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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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in welchem die Union ihre ausgedienter Leute entließ, resp, neu formirte, zu
benutzen. Sie empfingen in diesem Jahr zum ersten Mal vom Gegner, das
Gesetz zur eignen Bewegung.

Grant entblößte die Nebentriegstheater, welche bisher so viel Mann¬
schaften verbraucht und zum Verlaufe des Krieges nicht beigetragen hatten,
mehr oder minder von Truppen und stellte zwei Hauptheere auf, das eine am
Tennessee, 7 Armeecorps start, das 4., 14., 15., 16., 17. , 20, und 23. unter
Sherman, das andere gegen Richmond, 6 Armeecorps start, das 2., 5., 6.,
9., 10. und 18. unter Meade, jedoch dem directen Oberbefehl von Grant unter¬
geben. Das 7. Corps stand in Arkansas, das 8. hatte das Hauptquartier in
Baltimore, das 19. in Neuorleans und das 22. in Washington. Die in der
Reihenfolge dieser Zahlen fehlenden Corps waren aufgelöst. Die Corps Kalten
eine sehr verschiedene Größe. Das 2., wie schon gesagt, meist aus Veteranen
bestehende Corps zählte beim Beginn des Feldzuges S0,000 Mann, das 9.
nahe ebensoviel; die anderen Corps aber variirten bis zu 10,000 Mann her¬
unter. -- Nach den wenigen über die Starke der Truppen gegebenen Details
zählte die Armee von Sherman 1S0.000 Mann, die von Grant 200,000 Mann.
Die Cvnföderirten hatten diesen Masse" entgegen 90,000 Mann unter Lee am
Rapidann; 40,000 Mann uuter Johnston in Nordgcorgia und endlich 40,000
Mann unter Lvngstreet zwischen beiden aufgestellt, um nach Bedürfniß die eine
oder die andere Seite zu unterstützen; während Beauregard mit den virginischen
Milizen in Richmond stand. --

Die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1864 beginnen eigentlich erst mit
dem Monat Mai, bis dahin ist nur von zahlreichen Raub- und Plünderungs¬
zügen der beiderseitigen Kavallerie und den durch die Union versuchten Bom¬
bardements von Seestädten zu berichten. In Betreff der ersteren ist zu be¬
merken, daß, was Großartigkeit der Unternehmungen und Reichthum des Er¬
folges betrifft, die Südstaaten entschieden den Vorrang behalten und daß die
von der Reiterei berichteten Wegnahmen von Städten, Zerstörung von Eisen¬
bahnen und dergl. nur dadurch zu erklären sind, daß die nordamerikanische
Cavallerie überhaupt mehr als eine berittene Infanterie anzusehen ist und ihre
Kraft auch zu Pferde mehr im Feuergefecht als in der Vehemenz und Kraft
ihres unmittelbaren Angriffs sucht. Der bereits früher geschilderte, bedeckte
Kriegsschauplatz würde eine Kavallerie, welche allein zu Pferde kämpft, mir
sehr ausnahmsweise zur Anwendung kommen lassen. In Betreff der Hafen¬
bombardements sei bemerkt, daß die Eroberung der Mündungen der in der
Regel sich sehr tief in das Land erstreckenden Häfen überall sehr rasch durch die
gut organisirte und starke Flotte der Union erfolgte, daß aber die weiteren
Vorschritte meist an den bedeutenden Landbefestigungen und anderen künstlichen
Mitteln scheiterten. So sehen wir den Angriff auf Charlestown im Anfang


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in welchem die Union ihre ausgedienter Leute entließ, resp, neu formirte, zu
benutzen. Sie empfingen in diesem Jahr zum ersten Mal vom Gegner, das
Gesetz zur eignen Bewegung.

Grant entblößte die Nebentriegstheater, welche bisher so viel Mann¬
schaften verbraucht und zum Verlaufe des Krieges nicht beigetragen hatten,
mehr oder minder von Truppen und stellte zwei Hauptheere auf, das eine am
Tennessee, 7 Armeecorps start, das 4., 14., 15., 16., 17. , 20, und 23. unter
Sherman, das andere gegen Richmond, 6 Armeecorps start, das 2., 5., 6.,
9., 10. und 18. unter Meade, jedoch dem directen Oberbefehl von Grant unter¬
geben. Das 7. Corps stand in Arkansas, das 8. hatte das Hauptquartier in
Baltimore, das 19. in Neuorleans und das 22. in Washington. Die in der
Reihenfolge dieser Zahlen fehlenden Corps waren aufgelöst. Die Corps Kalten
eine sehr verschiedene Größe. Das 2., wie schon gesagt, meist aus Veteranen
bestehende Corps zählte beim Beginn des Feldzuges S0,000 Mann, das 9.
nahe ebensoviel; die anderen Corps aber variirten bis zu 10,000 Mann her¬
unter. — Nach den wenigen über die Starke der Truppen gegebenen Details
zählte die Armee von Sherman 1S0.000 Mann, die von Grant 200,000 Mann.
Die Cvnföderirten hatten diesen Masse» entgegen 90,000 Mann unter Lee am
Rapidann; 40,000 Mann uuter Johnston in Nordgcorgia und endlich 40,000
Mann unter Lvngstreet zwischen beiden aufgestellt, um nach Bedürfniß die eine
oder die andere Seite zu unterstützen; während Beauregard mit den virginischen
Milizen in Richmond stand. —

Die kriegerischen Ereignisse des Jahres 1864 beginnen eigentlich erst mit
dem Monat Mai, bis dahin ist nur von zahlreichen Raub- und Plünderungs¬
zügen der beiderseitigen Kavallerie und den durch die Union versuchten Bom¬
bardements von Seestädten zu berichten. In Betreff der ersteren ist zu be¬
merken, daß, was Großartigkeit der Unternehmungen und Reichthum des Er¬
folges betrifft, die Südstaaten entschieden den Vorrang behalten und daß die
von der Reiterei berichteten Wegnahmen von Städten, Zerstörung von Eisen¬
bahnen und dergl. nur dadurch zu erklären sind, daß die nordamerikanische
Cavallerie überhaupt mehr als eine berittene Infanterie anzusehen ist und ihre
Kraft auch zu Pferde mehr im Feuergefecht als in der Vehemenz und Kraft
ihres unmittelbaren Angriffs sucht. Der bereits früher geschilderte, bedeckte
Kriegsschauplatz würde eine Kavallerie, welche allein zu Pferde kämpft, mir
sehr ausnahmsweise zur Anwendung kommen lassen. In Betreff der Hafen¬
bombardements sei bemerkt, daß die Eroberung der Mündungen der in der
Regel sich sehr tief in das Land erstreckenden Häfen überall sehr rasch durch die
gut organisirte und starke Flotte der Union erfolgte, daß aber die weiteren
Vorschritte meist an den bedeutenden Landbefestigungen und anderen künstlichen
Mitteln scheiterten. So sehen wir den Angriff auf Charlestown im Anfang


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/269>, abgerufen am 23.07.2024.