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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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währsmann nach Haase, "vainsment aux Portes As ess Ninistres, -- pill ne sont
^amais accessibles; on los bombarÄo iwtes, <^ni restent s^us lepouse" Da
tauchte -- im September 1813 -- in den kleinstaatlichen Kreisen die Idee einer
engen Verbindung zur energischen Opposition gegen die Großstaaten auf. In
dem bramarbasirenden Tone, der dieser Art von Staatsmännern eigen ist, schreibt
damals einer von ihnen aus Paris : "v'est 1e inomsnt cke prouver guf 1s
xetit evmms 1s Zrii-nÄ peat a s". kvres morals ot c^u'it ku.ut pg.8 300,000
d^onettes, xour soutenir hö, äiZnitö." Hunderttausend Mann übrigens,
meint er. könnten Bayern, Würtemberg, Baden und Hessen wohl aufbringen;
ein Bund dieser Staaten dürfte kaum verfehlen, von Einfluß auf die Friedens¬
bedingungen zu sein. Von Baden ging der erste Impuls aus, die Idee ihrer
Verwirklichung entgegenzuführen. Großherzog Karl, der bei aller Indolenz
seines Wesens nicht ohne den lebhaften Ehrgeiz war, der alle Rheinbundsfürsten
beseelte, ergriff den Gedanken mit der größten Befriedigung. Der Staatsminister
v. Berckheim hatte ihm vorgestellt, daß dies das einzige Mittel sei, sich dem
Vasallenthum zu entziehen, das allen Fürsten zweiten Ranges zugedacht sei und
ihn ermahnt, alle alten Zwistigkeiten. Haß und Eifersucht, dergleichen unter
den Rheinbundsfürsten allenthalben herrschte, bei Seite zu sehen. Auch der
König von Bayern, der Mitte October mit seinem Schwager in Bruchsal zu¬
sammenkam, zeigte sich für das Zustandekommen dieses Bundes sehr eingenommen.
Vorerst dachte man sich als Grundlage desselben nichts weiter als die gegenseitige
Garantie der Besitzungen und des Status <zuo. Als aber die Verhandlungen
weiter fortschritten, brachte dieser und jener Staat noch einen Spccialwunsch,
den er bei dieser Gelegenheit erfüllt zu sehen hoffte, Baden das Verlangen, in
Frankfurt gleich den Königreichen vier Stimmen zu erhalten. Würtemberg Schutz
gegen die dem König so unbequemen Forderungen seiner Stände. Das Resul¬
tat der Besprechungen, welche die Gesandten Bayerns, Würtembergs und
Badens in Paris über diesen Gegenstand hatten, war eine Punctation, welche
noch im October 1815 an die drei Höfe zur Kenntnißnahme geschickt wurde.
Hessens glaubten die Verbündeten sicher zu sein, hielten es jedoch für besser,
vor der Hand noch hierüber dem Gesandten dieses Hofes nichts zu eröffnen, well
das tiefste Geheimniß hier nothwendig bewahrt werden müsse. Die Punctation
enthält zwei Vorschläge, den einen zu einem bleibenden Bündnisse der genannten
Staaten, den andern zu einem vorübergehenden, nur auf die Erreichung gün¬
stiger Friedensbedingungen gerichteten. Sie ist vor gerade zwanzig Jnhren in
Schaumans "Geschichte des zweiten pariser Friedens" aus Winzingerodes
Papieren abgedruckt worden, ohne weiter in den Zusammenhang der historischen
Vorgänge gebracht zu werden. Mit dem Buche selbst ist auch das Actenstück
fast völlig in Vergessenheit gerathen. Darum wird es erlaubt sein, dasselbe
hier aus einer andern officiellen Abschrift wiederholt mitzutheilen.


währsmann nach Haase, „vainsment aux Portes As ess Ninistres, — pill ne sont
^amais accessibles; on los bombarÄo iwtes, <^ni restent s^us lepouse" Da
tauchte — im September 1813 — in den kleinstaatlichen Kreisen die Idee einer
engen Verbindung zur energischen Opposition gegen die Großstaaten auf. In
dem bramarbasirenden Tone, der dieser Art von Staatsmännern eigen ist, schreibt
damals einer von ihnen aus Paris : „v'est 1e inomsnt cke prouver guf 1s
xetit evmms 1s Zrii-nÄ peat a s«. kvres morals ot c^u'it ku.ut pg.8 300,000
d^onettes, xour soutenir hö, äiZnitö." Hunderttausend Mann übrigens,
meint er. könnten Bayern, Würtemberg, Baden und Hessen wohl aufbringen;
ein Bund dieser Staaten dürfte kaum verfehlen, von Einfluß auf die Friedens¬
bedingungen zu sein. Von Baden ging der erste Impuls aus, die Idee ihrer
Verwirklichung entgegenzuführen. Großherzog Karl, der bei aller Indolenz
seines Wesens nicht ohne den lebhaften Ehrgeiz war, der alle Rheinbundsfürsten
beseelte, ergriff den Gedanken mit der größten Befriedigung. Der Staatsminister
v. Berckheim hatte ihm vorgestellt, daß dies das einzige Mittel sei, sich dem
Vasallenthum zu entziehen, das allen Fürsten zweiten Ranges zugedacht sei und
ihn ermahnt, alle alten Zwistigkeiten. Haß und Eifersucht, dergleichen unter
den Rheinbundsfürsten allenthalben herrschte, bei Seite zu sehen. Auch der
König von Bayern, der Mitte October mit seinem Schwager in Bruchsal zu¬
sammenkam, zeigte sich für das Zustandekommen dieses Bundes sehr eingenommen.
Vorerst dachte man sich als Grundlage desselben nichts weiter als die gegenseitige
Garantie der Besitzungen und des Status <zuo. Als aber die Verhandlungen
weiter fortschritten, brachte dieser und jener Staat noch einen Spccialwunsch,
den er bei dieser Gelegenheit erfüllt zu sehen hoffte, Baden das Verlangen, in
Frankfurt gleich den Königreichen vier Stimmen zu erhalten. Würtemberg Schutz
gegen die dem König so unbequemen Forderungen seiner Stände. Das Resul¬
tat der Besprechungen, welche die Gesandten Bayerns, Würtembergs und
Badens in Paris über diesen Gegenstand hatten, war eine Punctation, welche
noch im October 1815 an die drei Höfe zur Kenntnißnahme geschickt wurde.
Hessens glaubten die Verbündeten sicher zu sein, hielten es jedoch für besser,
vor der Hand noch hierüber dem Gesandten dieses Hofes nichts zu eröffnen, well
das tiefste Geheimniß hier nothwendig bewahrt werden müsse. Die Punctation
enthält zwei Vorschläge, den einen zu einem bleibenden Bündnisse der genannten
Staaten, den andern zu einem vorübergehenden, nur auf die Erreichung gün¬
stiger Friedensbedingungen gerichteten. Sie ist vor gerade zwanzig Jnhren in
Schaumans „Geschichte des zweiten pariser Friedens" aus Winzingerodes
Papieren abgedruckt worden, ohne weiter in den Zusammenhang der historischen
Vorgänge gebracht zu werden. Mit dem Buche selbst ist auch das Actenstück
fast völlig in Vergessenheit gerathen. Darum wird es erlaubt sein, dasselbe
hier aus einer andern officiellen Abschrift wiederholt mitzutheilen.


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[0406] währsmann nach Haase, „vainsment aux Portes As ess Ninistres, — pill ne sont ^amais accessibles; on los bombarÄo iwtes, <^ni restent s^us lepouse" Da tauchte — im September 1813 — in den kleinstaatlichen Kreisen die Idee einer engen Verbindung zur energischen Opposition gegen die Großstaaten auf. In dem bramarbasirenden Tone, der dieser Art von Staatsmännern eigen ist, schreibt damals einer von ihnen aus Paris : „v'est 1e inomsnt cke prouver guf 1s xetit evmms 1s Zrii-nÄ peat a s«. kvres morals ot c^u'it ku.ut pg.8 300,000 d^onettes, xour soutenir hö, äiZnitö." Hunderttausend Mann übrigens, meint er. könnten Bayern, Würtemberg, Baden und Hessen wohl aufbringen; ein Bund dieser Staaten dürfte kaum verfehlen, von Einfluß auf die Friedens¬ bedingungen zu sein. Von Baden ging der erste Impuls aus, die Idee ihrer Verwirklichung entgegenzuführen. Großherzog Karl, der bei aller Indolenz seines Wesens nicht ohne den lebhaften Ehrgeiz war, der alle Rheinbundsfürsten beseelte, ergriff den Gedanken mit der größten Befriedigung. Der Staatsminister v. Berckheim hatte ihm vorgestellt, daß dies das einzige Mittel sei, sich dem Vasallenthum zu entziehen, das allen Fürsten zweiten Ranges zugedacht sei und ihn ermahnt, alle alten Zwistigkeiten. Haß und Eifersucht, dergleichen unter den Rheinbundsfürsten allenthalben herrschte, bei Seite zu sehen. Auch der König von Bayern, der Mitte October mit seinem Schwager in Bruchsal zu¬ sammenkam, zeigte sich für das Zustandekommen dieses Bundes sehr eingenommen. Vorerst dachte man sich als Grundlage desselben nichts weiter als die gegenseitige Garantie der Besitzungen und des Status <zuo. Als aber die Verhandlungen weiter fortschritten, brachte dieser und jener Staat noch einen Spccialwunsch, den er bei dieser Gelegenheit erfüllt zu sehen hoffte, Baden das Verlangen, in Frankfurt gleich den Königreichen vier Stimmen zu erhalten. Würtemberg Schutz gegen die dem König so unbequemen Forderungen seiner Stände. Das Resul¬ tat der Besprechungen, welche die Gesandten Bayerns, Würtembergs und Badens in Paris über diesen Gegenstand hatten, war eine Punctation, welche noch im October 1815 an die drei Höfe zur Kenntnißnahme geschickt wurde. Hessens glaubten die Verbündeten sicher zu sein, hielten es jedoch für besser, vor der Hand noch hierüber dem Gesandten dieses Hofes nichts zu eröffnen, well das tiefste Geheimniß hier nothwendig bewahrt werden müsse. Die Punctation enthält zwei Vorschläge, den einen zu einem bleibenden Bündnisse der genannten Staaten, den andern zu einem vorübergehenden, nur auf die Erreichung gün¬ stiger Friedensbedingungen gerichteten. Sie ist vor gerade zwanzig Jnhren in Schaumans „Geschichte des zweiten pariser Friedens" aus Winzingerodes Papieren abgedruckt worden, ohne weiter in den Zusammenhang der historischen Vorgänge gebracht zu werden. Mit dem Buche selbst ist auch das Actenstück fast völlig in Vergessenheit gerathen. Darum wird es erlaubt sein, dasselbe hier aus einer andern officiellen Abschrift wiederholt mitzutheilen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/406>, abgerufen am 28.09.2024.