils, während Sheridan
auf gleicher Höhe bei Gordonsville, dem Kreuzpunkt der Eisenbahn nach Lynch¬
burg und nach Staunton, ankam. Beide gingen nunmehr gegen Lynchburg
vor; Sheridan aber, da er kaum einen Gegner fand, begnügte sich mit mög¬
lichster Zerstörung der Eisenbahn und führte dann seine Truppen in weitem
Bogen wieder der Hauptarmee zu, doch nicht ohne schwere Verluste, die ihm
der Gegner, der sich ihm in den Weg legte, beigebracht hatte. Aufgelöst und
abgehetzt kam er wieder bei Grant an. Hunter aber drang zerstörend weiter
gegen Lynchburg vor und griff es am 18. an, ward aber zurückgeschlagen und
floh nach Westvirginien. das Shenandvahthal dem Gegner Preis gebend.

Lynchburg war für Lee, der mit der Front nach Süden gegen Grant
stand, von der äußersten Wichtigkeit, er hatte deshalb bei den ersten Nachrichten
' einer Gefahr sofort ein ganzes Corps unter Early dorthin entsandt und dieser
war gerade rechtzeitig gekommen, um Hunter zu vernichten und nunmehr der
Hauptarmee durch einen Einfall nach Pennsylvanien hinein eine große Erleich¬
terung zu verschaffen. Early eilte im Shenandvahthal vor, schlug die kleinen
dort zurückgelassenen Besatzungen unter Sigel, der hiermit von der militärischen
Bühne verschwindet, besetzte die Uebergänge des Potomac und drang in Mary¬
land und Pennsylvanien ein, selbst Baltimore und'Washington bedrohend und
eine unermeßliche Beute heimführend.

U. G. Wallace, welcher die disponibeln Truppen des 8. und 23. Corps
und die bereits eingetroffenen Theile der eiligst einberufenen 30.000 Mann
Milizen commandirte, wurde bei Hagertown am 9. Juli geschlagen und nur
neue Truppen konnten Washington retten. Diese trafen infolge früherer An¬
ordnungen glücklich in dem von Neuorleans zur Unterstützung Granes he>M°


nothwendig Stockungen der Verpflegung, der Ergänzung und der Sorge für
Kranke und Verwundete herbei, entfernt die Leichlkranken Plötzlich für lauge
Zeit von der Armee und ist ein Aufgeben des bisher mühselig Eroberten, —
Der von Grant unternommene Wechsel gab ganz Nordvirginia und damit die
nächste eigene Verbindungslinie Preis. Die Folgen dieses Fehlers zeigten die
Conföderirten schlagend, indem sie ihre disponibeln Kräfte dorthin warfen und
den erfolgreichsten Einfall in Maryland und Pennsylvanien machten, den sie im
bisherigen Krieg unternommen haben.

Grant hatte, um seinen Abmarsch über den Jcunesriver zu decken, Sheridan
mit einem großen Theil seiner Kavallerie, wieder um den feindlichen linken
Flügel herum, verwüstend in dessen Rücken gesandt und ihm den Auftrag ge¬
geben, in Verein mit Hunter gegen Lynchburg vorzugehen und dadurch Lee in
der Front zu schwächen. Letzterer Ort nämlich war das bedeutendste Depot und
Lazarett) der Conföderirten und Hunter commandirte Truppen des 8. und 23.
Corps am obern Potomac und im Shenaudoahthal. Am S. Juni nahm Hu»-
ter mit Ueberfall Staunton und zerstörte es größtentheils, während Sheridan
auf gleicher Höhe bei Gordonsville, dem Kreuzpunkt der Eisenbahn nach Lynch¬
burg und nach Staunton, ankam. Beide gingen nunmehr gegen Lynchburg
vor; Sheridan aber, da er kaum einen Gegner fand, begnügte sich mit mög¬
lichster Zerstörung der Eisenbahn und führte dann seine Truppen in weitem
Bogen wieder der Hauptarmee zu, doch nicht ohne schwere Verluste, die ihm
der Gegner, der sich ihm in den Weg legte, beigebracht hatte. Aufgelöst und
abgehetzt kam er wieder bei Grant an. Hunter aber drang zerstörend weiter
gegen Lynchburg vor und griff es am 18. an, ward aber zurückgeschlagen und
floh nach Westvirginien. das Shenandvahthal dem Gegner Preis gebend.

Lynchburg war für Lee, der mit der Front nach Süden gegen Grant
stand, von der äußersten Wichtigkeit, er hatte deshalb bei den ersten Nachrichten
' einer Gefahr sofort ein ganzes Corps unter Early dorthin entsandt und dieser
war gerade rechtzeitig gekommen, um Hunter zu vernichten und nunmehr der
Hauptarmee durch einen Einfall nach Pennsylvanien hinein eine große Erleich¬
terung zu verschaffen. Early eilte im Shenandvahthal vor, schlug die kleinen
dort zurückgelassenen Besatzungen unter Sigel, der hiermit von der militärischen
Bühne verschwindet, besetzte die Uebergänge des Potomac und drang in Mary¬
land und Pennsylvanien ein, selbst Baltimore und'Washington bedrohend und
eine unermeßliche Beute heimführend.

U. G. Wallace, welcher die disponibeln Truppen des 8. und 23. Corps
und die bereits eingetroffenen Theile der eiligst einberufenen 30.000 Mann
Milizen commandirte, wurde bei Hagertown am 9. Juli geschlagen und nur
neue Truppen konnten Washington retten. Diese trafen infolge früherer An¬
ordnungen glücklich in dem von Neuorleans zur Unterstützung Granes he>M°


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0273" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282514"/>
          <p xml:id="ID_739" prev="#ID_738"> nothwendig Stockungen der Verpflegung, der Ergänzung und der Sorge für<lb/>
Kranke und Verwundete herbei, entfernt die Leichlkranken Plötzlich für lauge<lb/>
Zeit von der Armee und ist ein Aufgeben des bisher mühselig Eroberten, &#x2014;<lb/>
Der von Grant unternommene Wechsel gab ganz Nordvirginia und damit die<lb/>
nächste eigene Verbindungslinie Preis. Die Folgen dieses Fehlers zeigten die<lb/>
Conföderirten schlagend, indem sie ihre disponibeln Kräfte dorthin warfen und<lb/>
den erfolgreichsten Einfall in Maryland und Pennsylvanien machten, den sie im<lb/>
bisherigen Krieg unternommen haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_740"> Grant hatte, um seinen Abmarsch über den Jcunesriver zu decken, Sheridan<lb/>
mit einem großen Theil seiner Kavallerie, wieder um den feindlichen linken<lb/>
Flügel herum, verwüstend in dessen Rücken gesandt und ihm den Auftrag ge¬<lb/>
geben, in Verein mit Hunter gegen Lynchburg vorzugehen und dadurch Lee in<lb/>
der Front zu schwächen. Letzterer Ort nämlich war das bedeutendste Depot und<lb/>
Lazarett) der Conföderirten und Hunter commandirte Truppen des 8. und 23.<lb/>
Corps am obern Potomac und im Shenaudoahthal. Am S. Juni nahm Hu»-<lb/>
ter mit Ueberfall Staunton und zerstörte es größtentheils, während Sheridan<lb/>
auf gleicher Höhe bei Gordonsville, dem Kreuzpunkt der Eisenbahn nach Lynch¬<lb/>
burg und nach Staunton, ankam. Beide gingen nunmehr gegen Lynchburg<lb/>
vor; Sheridan aber, da er kaum einen Gegner fand, begnügte sich mit mög¬<lb/>
lichster Zerstörung der Eisenbahn und führte dann seine Truppen in weitem<lb/>
Bogen wieder der Hauptarmee zu, doch nicht ohne schwere Verluste, die ihm<lb/>
der Gegner, der sich ihm in den Weg legte, beigebracht hatte. Aufgelöst und<lb/>
abgehetzt kam er wieder bei Grant an. Hunter aber drang zerstörend weiter<lb/>
gegen Lynchburg vor und griff es am 18. an, ward aber zurückgeschlagen und<lb/>
floh nach Westvirginien. das Shenandvahthal dem Gegner Preis gebend.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_741"> Lynchburg war für Lee, der mit der Front nach Süden gegen Grant<lb/>
stand, von der äußersten Wichtigkeit, er hatte deshalb bei den ersten Nachrichten<lb/>
' einer Gefahr sofort ein ganzes Corps unter Early dorthin entsandt und dieser<lb/>
war gerade rechtzeitig gekommen, um Hunter zu vernichten und nunmehr der<lb/>
Hauptarmee durch einen Einfall nach Pennsylvanien hinein eine große Erleich¬<lb/>
terung zu verschaffen. Early eilte im Shenandvahthal vor, schlug die kleinen<lb/>
dort zurückgelassenen Besatzungen unter Sigel, der hiermit von der militärischen<lb/>
Bühne verschwindet, besetzte die Uebergänge des Potomac und drang in Mary¬<lb/>
land und Pennsylvanien ein, selbst Baltimore und'Washington bedrohend und<lb/>
eine unermeßliche Beute heimführend.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_742" next="#ID_743"> U. G. Wallace, welcher die disponibeln Truppen des 8. und 23. Corps<lb/>
und die bereits eingetroffenen Theile der eiligst einberufenen 30.000 Mann<lb/>
Milizen commandirte, wurde bei Hagertown am 9. Juli geschlagen und nur<lb/>
neue Truppen konnten Washington retten. Diese trafen infolge früherer An¬<lb/>
ordnungen glücklich in dem von Neuorleans zur Unterstützung Granes he&gt;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0273] nothwendig Stockungen der Verpflegung, der Ergänzung und der Sorge für Kranke und Verwundete herbei, entfernt die Leichlkranken Plötzlich für lauge Zeit von der Armee und ist ein Aufgeben des bisher mühselig Eroberten, — Der von Grant unternommene Wechsel gab ganz Nordvirginia und damit die nächste eigene Verbindungslinie Preis. Die Folgen dieses Fehlers zeigten die Conföderirten schlagend, indem sie ihre disponibeln Kräfte dorthin warfen und den erfolgreichsten Einfall in Maryland und Pennsylvanien machten, den sie im bisherigen Krieg unternommen haben. Grant hatte, um seinen Abmarsch über den Jcunesriver zu decken, Sheridan mit einem großen Theil seiner Kavallerie, wieder um den feindlichen linken Flügel herum, verwüstend in dessen Rücken gesandt und ihm den Auftrag ge¬ geben, in Verein mit Hunter gegen Lynchburg vorzugehen und dadurch Lee in der Front zu schwächen. Letzterer Ort nämlich war das bedeutendste Depot und Lazarett) der Conföderirten und Hunter commandirte Truppen des 8. und 23. Corps am obern Potomac und im Shenaudoahthal. Am S. Juni nahm Hu»- ter mit Ueberfall Staunton und zerstörte es größtentheils, während Sheridan auf gleicher Höhe bei Gordonsville, dem Kreuzpunkt der Eisenbahn nach Lynch¬ burg und nach Staunton, ankam. Beide gingen nunmehr gegen Lynchburg vor; Sheridan aber, da er kaum einen Gegner fand, begnügte sich mit mög¬ lichster Zerstörung der Eisenbahn und führte dann seine Truppen in weitem Bogen wieder der Hauptarmee zu, doch nicht ohne schwere Verluste, die ihm der Gegner, der sich ihm in den Weg legte, beigebracht hatte. Aufgelöst und abgehetzt kam er wieder bei Grant an. Hunter aber drang zerstörend weiter gegen Lynchburg vor und griff es am 18. an, ward aber zurückgeschlagen und floh nach Westvirginien. das Shenandvahthal dem Gegner Preis gebend. Lynchburg war für Lee, der mit der Front nach Süden gegen Grant stand, von der äußersten Wichtigkeit, er hatte deshalb bei den ersten Nachrichten ' einer Gefahr sofort ein ganzes Corps unter Early dorthin entsandt und dieser war gerade rechtzeitig gekommen, um Hunter zu vernichten und nunmehr der Hauptarmee durch einen Einfall nach Pennsylvanien hinein eine große Erleich¬ terung zu verschaffen. Early eilte im Shenandvahthal vor, schlug die kleinen dort zurückgelassenen Besatzungen unter Sigel, der hiermit von der militärischen Bühne verschwindet, besetzte die Uebergänge des Potomac und drang in Mary¬ land und Pennsylvanien ein, selbst Baltimore und'Washington bedrohend und eine unermeßliche Beute heimführend. U. G. Wallace, welcher die disponibeln Truppen des 8. und 23. Corps und die bereits eingetroffenen Theile der eiligst einberufenen 30.000 Mann Milizen commandirte, wurde bei Hagertown am 9. Juli geschlagen und nur neue Truppen konnten Washington retten. Diese trafen infolge früherer An¬ ordnungen glücklich in dem von Neuorleans zur Unterstützung Granes he>M°

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/273
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/273>, abgerufen am 23.07.2024.