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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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der ungünstigste Fall nicht zu befürchten ist, dürfte feststehen, ebenso, daß von
dem günstigsten nicht die Rede sein wird. Eins aber ist völlig sicher. Eine
Belastung mit der Totalität der Kriegskosten würde die Herzogthümer über alles
Maß schwer treffen. Selbstverständlich müssen sie einen Theil derselben, und
zwar einen beträchtlichen Theil tragen. Der Krieg hat ihnen die langersehnte
Freiheit von der Fremdherrschaft gebracht; die nähere Verbindung mit Deutschland
ist nicht blos ein geistiges Gut, sondern auch vom höchsten materiellen Werth.
Aber auch Deutschland und zunächst Preußen wird von dem hier erfochtenen
Siege Vortheile der wichtigsten Art haben, und so ist es eine Forderung der
Billigkeit, daß es einen Theil der Kosten trage. Geschieht dies nicht, so sind
keine Steuern zu ersinnen, deren Ertrag einer derartigen kolossalen Ueberbür-
dung gewachsen sein würde. Die Grundsteuern sind jetzt bereits für die Mehr¬
zahl der Betreffenden höher als in irgendeinem andern deutschen Lande. Die Zölle
lassen sich wegen der Schwierigkeiten, welche die weitgedehnte Grenze verur¬
sacht (namentlich läßt sich die Grenze gegen Hamburg und Lübeck schwer be¬
wachen),, nicht erhöhen. Einkommensteuern sind ohnehin nothwendiges Erfor¬
dern^, man vermag sie aber in keinem Fall bis zu dem Betrage zu steigern,
daß außer den schon vorhandenen Steuern von 6,780,000 Thalern preußisch
ein jährliches Ergebniß von noch circa 4 Millionen erzielt würde, oder mit an¬
dern Worten, daß die 1,064.326 Seelen umfassende Bevölkerung der drei Her¬
zogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg per Kopf ungefähr 10V", schreibe:
zehn und drei Viertel Thaler preußisch aufbrächte.




Vasari der andere.
2.

Die eigentliche Heimath der besten Leistungen dieser Epoche ist Assisi. Die
Kirchen des heiligen Franziskus bilden nicht blos das monumentale Kompen¬
dium der Geschichte altflorentinischer Kunst, in ihrer Ausschmückung haben fast
alle Hauptschüler der frühitalienischen Malerei gewetteifert. Hier hatte Giunta
Pisano bereits gearbeitet, als Cimabue wahrscheinlich unter zahlreichen andern
Schülern den jugendlichen Giotto dorthin mit sich nahm, der wiederum mit
seinen Schülern eben hier den Wettkampf mit den Sienesm zu bestehen hatte.


der ungünstigste Fall nicht zu befürchten ist, dürfte feststehen, ebenso, daß von
dem günstigsten nicht die Rede sein wird. Eins aber ist völlig sicher. Eine
Belastung mit der Totalität der Kriegskosten würde die Herzogthümer über alles
Maß schwer treffen. Selbstverständlich müssen sie einen Theil derselben, und
zwar einen beträchtlichen Theil tragen. Der Krieg hat ihnen die langersehnte
Freiheit von der Fremdherrschaft gebracht; die nähere Verbindung mit Deutschland
ist nicht blos ein geistiges Gut, sondern auch vom höchsten materiellen Werth.
Aber auch Deutschland und zunächst Preußen wird von dem hier erfochtenen
Siege Vortheile der wichtigsten Art haben, und so ist es eine Forderung der
Billigkeit, daß es einen Theil der Kosten trage. Geschieht dies nicht, so sind
keine Steuern zu ersinnen, deren Ertrag einer derartigen kolossalen Ueberbür-
dung gewachsen sein würde. Die Grundsteuern sind jetzt bereits für die Mehr¬
zahl der Betreffenden höher als in irgendeinem andern deutschen Lande. Die Zölle
lassen sich wegen der Schwierigkeiten, welche die weitgedehnte Grenze verur¬
sacht (namentlich läßt sich die Grenze gegen Hamburg und Lübeck schwer be¬
wachen),, nicht erhöhen. Einkommensteuern sind ohnehin nothwendiges Erfor¬
dern^, man vermag sie aber in keinem Fall bis zu dem Betrage zu steigern,
daß außer den schon vorhandenen Steuern von 6,780,000 Thalern preußisch
ein jährliches Ergebniß von noch circa 4 Millionen erzielt würde, oder mit an¬
dern Worten, daß die 1,064.326 Seelen umfassende Bevölkerung der drei Her¬
zogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg per Kopf ungefähr 10V«, schreibe:
zehn und drei Viertel Thaler preußisch aufbrächte.




Vasari der andere.
2.

Die eigentliche Heimath der besten Leistungen dieser Epoche ist Assisi. Die
Kirchen des heiligen Franziskus bilden nicht blos das monumentale Kompen¬
dium der Geschichte altflorentinischer Kunst, in ihrer Ausschmückung haben fast
alle Hauptschüler der frühitalienischen Malerei gewetteifert. Hier hatte Giunta
Pisano bereits gearbeitet, als Cimabue wahrscheinlich unter zahlreichen andern
Schülern den jugendlichen Giotto dorthin mit sich nahm, der wiederum mit
seinen Schülern eben hier den Wettkampf mit den Sienesm zu bestehen hatte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/22>, abgerufen am 01.07.2024.