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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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übrigen aber später als im sechsundzwanzigsten geschrieben ist, ein wahres Ent¬
setzen über die cynische Genialität des Jünglings empfinden, auf dem der
Fluch einer schlaffen und kraftlosen Zeit lastete, und wenn irgendeine Ant¬
wort Tiecks, so möchten wir die lesen, welche er jenem verlorenen Genie ge¬
schrieben hat.




Der Krieg in Nordamerika.
Der Kriegsschauplatz.
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Die räumliche Ausdehnung des Kriegsschauplatzes in Nordamerika bietet eine
Angriffsfront etwa wie von Memel bis zu den Pyrenäen und fordert daher die
Aufstellung bedeutender, von einander unabhängiger Streitkräfte aus verschiedenen
Punkten. Diese Punkte selbst bestimmen sich aus den allgemeinen Verhältnissen
dahin, daß die Hauptarmee in der Richtung der Hauptstädte, also zwischen
Washington und Richmond aufgestellt wird, die nächste bedeutende Kraft die
Hauptverkehrsader, den Missisippi, erfaßt und daß in dem ungeheuren Zwischen-
raume zwischen diesen Hauptpunkten, in Kentucki, Tennessee und südlich ein
schwächeres Heer operirt.

Daraus ergeben sich drei verschiedene Kriegsschauplatze, von denen der des
Missisippi durch die bedeutenden Erfolge die größte Ausdehnung gewonnen hat,
während in dem Mittelraum der Krieg erst seit den letzten Monaten, infolge der
Siege Shermanö die drei Jahre lang verwüsteten Landschaften von Kentucky
und Tennessee verlassend nach Georgia vorgedrungen ist. Am meisten be¬
schränkt waren die Bewegungen der Haupt- oder Ostarmce, welche die Linie
zwischen Washington nach Richmond, zwanzig deutsche Meilen, noch nicht ver¬
lassen haben, und nur in der Front stets eine größere Ausdehnung als die
andern Armeen gewannen, da gleichzeitig immer Operationen im Shenandoah-
thai unternommen wurden.

Zur allgemeinen Charakteristik des Kriegsschauplatzes sei bemerkt, daß die
Stärke der Bevölkerung in keinem der vom Kriege berührten Landstriche der
Durchschnittsstärke der Bevölkerung des europäischen Rußlands gleichkommt,
Welche 687 Einwohner auf der Quadratmeile zählt. -- Die betreffenden


übrigen aber später als im sechsundzwanzigsten geschrieben ist, ein wahres Ent¬
setzen über die cynische Genialität des Jünglings empfinden, auf dem der
Fluch einer schlaffen und kraftlosen Zeit lastete, und wenn irgendeine Ant¬
wort Tiecks, so möchten wir die lesen, welche er jenem verlorenen Genie ge¬
schrieben hat.




Der Krieg in Nordamerika.
Der Kriegsschauplatz.

Die räumliche Ausdehnung des Kriegsschauplatzes in Nordamerika bietet eine
Angriffsfront etwa wie von Memel bis zu den Pyrenäen und fordert daher die
Aufstellung bedeutender, von einander unabhängiger Streitkräfte aus verschiedenen
Punkten. Diese Punkte selbst bestimmen sich aus den allgemeinen Verhältnissen
dahin, daß die Hauptarmee in der Richtung der Hauptstädte, also zwischen
Washington und Richmond aufgestellt wird, die nächste bedeutende Kraft die
Hauptverkehrsader, den Missisippi, erfaßt und daß in dem ungeheuren Zwischen-
raume zwischen diesen Hauptpunkten, in Kentucki, Tennessee und südlich ein
schwächeres Heer operirt.

Daraus ergeben sich drei verschiedene Kriegsschauplatze, von denen der des
Missisippi durch die bedeutenden Erfolge die größte Ausdehnung gewonnen hat,
während in dem Mittelraum der Krieg erst seit den letzten Monaten, infolge der
Siege Shermanö die drei Jahre lang verwüsteten Landschaften von Kentucky
und Tennessee verlassend nach Georgia vorgedrungen ist. Am meisten be¬
schränkt waren die Bewegungen der Haupt- oder Ostarmce, welche die Linie
zwischen Washington nach Richmond, zwanzig deutsche Meilen, noch nicht ver¬
lassen haben, und nur in der Front stets eine größere Ausdehnung als die
andern Armeen gewannen, da gleichzeitig immer Operationen im Shenandoah-
thai unternommen wurden.

Zur allgemeinen Charakteristik des Kriegsschauplatzes sei bemerkt, daß die
Stärke der Bevölkerung in keinem der vom Kriege berührten Landstriche der
Durchschnittsstärke der Bevölkerung des europäischen Rußlands gleichkommt,
Welche 687 Einwohner auf der Quadratmeile zählt. — Die betreffenden


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[0329] übrigen aber später als im sechsundzwanzigsten geschrieben ist, ein wahres Ent¬ setzen über die cynische Genialität des Jünglings empfinden, auf dem der Fluch einer schlaffen und kraftlosen Zeit lastete, und wenn irgendeine Ant¬ wort Tiecks, so möchten wir die lesen, welche er jenem verlorenen Genie ge¬ schrieben hat. Der Krieg in Nordamerika. Der Kriegsschauplatz. 2» Die räumliche Ausdehnung des Kriegsschauplatzes in Nordamerika bietet eine Angriffsfront etwa wie von Memel bis zu den Pyrenäen und fordert daher die Aufstellung bedeutender, von einander unabhängiger Streitkräfte aus verschiedenen Punkten. Diese Punkte selbst bestimmen sich aus den allgemeinen Verhältnissen dahin, daß die Hauptarmee in der Richtung der Hauptstädte, also zwischen Washington und Richmond aufgestellt wird, die nächste bedeutende Kraft die Hauptverkehrsader, den Missisippi, erfaßt und daß in dem ungeheuren Zwischen- raume zwischen diesen Hauptpunkten, in Kentucki, Tennessee und südlich ein schwächeres Heer operirt. Daraus ergeben sich drei verschiedene Kriegsschauplatze, von denen der des Missisippi durch die bedeutenden Erfolge die größte Ausdehnung gewonnen hat, während in dem Mittelraum der Krieg erst seit den letzten Monaten, infolge der Siege Shermanö die drei Jahre lang verwüsteten Landschaften von Kentucky und Tennessee verlassend nach Georgia vorgedrungen ist. Am meisten be¬ schränkt waren die Bewegungen der Haupt- oder Ostarmce, welche die Linie zwischen Washington nach Richmond, zwanzig deutsche Meilen, noch nicht ver¬ lassen haben, und nur in der Front stets eine größere Ausdehnung als die andern Armeen gewannen, da gleichzeitig immer Operationen im Shenandoah- thai unternommen wurden. Zur allgemeinen Charakteristik des Kriegsschauplatzes sei bemerkt, daß die Stärke der Bevölkerung in keinem der vom Kriege berührten Landstriche der Durchschnittsstärke der Bevölkerung des europäischen Rußlands gleichkommt, Welche 687 Einwohner auf der Quadratmeile zählt. — Die betreffenden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/329>, abgerufen am 03.07.2024.