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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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würden. Darin hatte er sich jedoch verrechnet und mußte nun auf Mittel sinnen, auch
auf diesem Felde Streitkräfte aufzustellen. Da er jedoch hier dem Norden keines¬
wegs gleichkommen konnte, so richtete er seine Aufmerksamkeit darauf, wenigstens
im Einzelnen qualitativ den Gegner zu übertreffen. Kaperschiffe mit ausge¬
zeichneter Führung und Ausrüstung wurden auf das offne Meer gesandt, um
den Handel des Gegners zu bedrohen. Sie haben bis in die neueste Zeit trotz
der großartigen Nemcdnren, die man gegen sie ergriff, bedeutende Erfolge ge¬
habt. Unterseeische Höllenmaschinen, Widder- und Panzerschiffe wurden erfunden,
um in den Häfen gegen die Blvkadegeschwader verwandt zu werden; anfangs
mit Glück, später aber konnten sie der sich ebenfalls auf dieses Gebiet werfen¬
den Industrie des Nordens nicht widerstehen. Die Blokade wurde durchgeführt;
sie begann am 11. Mai vor Charleston, am 26. vor Neuorleans, Mohne und
Savannah. Aber erst am 29. August hatte die Union Mittel, auch activ vorzu¬
gehen. An diesem Tage entsandte Gi. Butter mit dem Commandeur Stoiug-
ham von Fort Monroe circa 1000 Mann, welche die die Häfen von Nordcaro-
lina sichernden und auch gegen wiederholte Versuche der Zurückeroberung be¬
haupteten Befestigungen von Cap Hatteras vccuvirten.

Die erste große Expedition über das Meer unternahm Gi. Butler mit
27,000 Mann auf 75 Schiffen am 29. October; 25 Schiffe davon segelten
am 4. November vor Beaufort in Südcarolina und nahmen am 7. die dortigen
Befestigungen. Die Flotte ging dann weiter, traf am 4. December vor Neu¬
orleans ein und setzte sich im Lauf des Monats an der Mündung des Mississippi fest.

Die Unionsarmce, welche laut eines am 5. December dem Kongreß vor¬
gelegten Etatnachweises 682,000 Mann stark war (640,000 Freiwillige, 20,000
Reguläre und 22,000 Seeleute), hatte somit Ende des Jahres 1861 eine
Aufstellung genommen, welche sich vom'obern Mississippi und Missouri über
Kentucky, Virginia, Fort Monroe, längs der ganzen Küste bis zum Ausfluß des
Mississippi über eine Linie von mehr als 600 deutschen Meilen erstreckte. Die Süd-
armee dagegen bewegte sich in einer Stärke von ungefähr 300,000 Köpfen inner¬
halb jener Kreislinie, während die locale Vertheidigung an den einzelnen Grenz¬
punkten den Milizen, Homcguards, überlassen war.

Die Bedeutung des Jahres 1861 liegt also für den Verlauf der Ereig¬
nisse darin: 1) daß es die Parteistellung der Staaten präcisirte, welche sich gegen¬
seitig bekriegen wollten, 2) daß die Armeen in der Stärke organistrt sind, in
welcher sie ferner kämpfen sollen. Die Erfolge des Jahres liegen auf Seiten
des Südens, denn er hat in allen den Staaten, welche bei Beginn der Revolu¬
tion zweifelhaft waren, die Herrschaft gewonnen und nur Maryland verloren.
Der Norden hat nur seine Armee aufgestellt und die feindlichen Häfen einge¬
schlossen. Er sieht stolz auf seine Macht und seinen Reichthum und glaubt sich
seines Sieges sür die Zukunft gewiß.




würden. Darin hatte er sich jedoch verrechnet und mußte nun auf Mittel sinnen, auch
auf diesem Felde Streitkräfte aufzustellen. Da er jedoch hier dem Norden keines¬
wegs gleichkommen konnte, so richtete er seine Aufmerksamkeit darauf, wenigstens
im Einzelnen qualitativ den Gegner zu übertreffen. Kaperschiffe mit ausge¬
zeichneter Führung und Ausrüstung wurden auf das offne Meer gesandt, um
den Handel des Gegners zu bedrohen. Sie haben bis in die neueste Zeit trotz
der großartigen Nemcdnren, die man gegen sie ergriff, bedeutende Erfolge ge¬
habt. Unterseeische Höllenmaschinen, Widder- und Panzerschiffe wurden erfunden,
um in den Häfen gegen die Blvkadegeschwader verwandt zu werden; anfangs
mit Glück, später aber konnten sie der sich ebenfalls auf dieses Gebiet werfen¬
den Industrie des Nordens nicht widerstehen. Die Blokade wurde durchgeführt;
sie begann am 11. Mai vor Charleston, am 26. vor Neuorleans, Mohne und
Savannah. Aber erst am 29. August hatte die Union Mittel, auch activ vorzu¬
gehen. An diesem Tage entsandte Gi. Butter mit dem Commandeur Stoiug-
ham von Fort Monroe circa 1000 Mann, welche die die Häfen von Nordcaro-
lina sichernden und auch gegen wiederholte Versuche der Zurückeroberung be¬
haupteten Befestigungen von Cap Hatteras vccuvirten.

Die erste große Expedition über das Meer unternahm Gi. Butler mit
27,000 Mann auf 75 Schiffen am 29. October; 25 Schiffe davon segelten
am 4. November vor Beaufort in Südcarolina und nahmen am 7. die dortigen
Befestigungen. Die Flotte ging dann weiter, traf am 4. December vor Neu¬
orleans ein und setzte sich im Lauf des Monats an der Mündung des Mississippi fest.

Die Unionsarmce, welche laut eines am 5. December dem Kongreß vor¬
gelegten Etatnachweises 682,000 Mann stark war (640,000 Freiwillige, 20,000
Reguläre und 22,000 Seeleute), hatte somit Ende des Jahres 1861 eine
Aufstellung genommen, welche sich vom'obern Mississippi und Missouri über
Kentucky, Virginia, Fort Monroe, längs der ganzen Küste bis zum Ausfluß des
Mississippi über eine Linie von mehr als 600 deutschen Meilen erstreckte. Die Süd-
armee dagegen bewegte sich in einer Stärke von ungefähr 300,000 Köpfen inner¬
halb jener Kreislinie, während die locale Vertheidigung an den einzelnen Grenz¬
punkten den Milizen, Homcguards, überlassen war.

Die Bedeutung des Jahres 1861 liegt also für den Verlauf der Ereig¬
nisse darin: 1) daß es die Parteistellung der Staaten präcisirte, welche sich gegen¬
seitig bekriegen wollten, 2) daß die Armeen in der Stärke organistrt sind, in
welcher sie ferner kämpfen sollen. Die Erfolge des Jahres liegen auf Seiten
des Südens, denn er hat in allen den Staaten, welche bei Beginn der Revolu¬
tion zweifelhaft waren, die Herrschaft gewonnen und nur Maryland verloren.
Der Norden hat nur seine Armee aufgestellt und die feindlichen Häfen einge¬
schlossen. Er sieht stolz auf seine Macht und seinen Reichthum und glaubt sich
seines Sieges sür die Zukunft gewiß.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/462>, abgerufen am 22.07.2024.