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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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den Partei der Republikaner und dann in der inzwischen wieder untergegange¬
nen Partei der .Knownothings. Das rasche Verschwinden der letzteren Partei
ist natürlich, da sie im Gegensatz zu der für die Entwicklung Amerikas noch
nothwendigen Einwanderung stand und da ihr Streben erst dann erfolgreich
sein kann, wenn die Bildung einer festen Staatsgewalt vorhergegangen ist.

Dieser große Proceß wird aber jetzt im Kriege, welcher eine Concentration
der Staatskräfte fordert, eingeleitet; der Kampf der Einheimischen gegen die
Fremden wird dann folgen. Die Richtigkeit dieser Folgerung wird bestätigt
durch sämmtliche Berichte über die dortigen Zustände und Kämpfe. Der Aankce
spricht offen aus. daß die Regierung gekräftigt, der Einwanderer nicht mehr
sofort freier Staatsbürger werden darf. Am schärfsten äußert sich der Haß
des NlU'^ gegen den Deutschen. Freuen wir uns dessen, es ist der Beweis,
daß die Genossenschaft der Deutschen endlich anfängt, eine nationale Macht zu
werden, während der Deutsche bis dahin ein überall leicht einzuschachtelndes
Individuum war.

Das Parteileben der Staaten hat Kapp in seiner Geschichte der Sclaverei
winig so charakterisirt: "Bis zum Jahr 1820 regierten Ideen ohne Baumwolle,
seit jener Zeit aber die Baumwolle ohne Ideen." Letztere aus Europa wieder
eingeführt, vertreiben am Ende wieder jene.

Nach dem Befreiungskampf bildeten Föderalisten und Antifvderalisten die
Gegensätze, solche, welche Anhänger des englischen Staatslebens waren und
solche, welche die Rechte des Individuums in den Bordergrund stellten. Letztere
siegten und das Interesse des Einzelnen und des Einzelstaatcs übernahm unter
verschiedenen Parteinamen die Leitung. Da die Baumwolle nach und nach
das größte Interesse wurde, trat sie an die Spitze des Staats. Die Partei
führte den Namen der Demokraten, ihnen gegenüber standen die Whigs mit
andern persönlichen Interessen, wie die Bankfrage, der Schutzzoll u. tgi. Zwi¬
schen Whigs und Demokraten drängten sich dann die Knownothings mit der
einseitigen Opposition gegen die Einwanderer, fanden aber keinen Boden und
verschwanden mit dem Auftreten der Republikaner, die sich an die Opposition
gegen die Sklavenhalter anschlössen, die liberalen Ideen Europas repräsentirten,
das Staatsinteresse der Föderalen aufnahmen, sich in den großen Städten
des Nordens bildeten und rasch an Ausdehnung und Ma^t gewannen. Bei
der .Präsidentenwahl 1852 zeigten sich die Republikaner zum ersten Male, 1856
waren sie schon eine Macht, 1860 gewannen sie den Sieg. In den Nordstaaten
stützte sich die Partei vor allem auf die eingewanderte, ärmere Bevölkerung;
diese letztere betheiligte sich in einem Maße an der Wahl, wie es bisher noch
nie vorgekommen war; den Sieg aber errang die Partei durch den fast ein¬
stimmigen Veitritt der Weststaaten zu ihr.

Diese Staaten mit ihrer überwiegend deutschen Bevölkerung sind es. welche


den Partei der Republikaner und dann in der inzwischen wieder untergegange¬
nen Partei der .Knownothings. Das rasche Verschwinden der letzteren Partei
ist natürlich, da sie im Gegensatz zu der für die Entwicklung Amerikas noch
nothwendigen Einwanderung stand und da ihr Streben erst dann erfolgreich
sein kann, wenn die Bildung einer festen Staatsgewalt vorhergegangen ist.

Dieser große Proceß wird aber jetzt im Kriege, welcher eine Concentration
der Staatskräfte fordert, eingeleitet; der Kampf der Einheimischen gegen die
Fremden wird dann folgen. Die Richtigkeit dieser Folgerung wird bestätigt
durch sämmtliche Berichte über die dortigen Zustände und Kämpfe. Der Aankce
spricht offen aus. daß die Regierung gekräftigt, der Einwanderer nicht mehr
sofort freier Staatsbürger werden darf. Am schärfsten äußert sich der Haß
des NlU'^ gegen den Deutschen. Freuen wir uns dessen, es ist der Beweis,
daß die Genossenschaft der Deutschen endlich anfängt, eine nationale Macht zu
werden, während der Deutsche bis dahin ein überall leicht einzuschachtelndes
Individuum war.

Das Parteileben der Staaten hat Kapp in seiner Geschichte der Sclaverei
winig so charakterisirt: „Bis zum Jahr 1820 regierten Ideen ohne Baumwolle,
seit jener Zeit aber die Baumwolle ohne Ideen." Letztere aus Europa wieder
eingeführt, vertreiben am Ende wieder jene.

Nach dem Befreiungskampf bildeten Föderalisten und Antifvderalisten die
Gegensätze, solche, welche Anhänger des englischen Staatslebens waren und
solche, welche die Rechte des Individuums in den Bordergrund stellten. Letztere
siegten und das Interesse des Einzelnen und des Einzelstaatcs übernahm unter
verschiedenen Parteinamen die Leitung. Da die Baumwolle nach und nach
das größte Interesse wurde, trat sie an die Spitze des Staats. Die Partei
führte den Namen der Demokraten, ihnen gegenüber standen die Whigs mit
andern persönlichen Interessen, wie die Bankfrage, der Schutzzoll u. tgi. Zwi¬
schen Whigs und Demokraten drängten sich dann die Knownothings mit der
einseitigen Opposition gegen die Einwanderer, fanden aber keinen Boden und
verschwanden mit dem Auftreten der Republikaner, die sich an die Opposition
gegen die Sklavenhalter anschlössen, die liberalen Ideen Europas repräsentirten,
das Staatsinteresse der Föderalen aufnahmen, sich in den großen Städten
des Nordens bildeten und rasch an Ausdehnung und Ma^t gewannen. Bei
der .Präsidentenwahl 1852 zeigten sich die Republikaner zum ersten Male, 1856
waren sie schon eine Macht, 1860 gewannen sie den Sieg. In den Nordstaaten
stützte sich die Partei vor allem auf die eingewanderte, ärmere Bevölkerung;
diese letztere betheiligte sich in einem Maße an der Wahl, wie es bisher noch
nie vorgekommen war; den Sieg aber errang die Partei durch den fast ein¬
stimmigen Veitritt der Weststaaten zu ihr.

Diese Staaten mit ihrer überwiegend deutschen Bevölkerung sind es. welche


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[0292] den Partei der Republikaner und dann in der inzwischen wieder untergegange¬ nen Partei der .Knownothings. Das rasche Verschwinden der letzteren Partei ist natürlich, da sie im Gegensatz zu der für die Entwicklung Amerikas noch nothwendigen Einwanderung stand und da ihr Streben erst dann erfolgreich sein kann, wenn die Bildung einer festen Staatsgewalt vorhergegangen ist. Dieser große Proceß wird aber jetzt im Kriege, welcher eine Concentration der Staatskräfte fordert, eingeleitet; der Kampf der Einheimischen gegen die Fremden wird dann folgen. Die Richtigkeit dieser Folgerung wird bestätigt durch sämmtliche Berichte über die dortigen Zustände und Kämpfe. Der Aankce spricht offen aus. daß die Regierung gekräftigt, der Einwanderer nicht mehr sofort freier Staatsbürger werden darf. Am schärfsten äußert sich der Haß des NlU'^ gegen den Deutschen. Freuen wir uns dessen, es ist der Beweis, daß die Genossenschaft der Deutschen endlich anfängt, eine nationale Macht zu werden, während der Deutsche bis dahin ein überall leicht einzuschachtelndes Individuum war. Das Parteileben der Staaten hat Kapp in seiner Geschichte der Sclaverei winig so charakterisirt: „Bis zum Jahr 1820 regierten Ideen ohne Baumwolle, seit jener Zeit aber die Baumwolle ohne Ideen." Letztere aus Europa wieder eingeführt, vertreiben am Ende wieder jene. Nach dem Befreiungskampf bildeten Föderalisten und Antifvderalisten die Gegensätze, solche, welche Anhänger des englischen Staatslebens waren und solche, welche die Rechte des Individuums in den Bordergrund stellten. Letztere siegten und das Interesse des Einzelnen und des Einzelstaatcs übernahm unter verschiedenen Parteinamen die Leitung. Da die Baumwolle nach und nach das größte Interesse wurde, trat sie an die Spitze des Staats. Die Partei führte den Namen der Demokraten, ihnen gegenüber standen die Whigs mit andern persönlichen Interessen, wie die Bankfrage, der Schutzzoll u. tgi. Zwi¬ schen Whigs und Demokraten drängten sich dann die Knownothings mit der einseitigen Opposition gegen die Einwanderer, fanden aber keinen Boden und verschwanden mit dem Auftreten der Republikaner, die sich an die Opposition gegen die Sklavenhalter anschlössen, die liberalen Ideen Europas repräsentirten, das Staatsinteresse der Föderalen aufnahmen, sich in den großen Städten des Nordens bildeten und rasch an Ausdehnung und Ma^t gewannen. Bei der .Präsidentenwahl 1852 zeigten sich die Republikaner zum ersten Male, 1856 waren sie schon eine Macht, 1860 gewannen sie den Sieg. In den Nordstaaten stützte sich die Partei vor allem auf die eingewanderte, ärmere Bevölkerung; diese letztere betheiligte sich in einem Maße an der Wahl, wie es bisher noch nie vorgekommen war; den Sieg aber errang die Partei durch den fast ein¬ stimmigen Veitritt der Weststaaten zu ihr. Diese Staaten mit ihrer überwiegend deutschen Bevölkerung sind es. welche

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/292>, abgerufen am 25.08.2024.