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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Wahrheit vielmehr ganz andere Rücksichten den Ausschlag gegeben haben. -- Das
Ministerium hatte sich unstreitig überlebt. Schon in der letzten Zeit des Königs
Wilhelm wurde es nur durch die Abneigung des Monarchen, sich noch mit neuen
Räthen zu umgeben, aufrecht gehalten. Daß es den Regierungswechsel nicht lange
überdauern werde, wußte jedermann. Herr v. Linden insbesondere war nach
allen Seiten hin verbraucht. Einst der Fels der Reaction, hatte er später wenig
Mühe gehabt, die Früchte seiner rettenden Thaten wieder über Bord zu werfen. Das
Concordat wurde abgeschlossen, von der Stimme des Landes und der Kammer wie¬
der abgeschüttelt, und Herr v. Linden blieb. Ebenso gings mit dem berüchtigten
Adclscntschädigungsgcsctz, und Herr v. Linden blieb! Er gehörte nicht zu den
Naturen, welche mit einem Princip stehen und fallen und "aufrecht von dannen
gehn". Seine Verwaltung bedeutete nie einen Gedanken, er war fröhlich mit den
Fröhlichen und traurig mit den Traurigen. Als mit dem Jahre 1858 allerwärts
die Reaction ihren Höhepunkt erreicht hatte, sing auch er an einzulenken; wenn auch
langsam und widerwillig, brachte er da und dort der Meinung des Landes ein
Opfer, nur nicht sich selbst; und nachdem er damit begonnen hatte, die Märzerrungen-
schaften nacheinander zu beseitigen, endigte er schließlich fast als ein liberaler Mi¬
nister. So war es ganz bequem, sich eines unstreitig unpopulären Namens zu ent¬
ledigen, der doch von liberalen Anwandlungen sich nicht ganz intact erhalten hatte.
Gerade in der letzten Zeit versuchte es Herr v. Linden sichtlich, eine Annäherung
an die Volksmeinung zu bewerkstelligen. Wenige Tage vor seinem Sturz hielt er
bei Gelegenheit einer Eiscnbahneröffnung eine so liberale Rede, daß Freund und
Gegner überrascht waren. Der Redner ahnte nicht, daß es sein Schwanen-
gesang war.

Eine ganz ähnliche Bewandtniß hat es mit dem Falle seines Kollegen vom aus¬
wärtigen Amt. Die Niederlagen, welche die Mittelstaaten in der Schleswig - holstei¬
nischen wie in der Handelsfragc erlitten, wären hinreichender Grund gewesen, die
Ministerien aller Mittelstaaten zu Fall zu bringen. Bekanntlich hat inzwischen die
Wendung der Handelsfrage wirklich in München nach längeren Schwankungen den
Rücktritt des Freiherrn v. Schrenck herbeigeführt. Aber wenn sein würtembergischer
College die Niederlage der süddeutschen Zollpolitik gleichfalls nicht überdauern sollte,
so war bei ihm keineswegs die Erkenntniß jener Einbuße an Ansehen und Ver¬
trauen das Motiv der uncrbetcncn Entlassung. Freiherr v. Hügel hatte nie zu
den hervorragenden Häuptern der Würzburger Politik gehört, aber er war treulich
in diesen Wegen gewandelt, welche an König Wilhelm einen persönlich eifrigen
Patron hatten und für die Politik der Miltelstaatcn überhaupt die gegebene Bahn
schienen. Die Politik der Anlehnung an Oestreich aus Furcht vor Preußen, du
wesentlich eine negative war und ihre Stütze allein in der verhaßten Bundesver¬
fassung hatte, konnte nic eine populäre sein. Erst die seltsame Verwicklung der
schleewig - holsteinischen Sache brachte es dahin, daß sie bis auf einen gewissen Punkt
mit den Forderungen der Nationalpolitik zusammenfiel. Herr v. Hügel versäumte
es nicht, gerade diese Seite der Würzburger - Politik zu pflegen. Nachdem er sich
entschieden und, wie allgemein zugestanden wird, aufrichtig für die nationale Lösung
des Hcrzogthümcrstreits und speciell der Succcssionsfragc engagirt hatte, trat ein
näheres Verhältniß zwischen ihm und der Kammer ein, ja diese glaubte bald Ursache
zu habe", den Minister zu schonen. Seltsamerweise, seit dem Augenblick, da
die Würzburger Politik einen nationalen Anstrich gewann, war auch seine Stellung
erschüttert. Es war ein offenes Geheimniß, daß er Schleswig-holsteinischer sei als
König Wilhelm. Der Minister entging von da an nicht dem Vorwurf, daß er dem
verhaßten "Geschwätz der Volksversammlungen", der nationalen Agitation zu viele
Einräumungen mache. Und so schien auch seine Entlassung den doppelten Vortheil
zu bieten, einen unpopulären Namen zu beseitigen, den man doch zugleich ins-


Wahrheit vielmehr ganz andere Rücksichten den Ausschlag gegeben haben. — Das
Ministerium hatte sich unstreitig überlebt. Schon in der letzten Zeit des Königs
Wilhelm wurde es nur durch die Abneigung des Monarchen, sich noch mit neuen
Räthen zu umgeben, aufrecht gehalten. Daß es den Regierungswechsel nicht lange
überdauern werde, wußte jedermann. Herr v. Linden insbesondere war nach
allen Seiten hin verbraucht. Einst der Fels der Reaction, hatte er später wenig
Mühe gehabt, die Früchte seiner rettenden Thaten wieder über Bord zu werfen. Das
Concordat wurde abgeschlossen, von der Stimme des Landes und der Kammer wie¬
der abgeschüttelt, und Herr v. Linden blieb. Ebenso gings mit dem berüchtigten
Adclscntschädigungsgcsctz, und Herr v. Linden blieb! Er gehörte nicht zu den
Naturen, welche mit einem Princip stehen und fallen und „aufrecht von dannen
gehn". Seine Verwaltung bedeutete nie einen Gedanken, er war fröhlich mit den
Fröhlichen und traurig mit den Traurigen. Als mit dem Jahre 1858 allerwärts
die Reaction ihren Höhepunkt erreicht hatte, sing auch er an einzulenken; wenn auch
langsam und widerwillig, brachte er da und dort der Meinung des Landes ein
Opfer, nur nicht sich selbst; und nachdem er damit begonnen hatte, die Märzerrungen-
schaften nacheinander zu beseitigen, endigte er schließlich fast als ein liberaler Mi¬
nister. So war es ganz bequem, sich eines unstreitig unpopulären Namens zu ent¬
ledigen, der doch von liberalen Anwandlungen sich nicht ganz intact erhalten hatte.
Gerade in der letzten Zeit versuchte es Herr v. Linden sichtlich, eine Annäherung
an die Volksmeinung zu bewerkstelligen. Wenige Tage vor seinem Sturz hielt er
bei Gelegenheit einer Eiscnbahneröffnung eine so liberale Rede, daß Freund und
Gegner überrascht waren. Der Redner ahnte nicht, daß es sein Schwanen-
gesang war.

Eine ganz ähnliche Bewandtniß hat es mit dem Falle seines Kollegen vom aus¬
wärtigen Amt. Die Niederlagen, welche die Mittelstaaten in der Schleswig - holstei¬
nischen wie in der Handelsfragc erlitten, wären hinreichender Grund gewesen, die
Ministerien aller Mittelstaaten zu Fall zu bringen. Bekanntlich hat inzwischen die
Wendung der Handelsfrage wirklich in München nach längeren Schwankungen den
Rücktritt des Freiherrn v. Schrenck herbeigeführt. Aber wenn sein würtembergischer
College die Niederlage der süddeutschen Zollpolitik gleichfalls nicht überdauern sollte,
so war bei ihm keineswegs die Erkenntniß jener Einbuße an Ansehen und Ver¬
trauen das Motiv der uncrbetcncn Entlassung. Freiherr v. Hügel hatte nie zu
den hervorragenden Häuptern der Würzburger Politik gehört, aber er war treulich
in diesen Wegen gewandelt, welche an König Wilhelm einen persönlich eifrigen
Patron hatten und für die Politik der Miltelstaatcn überhaupt die gegebene Bahn
schienen. Die Politik der Anlehnung an Oestreich aus Furcht vor Preußen, du
wesentlich eine negative war und ihre Stütze allein in der verhaßten Bundesver¬
fassung hatte, konnte nic eine populäre sein. Erst die seltsame Verwicklung der
schleewig - holsteinischen Sache brachte es dahin, daß sie bis auf einen gewissen Punkt
mit den Forderungen der Nationalpolitik zusammenfiel. Herr v. Hügel versäumte
es nicht, gerade diese Seite der Würzburger - Politik zu pflegen. Nachdem er sich
entschieden und, wie allgemein zugestanden wird, aufrichtig für die nationale Lösung
des Hcrzogthümcrstreits und speciell der Succcssionsfragc engagirt hatte, trat ein
näheres Verhältniß zwischen ihm und der Kammer ein, ja diese glaubte bald Ursache
zu habe», den Minister zu schonen. Seltsamerweise, seit dem Augenblick, da
die Würzburger Politik einen nationalen Anstrich gewann, war auch seine Stellung
erschüttert. Es war ein offenes Geheimniß, daß er Schleswig-holsteinischer sei als
König Wilhelm. Der Minister entging von da an nicht dem Vorwurf, daß er dem
verhaßten „Geschwätz der Volksversammlungen", der nationalen Agitation zu viele
Einräumungen mache. Und so schien auch seine Entlassung den doppelten Vortheil
zu bieten, einen unpopulären Namen zu beseitigen, den man doch zugleich ins-


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[0122] Wahrheit vielmehr ganz andere Rücksichten den Ausschlag gegeben haben. — Das Ministerium hatte sich unstreitig überlebt. Schon in der letzten Zeit des Königs Wilhelm wurde es nur durch die Abneigung des Monarchen, sich noch mit neuen Räthen zu umgeben, aufrecht gehalten. Daß es den Regierungswechsel nicht lange überdauern werde, wußte jedermann. Herr v. Linden insbesondere war nach allen Seiten hin verbraucht. Einst der Fels der Reaction, hatte er später wenig Mühe gehabt, die Früchte seiner rettenden Thaten wieder über Bord zu werfen. Das Concordat wurde abgeschlossen, von der Stimme des Landes und der Kammer wie¬ der abgeschüttelt, und Herr v. Linden blieb. Ebenso gings mit dem berüchtigten Adclscntschädigungsgcsctz, und Herr v. Linden blieb! Er gehörte nicht zu den Naturen, welche mit einem Princip stehen und fallen und „aufrecht von dannen gehn". Seine Verwaltung bedeutete nie einen Gedanken, er war fröhlich mit den Fröhlichen und traurig mit den Traurigen. Als mit dem Jahre 1858 allerwärts die Reaction ihren Höhepunkt erreicht hatte, sing auch er an einzulenken; wenn auch langsam und widerwillig, brachte er da und dort der Meinung des Landes ein Opfer, nur nicht sich selbst; und nachdem er damit begonnen hatte, die Märzerrungen- schaften nacheinander zu beseitigen, endigte er schließlich fast als ein liberaler Mi¬ nister. So war es ganz bequem, sich eines unstreitig unpopulären Namens zu ent¬ ledigen, der doch von liberalen Anwandlungen sich nicht ganz intact erhalten hatte. Gerade in der letzten Zeit versuchte es Herr v. Linden sichtlich, eine Annäherung an die Volksmeinung zu bewerkstelligen. Wenige Tage vor seinem Sturz hielt er bei Gelegenheit einer Eiscnbahneröffnung eine so liberale Rede, daß Freund und Gegner überrascht waren. Der Redner ahnte nicht, daß es sein Schwanen- gesang war. Eine ganz ähnliche Bewandtniß hat es mit dem Falle seines Kollegen vom aus¬ wärtigen Amt. Die Niederlagen, welche die Mittelstaaten in der Schleswig - holstei¬ nischen wie in der Handelsfragc erlitten, wären hinreichender Grund gewesen, die Ministerien aller Mittelstaaten zu Fall zu bringen. Bekanntlich hat inzwischen die Wendung der Handelsfrage wirklich in München nach längeren Schwankungen den Rücktritt des Freiherrn v. Schrenck herbeigeführt. Aber wenn sein würtembergischer College die Niederlage der süddeutschen Zollpolitik gleichfalls nicht überdauern sollte, so war bei ihm keineswegs die Erkenntniß jener Einbuße an Ansehen und Ver¬ trauen das Motiv der uncrbetcncn Entlassung. Freiherr v. Hügel hatte nie zu den hervorragenden Häuptern der Würzburger Politik gehört, aber er war treulich in diesen Wegen gewandelt, welche an König Wilhelm einen persönlich eifrigen Patron hatten und für die Politik der Miltelstaatcn überhaupt die gegebene Bahn schienen. Die Politik der Anlehnung an Oestreich aus Furcht vor Preußen, du wesentlich eine negative war und ihre Stütze allein in der verhaßten Bundesver¬ fassung hatte, konnte nic eine populäre sein. Erst die seltsame Verwicklung der schleewig - holsteinischen Sache brachte es dahin, daß sie bis auf einen gewissen Punkt mit den Forderungen der Nationalpolitik zusammenfiel. Herr v. Hügel versäumte es nicht, gerade diese Seite der Würzburger - Politik zu pflegen. Nachdem er sich entschieden und, wie allgemein zugestanden wird, aufrichtig für die nationale Lösung des Hcrzogthümcrstreits und speciell der Succcssionsfragc engagirt hatte, trat ein näheres Verhältniß zwischen ihm und der Kammer ein, ja diese glaubte bald Ursache zu habe», den Minister zu schonen. Seltsamerweise, seit dem Augenblick, da die Würzburger Politik einen nationalen Anstrich gewann, war auch seine Stellung erschüttert. Es war ein offenes Geheimniß, daß er Schleswig-holsteinischer sei als König Wilhelm. Der Minister entging von da an nicht dem Vorwurf, daß er dem verhaßten „Geschwätz der Volksversammlungen", der nationalen Agitation zu viele Einräumungen mache. Und so schien auch seine Entlassung den doppelten Vortheil zu bieten, einen unpopulären Namen zu beseitigen, den man doch zugleich ins-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/122>, abgerufen am 03.07.2024.