Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.Ans Brandenburgs großer Zeit. i. Tagebuch Dietrich Sigismnnds von Buch aus den Jahren 1,674 vis 1683, Beitrag Mau behauptet oft, der leuchtende Stern Friedrichs des Zweite" habe Aber in diesem Verhalten des Volksgefühls liegt doch eine gewisse Un¬ Grenzboten IV. 1864. . 46
Ans Brandenburgs großer Zeit. i. Tagebuch Dietrich Sigismnnds von Buch aus den Jahren 1,674 vis 1683, Beitrag Mau behauptet oft, der leuchtende Stern Friedrichs des Zweite» habe Aber in diesem Verhalten des Volksgefühls liegt doch eine gewisse Un¬ Grenzboten IV. 1864. . 46
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Ans Brandenburgs großer Zeit.
i.
Tagebuch Dietrich Sigismnnds von Buch aus den Jahren 1,674 vis 1683, Beitrag
zur Geschichte des großen Kurfürsten von Brandenburgs Bearbeitet und
herausgegeben von Gustav v, Kessel, königl. preuß. Major a. D, Zwei
Bände, Jena und Leipzig, H, Costenoble, 1865.
Mau behauptet oft, der leuchtende Stern Friedrichs des Zweite» habe
den Glanz des Namens und der Thaten des großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm über Gebühr verdunkelt! und dies hat allerdings sein Wahres;
denn die beiden Heldengestalten stehen einander zeitlich zu nahe, als das; es
Wunder nehmen dürfte, wenn für die Augen des Volles sich der Umfang ihres
Nuhmbereiches nicht immer genau abgrenzt, und auf der andern Seite wieder
liegt ein Erklärungsgrund dafür in der Wahrnehmung, daß das Zeitalter des
großen Kurfürsten um seiner ganzen Complexion willen den Sympathien der
Nation fern liegt; fühlen wir doch bei der Erinnerung an jene Zeit die ominöse
Nähe des dreißigjährigen Krieges, die Gräuel der Schweden, die Auflösung
Deutschlands, seine Plünderung durch Ludwig den Vierzehnten: alles vereinigt
sich zu dem Eindrucke, als hätte damals auch der Schweiß der Edelsten nur
eben ausgereicht, um hier und dort noch einen Fetzen deutscher Ehre zu be¬
haupten und zu überwintern für den fnihlingsmächtigcn Aufschwung der Aera
des einzigen Friedrich, dessen theure Gestalt die Phantasie »ut die Liebe des
Volkes völlig in Anspruch nimmt.
Aber in diesem Verhalten des Volksgefühls liegt doch eine gewisse Un¬
gerechtigkeit, wie sie alle Neigungsverheiltnissc im Großen und im Kleinen
mit sich bringen. Wenn Sympathie und Bewunderung nach Einer Seite
hin s» ^Sö)^d>^ ^ ^ ^ hervorragenden Helden unsrer deut¬
schen Geschichte der Fall ist, kann es nur natürlich gefunden werden, daß es
auf Kosten Anderer geschieht, d^ räumlich und zeitlich im Nachtheile sind. In
diesem Punkte haftet demwas mau das Vvlksurtheil nennt, die naive
AusschließMMt kindlicher Anschauung an, welche über ein bestimmtes Maß
Grenzboten IV. 1864. . 46
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