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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band.

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Nur bei der regulären Armee folgt man der bessern Ansicht; am 1. Januar
1863 zählte diese:

19 Regimenter Infanterie s. 3 Bataillone g. 900 Köpfe 51.300 Mann,
6 " Cavallerie Z. 6 Escadrons !>. 160 " 5.400 "
5 " Artillerie Z. 12 Batterien ä. 123 ^ ^ 7.300 "
64.200 Mann.

Die Vvlunteersarmee aber zählte an diesem Tage 893 Bataillone Infanterie,
33 Compagnien Scharfschützen, 116 Regimenter Cavallerie, 736 Batterien und
1 Regiment Pioniere, welche als vollzählig berechnet über eine Million Soldaten
ergäben, zum Theil aber das Regiment oder Bataillon Infanterie aus höchstens
100, zum andern Theil aus 900 Mann bestanden. 106 dieser Bataillone waren
bei dem Einfall der Conföderirten in Maryland im September und auf neun
Monate einberufen, ihre Dienstzeit ging also Mitte 1863 zu Ende. Im Mo¬
nat October dieses Jahres wurden wieder 300,000 Mann auf drei Jahre be¬
ordert. Sehr bedeutend vermehrt hatte sich im Laufe des Jahres die Cavallerie.
'-- Die Conföderirten hatten dieser Waffe viele Erfolge des letzten Jahres zu
danken gehabt und so war es natürlich, daß auch die Union nach dieser Rich¬
tung eine Machtcntwickelung erstrebte und in den pferdereichen Gegenden, also
mehr in den West- als in den Oststaaten, derartige Volunteerstruppen einberief.
In Kentucky und Tennessee hat diese Unionscavallerie im Laufe des Jahres
1863 einige echte Reiterthaten ausgeübt. -- Wenn man alle Verhältnisse in
Anschlag bringt, kann man hiernach die Unionsarmee für 1863 auf höchstens
600,000 'Mum annehmen. Von diesen standen 200,000 Mann in Virginien.
130,000 am Mississippi. 100,000 in Tennessee und Kentucky, 100.000 in Loui-
siana, Missouri, in Minnesota gegen die Indianer, in Texas, Nord- und Süd-
carolina, Florida und den Seeforts, der Nest aber im Immer", zumal i" Kali¬
fornien. Maryland und Neuyork. Außerdem gebot der Norden über 427 Schiffe
mit 3268 Geschützen, darunter 363 Dampfer und 54 Panzerschiffe.

Ueber die Stärkeverhältnisse der Conföderirten fehlen bestimmte Angaben,
mehr wie fünf Procent ihrer weißen Bevölkerung, also in Summa 300,000
Mann, könne" sie nicht aufgestellt haben. Ihre bessere Führung und festere
Organisation gegenüber dem Norden glich aber auch in diesem Jahre den Nach¬
theil der Minderzahl aus und machte sie mehrfach zu Siegern.

Was die Regierungsgewalt im Innern betrifft, so war dieselbe im Süden,
nach wie vor ziemlich unumschränkt in den Hände" von Jefferson Davis, wäh¬
rend im Norte" Lincol-n unausgesetzt im Conflict mit der Gewalt der Einzel¬
staaten blieb und nur langsam eine immer größere Autorität der Bundesgewalt
entwickelte. Als Fortschritt in dieser Beziehung sei erwähnt, daß Lincoln die
Ernennung der Offiziere der regulären Armee sowie der gesammten Generalität
durch den Präsidenten im Kongreß errang; daß er die Conscnption zum Gesetz


Nur bei der regulären Armee folgt man der bessern Ansicht; am 1. Januar
1863 zählte diese:

19 Regimenter Infanterie s. 3 Bataillone g. 900 Köpfe 51.300 Mann,
6 „ Cavallerie Z. 6 Escadrons !>. 160 „ 5.400 „
5 „ Artillerie Z. 12 Batterien ä. 123 ^ ^ 7.300 „
64.200 Mann.

Die Vvlunteersarmee aber zählte an diesem Tage 893 Bataillone Infanterie,
33 Compagnien Scharfschützen, 116 Regimenter Cavallerie, 736 Batterien und
1 Regiment Pioniere, welche als vollzählig berechnet über eine Million Soldaten
ergäben, zum Theil aber das Regiment oder Bataillon Infanterie aus höchstens
100, zum andern Theil aus 900 Mann bestanden. 106 dieser Bataillone waren
bei dem Einfall der Conföderirten in Maryland im September und auf neun
Monate einberufen, ihre Dienstzeit ging also Mitte 1863 zu Ende. Im Mo¬
nat October dieses Jahres wurden wieder 300,000 Mann auf drei Jahre be¬
ordert. Sehr bedeutend vermehrt hatte sich im Laufe des Jahres die Cavallerie.
'— Die Conföderirten hatten dieser Waffe viele Erfolge des letzten Jahres zu
danken gehabt und so war es natürlich, daß auch die Union nach dieser Rich¬
tung eine Machtcntwickelung erstrebte und in den pferdereichen Gegenden, also
mehr in den West- als in den Oststaaten, derartige Volunteerstruppen einberief.
In Kentucky und Tennessee hat diese Unionscavallerie im Laufe des Jahres
1863 einige echte Reiterthaten ausgeübt. — Wenn man alle Verhältnisse in
Anschlag bringt, kann man hiernach die Unionsarmee für 1863 auf höchstens
600,000 'Mum annehmen. Von diesen standen 200,000 Mann in Virginien.
130,000 am Mississippi. 100,000 in Tennessee und Kentucky, 100.000 in Loui-
siana, Missouri, in Minnesota gegen die Indianer, in Texas, Nord- und Süd-
carolina, Florida und den Seeforts, der Nest aber im Immer», zumal i» Kali¬
fornien. Maryland und Neuyork. Außerdem gebot der Norden über 427 Schiffe
mit 3268 Geschützen, darunter 363 Dampfer und 54 Panzerschiffe.

Ueber die Stärkeverhältnisse der Conföderirten fehlen bestimmte Angaben,
mehr wie fünf Procent ihrer weißen Bevölkerung, also in Summa 300,000
Mann, könne» sie nicht aufgestellt haben. Ihre bessere Führung und festere
Organisation gegenüber dem Norden glich aber auch in diesem Jahre den Nach¬
theil der Minderzahl aus und machte sie mehrfach zu Siegern.

Was die Regierungsgewalt im Innern betrifft, so war dieselbe im Süden,
nach wie vor ziemlich unumschränkt in den Hände» von Jefferson Davis, wäh¬
rend im Norte» Lincol-n unausgesetzt im Conflict mit der Gewalt der Einzel¬
staaten blieb und nur langsam eine immer größere Autorität der Bundesgewalt
entwickelte. Als Fortschritt in dieser Beziehung sei erwähnt, daß Lincoln die
Ernennung der Offiziere der regulären Armee sowie der gesammten Generalität
durch den Präsidenten im Kongreß errang; daß er die Conscnption zum Gesetz


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282240/245>, abgerufen am 23.07.2024.