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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Kanonen und 3000 Gefangene, darunter 2 Generale, die darauf sich ent¬
wickelnde allgemeine Schlacht aber raubte die gewonnenen Vortheile zum großen
Theil wieder und kostete der Union 10,000 Todte und Verwundete.

Mit diesem Tage gab Grant die unmittelbare Besiegung Lech auf, hätte
er die Truppen Butters zur Stelle gehabt, war dies nicht nöthig. So that¬
kräftig, schlachtenbegierig und Erfolge versprechend er in diesen ersten zehn Tagen
verfahren hatte, ebenso unentschlossen, in Demonstrationen, Flankenbewegungen,
Bedrohungen des Rückzuges den Erfolg suchend, verfuhr er fortan. Von jetzt
ab hatten die Conföderirten wieder die Gewißheit, dies Kriegsjahr zu über¬
stehen. Granes Bestreben war nunmehr die Vereinigung mit Butter vor Rich-
mond. Er leitete diese Bewegung ein, indem er die Kavallerie seiner Armee
unter Sheridan am 11. Mai um den rechten Flügel des Gegners in dessen
Rücken entsandte und ihn die Verbindungen des Gegners zerstören und ver¬
wüsten ließ. Lee aber blieb ruhig stehen und sandte seinerseits nur Stuart
mit seiner Cavallerie Sheridan entgegen. -- Es gelang Stuart, seinem Gegner
bedeutende Verluste beizubringen und ihn zu nöthigen, nach dem Jamesriver
zu Butler auszuweichen; aber er siel dabei und die Conföderirten verloren in
ihm ihren besten und kühnsten Reitergeneral. -- Grant, nunmehr um sein
Cavalleriecorps schwächer, versuchte am 13. durch eine Bewegung nach dem
linken Flügel sich zu concentriren. um in die rechte Flanke des Gegners zu
kommen. Lee folgte der Bewegung, anhaltender Regen aber machte die Wege
unbrauchbar und gebot Ruhe. Beide Corps befestigten ihre Stellung. Am
17. trafen sehr bedeutende Verstärkungen bei Grant ein und erst am 18. ver¬
suchte er die Widerstandskraft des Gegners, fand ihn aber fest in seiner Stellung
Am 19. griff Lee an, wurde aber zurückgeschlagen. In der Nacht vom 20.
zum 21. Mai begann Grant seine erste Umgebung des Gegners; er schob
seine Armee in weitem Bogen um den feindlichen rechten Flügel. Lee. statt
ihn im Marsch anzugreifen, schob sich ihm. sobald er den Abmarsch bemerkte,
am Nordanna entgegen, wo die Heere am 23. wieder aufeinandertrafen, der
Uebergang des Flusses aber nach einigen von der Nordarmee geführten kräftigen
Schlägen nicht gehindert wurde. Am Südanna dagegen gewannen die Con¬
föderirten wieder eine feste Stellung, verstärkt von Becmregaro aus Richmond,
der unterdeß Butler geschlagen und ihm 5000 Mann Verlust beigebracht hatte.
Grant versuchte deshalb in weiterem Bogen um den feindlichen rechten Flügel
herumzukommen, indem er wieder über de'n Nordanna zurückging und den
27. Mai den Pamunkey, die Vereinigung der beiden Anna passirte. Er ge¬
wann auf diesem Wege den Uorkriver, die Operationsbasis, welche Mac Clellan
vor zwei Jahren zu seinem ersten Angriff auf Richmond gewählt hatte. Die
bisherige Operationsbasis wurde ganz aufgegeben und verwüstet. Nicht durch
Eroberung, durch Zerstörung und Erschöpfung soll der Süden unterworfen


Kanonen und 3000 Gefangene, darunter 2 Generale, die darauf sich ent¬
wickelnde allgemeine Schlacht aber raubte die gewonnenen Vortheile zum großen
Theil wieder und kostete der Union 10,000 Todte und Verwundete.

Mit diesem Tage gab Grant die unmittelbare Besiegung Lech auf, hätte
er die Truppen Butters zur Stelle gehabt, war dies nicht nöthig. So that¬
kräftig, schlachtenbegierig und Erfolge versprechend er in diesen ersten zehn Tagen
verfahren hatte, ebenso unentschlossen, in Demonstrationen, Flankenbewegungen,
Bedrohungen des Rückzuges den Erfolg suchend, verfuhr er fortan. Von jetzt
ab hatten die Conföderirten wieder die Gewißheit, dies Kriegsjahr zu über¬
stehen. Granes Bestreben war nunmehr die Vereinigung mit Butter vor Rich-
mond. Er leitete diese Bewegung ein, indem er die Kavallerie seiner Armee
unter Sheridan am 11. Mai um den rechten Flügel des Gegners in dessen
Rücken entsandte und ihn die Verbindungen des Gegners zerstören und ver¬
wüsten ließ. Lee aber blieb ruhig stehen und sandte seinerseits nur Stuart
mit seiner Cavallerie Sheridan entgegen. — Es gelang Stuart, seinem Gegner
bedeutende Verluste beizubringen und ihn zu nöthigen, nach dem Jamesriver
zu Butler auszuweichen; aber er siel dabei und die Conföderirten verloren in
ihm ihren besten und kühnsten Reitergeneral. — Grant, nunmehr um sein
Cavalleriecorps schwächer, versuchte am 13. durch eine Bewegung nach dem
linken Flügel sich zu concentriren. um in die rechte Flanke des Gegners zu
kommen. Lee folgte der Bewegung, anhaltender Regen aber machte die Wege
unbrauchbar und gebot Ruhe. Beide Corps befestigten ihre Stellung. Am
17. trafen sehr bedeutende Verstärkungen bei Grant ein und erst am 18. ver¬
suchte er die Widerstandskraft des Gegners, fand ihn aber fest in seiner Stellung
Am 19. griff Lee an, wurde aber zurückgeschlagen. In der Nacht vom 20.
zum 21. Mai begann Grant seine erste Umgebung des Gegners; er schob
seine Armee in weitem Bogen um den feindlichen rechten Flügel. Lee. statt
ihn im Marsch anzugreifen, schob sich ihm. sobald er den Abmarsch bemerkte,
am Nordanna entgegen, wo die Heere am 23. wieder aufeinandertrafen, der
Uebergang des Flusses aber nach einigen von der Nordarmee geführten kräftigen
Schlägen nicht gehindert wurde. Am Südanna dagegen gewannen die Con¬
föderirten wieder eine feste Stellung, verstärkt von Becmregaro aus Richmond,
der unterdeß Butler geschlagen und ihm 5000 Mann Verlust beigebracht hatte.
Grant versuchte deshalb in weiterem Bogen um den feindlichen rechten Flügel
herumzukommen, indem er wieder über de'n Nordanna zurückging und den
27. Mai den Pamunkey, die Vereinigung der beiden Anna passirte. Er ge¬
wann auf diesem Wege den Uorkriver, die Operationsbasis, welche Mac Clellan
vor zwei Jahren zu seinem ersten Angriff auf Richmond gewählt hatte. Die
bisherige Operationsbasis wurde ganz aufgegeben und verwüstet. Nicht durch
Eroberung, durch Zerstörung und Erschöpfung soll der Süden unterworfen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/271>, abgerufen am 23.07.2024.