Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.schcift in Deutschland er selbst feierlich anerkannt hat. Die blos theoretische, Der Verein muß sich anheischig machen, die deutsche Politik Wir unterschätzen die Schwierigkeiten keineswegs, welche einer solchen Po¬ schcift in Deutschland er selbst feierlich anerkannt hat. Die blos theoretische, Der Verein muß sich anheischig machen, die deutsche Politik Wir unterschätzen die Schwierigkeiten keineswegs, welche einer solchen Po¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0239" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189863"/> <p xml:id="ID_896" prev="#ID_895"> schcift in Deutschland er selbst feierlich anerkannt hat. Die blos theoretische,<lb/> principielle Unterstützung der deutschen Ziele Preußens, auf welche sich der Ver¬<lb/> ein bisher beschränkte, genügt dazu nicht; um so weniger als, wie die Erfahrung der<lb/> jüngsten Vergangenheit lehrt, dieselbe im gegebenen Falle zur Gegnerschaft werden<lb/> kann. Damit ist Preußen nicht gedient.</p><lb/> <p xml:id="ID_897"> Der Verein muß sich anheischig machen, die deutsche Politik<lb/> Preußens in jedem concreten Falle zu unterstützen und sich ihr<lb/> unterzuordnen. Von dem Augenblick, wo dies geschieht, werden die Lenker<lb/> des preußischen Staates wie das preußische Volk, die hierin in allem Wesent¬<lb/> lichen einig sind, den Verein mit ganz andern Augen betrachten, wird er eine<lb/> wirkliche Macht geworden sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_898" next="#ID_899"> Wir unterschätzen die Schwierigkeiten keineswegs, welche einer solchen Po¬<lb/> litik des Nationalvereins entgegenstehen. Die größte derselben liegt ohne Zwei¬<lb/> fel in der enormen UnPopularität der gegenwärtigen preußischen Regierung,<lb/> welche es den Freunden Preußens außerordentlich schwer macht, im „deutschen<lb/> Auslande" etwas für Preußen zu thun. Diese Abneigung hat sich namentlich<lb/> im Süden zu einem förmlichen Hasse gesteigert, der bei einer so entschiedenen<lb/> Wendung des Nationalvereins zu Preußen, wie sie uns gleichwohl geboten scheint,<lb/> ohne Zweifel eine Spaltung herbeiführen d. h. die große Mehrzahl der süd- und<lb/> vielleicht auch der mitteldeutschen Vereinsgenossen zum Austritt veranlassen würde.<lb/> Allein so sehr man diese Thatsache bedauern mag, wir gestehen, daß sie uns<lb/> nicht bedeutsam genug erscheint, um die Politik des Vereins zu bestimmen. Für<lb/> den Süden ist die „preußische Führung" nie das gewesen, was sie sein muß:<lb/> Kern und Angelpunkt des Vereins p ro g ra in in s. Seine Betheiligung<lb/> an der Vereinsthätigkeit ist deshalb immer ein Hemmschuh für die National¬<lb/> partei gewesen, wenn auch nicht gclciugnet werden soll, daß ihr seine äußeren<lb/> Erfolge zu verdanken sind, deren sich dieselbe in den ersten Jahren ihres Be¬<lb/> stehens rühmen konnte. — Mochte es demnach um dieser äußeren Erfolge willen<lb/> angemessen erscheinen, die formelle Einigung zwischen Nord und Süd aufrecht<lb/> zu erhalten, so lange die preußische Politik keine Handhabe für eine energische<lb/> Thätigkeit der Nationalpartei bot, so muß diese Rücksicht aufhören, seitdem in<lb/> Berlin ein System ans Nuder gekommen ist. dessen Gefährlichkeit für Deutsch¬<lb/> land nur in dem Maße abgewendet werden kann, als man sich entschließt und<lb/> es versteht, die positiven Kräfte, die seine Träger entwickeln, nach der Einen<lb/> möglichen Seite hin zu nützen. Mag man von Hrn. v. Bismarck denken, was<lb/> Man will: das, was den preußischen Staatsmännern bisher fast durchaus ge¬<lb/> fehlt hat, Energie und Unternehmungsgeist wird Keiner ihm absprechen kön¬<lb/> nen. So formaler Natur diese Prädicämente auch sind, die Chancen, welche<lb/> der deutschen Sache dadurch geboten werden, müssen benutzt werden, ohne<lb/> alle Rücksicht darauf, ob man mit dem Verfahren des preußischen Minister-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0239]
schcift in Deutschland er selbst feierlich anerkannt hat. Die blos theoretische,
principielle Unterstützung der deutschen Ziele Preußens, auf welche sich der Ver¬
ein bisher beschränkte, genügt dazu nicht; um so weniger als, wie die Erfahrung der
jüngsten Vergangenheit lehrt, dieselbe im gegebenen Falle zur Gegnerschaft werden
kann. Damit ist Preußen nicht gedient.
Der Verein muß sich anheischig machen, die deutsche Politik
Preußens in jedem concreten Falle zu unterstützen und sich ihr
unterzuordnen. Von dem Augenblick, wo dies geschieht, werden die Lenker
des preußischen Staates wie das preußische Volk, die hierin in allem Wesent¬
lichen einig sind, den Verein mit ganz andern Augen betrachten, wird er eine
wirkliche Macht geworden sein.
Wir unterschätzen die Schwierigkeiten keineswegs, welche einer solchen Po¬
litik des Nationalvereins entgegenstehen. Die größte derselben liegt ohne Zwei¬
fel in der enormen UnPopularität der gegenwärtigen preußischen Regierung,
welche es den Freunden Preußens außerordentlich schwer macht, im „deutschen
Auslande" etwas für Preußen zu thun. Diese Abneigung hat sich namentlich
im Süden zu einem förmlichen Hasse gesteigert, der bei einer so entschiedenen
Wendung des Nationalvereins zu Preußen, wie sie uns gleichwohl geboten scheint,
ohne Zweifel eine Spaltung herbeiführen d. h. die große Mehrzahl der süd- und
vielleicht auch der mitteldeutschen Vereinsgenossen zum Austritt veranlassen würde.
Allein so sehr man diese Thatsache bedauern mag, wir gestehen, daß sie uns
nicht bedeutsam genug erscheint, um die Politik des Vereins zu bestimmen. Für
den Süden ist die „preußische Führung" nie das gewesen, was sie sein muß:
Kern und Angelpunkt des Vereins p ro g ra in in s. Seine Betheiligung
an der Vereinsthätigkeit ist deshalb immer ein Hemmschuh für die National¬
partei gewesen, wenn auch nicht gclciugnet werden soll, daß ihr seine äußeren
Erfolge zu verdanken sind, deren sich dieselbe in den ersten Jahren ihres Be¬
stehens rühmen konnte. — Mochte es demnach um dieser äußeren Erfolge willen
angemessen erscheinen, die formelle Einigung zwischen Nord und Süd aufrecht
zu erhalten, so lange die preußische Politik keine Handhabe für eine energische
Thätigkeit der Nationalpartei bot, so muß diese Rücksicht aufhören, seitdem in
Berlin ein System ans Nuder gekommen ist. dessen Gefährlichkeit für Deutsch¬
land nur in dem Maße abgewendet werden kann, als man sich entschließt und
es versteht, die positiven Kräfte, die seine Träger entwickeln, nach der Einen
möglichen Seite hin zu nützen. Mag man von Hrn. v. Bismarck denken, was
Man will: das, was den preußischen Staatsmännern bisher fast durchaus ge¬
fehlt hat, Energie und Unternehmungsgeist wird Keiner ihm absprechen kön¬
nen. So formaler Natur diese Prädicämente auch sind, die Chancen, welche
der deutschen Sache dadurch geboten werden, müssen benutzt werden, ohne
alle Rücksicht darauf, ob man mit dem Verfahren des preußischen Minister-
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